das ist doch nicht mein Gedanke – sondern der Gedanke zum Knecht Gottes aus dem Alten Testament. Lese doch einfach einmal, was Jesaja dazu sagt ....
Lieber Merlin,
stimmt, das sind nicht Deine Gedanken. Aber es ist die logische Konsequenz dessen, was Du schreibst (glaubst). Sind wir denn nicht aufgerufen, der Schrift einen für uns gültigen Sinn zu entnehmen?
Wenn Du schreibst:
"Mit der Taufe bekennt sich der Christ zur Umkehr und wird damit von seinen Sünden reingewaschen. In der Passionsgeschichte geht es hingegen um die Sünden dieser Welt, die Jesus auf sich nimmt, damit das Himmelreich errichtet werden kann." Dann geht daraus doch hervor, wie oben beschrieben, dass nicht einzusehen ist, wieso Gott einen sündigen Menschen erschafft, wenn er dann seinen vielgeliebten Sohn zu senden braucht, um diese Sünden qualvoll zu übernehmen.
Das ergibt überhaupt keinen Sinn!
Beispiel:
Sacharja 9[9]Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
Richtig, der König der Geisterwelt kommt, das ist doch die Botschaft, die somit die Präexistenz Jesu unterstreicht. Dass er in Armut eine spezielle Aufgabe zu übernehmen hatte, kann doch unmöglich darauf zurückzuführen sein, dass Gott sündige Menschen erschuf??
Du solltest einfach wissen, dass die Vergebung der Sünden in der Zeit Jesus ein einmaliger Akt war, der sich mit dem Entschluss zur Umkehr verband. Da sich jedoch die Parusie des Himmelreiches nicht erfüllte, wurde klar, dass dieses Versprechen in der Realität nicht länger aufrechterhalten ließ und die folgenden kleinere Sünden durch die wiederholte Beichte und Buße vergeben werden konnten.
Natürlich war das ein einmaliger Akt - aber es betraf die Sünde des Abfalls aller gefallenen Engel lange bevor es Materie gab und doch nicht die Sünden, die diese Gefallenen hier auf Erden begehen.
Und dass durch die Beichte irgendwelche Sünden vergeben werden, ist zwar ein weitverbreiteter Irrtum der über lange Zeit die Macht der Kirche stärkte aber bar jeder Vernunft ist. Gott vergibt, wenn auch wir vergeben - so einfach ist das. Da braucht es keine Beichte.
Du erkennst hier auch nicht die besondere Rolle des Reinheitsgedanken in der jüdischen Tradition, denn nur wer rein war konnte auch Eingang in das Himmelreich finden. So durfte auch ein Jude den Tempel nicht betreten, wenn er nicht zuvor in einem der Teiche Jerusalems ein Bad genommen hatte.
Aber genau dieser Gedanke müsste Dir doch aufzeigen, dass kein Mensch in Himmelreich eingehen könnte, selbst wenn er zuvor noch die Zeit bis zum von Dir in der Zukunft vermuteten jüngsten Gericht wartet. Alle sind sie noch mit mehr oder weniger grossen Untugenden behaftet, und keiner wäre rein genug, das Himmelreich zu betreten.
Müsste Dir eigentlich zu denken geben.
Ja, es durfte auch kein verunreinigtes Geld mitgebracht werden, sondern musste bei den Geldwechslern gegen ein Tempelgeld eingetauscht werden, das nur innerhalb des Tempels im Umlauf sein durfte. Ich erinnere daran, dass für die Juden der Tempel der Ort gewesen war, an dem Gott anwesend war. Deshalb hatte ja Jesus davon gesprochen, dass er diesen Tempel einreisen werde und er darauf einen neuen errichten werde - nämlich das Himmelreich.
Das stimmt. Allerdings glaube ich nicht, dass der Grund des Einreissens die Anwesenheit Gottes war. Vermutlich hat das eher etwas mit dem Ende des alten Bundes des auserwählten Volkes mit Gott zu tun.
Du schreibst einerseits davon, dass Gott allmächtig sei und anderseits schreibst Du von einem Reich Gottes und eines des Satans – wie siehst Du da die Logik? Ich sehe nur einen Widerspruch.
