Nichtmeditation

Servus TM,

Auch ich kann getrost schreiben, daß mir Meditation nichts bringt und niemals etwas gebracht hat. Nicht, weil ich keinen Nutzen davon hätte. Sondern weil da so gesehen niemand ist, der den Meditationserfolg greift.

ich bin mir jetzt nicht sicher, aber das liest sich zumindest etwas nihilistisch: "Da ist keiner, der ergreift". Ich höre das oft in (Neo-)Advaita Kreisen. Das "da ist keiner" gründet ja auch auf der Vorstellung "daß da einer ist". Beides sind konstruiert-verdinglichte Vorstellungen bzw. Theorienfesseln. Ist Transparenz offenbar, spielt es von sich aus keine Rolle ob "da einer ist" oder "ob da keiner ist". Dieses primordial grundlose "es spielt keine Rolle" ist unmittelbar offenbares Wissen/Transparenz. In ähnlich verdinglichter Weise wie dieses "da ist keiner", wird oftmals auch "Leerheit" verstanden. "Die" Leerheit.

Es reicht mir festzustellen, daß ich meditiere. Und exakt das gleiche ist die Aussage, daß ich nichtmeditiere. Denn ich spare mir seit jeher dabei Inhalte, Ziele, Zwecke. Ich gehe davon aus, daß ich bei vorgegebenem Inhalt, Ziel oder Zweck auch nur diesen vorgegebenen Inhalt/Ziel/Zweck erleben würde und ich habe kein Interesse daran zu erleben, was schon Zigtausend andere Menschen erlebt haben. Ich erlebe viel lieber mein Eigenes, sowohl im Innen als auch im Aussen.

Das liest sich gut. Trotzdem sollte man aufpassen, daß man sich dabei nichts vormacht. Viele praktizieren "sich Inhalte, Ziele und Zwecke ersparen", ohne es zu wissen. Auch das wäre subtiler Nihilismus und ein gekünstelter Trancezustand.

Ich lehne für mich auch die dauerhafte Beschäftigung innerhalb einer bestimmten Praxis ab. Ich kann mir nicht vorstellen, daß trotz aller Befreiungsverheissungen Befreiung so geschieht, sondern ich meine sie geschieht jederzeit im Moment. Kann ich täglich so beobachten, da muß ich mich gar nicht für hinsetzen sondern einfach nur abends ins Bett gehen. Da werden die Dinge irrelevant, da erkenne ich: das ist alles nur Illusion. Nur gebe ich dem dann noch nicht mal mehr einen Namen, weil das eine überflüssige Beschäftigung wäre. Ich versenke mich einfach ohne Technik, Ziel und Zweck. Weil es geht.

"Du lehnst ab", anstatt daß es einfach keine Rolle spielt. Auch hier wittere ich Nihilismus und einen subtil konstruierten Fokus. Ich weiß auch nicht, was du unter "jederzeit in jedem Moment" verstehst. Auch das klingt wie ein subtiler Fokus 'darauf'. Des Weiteren "erkennst du alles als Illusion". 'Wie' "erkennst du alles als Illusion" und was bedeutet "Illusion" in deinem Kontext? Kannst du das bitte beschreiben. Du "versenkst dich ohne Technik, Ziel und Zweck", warum dann "Versenkung" und "ohne" TZ&Z? Wozu dieses "ohne"? Auch das klingt nach praktizierter Nichtpraxis und somit einem Trancezustand.

Und dennoch, lieber thigle, muß ich Einspruch erheben gegen den Grundgedanken Deines Threads! Denn ich halte die Unterscheidung, die Du im Eingangspost triffst, für künstlich. Sie ist irrelevant. Eine sogenannte Illusion. Ich denke Du verstehst, wie ich das meine.

