Was zeigt sich in der Aufstellung ?

G

Gawyrd

Guest
Zauberin schrieb:
Hallo !

Aus meiner Sicht spüren die Stellvertreter das, was in dem Unterbewusstsein des Aufstellers über die aufgestellten Personen "gespeichert" ist. Es kommt bei dem Aufstellen also nicht zum Vorschein, wie die betreffenden Personen wirklich waren oder sind (d.h. wie sie sich selbst erlebt haben, erleben oder von anderen Menschen wahrgenommen wurden, werden) sondern wie sie der Aufsteller wahrgenommen hat oder wahrnimmt. Es ist seine ganz subjektive Wahrnehmung.

Außerdem - was bei dem Aufstellen zum Vorschein kommt, kann eigentlich nur ein winziger Teil der betreffenden Person sein - das, was vielleicht für den Aufsteller am wichtigsten war, ist, was ihn in der Beziehung zu der Person geprägt hat, prägt. Aber ein Mensch ist ein so kompliziertes, vielschichtiges Wesen, dass es unmöglich ist, ihn in seiner Ganzheit bei einem Aufstellen zu "präsentieren." *gg*

Um es zu überprüfen könnte man einen folgenden Versuch machen: Eine Familie mit drei erwachsenen(?) Kindern. Jedes Kind stellt - getrennt - die Familie auf - für die Mutter und den Vater werden die gleichen Stellvertreter ausgewählt, ohne dass diese wissen, dass sich um die gleiche Familie handelt. Man könnte beobachten, ob sie in allen drei Fällen, das gleiche über die Person aussagen und sie danach fragen, ob sie erkannt haben, dass sie diese Person schon einmal, zweimal "vertreten" haben.

Ich glaube nicht, dass sich um "Bewegen der Seelen" handelt, sondern dass nur das Unterbewusstsein des Aufstellers "angezapft" wird. Natürlich "erscheint" vor allem das, womit der Aufsteller die größten Schwierigkeiten hat, was ihn innerlich - bewusst oder unbewusst - beschäftigt, belastet.

Manche hellsichtigen Personen, können ganze "Geschichten" von einer Person in ihrem Energiefeld "sehen". Warum könnten "normale" Menschen nicht das Wichtigste von einer Person wahrnehmen (= wie sie ihre Eltern, Partner, Kinder usw. erlebt), wenn sie sich dafür ganz bewusst "frei" machen?

Aus meiner Sicht geht es nicht um eine objektive Sicht, wie die Familie war oder ist, sondern um ganz subjektive Sicht des Aufstellers. Aber das ist natürlich für ihn das Wichtigste, das was ihn betrifft und auch nur dort kann ein Verständnis, eine Heilung stattfinden.

Aus meiner Sicht geht es also nicht um "Bewegen der Seelen" - da müsste der Aufsteller auch ab und zu rufen: "So war meine Mutter nicht!" - obwohl sie in Wirklichkeit auch SO war, aber er hatte sie so nicht sehen, erleben können. Nebenbei - sie könnte doch so vor seiner Geburt sein und sich später ändern. ;) Alles Gute :) P.
Hallo Zauberin,

da dies ein (wichtiges) eigenes Thema ist, eröffne ich damit einen neuen Thread. (Beitrag der "Zauberin" zitiert aus dem Thread "Projektion und Manipulation")

Familienaufstellungen haben ein therapeutisches Grundanliegen. Insoferne geht es um die "Wirklichkeit des Klienten" (das, was im Klienten wirkt) - weniger um historische Wahrheit.

Das war einmal ein heißer Diskussionspunkt - zB. bezüglich dem Bild der Aufstellung, dass jemand nicht Sohn/Tochter des Vaters sei. Der anschließend durchgeführte Gentest bestätigte aber die biologische Vaterschaft. War die Aufstellung deswegen falsch ? Nein - aber sie wurde fehlinterpretiert (als biologische Wahrheit missverstanden). Sie verwies darauf, dass auf der seelischen Ebene zB. der Vater das Kind nicht als das eigene angenommen hat oder dass die Mutter sich sehr gewünscht hat, dass das Kind von einem anderen Mann wäre.

