Nichtmeditation

Mir scheint das eher so ein Wellenphänomen zu sein. In der jüdischen Mystik wird z.b. die "Schöpfungsgeschichte" in der Bibel als die Geschichte der kontinuierlichen Selbstschöpfung erlebt. Dabei gibt es nun einmal prinzipiell erstmal einen Dualismus (erster Schöpfungstag, Licht-Dunkelheit). Dieser wird hervorgerufen, im Erleben als ein Unterschied zwischen Meditation und Nichtmeditation, als "Licht" und "Dunkel". Doch der erste Schöpfungstag "endet", und "es wird Abend". Der Abend ist eine Phase des Aufgebens von Dualismen, Methoden werden irrelevant, und das Erkannte wird "alltäglicher". Und dann - es wird nicht "Nacht" wieder, also kein Versinken in ein erneutes komplettes Unbewusstsein, sondern die Meditation trägt Früchte. Abend - die Zeit der Mischung der Lichter - und dann "Morgen", die Phase, in der klareres Erkennen hervortritt. Dann erscheint der nächste Dualismus, die "Feste", die die Wasser unterhalb und die Wasser oberhalb trennt. Gleichzeitig ist eine andere Ebene betreten, vorher die "Licht"-Ebene, dann die "Wasser"-Ebene. Das Wasser, ein Symbol des Wissens, in diesem Fall ein "Wissen" von oben und ein "Wissen" von unten, ein Verstandeswissen. Wasser gleichzeitig als eine emotionale Ebene in Abgrenzung zur vorherigen "Geist"-Ebene, es gibt "gewöhnliche" Gefühle und etwas, was "erfühlt" wird, ein fühlendes Wissen. Dann wird auch diese Unterscheidung wieder verlassen, es wird "Abend" und "Morgen". Dritter Tag. Der bringt dann eine weitere Ebene ins Spiel, die des Körperlichen, die Erde. Konkrete Änderungen im Verhalten zeigen sich, und sind so auch "Frucht". Und dennoch, sind nicht "Frucht" und gleichzeitig "Fruchtbaum". Es ist also eine weitere Ebene, die einerseits schon "natürliche" Frucht bringt ("natürlich" im Sinne der eigenen Natur folgend) und gleichzeitig ist das noch nicht alles, im Sinne einer "kompletten" geistigen neuen Natur (Natur dabei als etwas "geborenes", nare bedeutet gebären).

Dann wieder "Abend", auch diese Dualismen werden weiter integriert, und "Morgen", ein Weiterschreiten. Der vierte Tag wiederum geht wieder in die "Licht"-Ebene, als eine Art Wiederholung und weitere Ausdifferenzierung. Im Yin-Yang-Symbol gesehen unterscheidet der erste Tag das "schwarze" yin vom "weißen" yang, im vierten Tag unterscheidet man weiter, indem auch das "schwarze" yin einen kleinen Kreis weiß enthält, und auch das "weiße" yang einen kleinen schwarzen Kreis. Nun erscheinen zwei Lichter, das ist ein "helleres" Bewusstsein in Meditation, und gleichzeitig ein "kleineres" Licht als Hintergrund, der "nicht-Meditation" heisst. Diese beiden werden im nächsten "Abend" dann als austauschbar erkannt..., es "dreht" sich. (siehe parallel im ersten Kapitel des Dao De Dsching "Sein" und "Nichtsein"). Und dann, im Morgen des fünften Tages, erscheinen die Fische des Meeres und die Vögel des Himmels. Diese Ebene transzendiert Meditation und Nichtmeditation in einer lebendigen Form. Es ist hier wieder eine "Wasser"-Ebene, doch nun ein inneres Wissen und gleichzeitig ein inneres Gefühl vorhanden, das nicht mehr "weggeht". Gleichzeitig kann der Bereich der rein physischen körperlichen Existenz verlassen werden, die "Vögel" fliegen über der Erde.

