Sammlung... (die Seele, die Körper und die Welten)

K

~Kaji~

Guest
Hallo,

vielleicht hat jemand Lust mit zu machen... Einfach mal alle möglichen Systeme zu sammeln, die es so gibt, was die Welt und die "Welten nach dieser Welt" betrifft. (inklusive der dazugehörigen Körper und der "Befreiung der Seele" - oder wie auch immer man es nennen möchte)



Beispiel aus dem indischen (da gibt es sicher noch einige Varianten mehr):


1. Bhur Loka
Bhur Loka gilt als die erdgebundene Astralebene. Demnach verlässt im Moment des Todes die Seele mit dem Astral- und dem Kausalkörper den physischen Körper und geht ein in die Bhur Loka. Beim Übergang sieht der Sterbende oft wie in einem Zeitraffer noch einmal sein ganzes Leben Revue passieren. Er wird erinnert an das, was er erlebt hat, was seine Aufgaben waren, welche er gut bewältigt hat und welche weniger gut. Das entspricht dem "Jüngsten Gericht" der Bibel. Dann verlässt die Seele den physischen Körper und sieht alle Geschehnisse der physischen Ebene von oben aus Bhur Loka. Nun hat der Mensch zwar den physischen Körper verloren, aber kann noch alle Vorgänge auf der physischen Ebene wahrnehmen. Er sieht die anwesenden Menschen, hört, was sie sprechen, spürt vielleicht die Liebe, Energie und Gedanken, die die Menschen ausstrahlen. Er ist jedoch angewiesen auf physische Kommunikation. Man sollte also mit dem Verstorbenen, zu dem man eine enge Beziehung hatte, noch einmal physisch sprechen, vor allem wenn man nicht die Möglichkeit hatte, sich vorher intensiv mit ihm zu unterhalten.
Ist man mit dem Toten allein, kann man sich in aller Ruhe von ihm verabschieden, um Verzeihung bitten, danken, vergeben etc. Man kann mit ihm über Reinkarnation reden und ihm sagen, er solle sich jetzt ganz seiner neuen Aufgabe widmen, sich von den Lichtwesen in die höheren Ebenen führen lassen und nicht dem Erdendasein verhaftet bleiben.
Die Tibeter lesen dem Verstorbenen in den Tagen nach dem Tod das ganze tibetanische Totenbuch vor. Dort wird berichtet, was im Moment des Todes geschieht, wie und durch welche Zwischenstadien sie vielleicht hindurchgehen. Nach der tibetischen Vorstellung können die Seelen dadurch bis zum Nirwana geführt werden.
Menschen, die sich vorher nicht mit dem Tod beschäftigt haben und plötzlich sterben, werden von den trauernden Angehörigen oft dazu gebracht, zu versuchen, mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Die Vorstellung ist, dass die Seele des Verstorbenen die Hinterbliebenen trösten möchte, dafür viel Energie verbraucht und deshalb vielleicht den geeigneten Moment, in die höheren Ebenen aufzusteigen verpasst. Damit bliebe sie dann länger auf Bhur Loka verhaftet, was entsprechend zu einer Verzögerung der weiteren Reise führen würde. Für den Fall, dass man nicht mit dem Toten allein sein kann, gehe man an einen ruhigen Ort, z. B. einen Meditationsraum. Dort kann man eine Kerze und ein Räucherstäbchen anzünden, ein Foto des Verstorbenen aufstellen und an ihn denken. In der Welt von Bhur Loka gibt es keine räumliche Begrenzung. Die Seele spürt: „Da denkt jemand an mich. Und er denkt mit liebevollen und nicht mit schmerzerfüllten Gedanken an mich“. Die Seele wird davon angezogen, nähert sich und man kann mit ihr sprechen. Danach sollte mindestens 108 Mal das „Om Tryambakam Mantra“ oder ein Gebet wiederholt werden. Die Verstorbenen suchen den Angehörigen, der eine lichtvolle Ausstrahlung hat, denn sie wissen, dass sie Licht und Kraft brauchen für die nächste Ebene. So heißt es, wenn einer in der Familie auf den spirituellen Weg geht und regelmäßig meditiert, dass alle Verwandten und alle Freunde über mehrere Generationen davon profitieren.
Sensible Menschen können in den Tagen nach dem physischen Tod des Angehörigen dessen Seele sehr nahe spüren, bisweilen sogar sehen.
Nach yogischer Auffassung ist die Hauptaufgabe eines spirituellen Menschen nach dem Tod eines Angehörigen, viel zu meditieren, viel Mantras oder Gebete für den Toten zu sprechen und Licht zu schicken, um ihm so Energie zu geben. Es kann sein, dass der Gebende sich dann etwas ausgelaugt fühlt, denn der Verstorbene nimmt Energie und der eigene Energielevel sinkt. Er sollte sich dessen bewusst sein, mehr schlafen als zu anderen Zeiten, mehr meditieren und insbesondere Pranayama üben, um die eigenen Energien wieder aufzuladen. In den ersten Tagen nach dem Tod sind Meditation, Mantrasingen, Licht, Gedanken und Gespräche besonders wichtig. Nach drei bis sieben Tagen kann man durch Pranayama und Yoga-Atemtechniken seinen Energietank wieder auffüllen. War der Verstorbene selbst ein spiritueller Mensch, kann auch die entgegen gesetzte Erfahrung gemacht werden: Man fühlt sich aufgeladen, beschwingt, fröhlich, die Meditation bekommt eine neue Tiefe, denn der Verstorbene versucht, einen vom Normalbewusstseinszustand in eine höhere Ebene des Bewusstseins zu ziehen.

2. Bhuva Loka
Bhuva Loka steht für eine höhere Astralebene. Sie wird als die Ebene benannt, zu der man normalerweise nach dem Tod fortschreitet, um dort die längste Zeit zu verbringen, bevor man sich wieder inkarniert. Bhuva Loka gilt als die schöne Ebene für die Mehrheit der Menschen. In Bhur Loka erscheint nach etwa drei Tagen, manchmal auch nach einem längeren Zeitraum nach dem physischen Tod ein Lichttunnel, der im alten Testament als "Jakobsleiter" bezeichnet wird. Es wird beschrieben, dass es in diesem Tunnel bestimmte Wesen gibt, deren Aufgabe es ist, die Seelen bei ihrem Aufstieg in Bhuva Loka zu begleiten. Die Vorstellung liegt nahe, dass es sich dabei um die eigenen Verwandten handelt, die sich bemühen, der Seele von oben entgegenzukommen und ihr zu helfen. Im Fall eines spirituellen Aspiranten, der einen engen Bezug zu seinem Meister hat, kann es sein, dass dieser ihn in die nächsten Ebenen hochführt. Auch ein Engelswesen kann diese Rolle übernehmen.
In Bhuva Loka manifestiert sich all das sofort, woran gedacht wird: Alle Wünsche, Vorstellungen, Ängste. Bhuva Loka besteht nicht nur aus den eigenen Gedanken, sondern auch denen aller anderen Menschen und sonstigen Wesen. Es handelt sich um unendliche, sich durchdringende Ebenen. Lernt man schon auf der physischen Ebene, seine Gedanken zu steuern, erleichtert einem diese Fähigkeit das Leben auf der astralen Ebene beträchtlich.
Bhuva Loka besteht aus verschiedenen Unterebenen. Die Ebene, wo man seine Vorfahren trifft, wird zum Beispiel als Pitri Loka bezeichnet. In der Sadhana Loka können spirituell orientierte Menschen weiter meditieren und mit gleichgesinnten Menschen zusammen sein.
Eine weitere Ebene, der „Himmel“ bzw. das „Paradies“, ist der Ort, an dem sich Menschen treffen, die im Wesentlichen ein ethisches, moralisches Leben geführt haben. Nach dem Tod gehen sie in ein "Paradies" ein, das so aussieht, wie sie es sich vorgestellt haben. In der christlichen Vorstellungswelt befinden sich im Paradies Engel und Harfen.
Moslems stellen sich das Paradies unter anderem als ewigen Frühling vor, in dem ihnen schöne Jungfrauen zur Gesellschaft gegeben werden. Bei den Indern gibt es einen vorübergehenden Himmel mit Indra auf einem Elefanten, mit Apsaras (himmlischen Nymphen) und Gandharvas (himmlischen Musikanten), Sängern, Tänzern, etc.
Als eine andere Unterebene von Bhuva Loka gilt die „Hölle“. Dies ist ein Ort, an dem sich Menschen treffen, die sehr gewalttätig waren oder sehr viel an Gewalt gedacht haben. Die Seelen werden angezogen von dieser Gedankenwelt der Gewalt und erfahren dort die geballten gewalttätigen Fantasien und Gedanken des gesamten Universums.
Auch hier bleiben sie nicht dauerhaft. Wenn das Karma dort erschöpft ist, inkarnieren sie sich wieder.
Die Aufenthaltsdauer in Bhuva Loka kann ganz unterschiedlich sein, sie soll von ein paar Tagen über einige Jahre bis zu Jahrhunderten reichen. Dieses findet unter anderem eine Erklärung darin, dass die Zeitempfindung auf dieser Ebene eine andere ist als die, die auf der physischen Ebene vorgestellt wird, wobei es sogar möglich sein soll, in die Vergangenheit wiedergeboren zu werden.
Nach yogischer Vorstellung ist der Weg von Bhuva Loka, nachdem das Karma dort erschöpft ist, ein erneuter Eintritt in Bhur Loka und von dort die Inkarnation in eine neue physische Existenz. Die Seele kann sich dabei nicht bewusst aussuchen, wo und unter welchen Umständen sie sich reinkarniert. Vielmehr bestimmt das Karma von welchem bestimmten Embryo, welcher bestimmten Familie, welcher bestimmten sozialen Situation die Seele angezogen wird. Man kann es so beschreiben, dass das höhere Selbst den Körper aussucht, der der Seele die Erfahrungen geben kann, die sie braucht, um sich im Prozeß der gesamten Evolution und der individuellen Evolution weiter zu entwickeln.
Der erste Schritt der neuen Reinkarnation ist die Empfängnis. Der Moment der vollen Inkarnation nach dieser Theorie ist der Moment der Geburt. Die inkarnierte Seele kann beginnen, ihr Karma auszuarbeiten und zu lernen. Das irdische Leben beginnt.

