Hallo miteinander,
durch Zufall war ich gestern Abend bei einer Familienaufstellung. Es hat sich einfach so ergeben. Das Gespräch ging unter anderem darum, dass es Eltern immer schwer fällt, wenn ihre Kinder ausziehen. Und Kinder fühlen sich umgekehrt auch nicht gerade gut, die Eltern zurückzulassen. Das ist ein ganz normaler Prozess und wird praktisch in jeder Familie so erlebt. Es war für mich ganz heilsam, diese Gespräche mitanzuhören und hat mir neue Impulse gegeben: Wenn es normal ist, dass Eltern und Kinder sich "schlecht" fühlen, wenn sie aus dem Haus gehen, dann ist es meine Aufgabe damit zurechtzukommen, und es ist meine Aufgabe, meiner Tochter zu vermitteln, dass ihre Gefühle normal sind, auch wenn andere gleichaltrige dies anders sehen. (Ich verlasse mich mehr auf das, was ich gesehen habe, was auf Seelenebene abläuft.)
Durch Beobachtung habe ich festgestellt, dass es den Teilnehmern ähnlich erging, wie mir schon früher: in der Aufstellung zeigt sich ein Bild was völlig offen und neu war und derjenige wusste nicht wie damit umzugehen sei. Angst kommt dann auch noch hinzu. Diese Beobachtungen waren auch sehr heilsam für mich, da ich dachte, es sei nur bei mir so, dass ich einer völligen Leere gegenüberstand, weil alles, was bisher war, nun anders war. - Ich schreibe dies, weil ich finde, dass es ganz sinnvoll gewesen wären, dies am Ende des Seminars noch einmal extra anzusprechen. (Im Prinzip ist es sicherlich schon vorher in der Einführung erwähnt worden, aber da versteht es keiner so wie es gemeint ist.)
Was ich sehr gut fand, war der Hinweis der AL, dass Aufstellungen ein schrittweises Vorgehen sind und dass das, was in der Literatur versprochen wird - du gehst einmal hin und hast alles gelöst - falsch ist. Es ist ein langer Prozess und selbst sie, die schon 50 - 60 Jahre alt ist, findet immer noch Päckchen zum Aufarbeiten.
Sie ging äußerst behutsam mit den Teilnehmern um. Das gefiel mir auch sehr gut. Sie probierte auch aus und tat nicht so als ob ihre erste Entscheidung richtig gewesen sei. Sie passte sich dem "wissenden Feld" an.
Insgesamt bin ich froh, dass es kurzfristig geklappt hat, dass ich an diesem Seminar dabei sein konnte. Ich denke mal, dass ich nicht so schnell wieder irgendwo hingegangen wäre, hätte ich nicht hier von meinem Chaos erzählen dürfen.
Noch etwas ist mir aufgefallen: Es macht einen riesigen Unterschied, von den Strukturen zu erzählen und dann die Seelenebene davon live zu erleben. Alles, was ich hier im Forum schreibe ist Kopfkino. Gut es ist ein Einstieg, um evtl. schon mal vorzusortieren, aber da kann man ganz schön in die Irre gehen, was sich an dem, was sich gestern gezeigt hat, sehen konnte: Die Teilnehmer hatten sich alle schon Gedanken gemacht, woher ihr Problem kommt. In der Aufstellung war es ganz anders.
Liebe Grüße pluto