Hallo Gaby, hallo Pluto,
ob nun unbedingt so ein generelles Urteil angemessen ist, kann ich so nicht sagen.
Ich selbst halte es so, dass ich bei Beziehungsproblemen
grundsätzlich nachfrage, ob es ein frühes Trennungsereignis gegeben hat. Dabei achte ich mehr auf die unbewusste physiologische Reaktion als auf die verbale Antwort. Bekomme ich ein "Ja-Signal" und habe zusätzlich das innere Bild oder Gefühl aus der Mitte, dass "da was ist", dann teste ich es anhand der Stellvertreter: Aufstellung von Aufstellendem und seinen Eltern. Oft zeigt es sich dann.
pluto schrieb:
Viel zu oft wird auf die Toten geschaut, um diese ins System zu integriert. Werden dann die Darsteller gegen die echten Personen ausgetauscht, gibt es oft eine Stagnation im System.
Ja, Pluto, das kann vorkommen. Es kann aber eine Unmenge an gründen dafür geben. Oft ist es so, dass der Aufsteller zu schnell auf die gute Lösung hin wollte und nicht mit der tatsächlichen Bewegung gegangen ist. Dies geschieht oft bei Aufstellern mit starken Helferambitionen, welche das vermeintlich Schlimme dem Aufstellenden aus unterschiedlichen (oft auch pekuniären) Gründen nicht zumuten können oder wollen.
Oft habe ich solche Gegenteils-Effekte bei Aufstellern gesehen, die "auf Teufel komm raus" unbedingt mit dem Aufstellenden arbeiten wollten, ja ihn sogar entgegen klar wahrnehmbarer Signale zur Aufstellung quasi "überredet" haben.
Manchmal ist aber der Aufstellende (und manchmel sogar der Aufsteller) einfach nicht so weit, dass er die Lösung annehmen kann und er braucht tatsächlich einfach noch Zeit zur Integration.
Ich hab die Erfahrung gemacht: besser ein Abbruch mit Schrecken, als ein forciertes Lösen.
Es gibt Aufstellungen, da ist es so dramatisch und es wird (v.a. von "erfahrenen" Stellvertretern) geweint und geheult, dass die Tapeten von den Wänden kommen und im Alltag des Aufstellenden passiert nichts.
pluto schrieb:
Ist es überhaupt notwendig die Personen auszutauschen? Meiner Meinung nach wäre es sinnvoller, dies nicht zu tun. Denn genau dann, kamen viele Aufstellungen ins Stocken und wurden abgebrochen.
das kommt sehr darauf an, wie die Aufstellung gelaufen ist und was die Dynamik war. Zudem ist u.a. entscheidend, in welchem Repräsentationssystem (Sehen, Hören, Fühlen usw.) und Metaprogramm der Aufstellende "Realität" codiert bzw. wo er seinen "Stresskanal" hat. Ich wäre mit so einer grundsätzlichen Aussage lieber vorsichtig.
pluto schrieb:
Oftmals weiß man gar nicht, dass man früh in der Kindheit sich einmal allein gelassen gefühlt hat und deswegen wird gar nicht richtig hingeschaut. Und dann braucht man sich nicht zu wundern, wenn es im zwischenmenschlichen Bereich nicht klappt. Oder dass dann der Partner Vorwürfe abkreigt, die gar nicht zu ihm gehören.
Ich bin nicht sicher ob "sich allein gelassen fühlen" für nur kurze Zeit per se für die Dynamik einer unterbrochene Hinbewegung ausreicht. Aber das ist sicher individuell verschieden. Ein gutes ergänzendes Werkzeug ist da die Arbeit mit der inneren Time-Line nach Tad James.
Demia schrieb:
Abgebrochene Aufstellungen brauchen vordergründig die Lösung für den Abbruch, da er sich sonst wiederholt.
Das, liebe Gaby, wage ich zu bezweifeln. Die Frage ist aber: aus welchen Gründen und mit welcher Wirkung wurde abgebrochen und hat es einen Anstoß in der Seele gegeben?
Ich hab mal erlebt, wie bei mir VOR dem entscheidenden Punkt eine Aufstellung abgebrochen wurde. Es war genau, als es endlich spannend wurde. Und dann wurde gesagt: "Das ist jetzt eine andere Ebene und das stellen wir dann ein nächstes Mal" (mit erneuter Bezahlung versteht sich). Also bevor, das Schlimme entborgen wurde. Also bei mir gibts das nicht.
Demia schrieb:
wenn die unterbrochene Hinbewegung ihren Grund bei einem Toten hat, so muss erst der Tote "aufgeräumt" werden und dann die Hinbewegung erfolgen.
Hier hingegen, liebe Gaby kann ich dir unumwunden zustimmen. Oft ist ja der Elternteil, zu dem die Hinbewegung unterbrochen war, durch eine Verstrickung mit einem Toten gebunden und danach dann frei für das Kind. Es kann aber auch sein, dass der Aufstellende anerkennt: das Geschenk des Lebens reicht mir.
Dein Beispiel finde ich einleuchtend und bewegend. Es lohnt sich tatsächlich auf die Vordergrund-Hintergrund-Thematik zu achten.
pluto schrieb:
ist schon traurig, welch horrende Summen verdient werden, und nichts kam dabei heraus, bzw. man fühlt sich danach, als ob alles falsch an einem sei.
Das kenn ich auch schon mal... zum Glück für meine Teilnehmer gibt es bei mir ein anderes Problem in den Seminaren: die sind nach den Aufstellungen gelöst und 'müssen' nicht mehr wiederkommen
. Leider auch nicht als Stellvertreter. Vor Weihnachten war es ein ganzer Schwung, die mir dann wunderschöne Urlaubskarten schrieben: endlich neuen Partner/Job gefunden, umgezogen, mit den Eltern oder dem Partner versöhnt usw. Ich freue mich dann. Und andererseits kann ich mir vorstellen, dass Kollegen diesen Effekt unbewusst befürchten. Ich kenne diesen Anteil auch, welcher der Verlockung ausgesetzt ist... Da empfiehlt sich dann die selbstkritische Lektüre von "Ordnungen des Helfens".
Liebe Grüße
Christoph