Verlassenheitstrauma als Massenphänomen?

Tanita

Mitglied
Registriert
1. August 2008
Beiträge
792
Ort
Norddeutschland
Guten Morgen,

ich habe eine Frage an alle, die in den 60igern und 70igern geboren sind. Es war damals normal, dass man kranke Kinder, auch ganz kleine, die ins Krankenhaus mußten, dort abgeben hat und dass man sie dort ohne Elternkontakt auch wochenlang ließ. Bei mir selbst war das so und auch in meinem Bekanntenkreis haben das viele erlebt. Es hieß damals, es würde den Gesundungsprozeß verzögern, wenn man die Eltern zu ihren Kindern ließ. Dass das so ist, bzw. war und dass ich von solchen Erlebnissen, wo ich einfach alleine gelassen wurde, eine ordentliche Macke davon getragen habe, das habe ich immer als gottgegeben genommen. Es war halt damals einfach so. Man habe sich auch als Vater und Mutter gar nicht getraut, den Göttern in Weiß Widerstand entgegen zubringen. Was die sagten, war Gesetz.

Aber war das wirklich bei allen so? Gibt es unter Euch welche, die erlebt haben, dass sie von ihren Eltern nicht alleine gelassen worden sind? Meine Eltern , die heute selbst sehr erstaunt sind über ihr damaliges Verhalten, haben mich nicht nur mehrmals ins Krankenhaus und ein Heim gegeben, die sind auch ganz unbedarft abends weggegangen und haben mich und meine kleine Schwester als ganz kleine Wurschtels einfach alleine gelassen, voller Gottvertrauen, dass wir sicher schlafen würden. Das war damals halt so, - sagen sie.
War das bei Euch allen so? Wißt Ihr noch etwas aus der Zeit?

Viele Grüße

Tanita
 
Werbung:
Hallo,

ich kenne das anders!

Wenn meine Eltern abends ausgingen kam für diese Zeit eine Person, die uns beaufsichtigt hat. Entweder ein Mädchen aus der Nachbarschaft, das sich zum Taschengeld etwas dazu verdienen wollte, oder Verwandte, die in der Nachbarschaft wohnten.

Liebe Grüße
Liane27
 
Hallo Tanita,
in Krankenhäusern war das so: einmal die Woche Besuchstag (die Kinder hatten hinterher immer Fieber - ja, warum wohl, wenn sie die Eltern nur einmal pro Woche sahen ...), erst wenn es sich abzeichnete, daß die Kinder sterben werden, hat man mal Ausnahmen gemacht (wenn man den Eltern das überhaupt mitgeteilt hat - auch so etwas wurde gern allen Altersstufen an Kranken verschwiegen).
Das hat sich erst in den achtziger Jahren nachhaltig verändert.

Viele Kinder wurden abends allein gelassen - es war z.T. "trendy", ihnen etwas Alkohol einzuflössen, damit sie wirklich tief und fest schliefen. Aber das haben gewiss nicht alle so gehandhabt - obwohl das Verhältnis dazu lockerer war ... .
 
Interessante Frage... mich wunderte immer, dass ich mich nicht daran erinnern kann, wann meine Eltern mich im Krankenhaus besuchen kamen. Wahrscheinlich waren sie einfach nicht zu Besuch da?!
Ich erinnere mich aber in allen Einzelheiten, dass meine Großmutter mich besuchen kam und man ihr sagte, ich könne mit nach Hause gehen... das verstehe ich bis heute nicht, wieso meinen Eltern das nicht vorab mitgeteilt wurde!
So kam es, dass ich nach Hause kam, aber niemand war da! Meine Mutter samt meiner Geschwister waren bei einem Kinderfest; das war sehr enttäuschend für mich.

Ansonsten war ich am Abend nie allein, weil ich meine Großmutter und meine Geschwister hatte.

Von einer Verwandten weiß ich aber, dass sie (Einzelkind) oft am Wochenende allein blieb, während ihre Eltern bei Freunden waren und feierten.
 
ich habe eine Frage an alle, die in den 60igern und 70igern geboren sind. Es war damals normal, dass man kranke Kinder, auch ganz kleine, die ins Krankenhaus mußten, dort abgeben hat und dass man sie dort ohne Elternkontakt auch wochenlang ließ.