Natürlich darfst du Einspruch erheben, schließlich erhebe ich ja auch in deinem Fall ein klein wenig Einspruch. Ich verstehe jedoch nicht, was du damit meinst. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, scheint Ignoranz am Drücker, oder Transparenz ist offenbar, niemals jedoch beides. Daß beides alles "eh Eins' ist, wäre hierbei wiederum Anzeichen des Trancezustandes "Ignoranz". Und im Kontext des erwähnten Eingangsbeitrags sei noch hinzugefügt: Bitte nicht vergessen, auch wenn man nichts mit Meditation anfangen kann, ist man trotzdem ein "Meditierender" ohne es zu Wissen. Darum erscheint auch Leben und Tod.

Schönen Abend,
thigle
 
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Womit sich wiederum nur wiederholt, was ich bereits an anderer Stelle beschrieben habe. Da man auf Dauer inhaltlich gesehen nichts konkretes vorbringen kann, zieht man die Diskussion auf eine persönliche Ebene, auf daß das Gegenüber mitziehe. Ist das tatsächlich erreicht, beginnt man auf dieser Ebene dem Gegenüber diverse Rechtfertigungen betreffend des eigentlichen Inhalts herauszukitzeln. So geht es natürlich nicht mehr um den Inhalt selbst, womit erfolgreich davon abgelenkt werden konnte. Hier wirft der manipulierende Drahtzieher mit seinen Projektionen dann nur so um sich und befindet sich fortan in seinem Element. Am Schluss diskreditiert man aufgrund der in Folge getätigten Rechfertigung eben denjenigen, welcher sich auf diese persönliche Ebene mitziehen ließ. Dadurch wiederum werden in Folge Zweifel an seiner Persönlichkeit bzw. seines "spirituellen Fortkommens" gehegt, womit wiederum der eigentliche Inhalt für die Öffentlichkeit in Zweifel gezogen werden soll.
merkst du nicht, dass du im Threadverlauf selbst ständig die Psyche und Intentionen anderer Schreiber analysierst und hierdurch selbst immer wieder in ein argumentum ad hominem fällst?

Das ist der geläufige Umgang in Diskussionsforen mit solch vertretenen Inhalten. Erfahrungsweise geben sich derart manipulierende Menschen im direkten Gegenüber natürlich völlig anders, daher muss man ein Auge zudrücken oder aber sie von Anfang an einfach ignorieren.
Das fällt meist schwer, da auch der unsichtbare Leser wichtig ist und man etwaige vom Drahtzieher konstruierte Missverständnisse welche sich auf den konkreten Inhalt auswirken können, für ebendiesen minimieren möchte. Die Manipulatoren wissen das natürlich, daher glauben sie, einen so in ihrem Element halten zu können. Dahinter steckt nichts weiter als Unsicherheit, eine gewisse Zweifelsucht, viel Neid und Hängen an ihrer "spirituellen Praxis", und zwar einzig nur um dieser Willlen. Ihre gekünstelten Erwartungen, wie das Gegenüber ihrer Ansicht nach zu sein hat, sind also nichts weiter als die eigene verdorbene Frucht, welche vor der Nase baumelt. In dieser Hinsicht kann der unsichtbare wiederum Leser einiges lernen, daher ist selbst solch ein Exkurs nicht überflüssig.
das erlebe ich vollkommen anders.
es hört sich so an, als wenn die anderen Manipulatoren wären, neidisch, eitel und gekünstelt. Auf diese Weise erlebe ich nur ganz, ganz wenige Menschen - vielleicht 1-3 Prozent der Bevölkerung.

Es ist und bleibt jedem selbst überlassen, ob er diese kostengünstigen Zugang oder einen teureren Zugang wählt oder nicht. Mancher mag ja Luxus, mancher nicht. Da Luxus höchst vergänglich ist, kann man auch gleich darauf verzichten, womit man sich zusätzliches Leid erspart.
War dieser Vergleich Thema des threads, thema deines ersten Beitrages? Du nimmst den Vergleich selbst immer wieder auf, kritisierst es aber, wenn andere nur danach fragen. Fällt dir das nicht auf?