Soweit ich den threadersteller verstehen konnte, bezieht er sich (in meinem Begriffs- und Erlebenshorizont) auf den fünften Tag.
 
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@m290 Der Eingangsbeitrag war nur die Hälfte der Story. Je stabiler Transparenz/Wissen ist, desto klarer wird die Potentialität von Transparenz/Wissen. Es entfaltet sich bzw. wäscht Ignoranz aus. Da Transparenz primordial untrennbar von Vision ist - also dem was erscheint - ist dies der Beginn des Grand Finale. So erinnere ich an die Strohhalm-Metapher im Eingangsbeitrag. Anfänglich ist Wissen/Transparenz zwar unmittelbar offenbar und wie bereits erwähnt primordial untrennbar von Vision, doch Vision erscheint noch nicht so. Daher ist trotz temporär relativ stabiler Transparenz immer noch ein karmischer Rest an Ignoranz vorhanden, welcher dafür sorgt, daß es sich eben nur um eine "temporäre Sicht" handelt. Als Metapher verstanden kann man sich vorstellen, daß Vision immer noch von einer Lackschicht aus Ignoranz umgeben ist. So besteht immer noch eine scheinbar karmische Differenz zwischen Vision und Transparenz. Dieser Punkt ist in keiner Weise in geeigneten Worten auszudrücken. Diese "Differenz" jedoch, ist Mitgefühl. Es kann als eine Kraft verstanden werden, den Lack abzukratzen. So wird nun unter gewissen Bedingungen und relativ stabiler Transparenz der Lack auch abgekratzt. Wiederum weder als Praxis noch praktizierte Nichtpraxis, was dem Leser nun jedoch klar sein sollte. Aufgrund der Potentialität von Transparenz, entfaltet sich wie bereits erwähnt Transparenz, was sich als "exakte Vision" äußert. Im Gegensatz zur bisher genannten Vision, ist exakte Vision frei vom karmischen Lack, daher ist diese Vision der "exakte" primordial untrennbare Ausdruck von Transparenz/Wissen.

Diese exakte Vision äußert sich anfänglich vollkommen natürlich von sich aus einfach so als reine Vision wie Töne, Lichter, Strahlen, Farben. Man sollte als Leser diese exakte Vision in keiner Weise mit "Visionen" wie sie in Träumen, Trancereisen oder diversen Visualisationen usw. entstehen, verwechseln. Derartige Visionen habe Ignoranz als Basis. Hier jedoch ist Transparenz die primordial untrennbare Basis. Es geht hier auch nicht darum "was erscheint" sondern "wie es erscheint". Ein "Wiedererkennen" exakter Vision, spielt natürlich auch unmittelbar nach dem Tod eine Rolle.

Nachdem die exakte Vision ihre Potentialität entfaltet hat, "vermischt" sie sich natürlich mit der herkömmlichen Vision, wodurch "der Lack abgekratzt" wird. Ab einem gewissen Punkt erscheint keine "Differenz" mehr. Umwelt wie Körper ist exakte Vision. Nun richte man zum Beispiel einen Blick auf die Hände, womit sich zeitigt, ob die verdunkelte Vision namens Leben/Tod ein Ende hat und "die Vögel über die Erde fliegen", oder aber..
 
