Zu Beitrag 61: Ohne dich auch, Tacita und ohne mich und jedem Einzelnen hier. Jede, jeder schreibt was er empfindet, was sonst?
Wenn alle übereinstimmen würden, dann gäbe es kein Forum mehr. Wenn dieser Faden hier z.B. zum Reflektieren anregt, so wäre der erste Schritt für eine Verständigung schon getan. Mich selbst haben die Argumente "beider Seiten" stark berührt.
Diese Thematik ist derart vielschichtig, dass ich sozusagen jedes Argument verstehen kann, was hier zu lesen war.
Den Slogan "mein Bauch gehört mir" habe ich hier etwas unbedacht eingefügt, er soll hier nicht als Stellungsnahme von mir gewertet werden, sondern als Info, dass diese Auffassung in Chile noch nicht angekommen ist.
Ich kann schon aus dem Grund nicht eine eindeutige Stellung beziehen, weil ich in mir selbst zwiespältig bin, was ich eines Tages bedauerlicherweise feststellen musste. Es kam ein Anruf meiner Tochter, die 3000km weiter nördlich in San Pedro de Atacama lebte. Sie hatte sich eines nachts masslos betrunken, nachdem ihr Mann sie mit einer seiner (unbegründeten)periodischen Eifersuchtsscenen konfrontiert hatte. In dieser Nacht wurde sie von einem Mann vernascht, ohne sich am nächsten morgen daran erinnern zu können. Doch dieser Typ, ein weitläufiger Freund, lag neben ihr im Haus der Freundin, wohin sie sich geflüchtet hatte. Nach drei Monaten war ihr endgültig klar, dass sie schwanger war (von ihrem Mann konnte das Kind nicht stammen). Dieser Mann war Alkoholiker und verheiratet, ein Musiker, dessen Frau die Familie über die Runden brachte (was in Chile in den "unteren Schichten" sehr häufig vorkommt).
Sie heulte und erzählte mir die Geschichte. Sie sei auf dem Weg nach Arica (Peru), dem Eldorado für unerwünschte, verbotene Abtreibungen. Ihr Entschluss sei gefasst, denn Claudio (ihr Mann) würde sie umbringen, wenn er merkte, was los war. Ja, das war immerhin drin, sie wäre nicht die erste...ich solle es nur wissen und ihr meinen Segen geben. Was ich dann auch tat - gegen mein besseres Gewissen sozusagen. Ich gab ihr nicht meine Zustimmung, aber meinen Segen...das Kind wurde abgetrieben, später bekam sie ein Kind von Claudio. Er ging während ihrer Schwangerschaft ein Liebesverhältnis zu einer zehn Jahre jüngeren ein - sie trennten sich.
@schreib - deine Argumente könnten meine sein, aber leider hat die Praxis mich eines Anderen belehrt.
Ich weiss nicht, ob ich nun Schuld auf mich geladen habe(?) Tragik: gleichgültig, wie ich entscheide, ich verletze.