An einer tatsächlichen "kritischen Auseinandersetzungen" scheinst du kein Interesse zu haben. Du möchtest deinen ersten BEitrag genau so diskutieren, wie du dir das vorstellst - nicht anders.
Du unterstellst hierbei den anderen - wenn sie eigene Fragen haben oder kritisch argumentieren - immer schon, Manipulatoren, neidisch und eifersüchtig zu sein. Wie sollte es da zu einer aufrechten, offenen Kommunikation kommen?
 
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Es ist jetzt nicht so, daß man ein Bonbon bekommt, weil man meditiert hat. Sondern es verändert sich nur die Art der Illusion, die man erlebt.
Trixi, das erlebe, sehe und verstehe ich anders.
Wenn ich mich z.B. entspanne, dann merke ich sehr deutlich das "Bonbon", das ich bekomme. Ist der Schwere-Wärme-Zustand nicht wunderbar? :)
Und ist es nicht schön, entspannt in den Alltag zu gehen?

Ähnlich ist es für mich mit der Meditation, nur auf einer subtileren, geistigeren Ebene - und auf der entspannt-organismischen, ähnliche wie hinsichtlich der Entspannung - zugleich.
Natürlich ist das auch ein Bonbon...

Und schließlich bewirkt die Praxis langfristig eine Veränderung des Gehirns. Und das lässt sich nach nur einigen Wochen schon im MRT zeigen.
Meditation BEWIRKT durchaus etwas und führt nicht nur zur Veränderung mentaler Welten...

...problematisch wird es doch erst, wenn ich mich wirklich an das Bonbon klammere... ...findest du nicht? Oder impliziert für dich die Erfahrung des Bonbons/Angenehmen schon das Klammern?
Letztlich zählt doch einfach nur die Kontinuität der Praxis - das zeigen doch auch viele Studien.

Für mich hört sich das, was ihr hier schreibt, ein bisserl "streng" und "idealistisch" an...
...so als darf man bloß nicht Anklammern... ...strängsstennnnnssss verboten !
...da könnte ja am Ende noch "Leid" entstehen! :)
...aber das kommt doch alles von alleine mit der Kontinuität der Praxis - muss man sich doch nicht gleich oder ständig beschneiden - oder? ;- )
 
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Trixi, das erlebe, sehe und verstehe ich anders.
Wenn ich mich z.B. entspanne, dann merke ich sehr deutlich das "Bonbon", das ich bekomme. Ist der Schwere-Wärme-Zustand nicht wunderbar? :)
Und ist es nicht schön, entspannt in den Alltag zu gehen?

Ähnlich ist es für mich mit der Meditation, nur auf einer subtileren, geistigeren Ebene - und auf der entspannt-organismischen, ähnliche wie hinsichtlich der Entspannung - zugleich.
Natürlich ist das auch ein Bonbon...

Und schließlich bewirkt die Praxis langfristig eine Veränderung des Gehirns. Und das lässt sich nach nur einigen Wochen schon im MRT zeigen.
Meditation BEWIRKT durchaus etwas und führt nicht nur zur Veränderung mentaler Welten...

...problematisch wird es doch erst, wenn ich mich wirklich an das Bonbon klammere... ...findest du nicht? Oder impliziert für dich die Erfahrung des Bonbons/Angenehmen schon das Klammern?
Letztlich zählt doch einfach nur die Kontinuität der Praxis - das zeigen doch auch viele Studien.

Für mich hört sich das, was ihr hier schreibt, ein bisserl "streng" und "idealistisch" an...
...so als darf man bloß nicht Anklammern... ...strängsstennnnnssss verboten !
...da könnte ja am Ende noch "Leid" entstehen! :)
...aber das kommt doch alles von alleine mit der Kontinuität der Praxis - muss man sich doch nicht gleich oder ständig beschneiden - oder? ;- )
Mit Bonbon meinte ich jetzt eher das, was ein junger Mensch wie der in diesem anderen Thread Schreibende so erhofft. Irgendwelche Trance-Erfahrungen zum Beispiel, Drogenerlebnissen ähnlich.

