Wer rettet uns vor den "Rettern"?

F

Faydit

Guest
Der aktuelle Thread von CrazyMonk brachte mich zum Nachdenken.

Da bemühen sich einige durchaus, und aus ihrer Perspektive durchaus redlich, einem anderen zu "helfen", und je mehr Bemühen ins Spiel kommt, desto verfahrener wird anscheinend der Karren, bis sich die vermeintlichen Retter letzlich selbst mitunter in den Haaren liegen.

Wie sinnvoll ist "retten", "helfen" also, und was steckt dahinter?
Wo ist die Grenze zwischen Dienst am Nächsten und verkleidetem Egotrip, zwischen ernstgemeinter Anteilnahme und Manipulation? Anscheinend gibt es zumindest zwei Arten des "Rettens", eines erzeugt eine Abhängigkeit, eine kann, könnte zu mehr Autonomie und Eigenverantwortlichkeit des Geretteten führen. Die zweite Variante klappt aber meist nur, wenn der Retter nicht nur tut was er kann, sondern auch wirklich kann, was er tut. Was selten zu sein scheint.

Woher stammt das Bedürfnis, mitunter auch der Zwang, andere mit seiner (vermeintlichen) Hilfe zu beglücken? Die im Grunde doch auch zu einem weniger angenehmen Überstülpen eigener Vorstellungen werden kann. Und natürlich auch manchmal mit der Erwartungshaltung, dass diese "Hilfe" auch genau so 1:1 angenommen und umgesetzt wird. Schließlich hat man sich ja bemüht, Zeit investiert, sich also für eine gute Sache "geopfert", den anderen auf den rechten Weg "bekehrt", usw, usf,...

Die Frage der dafür nötigen fachlichen und inhaltlichen Kompetenz lasse ich mal außen vor oder setze diese zumindest mal in Ansätzen voraus.

Ist diese Hilfestellung aber wirklich immer nur so edel, selbstlos, richtig und gut, wie es auf den ersten Blick, und vermutlich auch aus Sicht des "Retters" selbst den Anschein hat?
Wann wäre es das, wann nicht?

In alten Western reiten die "Retter" am Ende immer alleine in dem Sonnenuntergang. Eine mögliche Vermutung wäre, der Symbolik nach, um aus eigenem Selbsterhaltungsinstinkt heraus den erst noch folgenden Konsequenzen ihres "selbstlosen" Tuns und den Konsequenzen seitens der "Geretteten" rechtzeitig zu entgehen. Jetzt einmal halb-ironisch gemeint.

Womit wir aber durchaus noch bei der nicht ganz unberechtigten Frage der Verantwortung wären. Was, wenn sich der gut gemeinte und auch noch beherzigte Tipp als Schuss in den Ofen entpuppt? Wer ist dann dafür verantwortlich? Der Tippgeber, der Ausführende, oder beide? Oder heißt's dann ganz einfach: "Selber schuld, dann hast du eben was falsch gemacht." mitunter noch mit dem Nachsatz: "Also bei mir klappt's so immer."?

Was ein Problem und eine Gefahr dabei durchaus klar aufzeigt, nämlich die, von sich selbst auf den anderen zu schließen. Also letztlich sich selbst auch auf jemand anderen zu projizieren. Sich selbst als Maßstab zu nehmen und sich mittels Induktion mit Hilfe des Gegenübers, über die (vermeintliche) Hilfe sozusagen zu generalisieren, böse gesagt, zu klonen. Was aber zugleich die Individualität, Identität, das Anderssein des anderen, seinen eben ganz eigenen Weg in Frage stellt, zum Fehler, Irrtum erklärt. Außer, er lässt sich auf den "rechten Weg", was gleichbedeutend mit dem eigenen ist, bekehren.

Wie seht ihr das? Und was mag dabei noch so alles mitspielen?
 
Werbung:
Aushungern, die Bagage. Ist eh viel zu fett und faul und träge geworden. Damit *die* mal wieder richtig in Gang kommen, halbes Jahr Abstinenz, euer Pestilenz :computer:
 
hallo faydit,

ist doch schön wenn sich jemand angesprochen fühlt. schlimm wäre es wenn niemand auf hilferufe reagieren würde.
natürlich spielt auch das ego bei den rettern und bei den geretteten eine rolle, darum ist es ja auch so spannend.
wir können aber davon ausgehen, dass im hintergrund unser höheres selbst die dinge ins lot bringt, wenn die zeit reif ist.

lg winnetou:)
 
wenn das retten zum verrecken wird ...dann hat der retter selber ein problem
durch sein vermeintliches retten lenkt er gut von seiner eigenen problematik ab ,die ihm vielleicht genauso piekst ...wie dem zu vermeintlich zu rettendem in seinen augen
komplizierter gings nicht
einfacher auch nicht:)
 
ist doch schön wenn sich jemand angesprochen fühlt. schlimm wäre es wenn niemand auf hilferufe reagieren würde.

