Was zeigt sich in der Aufstellung ?

jake schrieb:
eine sichtweise sei umso systemischer, je mehr sie auf kausale begründungen verzichten könne. ich denke, das lässt beidem raum - der praktischen einsicht, dass kausale denkgewohnheiten einfach eine kräftige rolle spielen, und der sichtweise, dass unter all den konstruktionen unserer wirklichkeitszugänge auch der kausalnexus nur eine konstruktion ist ... wie auch der konstruktivismus selber, eh klar. nicht zu übersehen, dass ich da gern rumspinne... wie gesagt, ich hab kein problem, wenn mir da jemand nicht folgen mag. ich denke nicht, dass ich recht habe. ich hab nur ein bild :) alles liebe,
jake
Ja - mich spricht der Konstruktivismus nicht an, für mich fühlt er sich kalt und leer an. Er ist nicht mein Bild - genauso wie ich mit dem Konstruktivismus in der Malerei (zB. Kandinsky) - oder Free Jazz nichts anfangen kann.

Ich mag mehr das Bild des Handelns-durch-Nicht-Handeln, das durch-mich-geschehen-lassen anstatt nach eigenen Vorstellungen agieren. (Darin ist auch eine Abkehr vom Kausalitätsdenken inkludiert - aber in anderen Bildern.) Und das ist ebenso mit Demut verbunden.

LG, Reinhard

PS.: Danke für die Richtigstellung des "Schmetterlingschlag-Effektes". Den hatte ich in der falschen Interpretation aufgenommen. DAS ist hilfreich. Jetzt traue ich mich wieder mit dem Handtuch wacheln. (Bei New Orleans hatte ich schon ein schlechtes Gewissen - da hatte ich zuvor meinen Teppich im Freien ausgeklopft.)
 
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Walter R. schrieb:
Ja - mich spricht der Konstruktivismus nicht an, für mich fühlt er sich kalt und leer an. Er ist nicht mein Bild - genauso wie ich mit dem Konstruktivismus in der Malerei (zB. Kandinsky) - oder Free Jazz nichts anfangen kann.

Ich mag mehr das Bild des Handelns-durch-Nicht-Handeln, das durch-mich-geschehen-lassen anstatt nach eigenen Vorstellungen agieren. (Darin ist auch eine Abkehr vom Kausalitätsdenken inkludiert - aber in anderen Bildern.) Und das ist ebenso mit Demut verbunden.
schön, der vergleich mit den bildern... da mag ich den kandinsky oder den kubistischen picasso oder feininger oder marc oder klee...

da gibt es auch noch den aphorismus vom bert hellinger, der mal schrieb "Danke, dass du mich erfunden hast! sagte der in Bergnot geratene Konstruktivist zu seinem Retter." :)

Ich fasse das eher als liebenswürdige Polemik auf, weil ich Hellinger für zu intelligent halte, als dass er dem grundlegenden Missverständnis erlegen wäre, das die meisten mit dem Konstruktivismus verbinden. Der Konstruktivismus erfindet ja keine Wirklichkeiten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Radikaler_Konstruktivismus schrieb:
Im Radikalen Konstruktivismus wird nicht etwa geleugnet, dass es eine Welt „dort draußen“ gebe. Vielmehr wird betont, dass uns diese Welt nur via Beobachtung zugänglich ist, d.h. immer schon eine interpretierte Welt ist, über die wir uns nur kommunikativ verständigen/einigen können; es gibt also keine objektive Wirklichkeit, die dem menschlichen Erkenntnisvermögen zugänglich wäre.
für mich ist das eine wesentliche quelle von toleranz ... sobald ich meine glaubenssätze als konstrukt begreife, brauche ich sie niemand mehr um die ohren zu hauen, um mich meiner selbst zu versichern, und ich finde durchaus wärme und fülle in den vielfältigen möglichkeiten, über die welt zu kommunizieren.

ebenso oft missverstanden wird der K. als trampelpfad der beliebigkeit (etwa im postmodernen "anything goes"). das sehe ich keineswegs so ... wie jede konstruktion hält auch die auf wahrnehmung bezogene nur dann, wenn die konstruktionsregeln beachtet werden. sind die nun objektiv? die sind so objektiv wie die sprache - denken ist schließlich begrifflich. ich kann freilich hergehen und den tisch baum nennen oder meinen bauchnabel als gott apostrophieren, es bringt aber in der kommunikation eher nix. es bewährt sich, das sozial gewachsene konstrukt der grammatik und semantik einer sprache zu beachten, um kommunizieren zu können. das entzieht einer solipsistischen beliebigkeit recht rasch den boden.