Die von Dir beschriebenen Auswirkungen sind doch eher Butterbrot mit Nudeln und Kartoffeln.:D
 
Mit Bonbon meinte ich jetzt eher das, was ein junger Mensch wie der in diesem anderen Thread Schreibende so erhofft. Irgendwelche Trance-Erfahrungen zum Beispiel, Drogenerlebnissen ähnlich.
achso :) ...verstehe...
ja, das kann ich gut verstehen.

Die von Dir beschriebenen Auswirkungen sind doch eher Butterbrot mit Nudeln und Kartoffeln.:D
:D :banane:
 
Allerdings bin ich auch sehr gespannt darauf, ob wissenschaftliche Untersuchungen zeigen werden und können, ob bestimmte Techniken bestimmte Vorteile haben.
Beispielsweise habe ich bisher die Labeling-Vipassana-Variante eher abglehnt. Ich konnte nun aber einen Artikel lesen, der zeigt, dass hierdurch die Rechts-Links-Gehirnhälften gut intergriert werden, während die normale Vipassana-Variante eher auf die Oben-Unten-Integration zielt.
Zuerst eine Zwischenfrage: Was meinst du mit "normaler Vipassana-Variante"?
?

Aber die Frage beschäftigt mich auch seit längerer Zeit. Ich habe ja selbst längere Zeit (Therevada-) Vipassana praktiziert. Ich hoffe, ich trete jetzt niemandem auf die Füsse, aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass es in dieser Tradition gewisse subtile Nachteile gibt, die beispielsweise in den mir bekannten Vajrayana-Traditionen (z.B. Mahamudra oder Dzogchen, Tantra lassen wir mal aussen vor) nicht oder nicht auf die gleiche Weise auftauchen. Um das jedoch zu verstehen, ist es dummerweise nötig, eine solide Praxis in beiden Systemen aufzuweisen, was nur für sehr wenige Leute gilt. Ausserdem sprechen wir hier von eher fortgeschrittenen Meditierenden.

Sehr kurz gesagt: In der Vipassana-Praxis gibt es eine Stufe, wo alles "zerfällt". Daraus entsteht dann die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale, was in der Praxis als das Durchqueren der Dukkha-Nanas bekannt ist. Das ist oft keine allzu lustige Erfahrung, in der Tat sogar eine ziemlich unangenehme. Diese Stufe wiederum bildet dann mehr oder weniger die Basis für die letzten Stufen vor dem eigentlichen Stromeintritt.

Es ergeben sich hier zwei Probleme, welche in diesem langen Interview mit Daniel Brown zusammengefasst sind. (Daniel Brown hat sowohl eine Lehrbefugnis im Therevada-Vipassana als auch im Mahamudra- und Dzogchen-Vajrayana.)

Erstens ein psychologisches: Für Personen, die keine solide Mitgefühlspraxis entwickelt haben oder noch eine Menge neurotisches Geistesmaterial mit sich herumtragen, kann diese Erfahrung (inklusive Stromeintritt) zu einem sehr subtilen Nihilismus führen. Die Tendenz ist die Betonung der drei Daseinsmerkmale, quasi der "Minus-Seite der Gleichung", während der "Plus-Seite der Gleichung" nicht genügend Rechnung getragen wird. Die Erfahrung ist vorwiegend eine Erfahrung ad negativum, und das wird durch noch mehr Vipassana nicht behoben. Im Therevada herrscht meiner Erfahrung nach die Interpretation vor, dass die Brahma Viharas (also auch Mitgefühl) als natürlicher Ausdruck eines erleuchteten Geistes zu deuten sind. Sie werden also vorwiegend als das Resultat eines Praxisweges verstanden.
Die Mahayana-Traditionen betonen Anatta weniger stark und dafür Shunyata stärker. Es wird stärker als im Therevada betont, dass Mitgefühl (bzw. die Pranjaparamitas, welche wir hier einfach mal als den Brahma Viharas gleich setzen) schon von Beginn weg die andere Seite der Leerheit darstellen. Shunyata ist Mitgefühl, also nicht erst als Resultat der Praxis verstanden, sondern schon von Beginn weg. Meiner Meinung nach tragen diese Praxissysteme deshalb stärker der Gefahr einer asketischen oder nihilistischen Vermeidungstaktik Rücksicht.
Das sind aber nur allgemeine Tendenzen, mir ist sehr wohl bewusst, dass auch Therevada Mitgefühl nicht nur als Resultat sehen, sondern auch als Mittel zum Pfad usw.