Das will ich ja auch nicht bestreiten oder schlechtmachen. Das wäre durchaus schlimm.
Mir geht's eher darum, hat das Gefühl, das Bedürfnis "helfen zu wollen" unter bestimmten Umständen alleine auch genügend Kompetenz, dass es auch wirklich unter'm Strich zur Hilfe wird?

Anders gesagt, wie schon erwähnt, ist "gut gemeint" alleine auch gut genug? Und diesbezüglich bedarf es mitunter wohl auch der Selbstreflexion, was die eigenen Fähigkeiten zur Hilfeleistung betrifft.
 
Ich genke es läuft immer so, dass die Retter ihre Dienste anbieten und der Hilfesuchende wählt dann eigenverantwortlich aus. Wie solls sonst gehen???? Wenn ich einen Retter suche, dann aber eher in der richtigen Welt mit zumindest einem Referenzklienten als hier im Forum. :)

Aber auch wenn man an jemanden gerät, der nicht 100% das ist, was man sich erhofft hätte..... es ist immer der Richtige. Man erkennt es nur oft nicht sofort. Aber es gibt keine Zufälle, nichts passiert zufällig und wir werden immen zu den Menschen geführt, die wir für unsere Entwicklung gerade brauchen. Und wenn wir zu einem Scharlatan geführt werden, dann hat das ebenso einen Sinn. Das ist meine Überzeugung :)
lg
Hannes
 
Ich helfe gerne, doch ich rette nicht (es sei denn, es geht um Leben und Tod, da Versuch ich es). An die Hand nehmen ja, tragen nein. Sonst lernt man ja nie laufen. Und wenn jemand partout nicht laufen will, dann segne ich seinen wunsch zu sitzen und lass ihn.
 
wer rettet uns von den Rettern die uns vor den Rettern retten wollen?

und wer rettet uns vor diesen?
 
Werbung:
Jemanden zu retten oder aus einer Notsituation zu helfen, finde ich richtig, da wir innerhalb der Gesellschaft in einer sozialen Interaktion stehen. Wir sind auch voneinander abhängig, ob wir wollen oder nicht.
Wo es zu pervertieren anfängt sehe ich zum Beispiel:

- In einer übersteigerten Form von Projektion, welche nichts anderes ist als eine Bestätigung seines eigenen Weltbildes.
- Wenn es in eine Kontrollfunktion übergeht und damit eine Dominanz angestrebt wird.
- Wenn die Hilfe zu einer Co-Abhängigkeit führt und das Helfersyndrom nährt.

Leider sehe ich dies vor allem in unserer Gesellschaft, wo die “Hilfe“ institutionalisiert zu einem Assimilationsversuch, zur Nötigung, zur Unterdrückung der eigenen Individualität, wie auch zur Ausbeutung entartet.
Dadurch oder aus obig erwähnten Erfahrungen nimmt sich so Mancher den Leitsatz: Hilf dir selbst, so hilft dir Gott, als letztendliche Konsequenz zu Gemüte….

Ich habe den Thread von Monk auch mitverfolgt, es berührte mich, denn ich konnte mich zum Teil in ihm, wie auch den Ratgebern wieder erkennen.
Und irgendwie kam ich zum Schluss, dass wenn jemand tatsächlich einen “Modus Operandi“ hinstellen könnte und alles wäre gut, hätte man eigentlich auch den Schlüssel der für alle Menschen in der Welt ein glückliches Leben bescheren würde.

Der Wunsch nach einer einfachen Lösung oder einfachen Abfolgen von Schritten – welcher zur Ideal-Lösung führen sollte, steckt wohl in jedem Mensch.

Es gibt diese Ideal-Lösung aber anscheinend nicht.

Das Einzige was ich generell als Lösung sehe, ist die mögliche Entwicklung der Intuition.

“Lichthelfer“ scheint mir hier einen Input darauf zu geben.

Dabei tauchte mir die Frage wieder auf, wie selbstbestimmt wir wirklich sind …der ewige Kreislauf einer Frage in dieser kleinen und grossen Welt.
 
Zurück
Oben