3. Höhere Ebenen nach dem Tod - Swar Loka
Die Theorie besagt, dass die Lebensstadien von Geburt, Wachstum, Veränderung, Alter, Tod, Bhur Loka, Bhuva Loka, Bhur Loka, Mutterleib, Geburt etc. für die Mehrheit der Menschen gelten. Großen Meistern sei dagegen der Zugang zu höheren Ebenen gewährt, die man im Drei-Ebenen-Modell als Swar Loka bezeichnet. Swar Loka liegt jenseits der Astralebene und entspricht der Kausalebene.
Nur wer schon im physischen Leben Samadhi, das Überbewusstsein erreicht hat, kann zu Swar Loka gelangen. Samadhi ist ein überbewußter Zustand des Geistes, jenseits von Zeit und Raum, jenseits von Ego und Ich-Gefühl, jenseits von Gedanken. Swar Loka ist ein Zustand transzendentaler Wonne, wo man sich Gott nahe oder mit Gott eins fühlt, aber noch nicht vollkommen verschmolzen ist. Das wird auch in manchen Religionen als der Himmelszustand bezeichnet. Man ist Gott nahe. Man ist nicht eins mit Gott, aber man ist mit Gott.
Nach Bhur Loka geht der Meister in Bhuva Loka. Es ist vorstellbar, dass er dort einigen seiner verstorbenen Schüler hilft und mit Aufgeben des Astralkörpers in Swar Loka wechselt.
Diese Ebene führt in der Theorie zu verschiedenen weiteren: Er kann schrittweise zu Videha Mukti weitergehen, der Befreiung nach dem Tod, oder sich wieder inkarnieren, um der Menschheit zu dienen und die letzten Schritte bis zur Befreiung in einem physischen Körper gehen.
Eine weitere Vorstellung ist, dass er übergeordnete Steuerungsfunktionen im Universum einnehmen kann, zum Beispiel als ein Engelswesen mit übergeordneter Verantwortung. Dies bedeutet, dass der Meister sich nicht mehr physisch inkarnieren würde, sondern auf einer subtilen Ebene aktiv wäre.
Ein Meister kann sich auch dafür entscheiden, sich wieder und wieder zu inkarnieren, bis alle anderen Wesen die Befreiung erlangt haben. Bei den Buddhisten wird das als Bodhi-Sattwa-Gelübde bezeichnet.
Als weitere Möglichkeit wird genannt, dass er bewusst den physischen Körper aufgibt und in subtilen Ebenen weiter existiert. Dies können zum Beispiel die so genannten Siddhas sein; diese Siddhas haben die Aufgabe, Aspiranten zu erscheinen und sie zu inspirieren, auf ihrem Weg voran zu schreiten.
Und es steht ihnen auch frei, sich wieder auf der Erde zu inkarnieren, um dort als lebendig Befreite die Befreiung im physischen Körper, Jivanmukti, zu erlangen.
Ausblick Von den verschiedenen Vorstellungen über das Leben nach dem Tod macht die Reinkarnationstheorie vielleicht am meisten Sinn. Vor dem Hintergrund der Möglichkeit der Wiederverkörperung können wir dieses Leben sehr bewusst und intesiv, ohne Schuld- und Rachegefühle, mit Liebe und Erfüllung leben.

http://www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/Journal/Herbst-2005/reinkarnation.htm




Noch mal etwas anders:



Ein Loka ist eine Region oder ein umschriebener Ort, in der Metaphysik eine Welt oder Sphäre oder Ebene. Die Puranas Indiens sprechen unablässig von sieben und vierzehn Lokas, die sich oberhalb und unterhalb unserer Erde befinden, von Himmeln und Höllen.

Bhur-loka
Bhur-loka ist einer der 14 Lokas oder Welten im hinduistischen Pantheismus: unsere Erde.

Mahar-loka
Gemäss den puranischcn Berichten ist Mahar-loka eine Region, in der die Munis oder „Heiligen" während des Pralayas wohnen. Er ist der übliche Wohnsitz des Bhrigu, eines Prajapati (Erzeugers) und eines Rishi, der einer der Sieben ist, die gleichzeitig mit Brahma existieren sollen.

Tapo-loka
Der Tapo-loka, die Sphäre der Feuer-Devas, die Vairajas genannt werden, ist als die „Welt der sieben Weisen" und auch als „das Reich der Busse" bekannt. Er ist einer der Shashtha-loka (sechs Welten) über unserem eigenen Loka, der der siebte ist.

Satya-loka
Satya-loka ist die Welt unendlicher Reinheit und Weisheit, der himmliche Wohnsitz Brahmas und der Götter.

http://www.sphinx-suche.de/alteswissen3/lokas.htm




oder:



Die Lehren der uralten Weisheit teilen das Universum in sieben große Ebenen oder Welten des Seins, von denen jede wiederum zwei Pole hat: ein Loka und ein Tala. Diese Paare von Lokas und Talas sind so unteilbar wie die beiden Seiten einer Münze. Sie stellen jene universell gegensätzlichen Kräfte der Natur dar, die durch gut und böse, hoch und niedrig, Geist und Materie, usw. ausgedrückt werden. Das Wort 'Loka' bedeutet "ein weiter Raum", "eine Welt", und wird für eine spirituelle Sphäre angewandt. Die sieben Lokas werden in Hinduschriften die "sieben Regionen der Gesegneten" oder die "sieben Himmel" genannt. Das Wort 'Tala' bedeutet "unterer Teil", "Grundfläche", und wird auf einen materiellen Ort oder eine materielle Region angewandt. Die sieben Talas wurden die "sieben Höllen" oder die "sieben unteren Orte" genannt. Zu jedem Loka gehört ein Tala: Satya-loka - Atala; Tapar-loka - Vitala; Janar-loka Sutala; Mahar-loka - Rasatala; Svar-loka - Talatala; Bhuvar-loka - Mahatala; Bhur-loka Patala.
Jedes Paar von Loka und Tala stellt eine kosmische Ebene dar oder besser gesagt, eine Sphäre, die von ihrem Loka oder spirituellen Teil bis zu ihrem Tala oder physischen Teil reicht.
Die Seins-Bereiche des menschlichen Geistes erstrecken sich von den niedersten und dunkelsten Regionen von Patala bis zu den erhabensten und göttlichsten Regionen der Wahrheit Satya-loka! (Siehe unter den jeweiligen Stichwörtern.)

http://mitglied.lycos.de/teozofia/Sans_L.html
 
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Sehr interessant finde ich auch dies (von Samuel Sagan):



