Was zeigt sich in der Aufstellung ?

Walter R. schrieb:
Auch auf die Gefahr hin, dass es zu idyllisch wird : ich stimme Dir voll und ganz zu. Aufstellungsarbeit ist eine Möglichkeit neben anderen. Dass man in einem Forum über Familienaufstellung hauptsächlich über Aufstellungsarbeit schreibt, ist ja logisch - heißt aber nicht, dass es nur das gibt. Ich weiß jetzt nicht, wie Du drauf kommst, dass hier jemand Aufstellungen als das einzig Wahre und Mögliche ansieht. (Schau Dir zB. mal die Homepage von Jake und der anderen "AufstellerInnen" hier an.)

Aufstellungen haben spezielle Möglichkeiten und Qualitäten - wie alle anderen von Dir genannten Möglichkeiten.

LG, Reinhard


Ich stimme Walter hier gerne zu, die FA ist eine von vielen Bausteinen die sinnvoll genutzt unser Leben bereichern können.

Der Anschluß an den "Zentralrechner" kann über viele Schnittstellen erfolgen, und manche Menschen benötigen gar keine mehr weil Sie direkt verbunden sind.

Ich habe nun die letzten Jahre an vielen Aufstellungen teilgenommen unter anderem auch erlebt das mehrere Familienmitglieder einer Familie unabhängig voneinander aufgestellt haben, mit unterschiedlichen "Mitwirkenden". Das Verhalten der Ursprungsfamilie war bis auf wenige Nuancen schlicht und einfach identisch.
Auch das "Problem" an sich war immer identisch und unterschied sich nur in der Auswirkung auf den jeweils Aufstellenden. Was aber im Hinblick auf das GANZE Familiensystem der Familie immer stimmig zueinanderstand. So wie verschiedene Kamaras ihren jeweils eigenen Blickwinkel auf ein und dasselbe Bild haben.

Was den Punkt Deutung betrifft so widerstrebt mir das Wort an sich in Zusammenhang mit FA´s. Eine FA bei der die Energie nicht so hoch ist das die Thematik und deren "Lösungsbild" nicht so klar und eindeutig ist das eine Kopfdeutung der Führung (so groß der Erfahrungsschatz auch sein mag) notwendig ist sollte m.E. an dem Punkt beendet werden an dem es zu einem herumstochern im Nebel wird. Schätze mich glücklich das ich es bisher fast nur so erleben durfte. Es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt, zu erkennen ob ein System sich öffnen und zeigen will ist eine hohe Kunst für die es viel Demut benötigt. Leider habe ich auch schon gesehen wie Aufstellungen in eine bestimmte Richtung gesteuert wurden weil es die Führung in ein eigenes Thema geschleudert hat.

LG
Voice
 
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voice schrieb:
Was den Punkt Deutung betrifft so widerstrebt mir das Wort an sich in Zusammenhang mit FA´s. Eine FA bei der die Energie nicht so hoch ist das die Thematik und deren "Lösungsbild" nicht so klar und eindeutig ist das eine Kopfdeutung der Führung (so groß der Erfahrungsschatz auch sein mag) notwendig ist sollte m.E. an dem Punkt beendet werden an dem es zu einem herumstochern im Nebel wird. ... Es gibt für alles den richtigen Zeitpunkt, zu erkennen ob ein System sich öffnen und zeigen will ist eine hohe Kunst für die es viel Demut benötigt. Leider habe ich auch schon gesehen wie Aufstellungen in eine bestimmte Richtung gesteuert wurden weil es die Führung in ein eigenes Thema geschleudert hat.
Hallo Voice,

Das gefällt mir sehr, wie Du das auf den Punkt bringst.

Das ist für mich das Schöne an der Aufstellungsarbeit, dass man nicht stundenlang herumdiskutieren, deuten und interpretieren muss - dass man in der Aufstellung sofort erkennt, ob etwas passt oder nicht.

Das mit dem "Herumstochern im Nebel" : da steht in der Regel dahinter, dass der Klient vor der Lösung zurückschreckt. Da unterbreche ich gerne die Aufstellung und mache einen Zwischenschritt - zB. mit drei StellvertreterInnen : Klient - "Klient will die Lösung" - "Klient will die Lösung nicht". Da kann der notwendige Schritt erkannt und durchgeführt werden, dass der Klient sich für die Lösung öffnet und sie sich wirklich wünscht. Wenn das gelingt, kann man mit der ursprünglichen Aufstellung fortfahren, und dann läuft es meist wie geschmiert weiter und der Nebel ist weg.

Wenn es klar wird, dass der Klient die Lösung wirklich nicht will, dann ist das zu respektieren.

