Überheblichkeit eines Kindes

Hallo A.,

meine älteste Tochter ist geistig schwerstbehindert. Meine jüngere Tochter ist die, um die es hier geht.

Frieden gibt es nicht, will ich mich damit abfinden ihn nie zu bekommen, werde ich äußerst depressiv.


@ Sonne,

sie kann nicht so einfach weggehen, da sie in der Ausbildung ist. Das sehe ich auch als Pseudo-Problem. Die Einschränkung resultiert mehr woanders her, z.B. an den überhöhten Ansprüchen an uns, oder noch anderer Themen.

Liebe Grüße pluto
 
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Liebe Pluto,

Das ist (ausser in ganz wenigen Ausnahmefällen mit wichtigem Grund) absolut gegen den Sinn einer Aufstellung, das eigene Kind als Begleitperson mitzunehmen. Damit kommt das Kind auf die Partner-Ebene. (Ausserdem : man kann ja im Vorhinein nie wissen, wie sich eine Aufstellung entwickeln kann - es kann ja auch um intime Probleme der Eltern gehen, in die die Kinder nicht hineingezogen werden dürfen !)

Aus meiner Sicht war bereits durch die Mitnahme der Tochter als Begleitperson eine sinnvolle Aufstellungsarbeit von vornherein verunmöglicht.

Bei der (verwirrenden) Vielfalt der Informationen sehe ich zwei Ansatzpunkte :

1. Dein "ich-gegen-den-Rest-der-Welt" scheint offensichtlich ein Grundthema zu sein, das in Dir bereits vor (und unabhängig von) der Behinderung Eures Kindes gewirkt hat und das unter anderem eine adäquate Bewältigung der Behinderungsthematik verhindert - da es die Annahme von sinnvollen Vorschlägen von anderen Menschen unmöglich macht.

2. Die Behinderungsthematik ist nach meiner Erfahrung meist nur auf der karmischen Ebene lösbar.

Ein anderer möglicher Ansatzpunkt ist sicher der von Hellinger - es als "Großes Schicksal" zu sehen, es nicht weiter zu hinterfragen und zu ändern zu versuchen - und vor allem auf der seelischen Ebene KEINE Verantwortung dem behinderten Kind abzunehmen. (Aber das setzt eine unerhörte seelische Reife voraus.) Das ist in einem Posting wahrscheinlich gar nicht vermittelbar - und auch nicht von mir, da ich kein Hellinger-Fachmann bin.

Reinhard
 
Ich weiß zwar nicht wie alt deine Tochter ist, aber offensichtlich schon so alt, dass sie selber bestimmen kann ob und WARUM sie eine Aufstellung macht.

Lass los, kümmere dich um dein Leben, du hast schon genug für deine Tochter getan. Indem du sie wirklich losläßt und sie leben läßt wie sie das möchte, gewährst du ihr eine Freiheit, die dir selber auch gut getan hätte.

Du wirst sehen, das entspannt euch beide.:)

Nur dann kann vielleicht einmal ein freundschaftliches Verhältnis entstehen, mit viel Glück.

Lieben Gruß Muschelklang
 
Das habe ich auch getan und es lief nicht immer so, wie ich es mir gewünscht habe.
So ist das Leben. Wenn Du mit aller Gewalt darauf konzentriert bist, dass es so läuft, wie Du es Dir wünschst, dann erfährst Du mit aller Gewalt, dass es auch ganz anders laufen kann. Je heftiger Du gegen eine Wand drückst, desto stärker ist der Schmerz in Deiner Hand. Der Wand ist es egal.

Das Pluto-Thema (Pluto jetzt mal als astrologisches Prinzip) heißt: Loslassen. Da sind tiefe Quellen, die fließen können, wenn sie fließen dürfen. Wenn sie - oft aus Angst, was da in der Tiefe lauern könnte, oder aus Scham, was da "nicht entspricht" - am Fließen gehindert werden, staut sich Druck auf. Und dann bricht der Vulkan aus, irgendwann. Es ist Deine Kraft, so oder so (auch wenn Du sie als gegen Dich gerichtet erlebst).