@m290 Der Eingangsbeitrag war nur die Hälfte der Story. Je stabiler Transparenz/Wissen ist, desto klarer wird die Potentialität von Transparenz/Wissen. Es entfaltet sich bzw. wäscht Ignoranz aus. Da Transparenz primordial untrennbar von Vision ist - also dem was erscheint - ist dies der Beginn des Grand Finale. So erinnere ich an die Strohhalm-Metapher im Eingangsbeitrag. Anfänglich ist Wissen/Transparenz zwar unmittelbar offenbar und wie bereits erwähnt primordial untrennbar von Vision, doch Vision erscheint noch nicht so. Daher ist trotz temporär relativ stabiler Transparenz immer noch ein karmischer Rest an Ignoranz vorhanden, welcher dafür sorgt, daß es sich eben nur um eine "temporäre Sicht" handelt. Als Metapher verstanden kann man sich vorstellen, daß Vision immer noch von einer Lackschicht aus Ignoranz umgeben ist. So besteht immer noch eine scheinbar karmische Differenz zwischen Vision und Transparenz. Dieser Punkt ist in keiner Weise in geeigneten Worten auszudrücken. Diese "Differenz" jedoch, ist Mitgefühl. Es kann als eine Kraft verstanden werden, den Lack abzukratzen. So wird nun unter gewissen Bedingungen und relativ stabiler Transparenz der Lack auch abgekratzt. Wiederum weder als Praxis noch praktizierte Nichtpraxis, was dem Leser nun jedoch klar sein sollte. Aufgrund der Potentialität von Transparenz, entfaltet sich wie bereits erwähnt Transparenz, was sich als "exakte Vision" äußert. Im Gegensatz zur bisher genannten Vision, ist exakte Vision frei vom karmischen Lack, daher ist diese Vision der "exakte" primordial untrennbare Ausdruck von Transparenz/Wissen.

Diese exakte Vision äußert sich anfänglich vollkommen natürlich von sich aus einfach so als reine Vision wie Töne, Lichter, Strahlen, Farben. Man sollte als Leser diese exakte Vision in keiner Weise mit "Visionen" wie sie in Träumen, Trancereisen oder diversen Visualisationen usw. entstehen, verwechseln. Derartige Visionen habe Ignoranz als Basis. Hier jedoch ist Transparenz die primordial untrennbare Basis. Es geht hier auch nicht darum "was erscheint" sondern "wie es erscheint". Ein "Wiedererkennen" exakter Vision, spielt natürlich auch unmittelbar nach dem Tod eine Rolle.

Nachdem die exakte Vision ihre Potentialität entfaltet hat, "vermischt" sie sich natürlich mit der herkömmlichen Vision, wodurch "der Lack abgekratzt" wird. Ab einem gewissen Punkt erscheint keine "Differenz" mehr. Umwelt wie Körper ist exakte Vision. Nun richte man zum Beispiel einen Blick auf die Hände, womit sich zeitigt, ob die verdunkelte Vision namens Leben/Tod ein Ende hat und "die Vögel über die Erde fliegen", oder aber..

an deinen Texten fällt mir immer wieder auf, dass sie relativ "durchkomponiert" wirken und mich dein Begriffsvokabular teilweise an die Terminologie von Heidegger, teilweise auch Husserl erinnert.
Schreibst du all dies mit dem Selbstverständnis, phänomenologische Ontologie oder hermeneutische Phänomenologie zu betreiben, also mit deiner Sprache die Phänomene zu fassen, zu verstehen wie sie sind? - oder räumst du auch ein, dass deinen Texten, Beschreibungen dieser "Herangehensweise" etwas Konzeptionelles und Ideelles zukommt?
 
Noch ein Wort @Trixi. Die Auffassung: "Es gibt nichts zu tun", welche wohl im von dir angeführten anderen Thread vertreten wurde, hat nichts mit dem hier vertretenen Ansatz zu tun, was wie bereits erwähnt auch für "praktizierte Nichtpraxis" gilt. Daher bleibt eine konkrete Ausführung unumgänglich um zu verstehen worum es hier geht, ansonsten bleibt der Text als bloßer Text selbst-geheim.
 
Noch ein Wort @energeia: Man muss im Kontext dieser Thematik einen Brückenschlag schaffen. Entweder hat man es mit Lesern zu tun, welche einen "inneren Zugang" zum Text besitzen und somit Schritt für Schritt mit dem eigenen Erleben abgleichen was da steht, oder man hat es mit Lesern zu tun, welche ausschließlich den Text lesen und "darüber nachdenken". In Bezug auf die "Inneren" ist es wichtig, jedwedes Missverständnis zu vermeiden, da es im konkreten Erleben eine Menge Fallen gibt, in die man tappen kann.