Andererseits ist es möglich, dass in der Aufstellung Fakten zutage treten, die die aufstellende Person nicht wusste und auch gar nicht wissen konnte (nicht mal im Unbewußten).

Insoferne ist das Bild einer Aufstellung stets irgendwo in einem gleitenden Übergang zwischen subjektiver Wirklichkeit und "objektiver" Wahrheit.

Hinzu kommt, dass Aufstellungen in der Regel in Zusammenhang mit einem Anliegen, einem Wunsch des Klienten durchgeführt werden - es zeigen sich also die Personen und Umstände (bzw. die Züge von den Personen), die in Bezug auf dieses Anliegen relevant sind - nicht eine "ganze und umfassende Wahrheit". (Ich persönlich stelle nicht auf, wenn es nur um die Befriedigung von Neugier geht.)

Aufstellungen sind auch kein 100% "Lügendetektor" - sonst könnte man ja durch Aufstellungen auch verläßlich Verbrechen aufklären etc.

Für mich persönlich ist entscheidend, ob eine Aufstellung hilft - weniger, ob sie "wahr" ist.

Was ich nicht verstehe : was Du damit meinst, dass sich in der Aufstellung das Unbewußte zeigt - aber nicht die Seele. Da müßte man klären, was das Unbewußte eigentlich ist (ob es nicht auch Teil der Seele sein kann). Auf alle Fälle kann man in einer Aufstellung auch auf die seelische Ebene gehen.

Das alles nur mal als erste Gedanken zu diesem Thema,

LG, Reinhard
 
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Das, was bei Aufstellungen herauskommt, entspringt zum Teil der Fantasie. Es sind Menschen. Menschen sind Subjekte, subjektiv. Und wenn viele Menschen zusammenkommen, gibts sowas wie Gruppendynamik.

Das erinnert mich an pubertäre Versuche, Gläser zu rücken... Irgendwas kommt dabei immer raus...:weihna1 :weihna1 :weihna1
 
Es gibt das Familienunbewusste. Dort sind alle die gespeicherten Informationen, die eine Familie betreffen. Diese Informationen sind nicht immer einem Familienmitglied bewusst, sie sind aber da.
Es ist wie ein kollektives Bewusstsein der Familie. Kein richtig oder falsch einfach nur Informationen.
 
Talen schrieb:
Es gibt das Familienunbewusste. Dort sind alle die gespeicherten Informationen, die eine Familie betreffen. Diese Informationen sind nicht immer einem Familienmitglied bewusst, sie sind aber da.
Es ist wie ein kollektives Bewusstsein der Familie. Kein richtig oder falsch einfach nur Informationen.


Ja, Talen, das hört sich für mich sehr stimmig an. Aber ich finde, es geht zu weit, dieses "Gefühl", dieses Familienunbewusste auf eigene Faust zu knacken.
 
Martadada schrieb:
Ja, Talen, das hört sich für mich sehr stimmig an. Aber ich finde, es geht zu weit, dieses "Gefühl", dieses Familienunbewusste auf eigene Faust zu knacken.
Warum?
Es sind Informationen. Diese Informationen stehen der Familie oder den Familienmitgliedern zur Verfügung und auf sie kann oder sogar soll zugegriffen werden, wenn Bedarf besteht.
Es ist nichts als Energie und Energie sind wir ja auch.
 