Man kann im Zweifelsfall auch in einer Zwischenaufstellung klären, ob man als Aufstellungsleiter hilfreich vorgeht - oder ob man mit seiner Vorgehensweise gerade einer Lösung im Weg steht. (Das kann übrigens ein wesentliches Element in der Dynamik des gerade aufstellenden Klienten sein : dass es wichtig ist, dass jemand bereit ist, sich selbst und sein Vorgehen in Frage zu stellen und aufhört vorzugeben, alles zu wissen und im Recht zu sein.)

Bei einer Aufstellung werde ich ja auch als Aufstellungsleiter vom Kraftfeld des Klienten berührt - und man muss darauf achten, nicht davon vereinnahmt zu werden. Natürlich kann auch ein eigener wunder Punkt des Aufstellungsleiters berührt worden sein - dem muss man dann Rechnung tragen.

LG, Reinhard
 
lilacmorgan schrieb:
hi, nach jahrelangem ausprobieren aller möglichen zugangsweisen hab ich mich letztlich für eine matriarchale sichtweise und deutung bei aufstellungen entschlossen. arbeitet hier noch jemand mit der heidnischen methode, die ursprünglich aus afrika kommt. wäre über erfahrungsaustausch sehr froh.
Hallo Lilacmorgan,

Deine Frage ist interessant - ich verstehe nur nicht, warum Du sie mitten in einen anderen Thread mit einem anderen Thema hineinpostest.

Ich persönlicher finde es sinnvoller und wünschenswert, wenn Du damit einen eigenen Thread eröffnest.

LG, Reinhard
 
Walter R. schrieb:
Hallo Voice,

Das gefällt mir sehr, wie Du das auf den Punkt bringst.

Das ist für mich das Schöne an der Aufstellungsarbeit, dass man nicht stundenlang herumdiskutieren, deuten und interpretieren muss - dass man in der Aufstellung sofort erkennt, ob etwas passt oder nicht.

Das mit dem "Herumstochern im Nebel" : da steht in der Regel dahinter, dass der Klient vor der Lösung zurückschreckt. Da unterbreche ich gerne die Aufstellung und mache einen Zwischenschritt - zB. mit drei StellvertreterInnen : Klient - "Klient will die Lösung" - "Klient will die Lösung nicht". Da kann der notwendige Schritt erkannt und durchgeführt werden, dass der Klient sich für die Lösung öffnet und sie sich wirklich wünscht. Wenn das gelingt, kann man mit der ursprünglichen Aufstellung fortfahren, und dann läuft es meist wie geschmiert weiter und der Nebel ist weg.

Wenn es klar wird, dass der Klient die Lösung wirklich nicht will, dann ist das zu respektieren.

Man kann im Zweifelsfall auch in einer Zwischenaufstellung klären, ob man als Aufstellungsleiter hilfreich vorgeht - oder ob man mit seiner Vorgehensweise gerade einer Lösung im Weg steht. (Das kann übrigens ein wesentliches Element in der Dynamik des gerade aufstellenden Klienten sein : dass es wichtig ist, dass jemand bereit ist, sich selbst und sein Vorgehen in Frage zu stellen und aufhört vorzugeben, alles zu wissen und im Recht zu sein.)

Bei einer Aufstellung werde ich ja auch als Aufstellungsleiter vom Kraftfeld des Klienten berührt - und man muss darauf achten, nicht davon vereinnahmt zu werden. Natürlich kann auch ein eigener wunder Punkt des Aufstellungsleiters berührt worden sein - dem muss man dann Rechnung tragen.

LG, Reinhard


Daß interessiert mich sehr, möchtest Du mir da bitte näheres dazu erzählen? Gerne auch per PN. Wie machst Du das praktisch, eine Aufstellung für eine Andere unterbrechen? Verbleiben die Leute in ihrer Repräsentanz, bis es weitergeht? Wie bringst Du das Platzmäßig unter? Überschneiden sich da nicht die Energiefelder? Leitest Du die Aufstellung die Dich als Leiter betrifft dann auch oder wählst Du hier einen Vertreter sowohl für die Leitung dieser Aufstellung als auch einen Repräsentanten für Dich?

Also wirklich ganz konkret wie ist da der Ablauf? Fragen über Fragen :)

Neugierige Grüße
Voice
 
voice schrieb:
1. Wie machst Du das praktisch, eine Aufstellung für eine Andere unterbrechen? Verbleiben die Leute in ihrer Repräsentanz, bis es weitergeht? Wie bringst Du das platzmäßig unter? Überschneiden sich da nicht die Energiefelder?