Daher wird zum Beispiel das Wörtchen "primordial" weder dafür verwendet um den Text "gut klingen zu lassen" noch um eine "philosophische Note" einzubringen. Die eigentliche Nutzung dieses Wörtchen liegt einzig und allein in der Absicht Missverständnisse zu vermeiden. Der Term "primordial natürlich gelöst" ist somit der konkrete Hinweis darauf, ihn nicht mit konstruiert/praktizierter "natürlichen Gelöstheit" zu verwechseln, wozu die "Inneren" neigen, vergleichen sie Schritt für Schritt mit ihrem konkreten Erleben. Das Ergebnis "konstruiert/praktizierter natürlichen Gelöstheit" ist ein konkreter Bewusstseinszustand, welcher in Folge mit der eigentlich intendierten "primordial natürlichen Gelöstheit" nichts gemein hat. Daher muss die "Innere Gruppe" wachsam bleiben und jedwede derartige Konstruktion detektieren, damit Transparenz sich offenbart.

Was hier für das Wörtchen "primordial" als Beispiel gegeben wurde, gilt für den ganzen Rest. Man muss hierbei der "Inneren" wegen so exakt wie möglich bleiben.

Für die "Darüber" mag das alles dann klingen, wie eine "philosophische Abhandlung" in welcher eine Menge Konzepte vertreten werden. In dieser Hinsicht projizieren die "Darüber" also ihren eigenen Zugang bzw. ihr eigenes konzeptuelles Verständnis auf den Text und seinen Verfasser. Da jedoch auch diese Zielgruppe nicht ignoriert werden darf, muss der eingangs erwähnte Brückenschlag geschaffen werden. Auch hier gilt es einzig, Missverständnisse zu minimieren, welche für die "Darüber" auftreten können. Hierbei ist es im Gegensatz zu den "Inneren" nicht unbedingt notwendig, daß der Text verstanden wird. Das ist nicht möglich. Daher ist es nötig, den Text so zu schreiben, daß er von ihnen wenigstens nicht missverstanden wird.

Das war übrigends die letzte "Rechtfertigung" wie auch der letzte Beitrag in diesem Forum, in dem ich ursprünglich kürzer verweilen wollte. Ich wünsche dem Leser alles Gute auf dem Wege :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Passender erscheint mir dazu "God lock"..., oder, wie es bezeichnet wurde, selbst-geheim.

Ein guter Schließer braucht keinen Schlüssel, so heißt es im Dao De Dsching.
 
Noch ein Wort @energeia: Man muss im Kontext dieser Thematik einen Brückenschlag schaffen. Entweder hat man es mit Lesern zu tun, welche einen "inneren Zugang" zum Text besitzen und somit Schritt für Schritt mit dem eigenen Erleben abgleichen was da steht, oder man hat es mit Lesern zu tun, welche ausschließlich den Text lesen und "darüber nachdenken". In Bezug auf die "Inneren" ist es wichtig, jedwedes Missverständnis zu vermeiden, da es im konkreten Erleben eine Menge Fallen gibt, in die man tappen kann.

Daher wird zum Beispiel das Wörtchen "primordial" weder dafür verwendet um den Text "gut klingen zu lassen" noch um eine "philosophische Note" einzubringen. Die eigentliche Nutzung dieses Wörtchen liegt einzig und allein in der Absicht Missverständnisse zu vermeiden. Der Term "primordial natürlich gelöst" ist somit der konkrete Hinweis darauf, ihn nicht mit konstruiert/praktizierter "natürlichen Gelöstheit" zu verwechseln, wozu die "Inneren" neigen, vergleichen sie Schritt für Schritt mit ihrem konkreten Erleben. Das Ergebnis "konstruiert/praktizierter natürlichen Gelöstheit" ist ein konkreter Bewusstseinszustand, welcher in Folge mit der eigentlich intendierten "primordial natürlichen Gelöstheit" nichts gemein hat. Daher muss die "Innere Gruppe" wachsam bleiben und jedwede derartige Konstruktion detektieren, damit Transparenz sich offenbart.

