Warum Leid existiert

Benjamin

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Eine der dringendsten Fragen menschlicher Existenz ist, warum es Leid gibt. Warum gibt es die Erfahrung von Schmerz, Angst, Verzweiflung, usw.?

Um die Antwort auf diese Frage zu verstehen, sollte man sich vielleicht vorher darüber klar werden, was es überhaupt bedeutet, etwas zu verstehen.
Viele denken, eine Sache verstehen, hat etwas mit Verstand zu tun. Das ist aber mehr als unpräzise. Verstehen hat in der Tat viel mehr mit Gefühl zu tun. Es ist ein Gefühl von Freude, Ruhe und Stimmigkeit. Hervorgerufen durch eine Art von Harmonie im Geist. Wenn ich euch sage, ein Apfel und ein weiterer ergeben zwei, dann versteht ihr das problemlos. Ihr braucht nicht einmal zwei Äpfel vor euch, um die Harmonie dieser Aussage zu empfinden, weil ihr diese Situation als gedankliches Bild projizieren könnt und die Übereinstimmung der Aussage mit dem Bild erkennt. Diese Übereinstimmung ruft ein gutes Gefühl hervor.

Wenn ich euch sage, dass die Zeit für bewegte Beobachter langsamer vergeht, wird es vermutlich schwieriger dieser Harmonie zu empfinden. Dass die Zeit für bewegte Beobachter langsamer vergeht, ist eine Aussage der Relativitätstheorie, und ist wissenschaftlich untermauert. Diese Aussage wirklich zu verstehen, also dieses Gefühl von Harmonie auf hoher Ebene zu erreichen, hat mir einige Jahre gekostet. Auch wenn ich bald dachte, es verstanden zu haben, ergaben sich immer wieder Situationen im Laufe meines Physikstudiums, da ich wieder das Gefühl hatte, es doch nicht zu verstehen.

Verstehen ist ein Prozess, der oft viele Jahre dauert. Wenn ich euch nun die Antwort darauf gebe, warum Leid existiert, erwartet nicht, es augenblicklich zu verstehen. Weil verstehen auch eine Frage der Perspektive und des Wissensstands ist. Ihr habt das Einmaleins auch nicht in einem Moment begriffen, und das Lesen nicht an einem Tag gelernt. Um komplexe Dinge zu verstehen, bedarf es immer viel Zeit. In der Physik kann es schon mal Vorkommen, dass man sich 60 Jahre mit einer einzigen Formel beschäftigt, und am Ende doch feststellen muss, dass man vieles an ihr noch nicht begriffen hat.

So kann man sich auch 60 Jahre mit der Frage, warum es Leid gibt, beschäftigen, und doch vieles nicht erklären. Ich habe mich viel mit dieser Frage beschäftigt. Nicht nur in einem Leben. Die Antwort, die ich euch darauf gebe, kommt von einer Perspektive, die den meisten von euch fremd ist, wie den meisten von euch auch die Perspektive eines theoretischen Physikers fremd sein mag. Daher wird es für euch vielleicht unsinnig klingen, wie für euch auch die Aussage unsinnig klingen mag, dass die Zeit für bewegte Beobachter langsamer vergeht. Aber wenn ihr euch mit beidem lange genug beschäftigt, könnt ihr es verstehen und die Harmonie dahinter fühlen.

Der Sinn von Leid ist Freude. Leid existiert um die Erfahrung von Freude tiefer zu machen.

Um diese Aussage zu verstehen, ist es nützlich sie auf Situationen anzuwenden. Genauso versteht man auch die Formel einer physikalischen Theorie. Man wendet sie auf gewisse Situationen an. Es ist aber unklug, gleich mit den schwierigen Themen zu beginnen. Man versucht auch nicht die Grundgleichungen der Atomphysik zu verstehen, indem man mit ihr versucht, einen Baum zu beschreiben. Man beginnt mit einfachen Beispielen und arbeitet sich zu den schwierigeren vor. Im Fall der Atomphysik wäre das z.B. ein Wasserstoffatom zu beschreiben.