2. Leitest Du die Aufstellung die Dich als Leiter betrifft dann auch oder wählst Du hier einen Vertreter sowohl für die Leitung dieser Aufstellung als auch einen Repräsentanten für Dich?
Hallo Voice,

zu Punkt 1.

Das hängt davon ab, wie stark die Energie der Aufstellung bereits ist. Meistens genügt es, wenn sich die Stellvertreter entrollen und sich an den Rand des Seminarraumes setzen - ausser dem Stellvertreter für die Klienten. Den bitte ich, kurz den Raum zu verlassen. Dann werden Stellvertreter für "Lösung-vom-Klienten-gewünscht" und "Lösung-vom-Klienten-nicht-gewünscht" beauftragt und ihnen Zeit gegeben, sich im Raum zu positionieren. Dann hole ich den Klienten-Stellvertreter wieder herein und bitte ihn, seinen Platz in Beziehung zu den beiden Positionen zu finden (deren Bedeutung er noch nicht kennt) - wie es ihm mit den beiden geht, wo er in Bezug auf die beiden steht. Dann ist es schon klar, wie es steht. Dann kläre ich ihn auf, wofür die beiden Positionen stehen, und dann können wir daran arbeiten, dass der Klient sich für die Lösung öffnet.

Wenn die Stellvertreter bei der Aufstellung schon so involviert sind, dass eine simple Entrollung nicht mehr genügt, lasse ich "zurückgeben". Das mache ich immer am Ende jeder Aufstellung : der Klient stellt sich in die Mitte des Raumes, und ALLE StellvertreterInnen geben ihm nacheinander die Erfahrungen zurück, die sie in der Rolle gemacht haben. Und zwar, indem der Klient die Hände aufhält und der Stellvertreter seine Hände drauflegt und alle Erfahrungen und Energien der Rolle zum Klienten fließen läßt - bis der Stellvertreter wieder frei und ganz er selbst ist.

Dieses "Zurückgeben" ist für mich mittlerweise ein ganz wesentliches Element der Aufstellung - ebenso wichtig, wie die Aufstellung selbst. Man erkennt dabei, ob der Klient die Aufstellung annimmt und die Wirksamkeit für den Klienten steigert sich enorm. (Oft kann man beobachten, wie sich der Klient beim Zurücknehmen verändert, sein Gesicht sich löst, er an Kraft gewinnt.)

zu 2. : Das habe ich bisher zweimal gemacht, als ich mir nicht sicher war, ob ich nicht als Aufstellungsleiter etwas völlig falsch mache. Da nehme ich zB. je einen Stellvertreter für den Klienten, die Lösung und mich (evtl. noch einen für das Problem). Nach der Beauftragung lasse ich die Leute sich zueinander positionieren. Wenn sich herausstellt, dass tatsächlich ich und mein Verhalten für die Verbindung Klient-Lösung hinderlich sind, lasse ich meinen Stellvertreter Sätze aussprechen, in denen er mögliche andere Verhaltensweisen angibt. Dann ist zu beobachten, ob eine beschriebene Verhaltensweise Klienten und Lösung verbindet - oder nicht. Beide Male bekam ich einen wertvollen Hinweis, wie ich anders vorgehen muss und wo mein Fehler lag.

Liebe Grüße, Reinhard
 
Prima danke. Pos. 2 habe ich verstanden. Zu 1 noch.

Da sagst entrollen, also entlassen (?). Werden dann wenn es wieder "weitergeht" noch einmal neue Repräsentanten ausgewählt, und neu aufgestellt? Oder behalten die Vertreter ihre Rollen und sind quasi nur stillgelegt für diese Zwischenaufstellung ?

LG
Voice
 
voice schrieb:
1.Da sagst entrollen, also entlassen (?).

2. Werden dann wenn es wieder "weitergeht", noch einmal neue Repräsentanten ausgewählt, und neu aufgestellt? Oder behalten die Vertreter ihre Rollen und sind quasi nur stillgelegt für diese Zwischenaufstellung ?
1. Das sind einfach die unterschiedlich verwendeten Bezeichnungen. "Sich aus der Rolle lösen und wieder man selbst werden" - das kann man "entrollen" nennen oder "aus der Rolle entlassen".

2. Das hängt ganz davon ab. Es kann sein, dass wir wieder in die Aufstellung zurückgehen, wo wir unterbrochen haben - gleiche StellvertreterInnen, gleiche Positionen. Es kann aber auch sein, dass wir völlig von vorne beginnen.

Wobei ich mittlerweile schaue (man lernt ja aus Erfahrung), dass es gar nicht so weit kommt - sondern dass ich das bereits im Zweifelsfall VOR einer Aufstellung kläre : ob die Lösung überhaupt erwünscht ist.