Was hier für das Wörtchen "primordial" als Beispiel gegeben wurde, gilt für den ganzen Rest. Man muss hierbei der "Inneren" wegen so exakt wie möglich bleiben.

Für die "Darüber" mag das alles dann klingen, wie eine "philosophische Abhandlung" in welcher eine Menge Konzepte vertreten werden. In dieser Hinsicht projizieren die "Darüber" also ihren eigenen Zugang bzw. ihr eigenes konzeptuelles Verständnis auf den Text und seinen Verfasser. Da jedoch auch diese Zielgruppe nicht ignoriert werden darf, muss der eingangs erwähnte Brückenschlag geschaffen werden. Auch hier gilt es einzig, Missverständnisse zu minimieren, welche für die "Darüber" auftreten können. Hierbei ist es im Gegensatz zu den "Inneren" nicht unbedingt notwendig, daß der Text verstanden wird. Das ist nicht möglich. Daher ist es nötig, den Text so zu schreiben, daß er von ihnen wenigstens nicht missverstanden wird.

Das war übrigends die letzte "Rechtfertigung" wie auch der letzte Beitrag in diesem Forum, in dem ich ursprünglich kürzer verweilen wollte. Ich wünsche dem Leser alles Gute auf dem Wege :)

mein Eindruck ist, dass du meine Beiträge durchgehend missverstehst und dich daher auch vollkommen unnötig zu "Rechtfertigungen" - wie du sagst - aufgerufen siehst.
Zur Erläuterung:
Da ich vor fast 20 Jahren meinen ersten Meditationskurs besuchte, zahlreiche weitere folgten und ich mittlerweile u.a. Meditationslehrer bin und Ausbilder war - das heißt, dass ich regelmäßig mit anderen Meditierenden über ihre Praxis spreche und sie dabei berate -, verfüge ich über reichlich Erfahrung hinsichtlich der Meditation und des - wie du es ansprichst - "Inneren" der Meditation aus mehreren Perspektiven.
Da ich aber zugleich auch eine wissenschaftliche Ausbildung absolviert habe, ich daher Begrifflichkeiten eines Textes bewusst als Begrifflichkeiten wahrnehme und mich auch gegenwärtig teils beruflich mit wissenschaftlichen Studien zur Meditation beschäftige, bedeutet das nicht, dass, wenn ich die Begrifflichkeiten deines Textes anspreche, ich diese "Erfahrungen" ausblenden und deinen Text rein intellektuell lesen würde.
Darüber hinaus habe ich einige zentrale klassische Texte zur Meditation studiert und bin mir auch der unterschiedlichen Begrifflichkeit (und Begriffstraditionen) für eigentlich ähnliche innere Vorgänge bewusst.
Das heißt: Ich lese deinen Text von "zwei" bzw. drei Seiten: als Meditierender und Meditationslehrer, als Interessierter an empirischen Wissenschaften und als Leser klassischer Yoga- und Meditations-Schriften.

Du missverstehst meine Beiträge, indem du meine Texte als bloß intellektuelle diskreditierst, womit du auch nicht auf meine eigentlichen Fragen und Reflexionen eingehst. Wenn ich dich beispielsweise frage, ob du deinen Text als phänomenologisch-ontologischen Text verstehst, dann soll das keine Frage sein, ob du deinem Text eine "philosophische Note" verleihen möchtest, sondern ich meine die Frage, wie ich sie auch gestellt habe. Deine Antworten bleiben dann aber derartigen Oberflächlichkeiten - "philosophische note", "Text gut klingen zu lassen" - hängen.
Du liest in meine Beiträge stets verdeckte Strategien, Manipulation, etc. hinein, die dich dann anscheinend zu Rechtfertigungen zwingen würden, wodurch jedoch überhaupt kein "normales" Gespräch zustande kommt. Dies wiederum kritisiere ich regelmäßig, wodurch du dich wieder aufgrund meiner Kritik zu missverstehenden Rechtfertigungen gezwungen siehst.
Es wäre hilfreich, wenn du einfach einmal auf Fragen und Themen klar und direkt eingehen könntest.
 