Um zu verstehen, dass Leid die Erfahrung von Freude bringt, ist es auch unklug zunächst das Beispiel einer Vergewaltigung heranzuziehen, oder den Mord an tausenden Menschen. Wer das zu Beginn versucht, wird denken, dass die Aussage völliger Schwachsinn ist, genauso müsste man denken, dass die Schrödingergleichung völliger Schwachsinn ist, wenn man gleich versucht ein komplexes Molekül zu beschreiben. Es bedarf mehr Vorwissen, um schwierige Dinge zu verstehen.

Ich möchte hierfür ein einfacheres Beispiel wählen. Stellt euch vor, ihr liebt einen Menschen wirklich innig. Aus dieser Liebe fasst ihr den Entschluss, dass ihr dem Menschen Freude bereiten wollt. Sagen wir, ihr wisst, dass die Lieblingsfrüchte dieser Person Walderdbeeren sind. Ihr geht los und sammelt einen kleinen Eimer voll von ihnen. Wer schon mal Walderdbeeren gesammelt hat, weiß, dass man für einen Eimer schon mal leicht einen ganzen Tag im Wald herum stampfen muss. Die Freude, der beschenkten Person, ist aber umso größer, gerade weil die Frucht so selten und schwer zu finden ist. 15 Minuten genießen bedeutet einen ganzen Tag Arbeit. Es ist ein Ausdruck von Liebe diese Mühe auf sich zu nehmen. Die Mühe dahinter hat zu Freude geführt, weil sie einen tieferen Ausdruck von Liebe erlaubt, als dies ein Geschenk tut, das ohne Mühe erschaffen wurde. Mühe ist eine Form von Leid, wenngleich noch relativ gering. Dieses Leid drückt Liebe stärker aus. Es ermöglicht eine tiefere Erfahrung von Liebe.

Die Unannehmlichkeiten, die die Natur hervorbringt, wie Nahrungssuche, Bauen von Häuser als Schutz vor Wind und Wetter, dienen uns als Werkzeug Liebe auszudrücken. Liebe wiederum erschafft Freude.

Ein anderes Beispiel: Stellt euch vor, ihr werdet von einem wilden Tier angegriffen. Plötzlich kommt euch ein Freund zu Hilfe und rettet euch, obwohl er sich dabei verletzt. Er riskiert sein eigenes Leben, um euch zu schützen. Er drückt Liebe aus. Ein solches Erlebnis wird euch mehr Dankbarkeit empfinden lassen, als ihr empfinden würdet, wenn er euch einen Eimer Erdbeeren sammelt. Größeres Leid kann die Erfahrung von schönen Gefühle wie Dankbarkeit also größer machen. Noch schöner ist das Gefühl aber für den, der euch gerettet hat. Er empfindet eure Dankbarkeit und fühlt sich wie ein Held.

Ein anderes Beispiel wäre ein krebskranker Mensch. Es gibt unzählige Gründe, warum eine Seele eine solche Erfahrung wählt. Ein Grund kann z.B. sein, dass sie ihrer Familie und ihren Freunden aufzeigen will, dass deren Probleme alle nicht so schlimm sind, wie sie denken. Dieser Mensch ist ihnen ein leuchtendes Beispiel. Gerade die, die ihre Krankheit tapfer ertragen, bewirken im Inneren der Beteiligten oft große Veränderungen. Wenn sich die Beteiligten im Jenseits wieder treffen, werden sie unermessliche Dankbarkeit empfinden, für das große Leid, dass die Person auf sich nahm, nur um deren Engstirnigkeit zu lockern. Daher solltet ihr die Zeiten des Leidens nicht verurteilen. Sie dienen euch Größe zu zeigen.

Das Wissen um ein Leben vor und nach diesem Menschenleben ist übrigens eine Grundvoraussetzung, um den Sinn von Leid auf tieferer Ebene verstehen zu können. Genauso ist ein gewisses mathematisches Wissen eine Grundvoraussetzung um die Relativitätstheorie auf tieferer Ebene zu begreifen. Es gibt noch sehr viel anderes Wissen, von dem ihr nichts wisst, um die Ursache von Leiden zu verstehen.