4.3 Funktionen und Strukturen in den feinstofflichen Körpern

Kurz nach dem Tod, vor dem Aufbruch in die astralen Welten, findet ein wesentlicher Prozess statt: das Zersplittern des Astralkörpers. Der Astralkörper zerfällt buchstäblich in Stücke, so, wie sich im chinesischen Modell die Po und die Hun trennen. Um diesen Prozess, der eine Schlüsselrolle bei der Entstehung zahlreicher Wesenheiten spielt, zu verstehen, verwenden wir noch etwas mehr Zeit darauf, die Struktur des Astralkörpers zu untersuchen.
Das Konzept der feinstofflichen Körper lädt uns dazu ein, die Art und Weise neu zu überdenken, in der wir verschiedene Funktionen, wie Denken, Fühlen und das emotionale Reagieren betrachten, die wir von früh bis spät entfalten. Von einem konventionellen Gesichtspunkt aus gibt es nichts Abstrakteres und Unbegreifbareres als einen Gedanken. Aus dem Blickwinkel der feinstofflichen Körper handelt es sich bei einem Gedanken um eine greifbare Form, die aus astraler Materie besteht. Ein Gedanke kann gesehen und sogar gespürt, ›ertastet‹, werden, vorausgesetzt, dass das entsprechende nicht-physische Wahrnehmungsorgan (das dritte Auge) entwickelt wurde. Aus dieser Perspektive zeigt die Tatsache, dass die meisten Leute ihre Gedanken für abstrakt und substanzlos halten, nur ihre Unfähigkeit, jenseits der physischen Sphäre wahrzunehmen.
Die Lehre von den feinstofflichen Körpern führt uns dazu, alles in Begriffen von Struktur und Materie zu betrachten; nicht nur physischer Materie, sondern auch feinstofflicher Materie, die ätherische und astrale Substanz umfasst sowie einen großen Bereich von noch feineren nicht-physischen Substanzen. Dieser Fokus auf Materie macht das System der feinstofflichen Körper zum Grundstein der inneren Alchemie, weil Alchemie grundsätzlich die Kunst ist, den Schwingungsbereich der Materie zu steigern. Innere Alchemie ist eine Form der Selbst-Transformationsarbeit, durch die man der feineren Frequenzen der Materie hinter allen Funktionen – ob nun physiologischer, psychologischer oder spiritueller Natur – gewahr wird.
Daher ist Leben unter dem Gesichtspunkt der feinstofflichen Körper kein abstraktes Prinzip, sondern die wesentliche Qualität der ätherischen Materie. Leben ist die Funktion und ätherische Materie ist die Struktur. Auf ähnliche Weise (auf einer höheren Oktave) kann das ganze Spektrum psychologischer Funktionen jeweils als Form oder Welle im Astralkörper angesehen werden. Was nehmen wir üblicherweise wahr, wenn wir eine Emotion erleben? Wir nehmen die Emotion an sich wahr, das ist Wut, Enttäuschung, Schreck und so weiter und wir nehmen auch verschiedene physische Änderungen, die die Emotion begleiten, wahr, wie z.B. Muskelspannung und schnelleren Herzschlag. Diese physiologischen Reaktionen sind offensichtlich die Folgen der Emotion.
Menschen begreifen für gewöhnlich nicht, dass die Emotion selbst eine Konsequenz darstellt. Die Emotionen, die Personen spüren, sind nicht ›ursprüngliche Emotionen‹, das heißt keine Wellen in ihren Astralkörper, sondern der physische Widerhall dieser Wellen. Die Emotion beginnt zuerst im Astralkörper und hallt dann als Echo im Nervensystem des physischen Körpers wider. Wenn Leute Emotionen erfahren, dann nehmen sie diesen physischen Widerhall wahr, nicht die ursprüngliche astrale Welle. Dieses Modell, welches insgesamt Platons Höhlengleichnis sehr ähnlich ist, gibt Aufschluss darüber, weshalb die meisten Menschen unfähig sind, mit ihren Emotionen umzugehen: sie nehmen ihre Emotionen einfach nicht wahr! Sie leben in einer Welt der Wirkungen und Konsequenzen – wenn nicht sogar in einer Welt der Schatten –, ohne irgendeinen Zugriff auf die wirklichen Ursachen ihrer inneren Bewegungen zu haben. Solange wir mit Konsequenzen und nicht mit Ursprüngen arbeiten, ist keine wahrhaftige Transformation möglich.
Wir sollten uns diesen Prozess des Widerhalls stets in Erinnerung rufen, wenn wir versuchen, den Astralkörper zu verstehen. Der Astralkörper ist die Schicht der Gedanken und Emotionen, der ›wirklichen‹ Gedanken und Emotionen, nicht derjenigen, die Menschen für gewöhnlich wahrnehmen. Was Menschen üblicherweise wahrnehmen, sind lediglich widerhallende Gedanken und Emotionen, das bedeutet: die Reflektion astraler Formen in ihrem Nervensystem. Wenn der Astralkörper die Schicht des geistigen Bewusstseins ist, so ist das, was Menschen während ihres gewöhnlichen Wachzustands wahrnehmen, nicht Verstandesbewusstsein, sondern ›physisches Verstandesbewusstsein‹, das heißt eine physische Reflektion des astralen geistigen Bewusstseins.

Es ist wichtig, über diesen Reflektionsprozess nachzudenken, weil in der Reflektion einige wichtige Verzerrungen stattfinden. Eine sehr augenfällige Verzerrung ist, dass der Astralkörper ein riesiges Lagerhaus an latenten Emotionen und Erinnerungen ist, während das physische Verstandesbewusstsein nur ein paar Gedanken und Emotionen auf einmal empfangen kann. Anders ausgedrückt reflektiert das physische Verstandesbewusstsein nur minimale Teile dessen, was im Astralkörper gespeichert ist.
Vom physischen Verstandesbewusstsein aus gesehen ist der Astralkörper wie ein Kaleidoskop, das ununterbrochen wechselnde Muster an Gedanken und Emotionen präsentiert, daher der dauernde Wechsel der Stimmungen und Gedanken bei den meisten Menschen. Aus der Sicht der Lehre von den feinstofflichen Körpern ist es leicht verständlich, weshalb es möglich ist, sich ohne äußeren Anlass plötzlich sehr glücklich oder sehr unglücklich zu fühlen. Der Kaleidoskop-Effekt ist derart, dass das physische Verstandesbewusstsein oft von einem Bereich des Astralkörpers zu einem anderen umgeleitet wird und deshalb total verschiedenartige Emotionen reflektiert.
Einige Leute sind tatsächlich sehr gut darin, diesen Effekt zu manipulieren. Wenn sie von einer gewissen Emotion oder Begierde gestört werden, schalten sie einfach ab. Sie drehen das Kaleidoskop und leiten ihr physisch-geistiges Bewusstsein in einen anderen Teil ihres Astralkörpers und vergessen das Problem. Tatsächlich tut die große Mehrheit derjenigen Personen, die von sich behaupten, dass sie ihre Begierden und Emotionen ›umwandeln‹ können, nichts anderes als einfach abzuschalten. Anstatt sie in Augenschein zu nehmen, unterbrechen sie einfach jede Verbindung zu ihnen, indem sie ihr physisches Verstandesbewusstsein in einen anderen, weniger belastenden Bereich ihres Astralkörpers umleiten. In Wirklichkeit hat dieses Vorgehen nichts mit Umwandlung zu tun, es handelt sich schlicht und einfach um Unterdrückung oder ›Verdrängung‹. Die Begierde oder Emotion bleibt unverändert in irgendeinem dunklen Winkel des Astralkörpers und wird durch die Unterdrückung wahrscheinlich noch verstärkt.
Solange man lebt, findet bewusstes Dasein hauptsächlich im physischen Bereich statt. Das bedeutet, dass wir uns lediglich des physischen Verstandesbewusstseins gewahr sind und dass zahlreiche verborgene Aspekte des Astralkörpers sich nur durch Träume oder unbewusste Vorgänge manifestieren. Zum Zeitpunkt des Todes jedoch stellt das physische Nervensystem sein Funktionieren ein. Die Fassade des physisch-geistigen Bewusstseins bricht daher zusammen und die bewusste Existenz wird in astrale Sphären projiziert. Sobald sie ihre beiden unteren Träger (den physischen Körper und den Ätherkörper) verloren haben, ziehen die Verstorbenen mit ihren Astralkörpern und ihren Egos durch die astralen Welten. Nun können sie nicht länger schwindeln, sie müssen sich dem Astralkörper vollumfänglich mit all seinen Eigenschaften stellen.
In der Praxis bedeutet das, dass alle Arten von unterdrückten Begierden und latenten Emotionen in das Bewusstsein des Verstorbenen strömen. Das ist der Zeitpunkt, an dem die Personen, die sich einbildeten, sie hätten ihre Emotionen umgewandelt, zu der bitteren Einsicht kommen, dass sie in Wirklichkeit niemals mit ihnen gearbeitet haben, und dass sie ihre Emotionen durch Unterdrückung sogar noch verstärkt haben. Latente Emotionen und Begierden werden plötzlich augenfällig. Sie erscheinen vor dem Verstorbenen als ungestüme und schikanöse Gebilde. Sie machen die Erfahrung eines großen Schmerzes, indem sie brennendes Verlangen nach Dingen empfinden, die sie nicht mehr haben können. Viele esoterische Schulen sehen diese Phase der Reinigung des Astralkörpers als das Fegefeuer an, von dem in religiösen Schriften die Rede ist. Beachten Sie, dass wir mit diesem Ansatz weit entfernt vom Klischee der ewigen Hölle sind, die von kleinen Dämonen bewohnt werden, welche die Verstorbenen bestrafen. Zum Ersten ist die Phase der Reinigung vorübergehend, und sobald der Reinigungsprozess abgeschlossen ist, setzen die Verstorbenen ihre Reise in die freudvollen Welten des Geistes fort. Zweitens werden die Toten von nichts anderem als von ihren eigenen Begierden und verborgenen Emotionen geplagt. Der Prozess verläuft ganz mechanisch und ist frei von moralischen Bezügen. Kräfte (Emotionen und Begehren) wurden im Astralkörper unterdrückt und zusammengepresst. Sobald die Schale des physischen Verstandesbewusstseins sich zum Zeitpunkt des Todes auflöst, brechen die komprimierten Kräfte wie ein Schachtelteufel heraus.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die Reinigungsphase kein Martyrium bedeuten muss. Sie wird nur dann qualvoll, wenn während des Lebens keine Arbeit am Astralkörper unternommen wurde und er vollgestopft ist mit brennenden verborgenen Begierden und Emotionen. Wenn jedoch schon zu Lebzeiten eine Katharsis erreicht wurde, wenn eine systematisch betriebene Selbsttransformation, die eine Erforschung der Emotionen einschließt, erfolgreich durchgeführt wurde, wird die Phase der Reinigung schnell und untraumatisch verlaufen. Wurde eine gewisse Ebene der Transformation erreicht, ist außerdem einfach gar keine weitere Reinigungsphase nach dem Tod erforderlich. Astrale Komplexe wurden bereits aufgearbeitet, und daher ist der Übergang in die Welten des Geistes sanft und ungehindert.
Im Sanskrit lautet die Bezeichnung für die verborgenen Tendenzen des Astralkörper ›Samskara‹.17

