Liebe Mandy,
Da hast Du völlig Recht. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder sogar mit dramatischsten Erlebnissen sehr gut zurecht kommen können, und zwar ohne dass sog. "neurotisches Restmaterial" zurückbleibt. Allerdings setzt das voraus, dass sie die Gelegenheit dazu haben, den natürlichen Kreislauf von Reiz, Spannung, Entladung, Erholung und Wiederherstellung vollständig zu durchlaufen. Wenn dafür keine Zeit oder kein sicherer Raum ist und der natürliche Lebenskreislauf damit unterbrochen wird, gar mehrmals, dann entwickelt sich daraus ein "Charakterprogramm", das im weiteren Leben immer wieder - völlig unbewußt - entsprechende Stuationen sucht, um endlich den Kreislauf vollenden und damit Erlösung finden zu können.
Ich bin ja auch eher so der Typ, der so spricht wie Du, nach dem Motto "Die sollen sich mal nur nicht so haben, - die Weicheier
"! Inzwischen mußte ich mir aber nolens volens eingestehen, dass ich auch so eine ganz weiche, unendlich verletzliche, verletzte und verletzende Seite habe, - und mein ganzes Leben mit Nachdruck daran gearbeitet habe, endlich meine Wunden zu heilen, sprich: den Kreislauf zu vollenden. Und jetzt, wo ich ganz langsam, aber sicher, mir zunehmend meine Schwäche eingestehen und sie zum Ausdruck bringen kann, finde ich auch ganz langsam, aber ebenfalls sicher, zu einer Stärke, die so ganz anders ist als das, was ich bisher für Stärke gehalten habe.
Ja, das sind die zwei Seiten der Medaillie, einerseits die Kinder - im wesentlichen - alleine lassen (dafür dann PC, TV etc.) und andererseits verwöhnende Überbehütung. Eigentlich ein ganz normaler Kompensationsmechanismus
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Tanita