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@Energeia:
Vielleicht habe ich mich hier ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich werd mal versuchen, auf deine Fragen einzugehen. Am einfachsten wäre jedoch, wenn du dir das Buch "Transformations of Consciousness" von Engler, Wilber und Brown besorgen könntest (z.B. aus der Bibliothek) und dort das Kapitel von Brown nachliest. Dort ist das alles sehr viel besser erklärt, als ich es könnte.

Ich behaupte natürlich keineswegs, dass die Metta/Karuna/etc-Meditationen erst später zur Therevada-Vipassana-Praxis hinzugefügt wurden. Das könnte zwar rein theoretisch der Fall sein, aber ich persönlich glaube es nicht. Ich sage auch nicht, dass im Mahayana Mitgefühlspraxis oder dergleichen "mehr" praktiziert wird. (Wie du ja selbst anmerkst, gibt es z.B. gewisse Zen-Schulen, die gar keine formale Mitgefühlspraxis in ihr System aufgenommen haben. Oder in dem Sunmudo-Tempel, in welchem ich letzten Sommer einige Tage verbrachte, wird ebenfalls soweit mir bekannt keine formale Mitgefühlspraxis ausgeübt.) Und es liegt mir äusserst fern, etwa zu behaupten, Praktizierende des Mahayana besässen grösseres Mitgefühl als Praktizierende des Therevada.

Es geht also eher um einen Unterschied in Bezug auf das theoretische Interpretationssystem meditativer Erfahrungen, das in den unterschiedlichen Schulen unterschiedlich ist. Dieses Interpretationssystem kann aber nicht von den konkreten Meditationserfahrungen gelöst werden, weil sich beide gegenseitig beeinflussen.

Ich zitiere aus dem oben genannten Buch die zentrale Stelle:
Daniel Brown schrieb:
The Visuddhimagga uses the category of disappearance. With respect to observable events the yogi focuses on the disappearance of each discrete flash, moment-by-moment, while ignoring its arising [...]. As a result, all events dissolve. This is called the "dissolution" experience [...]. With respect to the point of observation, the yogi focuses on the disappearance of each discrete moment of awareness until all such moments of awareness cease for a period. While the resulting experiences are profound, the experience still assumes a time/space matrix. The Mahayana has criticized the Therevada for its failure to fully resolve the bias of time/space and therefore adopts dialectical negation as the category to do so, as in Nagarjunas famous instructions:

That which is already gone is not being gone over. Moreover, that which is not yet gone is not being gone over. A being gone over separate from that already gone, and that not yet gone, is not known.

Such dialectics applied to arising/passing away samadhi result in a "non-dissolution" experience or "entrance to the middle path," in which the multiplicity of all potential events of the universe come forth simultaneously yet are co-dependent on each other for their existence. [...]

While each tradition describes transcendence of ordinary time-space perception, the experiences are different, as described by the distinctions of nihilist, middle path, and eternalist positions. The Therevada dissolution experience is nihilistic in that successive events and moments of awareness disappear. The Hindu unity experience is eternalist because the experienced interconnectedness is of some underlying substratum to the universe and its reflecting awareness is unchanging. The Mahamudra experience is the middle path because the interconnected events and their awareness change; the specific events experienced as interconnected are dependent on their relation to all potential events for that apparent existences, and the concomitant awareness changes as the events seem to change.
Und etwas weite runten im Text:
Daniel Brown schrieb:
When the exact conditions are fulfilled, enlightenment comes forth. All the traditions agree that enlightenment comes forth as a series of three instantaneous shifts in awareness. These are called moments of enlightenment: basis, path, fruition. The structure of enlightenment is identical across traditions, but the experience of the later two moments of enlightenment is different because of the different perspectives taken throughout the entire path of meditation.

