Bruder und Nichte

pluto

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Hallo miteinander,

da ich sehr verzweifelt bin wie ich handeln soll, möchte ich euch ganz gerne etwas fragen:

Vor ein paar Jahren wollte ich eine Aufstellung machen, weil mein jüngster Bruder sich sehr schlimm zu mir verhalten hatte. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sein Einfluss auf meine jüngste Tochter nicht besonders gut ist.

In der Aufstellung zeigt sich auch recht schnell, wie er mir gesinnt war (nicht besonders toll und recht cool). Mir wurde erklärt, dass jüngste Kinder nun mal sie und sie auch das Recht haben so zu sein. Dann wurde das ganze abgebrochen und etwas anderes aufgestellt, was mich überhaupt nicht interessierte.

Es ist nun so, dass ich mit meiner jüngsten Tochter immer wieder großen Stress (Streit) habe, der sich seit Anfang dieses Jahres massiv verstärkt hatte. Ich konnte tun und machen was ich wollte, es wurde einfach nicht besser. Vor kurzem sagt ich ihr, sie solle ihre Sachen packen und alles mitnehmen was ihr gehört und damit hat sie einmal eine Familie gehabt, hat sie ein bisschen aufhorchen lassen. (Mir war es sehr ernst damit und mir ging es auch entsprechend schlecht.)

Sie strengte sich dann auch an und nach ein paar Tagen kam trotzdem wieder diese Abneigung mir gegenüber durch. Vor ein paar Tagen sagte sie mir dann, was zwischen meinem Bruder und ihr geredet wurde:

Sie müsse unbedingt zu ihrem Freund ziehen, damit sie endlich frei von ihren Eltern wäre, weil die eh nichts taugen. (Er hat noch mehr über ihre Eltern geredet, aber das war so schlimm für mich anzuhören, dass ich es vergessen habe.)

Kein Wunder, dass meine Unternehmungen nicht fruchteten.

Jetzt habe ich ein Problem:
Wie gehe ich gemäß der Ordnung in Systemen mit meinem Bruder um?
Wie verhalte ich mich zu meiner Mutter, die das richtig findet, was er macht?

Liebe Grüße pluto
 
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Hallo Pluto,

ich wage es mal hier ein paar Zeilen zu schreiben, gleich vorweg, ich habe keinerlei psychosoziale Ausbildung, ich weiss nur, was ich bei FA`s als Darsteller gefühlt habe, was richtig und wichtig sein kann, und was nicht.

Vor ein paar Jahren wollte ich eine Aufstellung machen, weil mein jüngster Bruder sich sehr schlimm zu mir verhalten hatte. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass sein Einfluss auf meine jüngste Tochter nicht besonders gut ist.

In der Aufstellung zeigt sich auch recht schnell, wie er mir gesinnt war (nicht besonders toll und recht cool). Mir wurde erklärt, dass jüngste Kinder nun mal sie und sie auch das Recht haben so zu sein. Dann wurde das ganze abgebrochen und etwas anderes aufgestellt, was mich überhaupt nicht interessierte.

Manche Fa`s laufen nicht so, wie man "es will". Ein guter Aufstellungsleiter wird spüren, was der richtige Weg, die richtigen Fragen sind.
Hier klingt es aber so, wie wenn dein Anliegen gar nicht so richtig angegangen wurde. Warum wurde abgebrochen ? Wurde es dir erklärt ?
Bzw. die für dich "uninteressante" Fortsetzung, war sie nicht wichtig ?

Vor kurzem sagt ich ihr, sie solle ihre Sachen packen und alles mitnehmen was ihr gehört und damit hat sie einmal eine Familie gehabt, hat sie ein bisschen aufhorchen lassen. (Mir war es sehr ernst damit und mir ging es auch entsprechend schlecht.)

Darf ich dich bitten, solche Worte nie wieder zu einem deiner Kinder zu sagen.
Sonst ergeht es dir noch öfter schlecht.
"Gemäß der Ordnung in Systemen" wirst du IMMER die Mutter deiner Tochter sein, und es ist ein ABSOLUTER Liebesbeweis, dass du deiner Tochter diese Recht NIE entziehst.
Ihr seit immer Familie !