Die Allmacht Gottes steht hierzu gar nicht in Widerspruch. Gott hat seinen Engeln den freien Willen geschenkt - das grösste aller Geschenke. Natürlich war sich Gott von allem Anfang an bewusst, dass ein freier Wille sich auch gegen ihn resp. gegen seine Gesetze richten kann.
Dass ein Teil der Engel sich nun Luzifer anschlossen und die Gesetze Gottes missachteten und zum Himmel rausgeworfen wurden, zeigt doch wie sehr Gott diesen freien Willen achtet. Natürlich hätte er frühzeitig zum Beispiel alle schuldigen Engel vernichten können - ein wesentlich humanerer Akt übrigens als eine ewige Verdammnis - aber das wäre im Widerspruch eben zum freien Willen gestanden und auch zur absoluten Liebe Gottes.
Die Gefallenen hatten unter der Macht Luzifers in der Hölle zu warten, bis Massnahmen fertiggestellt waren (die Erde), damit die Reuigen aus freiem Willen die Rückkehr antreten konnten. Allerdings bedurfte es noch des Aktes der Erlösung, denn die Gefallenen unsterstanden gesetzmässig nun der Macht Luzifers - der sie nie und nimmer freiwillig hätte gehen lassen, denn er wollte herrschen, peinigen und seier Wut Ausdruck verleihen.
Christus jedoch hat diese Aufgabe übernommen und mit dem tadellosen, gottesfürchtigen Erdenleben die Voraussetzung geschaffen, Luzifer in der Hölle die neuen Bedingungen zu diktieren und seither muss er gehen lassen, wer gehen will - Erlösung.
Die angesprochene Sünde der Welt war somit die Sünde des Abfalls - der leider in den Schriften nur noch sehr schwer zu finden ist.
Eventuell solltest Du einmal darüber nachdenken, warum in den Schriften zu Deinen Vorstellungen nichts zu finden ist.
Nicht ganz korrekt ist, dass gar nichts zu finden ist. Aber es ist sehr schwer zu finden. Wichtig ist, dass diese Erkenntnisse wieder zur Verfügung stehen - wieso sie abhanden gekommen sind, kann man sich denken.
Nach christlichem Verständnis gelangt ein Verstorbener nicht gleich in das Himmelreich, sondern in das Totenreich. Erst am Jüngsten Tag wird bei der Auferstehung seine Seele mit dem unversehrten Körper wiedervereint und tritt vor das Jüngste Gericht, um nach seinen Taten gerichtet zu werden.
Es bleibt Dir natürlich unbenommen, dazu eine andere Vorstellung zu entwickeln – aber Du solltest das dann nicht als die christliche Lehre verkaufen.
Das Reich der Toten ist doch die Hölle! Das geht aus den Schriften hervor. Ein Verstorbener geht doch nicht wieder zurück in die Hölle - das hat mit Christentum gar nichts zu tun, nur die Katholiken haben die Dinge so komisch verdreht.
... dass Gott dermassen viel Leid einfach so aus masochistischen sinnlosen Gründen in die Wege leitet - auch Dir müsste aufgehen, dass da etwas fehlt.
Ja, mir fehlt dazu die Nächsten- und Feindesliebe, die eigentlich durch Jesus von den Menschen abverlangt wird. Was sind das für Gesetze, von denen nur geredet wird und nicht gelebt werden?
Ja und mir fehlt auch das Streben nach dem Guten, denn es gibt auch noch ander Dinge in unserem Dasein, die unserer Achtsamkeit bedürfen. Wie sagte schon Jesus: „Der Mensch ist nicht des Sabbats wegen da, sondern der Sabbat des Menschen wegen!“ und so könnte man das auch mit den Engeln und Gott selbst verstehen.
Darum geht es eigentlich nicht - es geht um die Kernfrage, wieso Gott überhaupt sündige Menschen schuf? Um danach von ihnen Feindes- und Nächstenliebe zu verlangen? Das kann's doch wohl eher nicht sein. Und um danach seinen Sohn der Qual eine Menschenlebens auszusetzen? Ergibt, wie oben angeführt, auch keinen Sinn.
Aber es ist schon sehr beachtlich, dass Du meinen Gedanken folgst - von Dir lerne ich viel. Aber es ergibt für mich einfach zu wenig Sinn.
lg
Syrius