das wu-wei, das handeln-durch-nicht-handeln schätze ich ebenfalls sehr, ich mag ja auch den konstruktivistischen ansatz vom lao-tse: "könnte ich nennen das tao, es wäre nicht das tao." :) und, reinhard, wenn du sagst "mein bild ist..." ... dann sind wir vielleicht nicht so weit voneinander entfernt. wobei ich gern einräume, dass ein bild weitaus weitere räume umfasst als ein arrangement von sätzen (außer, es wäre ein gedicht). ich schließe auch keineswegs andere zugänge zur wirklichkeit aus, jenseits von sprache - etwa in der meditation oder auch eben in aufstellungen. das reden über dinge im bewusstsein der möglichkeiten, über dinge zu reden, errichtet keine barrieren gegenüber einem schweigenden sein in den dingen. ich habe eine große ehrfurcht vor dem reich des sprachlosen und keineswegs das bedürfnis, alles zum konstrukt machen zu müssen (auch wenn ich hier immer wieder quatsche und quatsche und quatsche... also schluss damit).

alles liebe,
jake
 
Hallo WalterR.!

Aus meiner Sicht widersprichst Du Dir dauernd. Darum hat eine weitere
Diskussion wirklich keinen Sinn.

Danke für Deine Aufmerksamkeit.

Alles Gute :)
P.
 
Zauberin schrieb:
Aus meiner Sicht widersprichst Du Dir dauernd. Darum hat eine weitere Diskussion wirklich keinen Sinn.
Danke für die Blumen ! Ich fand das Gespräch trotzdem sinnvoll, weil hier ja auch Leute mitlesen, die sich ernsthaft dafür interessieren, was bei einer Aufstellung geschieht.

LG, Reinhard
 
jake schrieb:
wenn du sagst "mein bild ist..." ... dann sind wir vielleicht nicht so weit voneinander entfernt.
Ja - ich genieße den Austausch von unterschiedlichen Sichtweisen sehr !

Der Konstruktivismus entspricht meiner Meinung ja auch dem ur-alten "Du sollst Dir kein Bildnis machen" und dem Verständnis des "Maya" - die Welt als selbstgeschaffene Illusion. Eine andere Möglichkeit ist es, sich Bilder zu machen, aber gleichzeitig zu wissen, dass es bloß Bilder sind - und stets bereit zu sein, ein Bild zu verändern.

LG, Reinhard
 
hi,
nach jahrelangem ausprobieren aller möglichen zugangsweisen hab ich mich letztlich für eine matriarchale sichtweise und deutung bei aufstellungen entschlossen. arbeitet hier noch jemand mit der heidnischen methode, die ursprünglich aus afrika kommt. wäre über erfahrungsaustausch sehr froh.
 
lilacmorgan schrieb:
hi,
nach jahrelangem ausprobieren aller möglichen zugangsweisen hab ich mich letztlich für eine matriarchale sichtweise und deutung bei aufstellungen entschlossen. arbeitet hier noch jemand mit der heidnischen methode, die ursprünglich aus afrika kommt. wäre über erfahrungsaustausch sehr froh.
dazu habe ich nicht mal ansatzweise eine vorstellung, was das sein könnte und wie es sich mit den grundlagen des systemischen stellens verträgt. ich gebe aber zu, dass sich da bei mir alle haare aufstellen, wenn von vornherein mit einer ideologisch geprägten "sichtweise und deutung" an die aufstellung herangegangen wird. das schiene mir dann schon ziemlich in richtung manipulation dessen, was sich zeigt, zu gehen ... hatten wir ja gerade als topic. und matriarchat ist eine herrschaftsform... wäre somit die matriarchale aufstellung ein kampfmittel? da neige ich dann dazu, auch die 11-er-aufstellung, wie wir sie demnächst auf dem grünen feld erleben werden, in den weiten kreis des aufstellens einzubeziehen. da darf sich dann eh schon alles aufstellung nennen... okay, ich geb zu, da gehen jetzt meine vorbehalte mit mir durch und der ärger, dass es kaum noch eine denk- oder arbeitsrichtung gibt, die nicht auf's trittbrett des aufstellens aufgesprungen ist... vielleicht magst du ja mal ein wenig hilfreicher erklären, was die matriarchale bzw. heidnisch/afrikanische variante des stellens eigentlich ist!?