Wohl aber es steht dir zu, deine Tochter zu kritisieren ( halt so im Rahmen der Erziehung ), solange sie noch jung ist und zu Hause wohnt.
Es klingt aber so, als wäre sie schon alt genug ( erwachsen ). Dann geht es wohl um Miteinander- Wohnen- Regeln, die nicht eingehalten werden.
Wie ich das kenne, mein Sohn ist fast 20, meine Tochter 14 :) Hat aber, glaub ich, nichts speziell mit FA zu tun. Da muss jeder seinen Weg finden.

Sie müsse unbedingt zu ihrem Freund ziehen, damit sie endlich frei von ihren Eltern wäre, weil die eh nichts taugen.
Deinem Bruder steht so ein Pauschalurteil nicht zu. Du könntest ihn ja mal fragen, warum er so denkt und mit seiner Nichte so über dich/euch spricht.
Oder frag deine Tochter, warum/ob sie ihrem Onkel diese Ansagen abnimmt.


Wie gehe ich gemäß der Ordnung in Systemen mit meinem Bruder um?
Liebe und achte ihn, er ist dein Bruder.
Jeglichen Übergriff und Einmischung in Angelegenheiten zw. dir und deiner Tochter sollte du ihm untersagen bzw. soll er direkt an dich herantragen.

Wie verhalte ich mich zu meiner Mutter, die das richtig findet, was er macht?
Der gleiche Rat wie mit deinem Bruder.

Und weiters : Warum sind dein Bruder und deine Mutter einer Meinung ?
Eine Möglichkeit wäre auch, dass sie in gewisser Weise ( bei einigen Aspekten ) recht haben.

Spür mal rein in diese Zeilen, vielleicht ist da was stimmig für dich.

Liebe Grüsse
Harry
 
Hallo Harry,

Liebe und achte ihn, er ist dein Bruder.
Jeglichen Übergriff und Einmischung in Angelegenheiten zw. dir und deiner Tochter sollte du ihm untersagen bzw. soll er direkt an dich herantragen.

Ich werd´s versuchen und mich anstrengen, dass ich ihn uns sein Schicksal achten kann und meine Tochter werde ich vor ihm schützen. Woher sollte ich auch nach der damaligen Aufstellung wissen, dass das, was sich mir offensichtlich zeigt nicht mit mit der (von mir gefühlten) Realität überein stimmt.

Was aber die Krönung ist:
Letzte Woche hatte ich dem Aufstellungsleiter eine email mit den Wirkungen der damaligen Aufstellung zugeschickt. Leider hat diese Person sich bis heute nicht gemeldet und ich denke, dass sie es auch nicht tun wird.

Das gibt für mich einen ganz bitteren Beigeschmack zu den Familienaufstellungen. Sie ist nicht die erste die nur von guten Wirkungen hören will. Einmal hat es sogar ein ganz großer in D in einem Seminar gesagt: Ich würde gern wieder von euch hören. Die guten Nachrichten sind mir die am liebsten. (Die Folge war, dass ich mich nachher mit Fragen nicht an ihn getraut habe zu wenden. Ich fühlte mich alleine gelassen.)

Kann es sein, dass Aufstellungsleiter nur von den positiven Wirkungen hören wollen, damit sie ihr eigenes Ego aufbauschen können? Weil sie mit Kritik nicht umgehen können und weil Kritik sie hart auf den Boden der Realität landen lässt?

Mich würde in dem Zusammenhang bei den Aufstellern hier interesieren, wie ihr mit Kritik an eurer Arbeit umgeht? (falls die Frage überhaupt erlaubt ist)

Liebe Grüße pluto
 
Hallo Harry,



Ich werd´s versuchen und mich anstrengen, dass ich ihn uns sein Schicksal achten kann und meine Tochter werde ich vor ihm schützen. Woher sollte ich auch nach der damaligen Aufstellung wissen, dass das, was sich mir offensichtlich zeigt nicht mit mit der (von mir gefühlten) Realität überein stimmt.