17 Eine systematische Analyse der Mechanismen der Samskaras und Wege, mit ihnen umzugehen, bilden das zentrale Thema von Rückführung in frühere Leben – eine Therapie für Freiheit im Hier und Jetzt vom gleichen Verfasser.

(...)
 
4.4 Auf der astralen Ebene bist du keine Person, sondern eine Horde

Eine weitere starke Verzerrung, die der Reflektion des Verstandesbewusstseins des Astralkörpers in das physische Verstandesbewusstsein entspringt, besteht darin, dass das Letztere ein falsches Gefühl der Einheit vortäuscht. Die meisten Menschen neigen dazu, sich selbst für eine Person zu halten, mit ihren Zu- und Abneigungen, ihren Begierden und Ängsten und ihren verschiedenartigen Emotionen. Jedoch beruht dieser Eindruck, eine einzige Person zu sein, nicht auf einer Wahrnehmung ihres wahren Selbst, dessen sie sich für gewöhnlich nicht gewahr sind, denn um das Selbst zu finden, bedarf es einer langen Bemühung. Für die meisten Leute bedeutet Selbstwahrnehmung in Wirklichkeit die Wahrnehmung ihres Astralkörpers oder präziser die Wahrnehmung der Widerspiegelung des Astralkörpers in ihrem physischen Verstandesbewusstsein.
Dabei tritt ein großes Missverständnis auf. Wenn sie ihre Astralkörper so sehen könnten, wie sie wirklich sind, dann würden sie nicht eine Person, sondern viele Personen sehen, die wir als Persönlichkeitsteile oder Charaktere bezeichnen können. Das Wort ›Persönlichkeitsteile‹ kann irreführend wirken, da es die Idee einer einzigen Persönlichkeit suggeriert, die sich in verschiedene Bestandteile verzweigt. In Wirklichkeit handelt es sich bei diesen Persönlichkeitsteilen eher um eine Horde von Personen, die wenn überhaupt, dann nur sehr wenig miteinander zu tun haben. Sie verhalten sich nicht wie die verschiedenen Provinzen, die zusammen einen Staat ausmachen, sondern mehr wie Vögel verschiedener Arten, die künstlich in einem Käfig zusammen gehalten werden und die die ganze Zeit konkurrieren und gegeneinander kämpfen.
Bei einem derartigen Charakter mag es sich um einen Liebhaber des Schönen und der Künste handeln, den ein Museumsbesuch oder der Anblick einer pittoresken Landschaft in Ekstase versetzen kann. Ein anderer Charakter mag machthungrig sein und dich dazu treiben, bei der Arbeit Überstunden zu machen und jede günstige Gelegenheit zu nützen, um deinen Ehrgeiz zu befriedigen. Ein weiterer Charakter könnte ein Einsiedler sein, der sich nach ›spiritueller‹ Abgeschiedenheit in einem Kloster sehnt. Doch ein weiterer Charakter liebt leidenschaftlich Sex und würde sich in einem Kloster total unterdrückt fühlen. Jeder Charakter hat seine eigenen Sehnsüchte und Abneigungen und zielt darauf ab, die Kontrolle über das Leben der Person zu übernehmen.
Von einer strukturellen Warte aus gesehen – von der Lehre von den feinstofflichen Körpern her – entspricht diese Vielfalt an Charakteren einem Mosaik astraler Teile. Der Astralkörper besteht aus ›Stücken‹, er verfügt über keine richtige Einheit. Im antiken Griechenland hatte das Wort ›Charakter‹ die Bedeutung von ›Stempel‹, einem Zeichen, das eingraviert, aufgedrückt wurde. Jeder Charakter ist einem speziellen Teil des Astralkörper eingeprägt, und es besteht kaum Kommunikation und noch weniger Zusammenhalt zwischen den verschiedenen ›Stücken‹.
Wenn Sie sich z.B. dafür entscheiden, Buchhaltung und Japanisch zu lernen, um den machthungrigen Charakter in Ihnen zu stärken, so sind die Informationen, die Sie sich einprägen, in Ihrem Astralkörper in einem Bereich gespeichert, der sich auf diesen Charakter bezieht. Wenn Sie lernen, Oboe zu spielen und Ihre Ferien in Florenz verbringen, wird die Lebenserfahrung, die aus dem Besuch all der Museen und aus den musikalischen Aktivitäten herrührt, in einem Teil gespeichert, der mit dem Liebhaber-des-Schönen-Bereich in Ihrem Astralkörper zu tun hat, und so weiter. Sie mögen annehmen, dass es sich um ein- und dieselbe Person handelt, die Buchhaltung lernt und italienische Museen besucht, aber das ist reine Illusion. In Wirklichkeit handelt es sich um zwei verschiedene Personen, die in Ihrer astralen Umgebung zusammenleben. Es ist einzig die Tatsache, dass diese zwei Personen im gleichen physischen Verstandesbewusstsein widergespiegelt werden, die die Illusion erzeugt, eine einzelne Person zu sein. Auf der astralen Ebene sind Sie keine Person, sondern eine Horde.
Einigen Menschen gelingt es, im Leben ganz erfolgreich zu sein, indem sie einen speziellen Charakter auf Kosten aller anderen Charaktere entwickeln. Einer ihrer Charaktere zwingt seine eigenen Begierden den anderen auf und regiert wie ein Diktator, und das ganze Leben dieser Menschen nimmt die Richtung an, die dieser dominante Charakter vorgibt. Wenn z.B. der machthungrige Charakter die Kontrolle übernimmt, dann gibt es keine Ferien mehr, die in europäische Museen führen und es existieren keine Pläne für klösterliche Klausuren – nur noch Arbeit. Je mehr Erfolg der jeweilige Charakter hat, desto mehr kann er seine Position verstärken und konsolidieren. Von außen betrachtet, wirken solche Menschen zentriert und klar ausgerichtet; sie scheinen genau zu wissen, was sie wollen und sie benutzen all ihre inneren Ressourcen, um es zu bekommen. Jedoch auf der Ebene der feinstofflichen Körper bedeutet das nicht, dass eine Einheit erreicht wurde. Der Astralkörper ist noch immer ein Mosaik von Stücken. Ein spezielles astrales Teil hat im Vergleich zu den anderen überproportionales Wachstum erfahren. Die restlichen Teile sind nicht in Harmonie mit dem diktatorischen Teil; sie werden einfach unterdrückt und ausgehungert.
Wenn es einen Regenten gibt, der die Horde der Charaktere harmonisieren und einigen kann, dann ist es das Ego (oder Höhere Selbst). Je stärker das Ego wie eine Sonne im Zentrum der Schwerkraft des Astralkörpers strahlt, desto mehr beginnen die verschiedenen Charaktere, es zu umkreisen. Anstatt nur zu arbeiten, um jeweils ihre eigennützigen Bedürfnisse und Begierden zu befriedigen, beginnen die Charaktere die Zwecke und das Licht des Geistes zu manifestieren. Anstatt nur auf den Erfolg ihrer eigenen Bestrebungen bedacht zu sein, fangen sie an, die Arbeit des Höheren Selbst zu verrichten. Dieser Prozess geht auch mit strukturellen Veränderungen im Astralkörper einher. Die Enthüllung des Selbst setzt einen Prozess der Einigung in Gang. Langsam entwickelt sich ein neuer Astralkörper. In diesem neuen oder transformierten Astralkörper werden die verschiedenen Teile vom Licht des Selbst durchdrungen. Daher sind sie nicht nur rund um das Selbst vereint, sondern auch dauerhaft daran gebunden.
Diese Überlegungen zu den feinstofflichen Körpern führen uns dazu, zwei Arten der Einheit in einem menschlichen Wesen zu unterscheiden. Bei der einen handelt es sich um Täuschung – nicht mehr als eine Erscheinung –, nämlich die Illusion, ›eine Person‹ zu sein, weil der facettenreiche Astralkörper in einem physisch-geistigen Bewusstsein gespiegelt wird. Der andere ist die wahre Einheit, die sich graduell mit der Verwirklichung des Selbst vollzieht und die Durchdringung aller Teile des Astralkörpers mit dem Licht des Selbst.
Wenn man Begriffe der Hermetik verwendet, so steht die Sonne für das Ego. Das der Sonne zugeordnete Metall ist Gold. Die alchemistische Arbeit, Metalle in Gold zu verwandeln, kann mit der Durchdringung und Vereinigung des Astralkörpers (und später aller anderen Körper) durch das Licht des Ego verglichen werden.

