Menschen entwickeln sich nicht.
Es gibt verschiedene Anteile im Menschen.
Da gibt es den schon beschriebenen Teil der himmlischen Seele im Menschen, die "neschamah".
und den Teil der "nephesch", die über die Dualität von Zeit (40) und Ewigkeit (390) in Resonanz mit der "neschamah" gehen kann.
Es ist das Bewusstsein, dass sowohl das "Jetzt" als das Fenster der Ewigkeit im Menschen begreifen kann, als auch die Zeit erfassen kann.
Entwicklung lässt sich für den normalen Verstand nicht anders erfassen als durch Zeit. Das, was das "ewige" im Menschen ist, ist das Kind...
Das Kind erfasst als Baby die Welt dadurch, dass es die Brust der Mutter in den Mund nimmt und daran saugt. Es saugt gewissermaßen direkt aus dem Himmel.
Im Hebräischen ist es die große Ähnlichkeit von "Himmel", "schamajim" und "Brüste", "schadajim", auch in den Zahlen dieser Worte.
schamajim: 300+40+10+40
schadajim: 300+4+10+40
Das Baby nimmt noch nicht an der Zeitlichkeit und der Räumlichkeit teil, es lebt einfach direkt im Jetzt und Hier. Andere Orte kennt es nicht, andere Zeiten kennt es nicht.
Das heranwachsende Kind bekommt allmählich einen Begriff von Zeitlichkeit und geht darüber auch in einen anderen Bewusstseinszustand, bis hin zum Erwachsenen, der völlig eingeplant in einen zeitlichen Kontext sich erleben kann.
Doch das Kind in jedem Menschen, dieses kleine Kind, das noch keine Zeit kennt... das bleibt immer in ihm. Es entwickelt sich nicht, sondern es bleibt genau da, wo es ist. An der Brust der Mutter, an der Quelle des himmlischen Segens, der hohen geistlichen Energien.
Und dieses Kind mit der himmlischen Seele gerät nie in Gefangenschaft und wird deshalb auch nie aus Gefangenschaft befreit. Es war immer da und wird immer da sein.
Und als Gegenpol, der Erwachsene, mit seinem vollen Terminkalender, ist von vornherein gefangen in sich selbst. Und doch ist er nicht in dem Sinne gefangen. Er durchwandert im Bewusstsein einen Kreis, eine Art ineinandergeschlungener Spirale, die sich erweitert und später wieder zusammenzieht. Wie das Schälen eines Apfels... wenn man am Stiel ansetzt und dann immer größere Ringe zieht und dann wieder kleinere, bis man zur Blüte kommt. So erweitert sich das Bewusstsein des Erwachsenen bis zum kompletten Eintauchen in die Zeitlichkeit (meist um die 40 Jahre herum, was auch zur Midlifecrisis Anlass gibt) und entfernt sich langsam wieder von der Zeitlichkeit, bis im hohen Alter oft wieder ein Eintauchen in die Bewusstseinslage eines kleinen Kindes eintritt (auch ohne eine Demenz, die Demenz ist nur die verfehlte Form desselben Prozesses).
Der Kreis dieses Nephesch-Bewusstseins wird betreten und spätestens mit dem körperlichen Tod wieder verlassen. Und doch ist es nur eine Verschiebung des Bewusstseinsfokusses von der ewigen zu einer mehr zeitlichen Perspektive und wieder zurück.
Das Nephesch-Bewusstsein selbst ist nicht gefangen, sein Wesen ist einfach beschränkt, und in dieser Beschränkung ist es nicht gefangen, weil es gar nicht frei sein kann. Es ist in dieser Beschränkung frei, seine Lebensform zu wählen. Wie soll man das vergleichen? Das Blut in unserem Körper ist auch nicht "gefangen". Es ist von Anfang an da, sobald der Blutkreislauf beginnt, und endet mit dem Tod. Aber das Blut als solches (Träger der nephesch) ist kein "Gefangener", es dient in dieser Form dem Körper, und außerhalb dieses Körpers erfüllt es keinerlei Funktion, außerhalb des Körpers ist es nur "verloren".
Deshalb gilt auch für die Nephesch: Weder wird sie gefangen, noch wird sie befreit.