Was aber die Krönung ist:
Letzte Woche hatte ich dem Aufstellungsleiter eine email mit den Wirkungen der damaligen Aufstellung zugeschickt. Leider hat diese Person sich bis heute nicht gemeldet und ich denke, dass sie es auch nicht tun wird.

Das gibt für mich einen ganz bitteren Beigeschmack zu den Familienaufstellungen. Sie ist nicht die erste die nur von guten Wirkungen hören will. Einmal hat es sogar ein ganz großer in D in einem Seminar gesagt: Ich würde gern wieder von euch hören. Die guten Nachrichten sind mir die am liebsten. (Die Folge war, dass ich mich nachher mit Fragen nicht an ihn getraut habe zu wenden. Ich fühlte mich alleine gelassen.)

Kann es sein, dass Aufstellungsleiter nur von den positiven Wirkungen hören wollen, damit sie ihr eigenes Ego aufbauschen können? Weil sie mit Kritik nicht umgehen können und weil Kritik sie hart auf den Boden der Realität landen lässt?

Mich würde in dem Zusammenhang bei den Aufstellern hier interesieren, wie ihr mit Kritik an eurer Arbeit umgeht? (falls die Frage überhaupt erlaubt ist)

Liebe Grüße pluto

Hallo Pluto,

meine Vermutung: es geht gar nicht um deinen Bruder, sondern es ist ein verschobener Konflikt. Es geht um Eure Eltern.

Was deine Haltung gegenüber der Aufstellerin angeht: Auch hier vermutlich eine Verschiebung. Du hast ihr gegenüber eine unglaubliche Anspruchshaltung und unbewusst verwechselst du sie mit der Mutter (vermutlich), an die du ebensolche "kritischen" Ansprüche stellst. DAS ist das Entscheidende, nicht, wie die Aufstellerin (oder andere) mit Kritik umgehen. Kritik ist oft eine Verschiebung der ansprüchlichen Haltung der Mutter gegenüber. Und solchen Leuten kann man nicht helfen.

Meine Vermutung: mit so einer Haltung bei Bert Hellinger würdest du von der Bühne gejagt werden. Er wäre sofort solidarisch mit deinen Eltern bzw. deiner Mutter.

Es ist also ein pragmatischer Grund, wieso viele Aufsteller nicht auf Kritik eingehen. Sie würden das behindernde Muster, welches die Hinbewegung zur Mutter verhindert, verstärken, würden sie die Kritik bedienen.

Natürlich wäre das auch missbrauchbar und könnte zu einer Verschleierung der eigenen Kritikunfähigkeit herhalten. Aber auch die steht einem Aufsteller zu.

Und du hast keinen Anspruch auf irgendwas gegenüber der Mutter. Wenn das akzeptiert ist, gelingen Verneigung und Hinbewegung.

Alles Gute!
A.
 
Hallo A.,

deine Worte muss ich erst verdauen: wer kritisch fragt ist ein einer Anspruchshaltung seinen Eltern gegenüber.

Klingt für mich wie ein Freibrief und kommt bei mir so an:
Eltern = Therapeut => beide stehen auf einer Ebene und sind unantastbar (bei Eltern für mich nachvollziehbar, bei den Therapeuten nicht) => ein Therapeut kann tun und lassen was er will (ähnlich wie Eltern).

Ergebnis:
Das Kind hat seine Eltern zu lieben (was ich nachvollziehen kann).
Der Klient hat seinen Therapeuten zu lieben, egal ob er was kann oder nicht.
=> Alle Therapeuten sind als Halbgötter zu betrachten (vergleiche: den Ärzten wurde auch einmal ein Halbgotttum nachgesacht).

Es ist also ein pragmatischer Grund, wieso viele Aufsteller nicht auf Kritik eingehen. Sie würden das behindernde Muster, welches die Hinbewegung zur Mutter verhindert, verstärken, würden sie die Kritik bedienen.

Meinst du, dass sie deshalb Kritik so vehement von sich weisen und für ihre Position streiten?

Wenn dem wirklich so ist (siehe Zitat), wie sollen dann solche Thematiken, die offensichtlich vom Leiter ausgehen, adäquat gelöst werden, das frage ich mich jetzt.