Zweitens ein noch schwieriger zu erklärendes und zu verstehendes Problem. Mahamudra und Dzogchen sind Systeme, welche in gewisser Hinsicht radikaler sind als Vipassana. Das ist auch im Link weiter oben beschrieben.
Im Vajrayana wird davon ausgegangen, dass es ein sogenanntes Alaya- ("Storehouse"-) Bewusstsein gibt, wobei sich die verschiedenen Schulen unendlich lange darüber streiten, wie hier die Details aussehen. Therevada-Vipassana besitzt diese Theorie nicht, und es finden sich keine expliziten Meditations-Anweisungen im Umgang damit. Mahamudra (Dzogchen meiner beschränkten Erfahrung nach auch, aber weniger explizit als Mahamudra) weisen diese Meditationsanweisungen hingegen auf. Auf diesen Praxispfaden sind die Einsichten daher in gewisser Weise umfassender oder tiefer als im Vipassana. Ich habe in meiner eigenen Praxis gewisse Einsichten durch diese Systeme gehabt, von denen ich glaube, dass ich sie im Therevada-Vipassana nicht hätte machen können.

Ich will hier aber keineswegs die verschiedenen Traditionen gegeneinander ausspielen. Ich persönlich würde sogar vielen Leuten raten, zuerst eine solide Therevada-Praxis zu entwickeln, bevor sie sich z.B. dem ganzen Vajrayana-System zuwenden. Weil man dort einfach gewisse Grundelemente der Meditation besser lernt, und weil im Vajrayana durch all die vielen bunten Elemente eine gewisse Gefahr besteht, sich mit diversen Unwichtigkeiten zu beschäftigen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zuerst eine Zwischenfrage: Was meinst du mit "normaler Vipassana-Variante"?
?
ja, genau, damit meinte ich das "für mich normale". Das war ungenau ausgedrückt. Allerdings habe ich in dieser Richtung auch schon mehrere Lehrer/Traditionen kennen gelernt.

Aber die Frage beschäftigt mich auch seit längerer Zeit. Ich habe ja selbst längere Zeit (Therevada-) Vipassana praktiziert. Ich hoffe, ich trete jetzt niemandem auf die Füsse, aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass es in dieser Tradition gewisse subtile Nachteile gibt, die beispielsweise in den mir bekannten Vajrayana-Traditionen (z.B. Mahamudra oder Dzogchen, Tantra lassen wir mal aussen vor) nicht oder nicht auf die gleiche Weise auftauchen.
ok.

Sehr kurz gesagt: In der Vipassana-Praxis gibt es eine Stufe, wo alles "zerfällt". Daraus entsteht dann die Einsicht in die drei Daseinsmerkmale, was in der Praxis als das Durchqueren der Dukkha-Nanas bekannt ist. Das ist oft keine allzu lustige Erfahrung, in der Tat sogar eine ziemlich unangenehme. Diese Stufe wiederum bildet dann mehr oder weniger die Basis für die letzten Stufen vor dem eigentlichen Stromeintritt.
könntest du das hier einordnen? http://www.vipassanadhura.com/sixteen.html#fourb
Es gibt hier ein paar Stufen, auf die das zutreffen könnte, scheint es mir. Schon auf Stufe 5 Bhanga Nana bzw. 6 Bhaya Nana (bzw. den Übergang) trifft das in einer gewissen Weise zu.