(...)
 
4.5 Die Zerbrechen des Astralkörpers während des Todes:

Was geschieht beim Tod? Eine endgültige Trennung des Oberen Komplexes (Astralkörper und Ego) vom Unteren Komplex (physischer Körper und Ätherkörper) findet statt. Der Ätherkörper löst sich im universalen Äther auf. Auf ähnliche Weise beginnt der physische Körper zu verwesen.
Das Nervensystem – und daher auch das physische Verstandesbewusstsein – stellt seine Arbeit ein. Und mit dem Ende des physischen Verstandesbewusstseins kommt auch das Ende der Illusion, eine einzelne Person zu sein. Die Verstorbenen erkennen plötzlich ihre wahre astrale Natur – eine Horde von Charakteren zu sein. Die illusorische Hülle des physischen Verstandesbewusstseins existiert nicht länger, um die astralen Teile künstlich zusammenzuhalten. Der einzige Kitt, der übrigbleibt, um die astralen Teile zusammenzuhalten, ist das Ego. Die einzigen astralen Teile, die daher beieinander bleiben können, sind diejenigen, die zu Lebzeiten vom Licht des Ego durchdrungen worden sind. Bei den meisten Menschen sind das nicht viele, weil sie darauf vergessen haben, nach ihrem Selbst zu suchen. Als sie noch lebten, verblieb ihr Selbst wie eine schlafende Prinzessin im Hintergrund ihrer Persönlichkeit – oder besser: im Hintergrund ihrer Horde von Persönlichkeiten. Ihr Selbst wurde nicht eingeladen, am Leben der Charaktere teilzunehmen und die alchemistische Hochzeit zwischen dem Astralkörper und dem Selbst hat nicht stattgefunden. Unerbittlich läutet die Totenglocke: Der größte Teil des Astralkörpers zerfällt in Stücke. Das Mosaik der astralen Teile zerbröckelt zu astralem Staub und in Fragmente, die im astralen Raum davontreiben.
Diese Zersplitterung des Astralkörpers nach dem Tode ist eine wahrhaft dramatische Erfahrung: Hier treiben Sie im astralen Raum und werden nach und nach Ihrer astralen Substanz entkleidet. Sie sehen den Teil von sich, der Japanisch sprechen konnte, hinunterfallen und in der einen Richtung davontreiben. Dann bemerken Sie, wie der Teil von Ihnen, der gerne Oboe spielte, Sie verlässt und woanders hin treibt. Und dann fällt der Teil von Ihnen, der Sex leidenschaftlich mochte, heraus und verschwindet in einer anderen Richtung. All diese Teile sind wie Glieder Ihres Astralkörpers, die abfallen und im Raum treiben. Abgesehen von diesen Hauptfragmenten zerfällt ein bemerkenswerter Bruchteil Ihrer selbst einfach zu Staub, der sich über den allgemeinen Astralraum verteilt.
Warum zerbröckeln gewisse Teile, während andere mehr oder weniger intakt bleiben und als astrale Fragmente im Raum treiben? Das hat mit dem Aufbau und der Kristallisation der zusammenhängenden Charaktere zu tun, das heißt, mit der Intensität, mit der sie in die astrale Substanz eingeprägt waren. Wenn du zum Beispiel eines schönen Tages daran dachtest, Klavier spielen zu lernen und dann eines kauftest und ein paar Wochen lang gelegentlich versuchtest, darauf zu spielen, bevor du es wieder aufgegeben hast, dann ist die damit zusammenhängende Einprägung in deine feinstofflichen Körper schwach. Mit der Zersplitterung des Astralkörpers nach dem Tode löst sich der ›Pianisten-Teil‹ sofort auf und fällt in den undifferenzierten astralen Staub zurück. Wenn du dich hingegen jahrelang danach gesehnt hast, Besitzer eines Klaviers zu werden und hart gearbeitet hast, um eines zu erwerben und das Klavierspiel dann leidenschaftlich praktiziertest – oder wenn du im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspielen begonnen und das Instrument täglich stundenlang bearbeitet hast, ist die Situation eine ganz andere. Deine Entscheidung und deine Intensität haben in der astralen Substanz eine tiefe Einprägung geschaffen. Ein strukturiertes, zusammenhängendes und kristallisiertes astrales Fragment ist erschaffen worden. Nach dem Tod wird dieses Fragment, wenn es von dir getrennt wird, nicht in den astralen Staub fallen. Es wird als das astrale Fragment eines Pianisten erhalten bleiben und im Raum treiben.
Aus dem eben Gesagten wird verständlich, dass bestimmte Emotionen und Verhaltensmuster dazu führen, Fragmente zu schaffen, die stärker zusammenhängen und widerstandsfähiger sind als andere. Die Hauptkriterien für die Kristallisation sind Wiederholung und Intensität. Alles, was sich auf grundlegende Lebensfunktionen wie z.B. Sex und Ernährung bezieht oder auf Süchte aller Art, führt zu wiederholter und intensiver Aktivierung bestimmter Teile des Astralkörpers. Diese tiefen astralen Einprägungen tendieren dazu, nach dem Tod als feste, zusammenhängende Fragmente zu verbleiben.
Nehmen Sie an, Sie seien ein Alkoholiker oder ein Heroinsüchtiger. Nach Ihrem Tode kann der Teil Ihres Astralkörpers, der drogensüchtig war, sehr wohl der allgemeinen astralen Auflösung entgehen. Je intensiver die Sucht ist, desto solider und widerstandsfähiger wird das zurückbleibende astrale Fragment sein. Oder wenn es sich bei Ihnen um eine Person handelt, die nicht ohne Sex leben konnte (und das sind heutzutage sehr viele Menschen), dann ist es nicht so, dass die damit verbundene Sehnsucht nach dem Tod in Ihrem Astralkörper erlischt. Das astrale Fragment oder die Fragmente, die sich auf Ihre Sexualität beziehen, fallen von Ihrer Struktur ab, werden sich jedoch weiterhin nach Sex sehnen, während sie im Raum dahintreiben.
Wie wir oben erörtert haben, verhält es sich so, dass starke Begierden, die zu Lebzeiten unterdrückt und tief im Astralkörper begraben wurden, zum Zeitpunkt des Todes wie ein Schachtelmännchen wieder in Erscheinung treten. Infolgedessen sind es nicht nur Menschen mit ausschweifendem Lebenswandel, Alkoholiker und Drogensüchtige, die Fragmente mit höchst gewalttätigen Begierden und Leidenschaften freisetzen, sondern auch viele sogenannte ›gute‹ Menschen, deren Leben sich darauf gründete, ihre Begierden zu unterdrücken. Etwas wundervolles am Tod liegt darin, dass man ihm gegenüber nicht schummeln kann. Wenn sie sterben, verlieren die Individuen ihre Fassade, und ihr weiteres Schicksal hängt davon ab, was sie in Wahrheit sind, und nicht von irgendeinem Anschein, den sie vielleicht zeit ihres Lebens aufrecht erhalten haben.
Natürlich haben nicht alle astralen Fragmente, die nach dem Tod freigesetzt werden, mit Sexualität, Nahrung oder Sucht zu tun. Jede starke geistige oder emotionale Disposition kann ein Fragment erschaffen, ist es doch die astrale Intensität, die die astralen Teile kristallisiert. Werfen Sie einen gründlichen Blick auf die ›astralen Intensitäten‹ (Emotionen, Begierden usw.) der Personen, mit denen Sie zu tun haben, und Sie werden ganz leicht herausfinden, was die damit in Beziehung stehenden Fragmente nach dem Tod für Bedürfnisse haben werden.
Wenn wir zusammenfassend das allgemeine Schicksal des Astralkörpers nach dem Tod ansehen, können wir drei Teile unterscheiden:

* ein kleiner Anteil des Astralkörper bleibt am Ego haften, das auf seine Reise in die Zwischenwelten aufbricht.
* ein großer Teil zerbröckelt zu undifferenzierten astralen Staub.
* verschiedene Teile brechen ab und treiben als Fragmente im Raum umher.

