Verlassenheitstrauma als Massenphänomen?

Naja, bei Lady Di z.B. hat die Öffentlichkeit ja viel mitbekommen (wenngleich auch nicht alles). So eine Person ist 24 Std. im Dienst, stelle ich mir extrem anstrengend vor...
:)

... pssychische Probleme (Bulimie, Depression und die ganzen Sachen, die mehr oder weniger unter den Teppich gekehrt wurden) und eine Psychotherapie als "non - stop - coaching" ...
 
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Guten Morgen,

ich habe eine Frage an alle, die in den 60igern und 70igern geboren sind. Es war damals normal, dass man kranke Kinder, auch ganz kleine, die ins Krankenhaus mußten, dort abgeben hat und dass man sie dort ohne Elternkontakt auch wochenlang ließ. Bei mir selbst war das so und auch in meinem Bekanntenkreis haben das viele erlebt. Es hieß damals, es würde den Gesundungsprozeß verzögern, wenn man die Eltern zu ihren Kindern ließ. Dass das so ist, bzw. war und dass ich von solchen Erlebnissen, wo ich einfach alleine gelassen wurde, eine ordentliche Macke davon getragen habe, das habe ich immer als gottgegeben genommen. Es war halt damals einfach so. Man habe sich auch als Vater und Mutter gar nicht getraut, den Göttern in Weiß Widerstand entgegen zubringen. Was die sagten, war Gesetz.

Aber war das wirklich bei allen so? Gibt es unter Euch welche, die erlebt haben, dass sie von ihren Eltern nicht alleine gelassen worden sind? Meine Eltern , die heute selbst sehr erstaunt sind über ihr damaliges Verhalten, haben mich nicht nur mehrmals ins Krankenhaus und ein Heim gegeben, die sind auch ganz unbedarft abends weggegangen und haben mich und meine kleine Schwester als ganz kleine Wurschtels einfach alleine gelassen, voller Gottvertrauen, dass wir sicher schlafen würden. Das war damals halt so, - sagen sie.
War das bei Euch allen so? Wißt Ihr noch etwas aus der Zeit?

Viele Grüße

Tanita



Kam mit drei oder vier auch in Krankenhaus, Eltern durften nicht vorbei kommen. Kann mich noch an anderes Kind erinnern, welches den ganzen tag nach seiner Mama schrie.

Wenn die Eltern weggingen, haben sie uns immer bescheid gesagt und meist auch die Nachbarn gebeten, daß sie ab und an nach uns schauen. Diese kamen dann auch und stellten immer was Süßes ins Zimmer. War super. :D
 
Jeder von uns hat irgendwo eine verletzte Seite. Eltern sind auch nur Menschen und mit keinem Kind ist in jeder Hinsicht und in jeder Situation 100% richtig umgegangen worden.

Ich hab einen guten Bekannten, der ist auch ins Heim abgeschoben worden, da herrschte ein strenges Regime und da war nix mit Streicheleinheiten - der leitet heute ein funktionierendes Unternehmen und ist ein ganz lieber mit einem gesunden Humor und einem gesunden Menschenverstand und einer ganz tollen Familie.

Ich bin auch eine ganz Liebe, lache sehr gerne, habe eine 1A -Ausbildung und eine tolle Familie. Und nun? Klappe zu, Affe tot? Was, wenn mensch trotzdem diese Anfälle von Traurigkeit und Einsamkeit aus dem Nichts hat?

Der Mensch muss halt an sich selbst auch arbeiten, sich halt auch ein bissl zumindest am Riemen reissen. Man kann sich nicht ein Leben lang auf etwaig passierte Fehler in der Kindeheit ausreden und sich ewig im Selbstmitleid suhlen.