alles liebe,
jake
 
hi,
eigentlich mag ich auf solch unreflektierte und inkompetente von halb- oder unwissen strotzende angriffe ga nicht antworten, trotzdem:
die gängigen methoden sind nicht minder ideologisch geprägt, nur patriarchal, dies aber unreflektiert und als selbstverständlich genommen. das matriarchat ist entgegen männlicher ängste eben keine herrschaftsform, weil es herrschaft in dieser gesellschaftsform nicht gibt. die erklärung aus patriarchal, androzentrischem blickwinkel funktioniert also nicht.
die von mir beschiebene methode ist der ursprung aller derzeit existierenden formen. da bin ich versucht kreisky zu zitieren: "lernen sie geschichte".
 
lilacmorgan schrieb:
eigentlich mag ich auf solch unreflektierte und inkompetente von halb- oder unwissen strotzende angriffe ga nicht antworten
ich auch nicht, trotzdem :)
lilacmorgan schrieb:
die gängigen methoden sind nicht minder ideologisch geprägt, nur patriarchal, dies aber unreflektiert und als selbstverständlich genommen.
das ist eine in dieser form unhaltbare pauschale unterstellung. die patriarchalen komponenten mancher zugänge zum aufstellen sind sehr wohl gegenstand von zum teil engagierten auseinandersetzungen. selbstverständlich ist keine aufstellungsform frei von prämissen (was ich auch für schwer möglich hielte) - ich kenne sehr viele, die diese grundannahmen ständig überprüfen und - etwa im rahmen von supervision - nachjustieren. das mit dem ansatz gleichzusetzen, eine deutung von vornherein ideologisch auszurichten, halte ich für ebenso gewagt wie unzulässig.
lilacmorgan schrieb:
das matriarchat ist entgegen männlicher ängste eben keine herrschaftsform, weil es herrschaft in dieser gesellschaftsform nicht gibt. die erklärung aus patriarchal, androzentrischem blickwinkel funktioniert also nicht.
dazu sag ich mal garnix... es ist deine weltsicht, die ich respektiere und von der ich hoffe, dass sie vom femininismus inzwischen überholt ist.
lilacmorgan schrieb:
die von mir beschiebene methode ist der ursprung aller derzeit existierenden formen. da bin ich versucht kreisky zu zitieren: "lernen sie geschichte".
das hätt ich gehofft, dass du diese methode beschreibst ... ich hab ja eh zugegeben, dass ich mir darunter nichts vorstellen kann und gern etwas darüber wissen würde. wo wäre eine beschreibung von dir angeboten worden?

was den ursprung und das lernen von geschichte betrifft, so halte ich es gern mit der evolution ... das studium der historischen wurzeln und der von ihnen ausgehenden entwicklungen ist interessant, die praxis siedele ich aber gern am ende der fahnenstange an (igitt, schon wieder ein phallisches bild...), wo die summe der arbeit vieler menschen seit den ursprüngen ihre früchte trägt. was das "zurück zu den ursprüngen" angeht, so hat ken wilber diesbezüglich mit seinen bemerkungen zur prä-trans-verwechslung m.e. viel kluges geschrieben. da bin ich versucht, kreisky zu zitieren: "lernen sie geschichte!" - der meinte damit nämlich alles andere als zurück zu den ursprüngen.

alles liebe,
jake
 
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lilacmorgan schrieb:
hi,
nach jahrelangem ausprobieren aller möglichen zugangsweisen hab ich mich letztlich für eine matriarchale sichtweise und deutung bei aufstellungen entschlossen. arbeitet hier noch jemand mit der heidnischen methode, die ursprünglich aus afrika kommt. wäre über erfahrungsaustausch sehr froh.

Hallo Lilacmorgan!

Könntest Du bitte schreiben, was sich aus Deiner Sicht bei den Aufstellungen
zeigt = welche "Kräfte" dabei am Werk sind?

Mich würde auch interessieren, wie die matriarchale (heidnische ?) Sichtweise
zum Ausdruck kommt.
Die Sichtweise von Hellinger wirkt auf mich sehr stark patriarchalisch.
Aber es wundert mich nicht, dass sich noch viele Menschen mit ihr identifizieren können.

Alles Gute :)
P.
 
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