4.6 Ein kleiner Exkurs über Reinkarnation

Das Zerbrechen des Astralkörpers nach dem Tod stimmt mit der Tatsache überein, dass die große Mehrheit der Menschen unter normalen Umständen unfähig ist, sich an ihre vergangenen Leben zu erinnern. Wenn man gestorben ist, gehen die meisten Erinnerungen in Fragmenten oder Staub verloren. Was wiedergeboren wird, ist das Ego mit den wenigen Fetzen des Astralkörpers, die – dem Ego anhaftend – übrig geblieben sind. Bevor es in einem neuen physischen Körper inkarniert, wird das Ego frische astrale Materie um sich versammeln, um einen neuen Astralkörper zu erschaffen.
Eine Erinnerung bleibt im Ego erhalten sowie in den wenigen astralen Teilen aus dem vergangenen Leben, die es geschafft haben, am Ego haften zu bleiben. Die meisten Menschen werden es jedoch im darauf folgenden Leben nicht schaffen, Zugang zu diesen Erinnerungen zu bekommen. Abgesehen von einigen wenigen außergewöhnlichen Fällen gelingt es nur durch Arbeit an sich selbst, dass man tief genug gelangt, um das Gewahrsein des Ego und der Erinnerungen in seiner engeren Umgebung zu erreichen. Ansonsten ist man sich nur der oberflächlichen Teile des Astralkörpers bewusst – das sind jene, die kurz vor der Inkarnation gesammelt und im neuen Leben entwickelt wurden.
Wenn nun die meisten unserer Charaktere nach dem Tod als Fragmente abfallen, so stellt sich die Frage, weshalb wir so zahlreiche Charaktere von einer Inkarnation in die nächste transportieren? Strukturell betrachtet, wird ein Charakter einem Stück des Astralkörpers eingeprägt. Der Charakter entwickelt sich nach und nach, indem die Eindrücke von immer mehr Lebenserfahrungen einem zentralen Kern hinzugefügt werden. Auf eine sehr vereinfachende Weise können wir einen Charakter verbildlichen, indem wir uns einen zentralen Kern vorstellen, der nahe am Ego existiert und aus zusammengeballter astraler Materie besteht.

Beim Tode fallen die Fragmente ab, während der Charakterkern dem Selbst anhaftet, mit gewissen intensiven Eindrücken, die in diesem Leben gesammelt wurden. In der darauffolgenden Existenz beginnt der Kern des Charakters einen vollen Charakter um sich her zu erschaffen, wenn die Lebensumstände dies gestatten. Dies trifft für alle Charaktere zu.
Natürlich werden diese Sachverhalte hier lediglich stark vereinfacht wiedergegeben. In Wirklichkeit spielen zahlreiche andere subtile Mechanismen eine Rolle bei der faszinierenden Reise, die vom Tod zu einer neuen Geburt führt.

http://www.clairvision.org/ckb/ckbe/ckbl/fol_0000_0001/cat_0000_0005/tid_2003_0000_0099.html
 
Hallo Kaji,

zu deiner Zusammenstellung möchte ich nur eines anmerken: Wie fast alle Texte in diesem Grenzbereich sind auch diese von einer ..... mh ..... ich nenne es mal "lokalen Kultur" geprägt, in diesem Fall hier aus dem "Großraum Indien". Daran ist nichts falschen, es gilt nur den Einfluss dieses Kulturkreises auf die Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod nicht zu übersehen. Oder anders gesagt sind diese Texte alle etwas gefärbt und das muss man zur Kenntnis nehmen. Dies macht es nämlich etwas schwer es auf andere Kreise zu übertragen. Die gewählten Bilder und Zusammenhänge stoßen in anderen Teilen der Erde auf Stirnrunzeln. Hinzu kommt das auch diese Texte die Meinung einzelner darstellen und somit Prinzip bedingt immer nur ein Teil der Wahrheit sein können. Das ist alles nahe dran, aber eben kein Treffer. Es sind Steine auf dem Weg vorwärts .....

LG
Trekker




:morgen:





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Hallo Kaji,

zu deiner Zusammenstellung möchte ich nur eines anmerken: Wie fast alle Texte in diesem Grenzbereich sind auch diese von einer ..... mh ..... ich nenne es mal "lokalen Kultur" geprägt, in diesem Fall hier aus dem "Großraum Indien". Daran ist nichts falschen, es gilt nur den Einfluss dieses Kulturkreises auf die Vorstellungen über ein Leben nach dem Tod nicht zu übersehen. Oder anders gesagt sind diese Texte alle etwas gefärbt und das muss man zur Kenntnis nehmen. Dies macht es nämlich etwas schwer es auf andere Kreise zu übertragen. Die gewählten Bilder und Zusammenhänge stoßen in anderen Teilen der Erde auf Stirnrunzeln. Hinzu kommt das auch diese Texte die Meinung einzelner darstellen und somit Prinzip bedingt immer nur ein Teil der Wahrheit sein können. Das ist alles nahe dran, aber eben kein Treffer. Es sind Steine auf dem Weg vorwärts .....

LG
Trekker




:morgen:





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Hallo Trekker,

dieses Thema heißt "Sammlung..." - und jeder der mag, kann ergänzen. Werde sicher noch das ein oder andere - aus ANDEREN Kulturkreisen - hier aufschreiben/kopieren. Aber soviel Zeit habe ich nun auch wieder nicht. Diese beiden Sachen waren die ersten die mir eingefallen sind und wo ich auch wußte, wo ich im Netz suchen muß.

Also, wenn Du was beitragen magst : gerne! Es geht hier nicht darum das ich Bestätigung für etwas suche oder etwas widerlegen möchte.


Kaji

(wenn Du magst, kannst Du ja gerne mal schreiben, was Dir denn an den Texten nicht "gefällt" - was Deiner Meinung nach nicht stimmig ist und warum)
 
Hallo Ihr Lieben,

vielen Dank für diesen Thread, den ich interessiert inhaliere, und der hoffentlich noch Vieles nach sich ziehen möge.
Ich denke, es hier ist ein Forum einen wichtiger Ansatz Glauben auf ein umfassende und vielleicht (mit Verlaub) überreligiöse Art auf die gesamte Erde zu übertragen. Wie man Religionen gegeneinander (unter welchen Begründungen auch immer) zu Felde ziehen läßt, sehen wir ja in der politischen "Diplomatie".
Ich selber bin leider nicht gerade sehr firm in etablierten Glaubensrichtungen, als dass ich einen aussagefähigen Beitrag zugrunde legen könnte.

Aber gerade mit einem gesunden (?) Halbwissen lese ich gerne diese Ansätze. Ich freue mich auf mehr!

LG Loge33
 
Hallo,

so hier folgt nun das nächste (möchte aber keine Beschwerden hören!! :) ).