Ich war in meinem Leben nur ein einziges mal im Krankenhaus. Muss so 77 oder 78 rum gewesen sein, als mir die Mandeln genommen wurden. Abends durften die Eltern nicht im KH bleiben, aber es war täglich Besuchszeit von 09.00 bis 17.00 Uhr oder so ähnlich. Da konnten die Eltern da sein und waren sie auch meistens, soviel ich mich erinnern kann.

die sind auch ganz unbedarft abends weggegangen und haben mich und meine kleine Schwester als ganz kleine Wurschtels einfach alleine gelassen, voller Gottvertrauen, dass wir sicher schlafen würden. Das war damals halt so, - sagen sie.

Ja das war bei mir auch. Wobei es meine Eltern nicht nur mit Gottvertrauen hielten, sondern mir auch eine Telefonnummer hinlegten, wo ich sie sofort erreichen konnte. Und sie gingen dann auch zu einem Heurigen, der zu Fuß bloß mal 3 Minuten weg war. Und wenn ich ein bisschen Angst hatte, durfte ich den Hund zu mir reinnehmen, der normalerweise im Hof/Garten lebte. Das fand ich immer toll, natürlich fürchtete ich mich dadurch ständig :D

Ich finde die heutige Meinung, dass man Kinder angeblich nicht mehr alleine zu Hause lassen kann völlig unverständlich - aber ich schätze damit sag ich das Gegenteil von dem, was du eigentlich sagen willst ;-)

lg
EnergyOfLight
 
Es kommt auf das Alter an, wann man Kinder allein läßt.
Ich war noch im Vorschulalter, als meine Eltern auf einem Gemeindefest waren, fand sie beim Wachwerden nicht vor und habe das ganze Treppenhaus zusammengebrüllt.
Eine sonst fiese Nachbarin :D nahm mich auf, was die Sache auch nicht wirklich besser machte ... . Ich glaube, das war das einzige Mal - meinen Eltern war die Sache wohl ziemlich peinlich.
Man geht davon aus, daß Kinder ab dem 12. Lebensjahr (je nach Entwicklungsstand) abends und nachts allein gelassen werden können ohne Risiken einzugehen.
 
2x 6 Wochen und einmal 9 Wochen (da aber mit einmal Besuchstag) habe ich aus Krankheitsgründen ab einem Alter von 9 Jahren... ohne Familie erlebt.
Freiwillig... wäre wirklich etwas anderes.
Habe als junge Erwachsene allerdings die Chance zur seelischen Heilung geboten bekommen, die damals total vernachlässigt wurde- und diese aktiv genutzt. Ich bin sicher, dass mich das Trauma sonst heute noch verfolgen würde.
:)
 
Guten Morgen,

ich habe eine Frage an alle, die in den 60igern und 70igern geboren sind. Es war damals normal, dass man kranke Kinder, auch ganz kleine, die ins Krankenhaus mußten, dort abgeben hat und dass man sie dort ohne Elternkontakt auch wochenlang ließ. Bei mir selbst war das so und auch in meinem Bekanntenkreis haben das viele erlebt. Es hieß damals, es würde den Gesundungsprozeß verzögern, wenn man die Eltern zu ihren Kindern ließ. Dass das so ist, bzw. war und dass ich von solchen Erlebnissen, wo ich einfach alleine gelassen wurde, eine ordentliche Macke davon getragen habe, das habe ich immer als gottgegeben genommen. Es war halt damals einfach so. Man habe sich auch als Vater und Mutter gar nicht getraut, den Göttern in Weiß Widerstand entgegen zubringen. Was die sagten, war Gesetz.

Aber war das wirklich bei allen so? Gibt es unter Euch welche, die erlebt haben, dass sie von ihren Eltern nicht alleine gelassen worden sind? Meine Eltern , die heute selbst sehr erstaunt sind über ihr damaliges Verhalten, haben mich nicht nur mehrmals ins Krankenhaus und ein Heim gegeben, die sind auch ganz unbedarft abends weggegangen und haben mich und meine kleine Schwester als ganz kleine Wurschtels einfach alleine gelassen, voller Gottvertrauen, dass wir sicher schlafen würden. Das war damals halt so, - sagen sie.
War das bei Euch allen so? Wißt Ihr noch etwas aus der Zeit?

Viele Grüße

Tanita

wenn du deinen Eltern etwas vorzuwerfen hast dann würde ich in die Emotionen direkt reinsteigen
das ist vielleicht der kürzere Weg
 
Werbung:
Zurück
Oben