Martadada schrieb:
ich finde, es geht zu weit, dieses "Gefühl", dieses Familienunbewusste auf eigene Faust zu knacken.
damit hat sich auf einer anderen ebene die psychotherapeutin alice miller beschäftigt - das buch heißt "du sollst nicht merken" und beschäftigt sich mit den oft fatalen folgen, wenn die einsicht blockiert wird.

alles liebe,
jake
 
Martadada schrieb:
Das erinnert mich an pubertäre Versuche, Gläser zu rücken... Irgendwas kommt dabei immer raus...
das ist m.E. gar kein schlechter ansatz, das wesen des "wissenden feldes" zu beschreiben. auch beim gläserrücken ist ein gesammelter kreis vorhanden, der sich auf ein gemeinsames anliegen einstimmt und sich von ihm bewegen lässt (oder die hände auf dem glas...) ... im gegensatz zu aufstellungen geht es dabei allerdings schlicht um neugier, und diesen eindruck habe ich auch bei etlichen, die hier übers aufstellen posten und sich nicht vorstellen können, dass bei einer aufstellung nichts anderes geschieht als dass wissensfragen beantwortet werden.
wie reinhard schon sagte - informationen über fakten, auch über vorher unbekannte fakten, können sich ergeben. wenn das geschieht, ist es ein nebeneffekt. ich kenn das selber aus vielen rollen ... wenn ich empfindungen habe, körperlich eindeutig wahrnehmbare empfindungen wie stechende schmerzen im handgelenk, die ich vorher und nachher nicht hatte und die weder der aufstellende noch der aufstellungsleiter hat - ich stand da für ein früh gestorbenes kind und hatte keinerlei information, wie dieses kind sein leben verloren hatte, niemand sagte ein wort über handgelenke ... und nach der aufstellung erfuhr ich dann, dass dieses kind im brutkasten verstorben war, mit infusionen in beiden händchen. das war auf der einen seite ein faktum, das sich in einem klar von der "normalen" wahrnehmung zu unterscheidenden spüren zeigte, und es war auf der anderen seite als wahrnehmung völlig unwichtig für den verlauf der aufstellung. es erhöht aber signifikant das vertrauen in andere, weniger auffällige wahrnehmungen in einer rolle, wenn solche feedbacks über die stimmigkeit des empfundenen sich einstellen. und wenn dann noch jemand daherkommt und mir einreden möchte, ich sei vom aufstellungsleiter (der von infusionen nichts gewusst hatte) oder vom aufstellenden (der nichts davon erwähnt hatte) manipuliert worden oder ich hätte da meine eigenen projektionen und fantasien hineingelegt ... auch gut, ich kann und will ja niemand daran hindern, wenn die/der das bedürfnis hat, sich ideologische konstrukte zurechtzulegen, um sich selbst das hinschauen zu ersparen.

und ... es sind nur informationen? aus den herkömmlichen grundannahmen über informationen und deren vermittlung ist das "wissende feld" (ich würde es lieber als "wirkendes feld" bezeichnen, aber der andere ausdruck hat sich nun mal durchgesetzt) nicht oder nur mit größeren verrenkungen zu erklären. sobald ich aber davon ausgehe, dass wir nicht nur bewusstsein haben, sondern auch - individuell wie vor allem auch gemeinsam - bewusstsein sind, ergeben sich ganz andere perspektiven für die teilnahme an diesem bewusstsein. oder unbewusstsein. ein mehr-oder-weniger-bewusstsein :)

wenn das so ist, dann kann ich in mein eigenes bewusst-sein bewegung bringen, und dann kann sich "mein" sein in systemischen zwiebelschichten von bewusstsein durchaus auch verteilt in rollen einer aufstellung zeigen. da stehen dann keine spieler oder darsteller, sondern da steht mein systemisches bewusst-sein, verkörpert in rollen, an denen bedeutsame aspekte dieses bewusst-seins zu tage treten, sichtbar werden, einsicht ermöglichen. und vor allem: wirkung zeigen und wirkung erfahren. sobald ich mich davon löse, dass da ein theater stattfindet, sobald ich spüre, dass sich dort das bewusst-sein des aufstellenden ganz real zeigt, kann ich auch annehmen, dass es um mehr geht als nur um wissen. dann kann ich in und mit diesem bewusst-sein arbeiten, dinge in (eine andere) ordnung bringen, die dieses bewusst-sein selbst nahelegt, dann tritt die wirkung unmittelbar in meinem bewusst-sein ein, in meinem individuellen und in meinem systemischen. wenn ich das seele nennen möchte, auch gut. wenn das mit "alles ist energie" gemeint ist, auch gut. es geht um das, was mich mit anderen und mit allem verbindet. das bewegt aufstellungen, das bewegt aufstellende, das wird in aufstellungen bewegt.