1. Kapitel – Des alten Bischof Martin irdisches Ende und seine Ankunft im Jenseits.

[BM.01_001,01] Ein Bischof, der auf seine Würde große Stücke hielt und ebensoviel auf seine Satzungen, ward zum letzten Male krank.
[BM.01_001,02] Er, der selbst noch als ein untergebener Priester des Himmels Freuden mit den wunderlichsten Farben ausmalte – er, der sich gar oft völlig erschöpfte in der Darstellung der Wonne und Seligkeit im Reiche der Engel, daneben aber freilich auch die Hölle und das leidige Fegefeuer nicht vergaß, hatte nun – als selbst schon beinahe achtzigjähriger Greis – noch immer keinen Wunsch, von seinem oft gepriesenen Himmel Besitz zu nehmen; ihm wären noch tausend Jahre Erdenleben lieber gewesen als ein zukünftiger Himmel mit allen seinen Wonnen und Seligkeiten.
[BM.01_001,03] Daher denn unser erkrankter Bischof auch alles anwandte, um nur wieder irdisch gesund zu werden. Die besten Ärzte mußten stets um ihn sein; in allen Kirchen seiner Diözese mußten Kraftmessen gelesen werden; alle seine Schafe wurden aufgefordert, für seine Erhaltung zu beten und für ihn fromme Gelübde gegen Gewinnung eines vollkommenen Ablasses zu machen und auch zu halten. In seinem Krankengemach ward ein Altar aufgerichtet, bei dem vormittags drei Messen zur Wiedergewinnung der Gesundheit mußten gelesen werden; nachmittags aber mußten bei stets ausgesetztem Sanktissimum die drei frömmsten Mönche in einem fort das Breviarium beten.
[BM.01_001,04] Er selbst rief zu öfteren Malen aus: „O Herr, erbarme Dich meiner! Heilige Maria, du liebe Mutter, hilf mir, erbarme dich meiner fürstbischöflichen Würden und Gnaden, die ich trage zu deiner Ehre und zur Ehre deines Sohnes! O verlasse deinen getreuesten Diener nicht, du alleinige Helferin aus jeder Not, du einzige Stütze aller Leidenden!“
[BM.01_001,05] Aber es half alles nichts; unser Mann verfiel in einen recht tiefen Schlaf, aus dem er diesseits nicht mehr erwachte.
[BM.01_001,06] Was auf Erden mit dem Leichnam eines Bischofs alles für ‚hochwichtige‘ Zeremonien geschehen, das wisset ihr, und wir brauchen uns dabei nicht länger aufzuhalten; dafür wollen wir sogleich in der Geisterwelt uns umsehen, was unser Mann dort beginnen wird!
[BM.01_001,07] Seht, da sind wir schon – und seht, da liegt auch noch unser Mann auf seinem Lager; denn solange noch eine Wärme im Herzen ist, löst der Engel die Seele nicht vom Leibe. Diese Wärme ist der Nervengeist, der zuvor von der Seele ganz aufgenommen werden muß, bis die volle Löse vorgenommen werden kann.
[BM.01_001,08] Aber nun hat dieses Mannes Seele schon völlig den Nervengeist in sich aufgenommen, und der Engel löst sie soeben vom Leibe mit den Worten: „Epheta“, d.h. „Tue dich auf, du Seele; du Staub aber sinke zurück in deine Verwesung zur Löse durch das Reich der Würmer und des Moders. Amen.“
[BM.01_001,09] Nun seht, schon erhebt sich unser Bischof, ganz wie er gelebt hatte, in seinem vollen Bischofsornate und öffnet die Augen. Er schaut erstaunt um sich und sieht außer sich niemanden, auch den Engel nicht, der ihn geweckt hat. Die Gegend ist nur in sehr mattem Lichte gleich einer ziemlich späten Abenddämmerung, und der Boden gleicht dürrem Alpenmoose.
[BM.01_001,10] Unser Mann erstaunt nicht wenig über diese sonderbare Bescherung und spricht nun zu sich: „Was ist denn das? Wo bin ich denn? Lebe ich noch oder bin ich gestorben? Denn ich war wohl sehr krank und es kann leicht möglich sein, daß ich mich nun schon unter den Abgeschiedenen befinde! – Ja, ja, um Gotteswillen, es wird schon so sein! – O heilige Maria, heiliger Joseph, heilige Anna, ihr meine drei mächtigsten Stützen: kommet und helft mir in das Reich der Himmel!“
[BM.01_001,11] Er harrt eine Zeitlang, sorglich um sich spähend, von welcher Seite die drei kommen würden; aber sie kommen nicht.
[BM.01_001,12] Er wiederholt den Ruf kräftiger und harrt; aber es kommt immer noch niemand!
[BM.01_001,13] Noch kräftiger wird derselbe Ruf zum drittenmal wiederholt, – aber auch diesmal vergeblich!
[BM.01_001,14] Darob wird unserem Manne überaus bange. Er fängt an, etwas zu verzweifeln und spricht in seiner stets verzweifelter werdenden Lage: „Oh, um Gotteswillen, Herr, steh mir bei! (Das ist aber nur sein angewöhntes Sprichwort.) – Was ist denn das? Dreimal habe ich gerufen, – und umsonst!
[BM.01_001,15] Bin ich denn verdammt? Das kann nicht sein, denn ich sehe kein Feuer und keine Gottstehunsbei!
[BM.01_001,16] Hahahaaaaa (zitternd) – es ist wahrhaft schrecklich! – So allein! O Gott, wenn jetzt so ein Gottstehunsbei herkäme, und ich – keinen Weihbrunn, dreimal consekriert, kein Kruzifix, – was werde ich tun?!
[BM.01_001,17] Und auf einen Bischof soll der Gottstehunsbei eine ganz besondere Passion haben! – Oh, oh, oh (bebend vor Angst), das ist ja eine ganz verzweifelte Geschichte! Ich glaube gar, es stellt sich bei mir schon Heulen und Zähneklappern ein?
[BM.01_001,18] Ich werde mein Bischofsgewand ablegen, da wird Gottstehunsbei mich nicht erkennen! Aber damit hätte Gottstehunsbei vielleicht noch mehr Gewalt über unsereinen?! – O weh, o weh, was ist der Tod doch für ein schreckliches Ding!
[BM.01_001,19] Ja, wenn ich nur ganz tot wäre, da hätte ich auch keine Furcht; aber eben dieses Lebendigsein nach dem Tode, das ist es! O Gott, steh mir bei!
[BM.01_001,20] Was etwa geschähe, so ich mich weiterbegäbe? Nein, nein, ich bleibe! Denn was hier ist, das weiß ich nun aus der kurzen Erfahrung; welche Folgen aber nur ein rätselhafter Tritt weiter vor- oder rückwärts hätte, das wird allein Gott wissen! Daher will ich in Gottes Namen und im Namen der seligsten Jungfrau Maria lieber bis auf den Jüngsten Tag hier verharren, als mich nur um ein Haarbreit vor- oder rückwärts bewegen!“
[BM.01_002,01] Nachdem unser Mann die Zeit von einigen Stunden da mauerfest gestanden war und sich dabei nichts ereignet und in seiner Nähe verändert hatte, ihm aber entsprechend die Zeit (denn auch in der naturmäßigen Sphäre der Geisterwelt gibt es eine Erscheinlichkeit gleich der irdischen Zeit) ganz verzweifelt lang geworden war, fing er wieder an, mit sich zu phantasieren:
[BM.01_002,02] „Sonderbar, nun stehe ich da wenigstens eine halbe Ewigkeit auf ein- und demselben Fleck, und es bleibt alles völlig beim alten! Nichts rührt sich! kein Moos, kein Haar auf meinem Haupte, auch mein Gewand nicht! Was wird da am Ende herauskommen?
[BM.01_002,03] Bin ich vielleicht gar dazu verdammt, ewig hier zu bleiben? – Ewig? Nein, nein, das kann nicht sein, denn da wäre das schon eine Hölle! Und wäre das hier der Fall, müßte ja auch schon die schreckliche Höllenuhr mit ihrem allerschrecklichsten Pendel zu erschauen sein, der da bei jeder Schwingung den Ruf tut: ,Immer!‘ – oh, erschrecklich! –, dann wieder: ,Nimmer!‘ – ooh, noch erschrecklicher!
[BM.01_002,04] Gott sei Dank, daß ich nur dies Schreckenszeichen der Ewigkeit nicht sehe! Oder wird das erst nach dem Jüngsten Tage ersichtlich! Wird etwa schon bald das Zeichen des Menschensohnes am Firmamente zum Vorscheine kommen? Wie viele Millionen Jahre stehe ich denn schon hier? Wie lange werde ich etwa noch stehen müssen, bis der erschrecklichste Jüngste Tag kommen wird?!
[BM.01_002,05] Wahrlich kurios: Auf der Welt läßt sich nichts sehen, was da in Bälde auf den Jüngsten Tag irgendeinen Bezug hätte; aber hier in der Geisterwelt sieht es noch endlos stummer aus! Denn da werden tausend Jahre gleich einem völlig stummen Augenblicke, und eine Million tut einen ebenso geringen Bescheid! Wenn ich nicht so festen Glaubens wäre, möchte ich beinahe an dem einstigen Eintreffen des Jüngsten Tages zu zweifeln anfangen, wie überhaupt an der Echtheit des ganzen Evangeliums!
[BM.01_002,06] Denn es ist doch kurios, alle die Propheten, die darin vorkommen, haben eine frappante Einstimmigkeit mit den delphischen Orakelsprüchen! Man kann aus ihnen machen, was man will: sie lassen sich mit einigen exegetischen Drehungen auf alles anwenden und niemand kann dabei klar sagen: ,Auf dies alleinige Faktum beziehen sie sich!‘ Kurz, sie passen im Grunde alle für den Steiß so gut wie fürs Gesicht! – Und der Heilige Geist, der im Evangelium soll verborgen stecken, muß gar ein seltenster Vogel sein, weil er sich seit den alten Apostelzeiten nimmer irgendwo hat blicken lassen, außer im albernen Gehirn einiger protestantisch-ketzerischer Schwärmer à la Tausendundeine Nacht!
[BM.01_002,07] Ich habe zwar noch immer einen sehr festen Glauben, aber ob er unter diesen Umständen noch länger fest bleiben wird, dafür könnte ich wahrlich nicht gutstehen!
[BM.01_002,08] Auch mit der in meiner Kirche überaus vielgepriesenen Maria, wie mit der ganzen Heiligen Litanei scheint es seine sonderbaren Wege zu haben! Wäre irgend etwas an der Maria, so hätte sie mich doch schon lange erhören müssen; denn von meinem Absterben bis zum gegenwärtigen Augenblicke sind nach meinem peinlichen Gefühl etwa ein paar Millionen Erdjahre verstrichen; von der Mutter Gottes, wie von ihrem Sohne, noch von irgendeinem andern Heiligen ist aber auch nicht die leiseste Spur zu entdecken. Das sind wahrlich Helfer in der Not, wie man sich keine besseren wünschen könnte! – Sage zwei Millionen Jahre komplett – und von allen keine Spur!
[BM.01_002,09] Wenn ich nur keinen so festen Glauben hätte, da stünde ich schon lange nicht mehr auf diesem überaus langweiligen Fleck; nur mein dümmster Glaube hält mich! Aber lange wird er mich nicht mehr halten! Sollte ich etwa noch einige Millionen Jahre länger hier hocken wie ein Buschklepper und nach Ablauf solch einer schauderhaft langen Zeit ebensowenig erreichen wie bisher? Da wäre ich ein Narr! Ist's denn nicht genug, daß ich auf der Erde einen Narren gespielt habe für nichts und wieder nichts? Daher werde ich mit dieser fruchtlosen Komödie hier bald ein Ende machen!
[BM.01_002,10] Auf der Welt wurde ich für die Dummheit doch ehrlich bezahlt und es lohnte sich dort, einen Narren zu machen; aber da an der Sache, wie nun meine millionenjährige Erfahrung es zeigt, nichts ist, werde ich mich sehr bald von all der Narrheit ganz gehorsamst empfehlen!“ –
[BM.01_002,11] Seht, jetzt wird er bald diese Stelle verlassen, nachdem ihm der Engel die etlichen Stunden seines Hierseins in ein Millionen Jahre dauerndes Gefühl umgewandelt hatte. – Noch steht unser Mann mauerfest auf dem Punkte und schaut etwas schüchtern umher, um sich gleichsam einen Weg auszusuchen, den er fortwandeln möchte. Nun fixiert er gegen Abend einen Punkt, wo es ihm vorkommt, als bewege sich dort etwas. Er wird darum auch sichtlich verlegen und spricht wieder bei sich:
[BM.01_002,12] „Was sehe ich denn dort in einiger Ferne nun zum erstenmal seit einigen Millionen Jahren meines entsetzlich langweiligen Hierseins? Die Geschichte verursacht mir eine große Bangigkeit, denn es kommt mir vor, als wäre das etwa doch irgendeine leise Vorbereitung zu einem Gerichte!
[BM.01_002,13] Soll ich's wagen, mich dahin zu begeben? Am Ende ist das mein Untergang für ewig? Vielleicht aber doch auch eine endliche Erlösung?!
[BM.01_002,14] Nun ist schon alles ein Gottstehunsbei; denn wer wie ich Millionen von Erdenjahren auf einen Punkt gebannt zugebracht hat, dem ist es schon völlig einerlei, was da noch weiter mit ihm geschehen dürfte! Was Ärgeres wohl kann einem ehrlichen Menschen noch obendarauf geschehen, als über alle Bildsäulen hinaus dauernd Millionen Jahre – im echten Sinne des Wortes auf einen Punkt gebannt – so ganz eigentlich verdammt zu sein?!
[BM.01_002,15] Daher, wie die Bergleute auf der Erde sagen, wenn sie in einen Stollen fahren, sage ich nun auch: Glück auf! Hol's der Kuckuck; ich probier' es einmal! Mehr als ewig tot werden kann ich nicht! Und wahrlich, das könnte mir nur höchst erwünscht sein; denn so ein Leben fortleben, wie nun dies meinige – Millionen Jahre auf einem Flecke! – kein Fixstern würde es aushalten! Da ist ein ewiges Nichtsein ja ein endloser Gewinn dagegen!
[BM.01_002,16] Daher keinen Augenblick mehr gezaudert! Geht's wohin's will! Es ist nun ein – nein, das sag' ich doch noch nicht gerade heraus; denn hier ist noch eine starke Terra incognita für mich! Daher nur bescheiden, solange man nicht weiß, worauf so ganz eigentlich die Füße stehen!
[BM.01_002,17] Die Geschichte dort rührt sich immer mehr; es ist wie ein Bäumchen, das vom Winde beunruhigt wird! – Nur Mut, meine des Gehens freilich schon überlange entwöhnten Füße! Wir wollen einmal sehen, ob es sich mit dem Gehen noch tun wird!
[BM.01_002,18] Zwar hab' ich auf der Welt einmal gehört – soviel ich mich entsinnen kann –, ein Geist dürfte eigentlich nur denken, so wäre er auch schon dort, wo er sein wollte. Aber eben mit der Geisterschaft meiner Person scheint es seine krummen Wege zu haben! Denn ich besitze Füße, Hände, Kopf, Augen, Nase, Mund – kurz alles, was ich auf der Erde gehabt habe, – Magen auch; aber der hat schon lange einen wahren Kardinalfasttag! Denn gäbe es um mich her nicht ein reichliches Moos mit viel Tau darauf, wäre ich wohl schon lange zu einem Atom eingeschrumpft! Vielleicht gibt es dort auch für den Magen irgend etwas Besseres?!
[BM.01_002,19] Noch einmal: Glück auf! Eine Veränderung, wenn sonst nichts; diese kann auf keinen Fall schlechter sein als mein jetziger Zustand. Denn wer Millionen Jahre auf einem Flecke steht, der wird sich doch etwa mit einem wahren Millionzustande rühmen können?! – Also, in Gott's Namen!“
[BM.01_003,01] Seht, nun setzt unser Mann seine Füße in Bewegung und geht behutsam und prüfenden Schrittes seinem sich stets mehr bewegenden Gegenstande zu!