LG, Reinhard
 
Vielen Dank Reinhard, Du hast mir eine interessante neue Möglichkeit aufgezeigt.
Es direkt vor Beginn der Aufstellung auszuloten ist ein Ansatz den ich sehr differenziert sehe. Die Hellingersche Praktik es mitunter davon abhängig zu machen ob der "Klient" dem Leiter direkt ansieht oder nicht, empfinde ich als zu heftig.
Für mich ist durch die Anwesenheit und die Bereitschaft aufzustellen schon mal eine gute Basis vorhanden, die sich im Laufe der Aufstellung natürlich verändern kann. Aber es kann auch passieren das der Schmerz zu groß wird und eine Schutzhaltung zutage tritt weil alles auf einmal nicht auszuhalten ist.

Vielleicht meinst Du aber auch ein Vorgespräch das schon geraume Zeit vor dem Aufstellungstermin stattfindet. Das erachte ich als sehr hilfreich, weil es den Prozess schon in Gang setzt und auch zeigt ob der Klient nur einfach mal so aufstellen will weil er gehört hat das das ganz gut sein soll.
 
voice schrieb:
Es direkt vor Beginn der Aufstellung auszuloten ist ein Ansatz den ich sehr differenziert sehe. Die Hellingersche Praktik es mitunter davon abhängig zu machen ob der "Klient" dem Leiter direkt ansieht oder nicht, empfinde ich als zu heftig. Für mich ist durch die Anwesenheit und die Bereitschaft aufzustellen schon mal eine gute Basis vorhanden, die sich im Laufe der Aufstellung natürlich verändern kann. Aber es kann auch passieren, dass der Schmerz zu groß wird und eine Schutzhaltung zutage tritt weil alles auf einmal nicht auszuhalten ist.

Vielleicht meinst Du aber auch ein Vorgespräch das schon geraume Zeit vor dem Aufstellungstermin stattfindet. Das erachte ich als sehr hilfreich, weil es den Prozess schon in Gang setzt und auch zeigt ob der Klient nur einfach mal so aufstellen will weil er gehört hat das das ganz gut sein soll.
Ja - ein Vorbereitungsgespräch kann sehr wertvoll sein.

Meine Form der Voraufstellung ist genau aus dem Anliegen entstanden, was Du beschreibst - dass ich Klienten nicht mit einem "Du bist nicht bereit" oder so ähnlich abprallen lassen will.

Es kann sein, dass die Lösung eines Konfliktes noch nicht möglich ist - dass man dem noch nicht gewachsen ist (zB. weil der Schmerz zu groß wäre, wie Du schreibst - oder aus anderen Gründen). Dass man den Lösungsweg in verkraftbaren kleinen Schritten gehen muss - nicht alles auf einmal. Da dient die Voraufstellung der Klärung : was kann man JETZT tun. (Nicht "Alles oder Nichts" !) Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine.

Manchmal ist es aber auch der Fall, dass jemand in eine Therapie / in eine Aufstellung nur alibi-halber kommt - zB. um sich und anderen zu zeigen "Seht her, ich tue ja was" (aber de facto nichts bearbeiten und ändern will) - oder mit der Einstellung "Wasch-mich-aber-mach-nicht-nass". Da ist es schon wichtig, das aufzuzeigen - "entweder Du meinst es ernst, oder Du verwendest Deine Zeit und Dein Geld lieber für einen Urlaub oder etwas anderes, was Dich freut" (und vergeudest es nicht für eine nicht-wirklich-gewollte Therapie.)

Liebe Grüße, Reinhard
 
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wieder was gelernt
Dank dir - klingt super
Walter R. schrieb:
Wenn die Stellvertreter bei der Aufstellung schon so involviert sind, dass eine simple Entrollung nicht mehr genügt, lasse ich "zurückgeben". Das mache ich immer am Ende jeder Aufstellung : der Klient stellt sich in die Mitte des Raumes, und ALLE StellvertreterInnen geben ihm nacheinander die Erfahrungen zurück, die sie in der Rolle gemacht haben. Und zwar, indem der Klient die Hände aufhält und der Stellvertreter seine Hände drauflegt und alle Erfahrungen und Energien der Rolle zum Klienten fließen läßt - bis der Stellvertreter wieder frei und ganz er selbst ist.

Dieses "Zurückgeben" ist für mich mittlerweise ein ganz wesentliches Element der Aufstellung - ebenso wichtig, wie die Aufstellung selbst. Man erkennt dabei, ob der Klient die Aufstellung annimmt und die Wirksamkeit für den Klienten steigert sich enorm. (Oft kann man beobachten, wie sich der Klient beim Zurücknehmen verändert, sein Gesicht sich löst, er an Kraft gewinnt.)
 
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