The experience of the first moment, basis-enlightenment, is identical across traditions. From the perspective of observable events, all events - content and activity, everything - drops away. This is called "cessation". What remains? Vast awareness. From the perspective of the point of observation, as the events recede from awareness, the locus of awareness shifts, it "goes to the other shore" or "changes its lineage". Prior to enlightenment, awareness is inextricably bound up with mental activity and events. The point of observation and observable event occur as if inseparable. When awareness shifts its locus during basis-enlightenment, the association between event and awareness is permanently severed.

The second moment of enlightenment, path-enlightenment, is characterized by a return of observable events, now views from a different locus of awareness. Since awareness is no longer associated with the observable events, nothing can interfere with the natural activity of the events, no new karma is generated. The traditions agree that the eradication of karmic activity occurs during path-enlghtenment. The return of observable events, free from reactivity and activity regarding them, is likened to entering a stream with its natural currents. In the Mahamudra all potential events fill up awareness and come forth paradoxically simultaneously, and successively. In the Visudhimaggga observable events empty out awareness, so that the content of path-enlightenment is not very different from that of basis-enlightenement except for the experience of another shift and its consequence, the burning up of karma. [...]

Fruition-enlightenment is the final moment in which a permanent transformation of consciousness occurs. The nature of the transformation again varies across traditions. In the Mahamudra the meditator becomes the "three Buddha bodies," one on the plane of awareness, one in the various potential interconnected cosmic realities, and one on the plane of ordinary time/space existence. These three conditions now co-exist as part of the meditator's consciousness. In the Visudhimagga, the meditator experiences deep peace and stilness, without extraneous mental activity. [...]
Und noch weiter unten:
Daniel Brown schrieb:
Another difference in perspective [among the different traditions] is that between successiveness and simultaneity. As awareness becomes temporarily freed from the fundamental time/space structures of ordinary perception, it becomes possible to view human expeirence from either successive [Visudhimagga] or simultaneous [Yogasutra] or both [Mahamudra] perspectives. [...]
(Zitiert mit geringfügigen Änderungen. Die hinduistische Version habe ich hier ausgelassen, auch wenn der Vergleich mit den buddhistischen Versionen hochinteressant ist.)
Ich möchte hier noch einmal betonen, dass D. Brown sowohl im Therevada als auch im Vajrayana-Mahamudra eine entsprechende Lehrerlaubnis besitzt, es geht also sicher nicht darum, eine Tradition gegen die andere auszuspielen.

Die oben erwähnte Kritik Nagarjunas bzw. die entsprechenden Meditationsanweisungen führen tatsächlich zu unterschiedlichen Resultaten in der Praxis. Dies behauptet Herr Brown im obigen Auszug, und es entspricht auch meiner persönlichen Meditationserfahrung. Da durch die explizite Auflösung der Raum-/Zeit-Matrix in der Mahamudra-Tradition ein Bereich jenseits der Restriktionen von Raum und Zeit eröffnet wird, dehnt sich das Mitgefühl entsprechend dieser Aufhebung auf den vollständigen Bereich jenseits von Raum und Zeit aus. (Die Welt erscheint, als sei sie in einem einzigen Tropfen oder Augenblick enthalten.) Das empfundene Mitgefühl umfasst in der Folge alle fühlenden Wesen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im gesamten Universum. Ich möchte auch herausstreichen, dass es hier um eine konkrete Meditationserfahrung geht, nicht um eine philosophische Spekulation. Eine entsprechende Meditationspraxis oder -Erfahrung in der Therevada-Tradition ist mir nicht bekannt, und zwar aus dem einfachen Grund, dass dort die Raum-/Zeit-Matrix nicht ausdrücklich aufgelöst wird.

Übrigens, ohne nun hier Werbung machen zu wollen, aber falls sich jemand aus dem Forum besonders dafür interessiert, der Autor leitet immer mal wieder in der Schweiz Retreats. Näheres hier.
 
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