hellinger ist übrigens schon vor einiger zeit davon abgekommen, das als "bewegungen der seele" zu bezeichnen. er spricht inzwischen von "bewegungen des geistes".

alles liebe,
jake
 
Hallo Walter R.!

Walter R. schrieb:
Was ich nicht verstehe : was Du damit meinst, dass sich in der Aufstellung das Unbewußte zeigt - aber nicht die Seele. Da müßte man klären, was das Unbewußte eigentlich ist (ob es nicht auch Teil der Seele sein kann). Auf alle Fälle kann man in einer Aufstellung auch auf die seelische Ebene gehen.

Eigentlich habe ich ich damit die Seelen der aufgestellten Personen gemeint.
Aus meiner Sicht "zeigen" sich bei einem Aufstellen nicht die Seelen der auf-
gestellten Personen, sondern es zeigt sich ausschließlich die Seele des Aufstellers.

Es interessiert mich schon lange, was wirklich bei einem FA passiert = wie funktioniert es?
Als ich den Thread Projektionen/ Manipulationen gelesen habe, konnte ich es auf einmal erkennen.

Aus meiner Sicht geht es immer nur um die Wirklichkeit des Aufstellers - also um seine subjektive Wahrheit, die für ihn natürlich das Wichtigste ist.
Ich glaube nicht an die Familiensysteme. Das ist für mich nur von Menschen ausgedachtes Konstrukt, eine nicht bewiesene Theorie. Aber ich verstehe, dass es für viele Menschen die einzig mögliche Erklärung ist.
Dass sich bei einem Aufstellen zeigen kann, was der Aufsteller scheinbar nicht wissen konnte, könnte man auch ganz anders erklären.

Ich glaube auch, dass es am wichtigsten ist, ob die FA dem Aufsteller hilft.
Hoffentlich aus seiner Sicht ;) = dass er sich nach dem Aufstellen besser
fühlt.

Für mich ist es jetzt eindeutig klar, dass es keine "objektiven" Familiensysteme - in denen ein Mensch (die Seele) gefangen oder an sie ausgeliefert ist - gibt. Es ist eher umgekehrt. Jeder Mensch "erschafft" in seinem Unterbewusstsein sein ganz persönliches "Familiensystem", in dem er sich selbst gefangen hält.
Aber eben darum steht es ganz in seiner Macht sich aus solchem subjektiven - in Wirklichkeit nicht existierenden - System zu befreien.
Natürlich wurde "sein" Familiensystem von den Umständen in der Familie geprägt, die er - vor allem als kleines Kind - erlebt hat. Darum bleiben oft die meisten Menschen an diesem "alten" System in der Familie "hängen" und bemerken nicht, dass es schon lange nicht wahr ist, dass sich vieles in der Familie geändert hat.

Vielen Dank, Walter R., für Deine Antwort.
Eigentlich sehe ich dieses Thema als mein Anliegen d.h. es war mir wichtig, meine *g* Wahrheit zu finden. Dabei hat mir Dein Beitrag geholfen (übrigens der ziemlich unfreundliche Beitrag von ChrisTina auch :D ).

Alles Gute :)
P.
 
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Zauberin schrieb:
Dass sich bei einem Aufstellen zeigen kann, was der Aufsteller scheinbar nicht wissen konnte, könnte man auch ganz anders erklären.
das interessiert mich. welche erklärungsmodelle hast du dafür? und aufgrund welcher kenntnis der umstände nimmst du an, dass es der aufsteller nur "scheinbar" nicht wissen konnte?

alles liebe,
jake
 
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