Meine Rede! Und für derartigen Reden kassiere ich nun immer wieder regelmäßig die Strafe. Weißt du eigentlich wie ätzend es ist, wenn es einem in jeder Hinsicht gut geht und man sich trotzdem wie ein Stück Sch... fühlt? Und wenn man sich dann noch zusätzlich selbst mit Müll bewirft, weil man so eine widerlich selbstmitleidiges Wesen ist, dass doch überhaupt keinen Grund dazu hat, zu leiden? Wenn man sich vergegenwärtigt, wieviele Menschen es auf dieser Welt gibt, die doch wahrhaft Grund haben zu leiden, während man selbst auf hohem Niveau herumjammert? Wieso dieses entsetzliche Gefühl von ziehender Einsamkeit, vom Abgeschnittensein jeglicher nährender Wärmequelle, - wo doch Kinder, Mann und Hund gesund und munter sind?
Ich glaube, Leiden mit erkennbarem Grund ist leichter als Leiden ohne Grund. Im ersteren Fall hat man wenigstens etwas, woran man es festmachen kann. Im zweiten Fall schwimmt man in so einer widerlich klebrigen Nebelsuppe und sucht ein Ufer, von dem man gar nicht weiß, ob es überhaupt existiert.

Tanita
 
Ich bin auch eine ganz Liebe, lache sehr gerne, habe eine 1A -Ausbildung und eine tolle Familie. Und nun? Klappe zu, Affe tot? Was, wenn mensch trotzdem diese Anfälle von Traurigkeit und Einsamkeit aus dem Nichts hat?



Meine Rede! Und für derartigen Reden kassiere ich nun immer wieder regelmäßig die Strafe. Weißt du eigentlich wie ätzend es ist, wenn es einem in jeder Hinsicht gut geht und man sich trotzdem wie ein Stück Sch... fühlt? Und wenn man sich dann noch zusätzlich selbst mit Müll bewirft, weil man so eine widerlich selbstmitleidiges Wesen ist, dass doch überhaupt keinen Grund dazu hat, zu leiden? Wenn man sich vergegenwärtigt, wieviele Menschen es auf dieser Welt gibt, die doch wahrhaft Grund haben zu leiden, während man selbst auf hohem Niveau herumjammert? Wieso dieses entsetzliche Gefühl von ziehender Einsamkeit, vom Abgeschnittensein jeglicher nährender Wärmequelle, - wo doch Kinder, Mann und Hund gesund und munter sind?
Ich glaube, Leiden mit erkennbarem Grund ist leichter als Leiden ohne Grund. Im ersteren Fall hat man wenigstens etwas, woran man es festmachen kann. Im zweiten Fall schwimmt man in so einer widerlich klebrigen Nebelsuppe und sucht ein Ufer, von dem man gar nicht weiß, ob es überhaupt existiert.

Tanita


Du hast es super auf den Punkt gebracht!!!
 
Ich war vom Babyalter an immer wieder im Krankenhaus, Ende der 70er Jahre, mit 3 Jahren bin ich dann operiert worden, Herzfehler.
Da durfte auch keiner dabei sein, nach der Operation wie ich aufgewacht bin, hab ich aber so geschrieen, daß die Ärztin Angst gehabt hat, daß die Naht wieder aufgeht, so daß meine Mutter kommen durfte.

Das hat mich sehr geprägt, hätte als Kind eine Therapie gebraucht, damals war das aber nicht so wie heute, da hat es geheißen, es ist vorbei und gut is.
War ja notwendig.

An meine Eltern und andere hab ich mich dadurch gefühlsmäßig nicht binden können und Vertrauen in andere zu haben ist bis heute kaum möglich.
Auf Ärzte hab ich bis heute nur Wut.
 
Ich war vom Babyalter an immer wieder im Krankenhaus, Ende der 70er Jahre, mit 3 Jahren bin ich dann operiert worden, Herzfehler.
Da durfte auch keiner dabei sein, nach der Operation wie ich aufgewacht bin, hab ich aber so geschrieen, daß die Ärztin Angst gehabt hat, daß die Naht wieder aufgeht, so daß meine Mutter kommen durfte.

Das hat mich sehr geprägt, hätte als Kind eine Therapie gebraucht, damals war das aber nicht so wie heute, da hat es geheißen, es ist vorbei und gut is.
War ja notwendig.