Es ergeben sich hier zwei Probleme, welche in diesem langen Interview mit Daniel Brown zusammengefasst sind. (Daniel Brown hat sowohl eine Lehrbefugnis im Therevada-Vipassana als auch im Mahamudra- und Dzogchen-Vajrayana.)
sehr schön. Das ist die Kompetenz, die ich hier gerne im Thread gehört hätte.
Danke.

Erstens ein psychologisches: Für Personen, die keine solide Mitgefühlspraxis entwickelt haben oder noch eine Menge neurotisches Geistesmaterial mit sich herumtragen, kann diese Erfahrung (inklusive Stromeintritt) zu einem sehr subtilen Nihilismus führen. Die Tendenz ist die Betonung der drei Daseinsmerkmale, quasi der "Minus-Seite der Gleichung", während der "Plus-Seite der Gleichung" nicht genügend Rechnung getragen wird. Die Erfahrung ist vorwiegend eine Erfahrung ad negativum, und das wird durch noch mehr Vipassana nicht behoben. Im Therevada herrscht meiner Erfahrung nach die Interpretation vor, dass die Brahma Viharas (also auch Mitgefühl) als natürlicher Ausdruck eines erleuchteten Geistes zu deuten sind. Sie werden also vorwiegend als das Resultat eines Praxisweges verstanden.
hm, also das habe ich anders erfahren und sehe ich ganz anders.
Die Brahmavihāras sind Grundlage für Meditationsübungen (brahmavihāra-bhāvanā) im Theravada.
Es gibt zahlreiche Autoren, die 4 verschiedene Meditationstechnik-Gruppen lehren, wobei lediglich eine dieser 4 auf Upekkha durch Vipassana zielt.
Daher muss ich hier ganz klar widersprechen.

Die Mahayana-Traditionen betonen Anatta weniger stark und dafür Shunyata stärker. Es wird stärker als im Therevada betont, dass Mitgefühl (bzw. die Pranjaparamitas, welche wir hier einfach mal als den Brahma Viharas gleich setzen) schon von Beginn weg die andere Seite der Leerheit darstellen. Shunyata ist Mitgefühl, also nicht erst als Resultat der Praxis verstanden, sondern schon von Beginn weg. Meiner Meinung nach tragen diese Praxissysteme deshalb stärker der Gefahr einer asketischen oder nihilistischen Vermeidungstaktik Rücksicht.
Dass Shunyata Mitgefühl ist, habe ich bisher bspw. bei Nagarjuna nicht gelesen. Aber vielleicht habe ich etwas überlesen.
Ganz allgemein kann ich dir zustimmen, dass die Bodhisattva-Tadition diese Ausrichtung zumindest in der Grundhaltung noch mehr betont. Ob die Praxis dann tatsächlich auch auf die Brahmavihāras zentral zielt - oder nicht auf ganz andere tantrische, visualisierende, etc. Techniken - hängt von den jeweiligen Traditionen ab, scheint es mir.

Das sind aber nur allgemeine Tendenzen, mir ist sehr wohl bewusst, dass auch Therevada Mitgefühl nicht nur als Resultat sehen, sondern auch als Mittel zum Pfad usw.
ok, dann kann ich die Argumentation aber nicht nachvollziehen.
Ich würde sagen, dass das vor allem auf solche Richtungen wie Goenkas Tradition tendentiell zutrifft. Aber auch hier spielt die Metta-Praxis vom ersten Kurs an eine wichtige Rolle. Ihr kommt lediglich nicht die zentrale Rolle zu. (Allerdings geht es in dieser einen Sub-Tradition nicht zentral anhand von Übungen um Mitfreud und Mitgefüh.)
Es gibt aber auch zahlreiche andere Theravada-Lehrer/Traditionen, die von Anbeginn auf alle 4 Meditations-Techniken zielen - Upekkha und Vipassana ist hier zwar zentral, aber doch nur eine von 4 Meditationstechnik(gruppen).