Mein 19-jähriger meinte lakonisch, als ihn unlängst seine Mutter in ein "mütterliches" Gespräch verwickelte: "Erklär mir nicht mein Leben!" - Recht hat er. Er lebt auch noch im gemeinsamen Haushalt mit Mutter und Schwester, ist gerade Zivi und danach in Ausbildung, und seine Ideen über die Beteiligung an der Haushaltsführung unterscheiden sich deutlich von jenen (auch jeweils unterschiedlichen) von Mutter und Schwester. Das ist kein Drama, sondern unserer Ansicht nach (ich teile als geschiedener Vater nicht die Wohnung, wohl aber die Begleitung ins Leben) ganz normal. Das führt - no na - zu Auseinandersetzungen, es kracht, es geht wieder. Es führt keineswegs zu erpresserischen Ultimaten wie "Entweder lebst Du nach unseren Regeln oder Du ziehst aus!" oder so... und er lässt durchaus auch "die Sau raus" (und ich wär alarmiert, wenn er's nicht täte) - wenn ich nur die Spur von Vertrauen in die vergangenen 19 Jahre von "Erziehung", Elternschaft, Liebe habe, dann seh ich nicht, wo da ein Problem wäre außer den beschriebenen Alltagsreibereien. Sein Leben muss er sich jetzt selbst erklären, und das tut er. Wenn ich ein Problem damit hätte, wäre es mein Problem.

Alles Liebe,
Jake
 
Hallo miteinander,

durch Zufall war ich gestern Abend bei einer Familienaufstellung. Es hat sich einfach so ergeben. Das Gespräch ging unter anderem darum, dass es Eltern immer schwer fällt, wenn ihre Kinder ausziehen. Und Kinder fühlen sich umgekehrt auch nicht gerade gut, die Eltern zurückzulassen. Das ist ein ganz normaler Prozess und wird praktisch in jeder Familie so erlebt. Es war für mich ganz heilsam, diese Gespräche mitanzuhören und hat mir neue Impulse gegeben: Wenn es normal ist, dass Eltern und Kinder sich "schlecht" fühlen, wenn sie aus dem Haus gehen, dann ist es meine Aufgabe damit zurechtzukommen, und es ist meine Aufgabe, meiner Tochter zu vermitteln, dass ihre Gefühle normal sind, auch wenn andere gleichaltrige dies anders sehen. (Ich verlasse mich mehr auf das, was ich gesehen habe, was auf Seelenebene abläuft.)

Durch Beobachtung habe ich festgestellt, dass es den Teilnehmern ähnlich erging, wie mir schon früher: in der Aufstellung zeigt sich ein Bild was völlig offen und neu war und derjenige wusste nicht wie damit umzugehen sei. Angst kommt dann auch noch hinzu. Diese Beobachtungen waren auch sehr heilsam für mich, da ich dachte, es sei nur bei mir so, dass ich einer völligen Leere gegenüberstand, weil alles, was bisher war, nun anders war. - Ich schreibe dies, weil ich finde, dass es ganz sinnvoll gewesen wären, dies am Ende des Seminars noch einmal extra anzusprechen. (Im Prinzip ist es sicherlich schon vorher in der Einführung erwähnt worden, aber da versteht es keiner so wie es gemeint ist.)

Was ich sehr gut fand, war der Hinweis der AL, dass Aufstellungen ein schrittweises Vorgehen sind und dass das, was in der Literatur versprochen wird - du gehst einmal hin und hast alles gelöst - falsch ist. Es ist ein langer Prozess und selbst sie, die schon 50 - 60 Jahre alt ist, findet immer noch Päckchen zum Aufarbeiten.

Sie ging äußerst behutsam mit den Teilnehmern um. Das gefiel mir auch sehr gut. Sie probierte auch aus und tat nicht so als ob ihre erste Entscheidung richtig gewesen sei. Sie passte sich dem "wissenden Feld" an.

