Trauerarbeit - Sichtweise und Hintergründe
Jede drastische Veränderung in unserem Leben und gegen unseren Willen erzeugt Trauer. Das Wort Trauer wird fast immer nur in Bezug zum Tod gebraucht, was in der Form so nicht ganz richtig ist. Jede Art von Trennung kann dieses Gefühl in unterschiedlicher Stärke auslösen, auch wenn es die verschiedensten Ausdrücke dafür gibt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Trennung von einem Partner, da sagen wir Liebeskummer und das ist nichts anders als Trauer. Der entscheidende Faktor dabei ist die Endgültigkeit und die ist beim Tod am allerstärksten.
Was passiert da nun genau? Die Schweizer Ärztin Elisabeth Kübler-Ross hat auf Grund ihrer Arbeit und ihren Beobachtungen die folgenden 4 Trauerphasen für Hinterbliebene formuliert:
1. Nicht-wahr-haben-wollen
In dieser ersten Phase wird das Unabänderliche wie der Tod eines nahe stehenden Menschen verleugnet. Betroffene haben das Gefühl zu träumen. Sie wirken wie versteinert oder gefühllos und dies kann Stunden, Tage oder Wochen andauern.
Schafft man dem Betroffenen die Möglichkeit, sich vom Verstorbenen zu verabschieden und die Leiche zu sehen, so verhindert man, dass der Trauernde seine Erinnerung verzerrt oder idealisiert. Hilfreich ist es ferner, wenn der Trauernde seine Gefühle äußert.
2. Aufbrechen chaotischer Emotionen
Durch eine traumatische Situation wird der Mensch mit den verschiedensten Emotionen überflutet. Während diese in der ersten Phase noch unterdrückt oder abgespaltet werden, werden diese nun völlig durcheinander erlebt. Dabei kann es sich z.B. um Schmerz über den Verlust, Zorn oder Wut sowie Schuldgefühle handeln.
3. Suchen, Sich-finden und Sich-trennen
In der Erinnerung wird das gemeinsame Leben mit dem Verstorbenen noch mal durchlebt. Schließlich erklärt sich der Betroffene im Inneren mit dem Verlust einverstanden und beginnt es zu akzeptierten.
4. Phase des neuen Selbst- und Weltbezugs
Der Betroffen, der sich in der Trauer von anderen zurückgezogen hat, bewegt sich auf andere Menschen zu. Im Gegenzug gibt er dafür den Schmerz um den Verstorbenen in zunehmend auf. Im Verlauf dieser letzten Phase kommt es immer wieder mal vorübergehend zu Rückfällen in die zweite und dritte Phase. Meist wenn sich die Erinnerung an den Verstorbenen wieder belebt.
In den ersten beiden Phasen ist eine persönliche Verarbeitung des Verlustes von Mensch zu Mensch wichtig. Kein Buch, kein Text und auch kein Vortrag können da etwas bewirken. Erfahrungswert. Etwa bei der dritten Phase kommt die Frage auf, gibt es denn etwas nach dem Tod? Und ich rate jedem, dessen Verlust noch frisch ist, sich zuerst mal mit Trostspendenden Büchern, Internetseiten und Gruppen vor Ort zu beschäftigen. Denn es geht immer noch an diesem Punkt um Schmerzbewältigung bzw. -verarbeitung. Erst mit etwas Abstand wird ein Trauernder für das offen sein, was ich hier anbiete.
Für seine Trauer muss man sich auch die Zeit nehmen, die man selber braucht. Anderen Menschen empfinden Trauer schnell als belastend und kommen dann mit gut gemeinten, aber meist völlig unpassenden Ratschlägen. Standart Spruch ist dann unter anderem: Das Leben geht weiter. oder Ist doch alles nicht so schlimm. Der Grund dafür liegt in der Tatsache, dass wir in den Industrieländern den Tod allgemein verdrängen und uns nicht damit beschäftigen wollen. Wir schieben es einfach schnell weg. Aber Trauer will erlebt und dann verarbeitet werden. So etwas geht nicht in 2 oder 3 Wochen. Kein trauender Mensch sollte sich beeinflussen lassen und so lange trauern, wie er es braucht. Mehrere Monate bis etwa ein Jahr sind im Grunde normal. Empfehlenswert ist auch, dass sich Trauernde untereinander austauschen, denn Verständnis erleichtert die Situation. Kommt ein Hinterbliebener auch nach mehreren Monaten überhaupt nicht klar, ist professionelle Hilfe angesagt. Das kann eine Vertrauensperson sein, ein Pfarrer, jemand aus dem Hospiz oder eben ein Psychologe.
Erst in der dritten und speziell in der vierten Phase kann man wirklich über das nachdenken, was hier über unsere Welt steht. Und ich meine das gar nicht negativ, nur ist man in den ersten beiden Phasen einfach zu sehr mit sich und seinen Schmerz beschäftigt, das man nichts Neues wirklich aufnehmen kann. Auch ein Erfahrungswert. Ich eröffne dir aber eine neue Welt mit meinen Gedankengängen und dafür muss man den Kopf etwas frei haben. Und wenn du dabei zu schnell vorgehst, verlierst du den Faden und kannst meinen Argumenten nicht folgen. Das Ergebnis ist, das sich alles nach Unsinn anhört. Genau dasselbe passiert, wenn du fortgeschrittene Themen liest ohne die Grundlagen zu kennen > kein Haus steht ohne Fundament.