An meine Eltern und andere hab ich mich dadurch gefühlsmäßig nicht binden können und Vertrauen in andere zu haben ist bis heute kaum möglich.
Auf Ärzte hab ich bis heute nur Wut.


Wenn du vielleicht mal anders drüber nachdenkst und dir vor Augen hältst, dass der Arzt, der dich operiert hat vielleicht dein Leben gerettet hat, dass diese Operation für dich einfach notwendig war und deine Eltern das auch gesehen haben und eingewilligt haben - vermutlich aus Liebe zu dir - dann kannst du es vielleicht für dich anders beurteilen.

Gut, es war halt früher einfach so, bei mir war das ja auch nicht anders, aber ich bin dennoch dankbar, dass meine Eltern mir meine Operation möglich gemacht haben, sonst würde ich heute schielen wie Clarence der Löwe.
Und ich verbeiss mich da jetzt nicht an die zwei Wochen Krankenhausaufenthalt ohne Eltern - versuch doch einfach mal das positive zu sehen.




:)
Mandy
 
Ich war vom Babyalter an immer wieder im Krankenhaus, Ende der 70er Jahre, mit 3 Jahren bin ich dann operiert worden, Herzfehler.
Da durfte auch keiner dabei sein, nach der Operation wie ich aufgewacht bin, hab ich aber so geschrieen, daß die Ärztin Angst gehabt hat, daß die Naht wieder aufgeht, so daß meine Mutter kommen durfte.

Das hat mich sehr geprägt, hätte als Kind eine Therapie gebraucht, damals war das aber nicht so wie heute, da hat es geheißen, es ist vorbei und gut is.
War ja notwendig.

An meine Eltern und andere hab ich mich dadurch gefühlsmäßig nicht binden können und Vertrauen in andere zu haben ist bis heute kaum möglich.
Auf Ärzte hab ich bis heute nur Wut.

Obwohl ich den Thread nicht eröffnet habe und eigentlich dachte, ich hätte für mich das Thema gut bearbeitet (alles, was mit der Erziehung dieser Generation so zusammenhängt ... ) - es macht bei jedem Beitrag "klick"!!!
Es kommen immer mehr Erinnerungen ... .
Aber auch immer mehr Klarheit!

Loop, es tut mir leid, daß es Dir so gegangen ist! Vielleicht schaffst Du es, da etwas rauszukommen!
 
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Wenn du vielleicht mal anders drüber nachdenkst und dir vor Augen hältst, dass der Arzt, der dich operiert hat vielleicht dein Leben gerettet hat, dass diese Operation für dich einfach notwendig war und deine Eltern das auch gesehen haben und eingewilligt haben - vermutlich aus Liebe zu dir - dann kannst du es vielleicht für dich anders beurteilen.

Gut, es war halt früher einfach so, bei mir war das ja auch nicht anders, aber ich bin dennoch dankbar, dass meine Eltern mir meine Operation möglich gemacht haben, sonst würde ich heute schielen wie Clarence der Löwe.
Und ich verbeiss mich da jetzt nicht an die zwei Wochen Krankenhausaufenthalt ohne Eltern - versuch doch einfach mal das positive zu sehen.

Mit dieser durchaus berechtigten "Erwachsenen-Argumentation" läßt sich das verletzte kleine Kind, das da noch schlummert, aber nicht erreichen. Denn das ist völlig irrational. Es wurde verlassen und verletzt und gute rationale Erwägungen für diese Verletzungen und das Verlassen kann es schlicht nicht nachvollziehen. Und wenn man sich selbst mit dieser erwachsenen Argumentation permanent einredet, dass das doch alles nicht so schlimm ist, dann arbeitet man eigentlich ständig gegen sich selbst. Ich glaube, bevor so eine Argumentation greifen kann, benötigt man zunächst die volle empathische Anerkennung (durch andere und sich selbst), dass sämtliche verzweifelten, wütenden Gefühle in Ordnung sind und sein dürfen. Vorher ist eine solche Argumentation nicht hilfreich.

Viele Grüße

Tanita
 
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