Insgesamt bin ich froh, dass es kurzfristig geklappt hat, dass ich an diesem Seminar dabei sein konnte. Ich denke mal, dass ich nicht so schnell wieder irgendwo hingegangen wäre, hätte ich nicht hier von meinem Chaos erzählen dürfen. :grouphug: :liebe1:

Noch etwas ist mir aufgefallen: Es macht einen riesigen Unterschied, von den Strukturen zu erzählen und dann die Seelenebene davon live zu erleben. Alles, was ich hier im Forum schreibe ist Kopfkino. Gut es ist ein Einstieg, um evtl. schon mal vorzusortieren, aber da kann man ganz schön in die Irre gehen, was sich an dem, was sich gestern gezeigt hat, sehen konnte: Die Teilnehmer hatten sich alle schon Gedanken gemacht, woher ihr Problem kommt. In der Aufstellung war es ganz anders.

Liebe Grüße pluto
 
Was ich sehr gut fand, war der Hinweis der AL, dass Aufstellungen ein schrittweises Vorgehen sind und dass das, was in der Literatur versprochen wird - du gehst einmal hin und hast alles gelöst - falsch ist.
Die übliche Ergänzung : es gibt weder DIE Aufstellung noch DIE Literatur zur Aufstellungsarbeit. Das "Versprechen, dass ein Hingehen zu einer Aufstellung alles löst" kenne ich so überhaupt nicht (aber ich kenne natürlich auch nicht jedes Buch zu Aufstellungen). Extreme Einzelpositionen und überzogene "Heilserwartungen" gibt es bezüglich allen therapeutischen Methoden und bedienen eher ein persönliches Wunschdenken als dass sie einer realistischen Betrachtung stand halten.

Ob, was und wieviel jemand braucht, entscheidet jeder für sich.

LG, Reinhard

PS.: Die Überschrift des Threads "Überheblichkeit eines Kindes" ist mir sehr unangenehm - das ist für mich jedesmal wie ein durchdringender Missklang, wenn ich sie anschaue. Tut mir immer ein bisschen weh.
 
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Noch etwas ist mir aufgefallen: Es macht einen riesigen Unterschied, von den Strukturen zu erzählen und dann die Seelenebene davon live zu erleben. Alles, was ich hier im Forum schreibe ist Kopfkino. Gut es ist ein Einstieg, um evtl. schon mal vorzusortieren, aber da kann man ganz schön in die Irre gehen, was sich an dem, was sich gestern gezeigt hat, sehen konnte: Die Teilnehmer hatten sich alle schon Gedanken gemacht, woher ihr Problem kommt. In der Aufstellung war es ganz anders.

Liebe Grüße pluto

Sorry wenn ich das mal so sage, aber so lese ich Deine Beiträge auch.
Die Aufstellungsarbeit ist nur ein Werkzeug, ein Hilfsmittel. Mit Deinem Leben zurechtkommen mußt du aber schon selbst.

Was bei mir ankommt wenn ich die Posts lese ist = Ich muß, ich soll, die Anderen sind aber, es geht nicht anders etc pp.

Weißt Du denn konkret was Du eigentlich selbst für Dich willst? Glaube Reinhard hat das schon gefragt in ähnlicher Form.

Wie wäre es wenn Du dich mal niedersetzt und einfach für Dich aufschreibst was Du willst und vor allem was Du nicht mehr (tun) willst.

Wenn Du das hast dann überleg Dir was Du tun kannst. Du, nicht die Anderen! Was Du tun kannst um Dein Leben so auszurichten das es Dir gut geht damit. Und dafür bist Du ganz alleine selbst verantwortlich. Von einem Aufstellungsabend zum nächsten gehen ist schön und gut, verändert aber erstmal nichts an Deiner realen Situation.

Auch Deine Töchter (sind ja wohl beide über 20 Jahre alt) behindert hin oder her sind für ihr Leben selbst verantwortlich.

L.G.
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