Zweitens ein noch schwieriger zu erklärendes und zu verstehendes Problem. Mahamudra und Dzogchen sind Systeme, welche in gewisser Hinsicht radikaler sind als Vipassana. Das ist auch im Link weiter oben beschrieben.
Im Vajrayana wird davon ausgegangen, dass es ein sogenanntes Alaya- ("Storehouse"-) Bewusstsein gibt, wobei sich die verschiedenen Schulen unendlich lange darüber streiten, wie hier die Details aussehen. Therevada-Vipassana besitzt diese Theorie nicht, und es finden sich keine expliziten Meditations-Anweisungen im Umgang damit. Mahamudra (Dzogchen meiner beschränkten Erfahrung nach auch, aber weniger explizit als Mahamudra) weisen diese Meditationsanweisungen hingegen auf. Auf diesen Praxispfaden sind die Einsichten daher in gewisser Weise umfassender oder tiefer als im Vipassana. Ich habe in meiner eigenen Praxis gewisse Einsichten durch diese Systeme gehabt, von denen ich glaube, dass ich sie im Therevada-Vipassana nicht hätte machen können.
mich würde interessieren, was ein Vipassana-Meditierender, der bereits 90-Tages-Kurse besucht oder einige Jahre in einem Kloster unter Anweisung der Mönchte meditiert hat, dazu sagen würde.

Ich will hier aber keineswegs die verschiedenen Traditionen gegeneinander ausspielen. Ich persönlich würde sogar vielen Leuten raten, zuerst eine solide Therevada-Praxis zu entwickeln, bevor sie sich z.B. dem ganzen Vajrayana-System zuwenden. Weil man dort einfach gewisse Grundelemente der Meditation besser lernt, und weil im Vajrayana durch all die vielen bunten Elemente eine gewisse Gefahr besteht, sich mit diversen Unwichtigkeiten zu beschäftigen.
ok. Verstehe.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Noch ein konkretes Beispiel:
Im Therevada herrscht meiner Erfahrung nach die Interpretation vor, dass die Brahma Viharas (also auch Mitgefühl) als natürlicher Ausdruck eines erleuchteten Geistes zu deuten sind. Sie werden also vorwiegend als das Resultat eines Praxisweges verstanden.
wenn das stimmen sollte, dann dürfte es z.B. das Metta Vihara (Buddhistisches Waldkloster in der Theravada Traditionist) gar nicht geben.
 
Werbung:
Die Mahayana-Traditionen betonen Anatta weniger stark und dafür Shunyata stärker. Es wird stärker als im Therevada betont, dass Mitgefühl (bzw. die Pranjaparamitas, welche wir hier einfach mal als den Brahma Viharas gleich setzen) schon von Beginn weg die andere Seite der Leerheit darstellen. Shunyata ist Mitgefühl, also nicht erst als Resultat der Praxis verstanden, sondern schon von Beginn weg. Meiner Meinung nach tragen diese Praxissysteme deshalb stärker der Gefahr einer asketischen oder nihilistischen Vermeidungstaktik Rücksicht.
und auch hier habe ich andere ERfahrungen gemacht. Ein Freund von mir meditiert schon seit über 10 Jahren regelmäßig in einer Zen-Tradition bei einem sehr bekannten Lehrer und praktiziert keinerlei Metta-Meditation.

Vielleicht schreibst du deshalb:
Das sind aber nur allgemeine Tendenzen, mir ist sehr wohl bewusst, dass auch Therevada Mitgefühl nicht nur als Resultat sehen, sondern auch als Mittel zum Pfad usw.
ich kann jedenfalls in unserem Gespräch hier nur zurückmelden, dass ich diese Zuordnung aufgrund meiner Erfahrungen nicht bestätigen kann.
Vielleicht habe ich hier aber einfach nur vereinzelte ERfahrungen gesammelt, die nicht die Haupttendenzen widerspiegeln.
 
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