Das vermeintlich Böse in der Welt dient uns als Kontrast zum Guten und Schönen. Es vertieft die Erfahrung des Schönen.

Um den Ausdruck von Liebe hinter Gewalt zu verstehen, reicht es zumeist nicht aus, ein einziges menschliches Leben zu betrachten. Unsere wahre Natur ist viel umfassender als wir auch nur ansatzweise erahnen. Das Leiden ganzer Völker lässt sich erst verstehen, wenn man den Überlick über viele Leben der betroffenen hat. Das Drama dieses Daseins ist viel, viel größer als ihr momentan erahnt.

Was ihr aber für den Augenblick mitnehmen könnt, ist, dass all eure Probleme und Schwierigkeiten euch dahin führen, Größe, Stärke und Liebe auszudrücken. Das gilt für alle Leidenden dort draußen.
 
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Der Sinn von Leid ist Freude. Leid existiert um die Erfahrung von Freude tiefer zu machen.
für diese erkenntnis hast du so lange gebraucht,
brauchst dafür so viele worte,
und musst so von oben herab belehrend sein?:rolleyes:

aber ok - wenn jemand so lange gesucht hat nach der antwort, dann muss sie ihm vorkommen wie eine erleuchtung, der einzig er teilhaftig geworden ist.:)
 
Verstehen ist ein Prozess, der oft viele Jahre dauert. Wenn ich euch nun die Antwort darauf gebe, warum Leid existiert, erwartet nicht, es augenblicklich zu verstehen. .



Die Frage wurde vom Buddhismus bereits vor 2500 Jahren schlüssig geklärt. Und diese Erklärung ist auch intellektuell relativ einfach nachzuvollziehen.

Ob man das Prinzip von Karma und Wiedergeburt natürlich für sich annimmt ist dann eine andere Frage, das muss selbstverständlich niemand.



Hört sich so an als wolltest du dich wichtig machen mit einer tollen Lehre die du gefunden hast, und da du natürlich ein Oberchecker bist im Gegensatz zu anderen Normalos die hier so rumlaufen brauchen "wir dummen Wichte" natürlich gaaanz lange um deinen geniösen Gedankengängen folgen zu können. LOL.
 
für diese erkenntnis hast du so lange gebraucht,



Das frage ich mich auch. Ausserdem besteht da kein zwangsweiser kausaler Zusammenhang, nur weil das der Fall ist. Desweiteren, wenn das der SINN von Leiden wäre, dann müsste es ja von irgendwem willentlcih so gemacht worden sein.

Ausserdem, jemand der unter einer posttraumatischen Belastungsstörung nach einem leidhaften Ereignis leidet hat da hinterher überhaupt kein Glück zum Geniessen.

Oder jemand der in einem KZ zu Tode gefoltert wird, mann der hat aber einen tollen Mehrwert an dem Genuss der Leidfreiheit wenn das ganze dann vorbei ist......
 
Wie du es wahrnimmst, hängt von dir ab.



Ah, und wenn mir auf der Strasse jemand eine Watschn gibt, dann ist da natürlich überhaupt keine objektiv vorhandene Aggressivität, sondern das hängt alles nur von mir ab.

LOL

Jo, da hatte ich doch recht mit meinem ersten Eindruck mit Überheblichkeit und so. Damit kann man dich auf die Ignore Liste setzen, weil die Beschäftigung mit dir völlige Zeitverschwendung ist.
 
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So ist es. Alles Leben ist selbst kreiert..



Wie soll das wenn es selbst kreiert ist einen Sinn haben, immerhin leben die allermeisten Lebewesen auf so unbewusste Weise daß sie überhaupt nicht in der Lage wären so ein superschlaues Freude-Leid Dingens mit einem speziellen Sinn des Leidens zu kreieren.

Das macht einfach null Sinn.
 
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