Es ist leicht jemanden davon zu jagen und du kannst dir gar nicht vorstellen, was mit Menschen passiert, denen das schön öfters in ihrem Leben passiert ist. Sie werden zu Ausgeschlossenen.

Ich finde, dass (wenn dem im Zitat wirklich so wäre) es sich die Aufstellungsleiter ganz schön leicht machen. Jemand, der rebelliert, ist gleichzeitig ein Überheblicher, jemand der weder Vater noch Mutter achtet.

Was ist, wenn etwas viel größeres dahinter steckt? Und dies mit dieser eingeengten Sichtweise gar nicht angeschaut wird?

Liebe Grüße von einer pluto, die gerne wüsste, ob sie die einzige ist, die solche Vorgänge nicht versteht :)
 
Liebe Pluto!

Solltest Du die Möglichkeit haben, auch eine andere Variante von Aufstellung ins Auge zu fassen, so könntest Du vielleicht mal jemand aus der Richtung der Systemischen Strukturaufstellungen anschauen ... die jagen niemand von der Bühne, sondern bemühen sich, das an Lösung mit dem Klienten zu finden, was in der Situation an Lösung möglich ist, und sei es auch nur ein kleiner erster Schritt.

Was den Umgang mit Feedback betrifft: Mag sein, dass da einer blödelt von wegen gute Erfolgsmeldungen ... an sich halte ich es für selbstverständlich, dass auch weniger gute Erfahrungen zurückgemeldet werden dürfen. Wobei ich zunächst mal davon ausgehen, dass das nicht gleich "Kritik" an der Art und Weise der Aufstellung sein muss, wenn sich keine Lösung abzeichnet - wenn das automatisch so wäre, dann hielte ich das auch für ein anmaßendes Anspruchsdenken so nach dem Motto: "Du als Aufsteller hast alle Knöpfe in der Hand, und wenn du die richtigen drückst, dann ist nachher alles gut..." Das spielt es nicht, und es kann durchaus sein in einer Aufstellung, dass ein Klient das verweigert, was der Aufsteller für eine Lösung hält ... und es kann sein, dass er damit auch tatsächlich eine Lösung verweigert. Reinhard hat ja auch schon ein paar Beispiele erzählt, was in solchen Fällen möglich ist - etwa aufzustellen, "was der Lösung im Wege steht". Das kann dann schon auch mal länger dauern...

Und es kann sich ja auch durchaus aus der Aufstellung eine Nachbetreuung im erforderlichen Ausmaß ergeben ... statt Kritik weiterarbeiten wär ja auch vielleicht eine Mögichkeit - und auch das wäre wohl vorher mit einem Aufsteller abzuklären, ob das nachher im Fall des Falles möglich ist.

Ich sage nichts zu den Inhalten, zu den Konflikten, die Du hier transportiert hast. Ich kann nachvollziehen, dass das aus Dir rausdrängt ... ich sehe keine Möglichkeit, in einer konstruktiven Weise in diesem Forum unter Rahmenbedingungen, wie wir sie ja gerade erst erlebt hatten, damit umzugehen.

Alles Liebe,
Jake
 
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Hallo jake,

dann werde ich ab jetzt besser aufpassen, was angeboten wird und sobald es "nach Hellinger" heißt mache ich einen großen Bogen drum.

Wenn ich danach gehe, wie es mir gerade in diesem Fall gegangen ist, kann ich in etwa nachvollziehen, warum mache so laut gegen Aufstellungen protestieren. (Aber wie du schon erwähnst hatten wir dieses Thema gerade erst.)

Mit kleinen Fortschritten kann ich etwas anfangen. Wenn dagegen gar nicht erst was getan wird, weil jemand anderer meint es sei alles in Ordnung und ich mir dann noch zusätzlich einrede, dass mein Gefühl nichts taugt, dann ist das etwas anderes und zutiefst entwürdigendes für mich.

Danke Jake, für deinen Beitrag, jetzt habe ich wieder Hoffnung, und brauche nicht mehr alle über einen Kamm zu scheren.

pluto :banane: :kuss1:
 
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