(... Teil eins)
 
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(Teil zwei)

[BM.01_003,02] Nach wenigen Schritten auch schon ganz wohlbehalten dort, staunt er nicht wenig, unter dem Baume auch einen Mann seinesgleichen zu finden, nämlich auch einen Bischof in optima forma, – freilich nur der Erscheinlichkeit nach; denn in Wirklichkeit ist das der Engel, der stets unsichtbar unserem Manne zur Seite war. Der Engel selbst aber ist der selige Geist Petri.
[BM.01_003,03] Höret nun, wie unser Mann seinen vermeintlichen Kollegen anredet und sich weiterhin mit ihm bespricht! So beginnt er:
[BM.01_003,04] „Seh ich recht oder ist es bloß ein Augentrug? Ein Kollege, ein Mitarbeiter im Weinberge des Herrn?! Welch eine endlose Freude, nach Millionen Jahren endlich wieder einmal einen Menschen, und einen Kollegen noch dazu, in dieser Wüste aller Wüsten zu finden!
[BM.01_003,05] Ich grüße dich, lieber Bruder! Sage, wie bist denn du hierher gekommen? Hast du etwa auch schon mein Alter in dieser schönen Geisterwelt erreicht? Weißt, so zirka fünf Millionen Jahre auf einem und demselben Flecke, – fünf Millionen Jahre!“
[BM.01_003,06] Der Engel als vermeintlicher Bischofskollege spricht: „Ich bin fürs erste dir ein Bruder im Herrn und natürlich auch ein alter Arbeiter in Seinem Weinberge. Was aber mein Alter betrifft, da bin ich der Zeit und dem Wirken nach älter, aber der Einbildung nach viel jünger als du.
[BM.01_003,07] Denn siehe, fünf Millionen Jahre der Erde sind ein ganz respektabler Zeitraum für einen geschaffenen Geist, – obschon vor Gott kaum etwas, indem Sein Sein weder durch die Zeitenfolge noch durch Raumesausdehnungen bemessen wird, sondern in allem ewig und unendlich ist!
[BM.01_003,08] Du bist daher in einer großen Irre als Neuling in der endlosen Welt der Geister. Denn wärest du fünf Millionen Jahre hier, dann hättest du schon lange ein anderes Kleid, indem in dieser Zeit der Erde Berge schon lange werden geebnet und ihre Täler ausgefüllt, ihre Meere, Seen, Flüsse und Moräste ausgetrocknet sein. Und auf der Erde wird auch eine ganz neue Schöpfung bestehen, von der nun noch nicht einmal der leiseste Keim in die Furchen gelegt ist!
[BM.01_003,09] Auf daß du, lieber Bruder, es aber selbst merkst, daß dein vermeintliches Alter bloß eine in dir selbst hervorgelockte Phantasie ist, als Entwicklung zugelassen aus dir selbst entstammte nach deinen eigenen Begriffen von Zeit und Raum, die bei dir stark mit der Hölle eingesalzen sind – so siehe dich um und du wirst noch deinen erst vor drei Stunden abgeschiedenen Leichnam entdecken!“
[BM.01_003,10] Seht, unser Mann kehrt sich nun schnell nach rückwärts und entdeckt wirklich seinen Leichnam noch auf dem dazu in der Domkirche eigens errichteten Paradebette, darum eine zahllose Menge Kerzen und eine noch größere Menge müßiger und neugieriger Menschen, die dasselbe umstehen. – Als er solchen Schauspiels ansichtig ward, da wurde er sehr ärgerlich und sprach:
[BM.01_003,11] (Der Bischof:) „Liebster Bruder, was soll ich da tun? Ach, welch ein gräßlicher Unsinn! Mir werden vor der entsetzlichsten Langeweile Minuten zu Ewigkeiten, und doch bin ich es ja, der diesen Leib bewohnt hat! Ich weiß mir vor Hunger und Lichtmangel kaum zu helfen, und diese Narren vergöttern meinen Fleischrock! Hätte ich nun als Geist denn nicht Kraft dazu, diesen Plunder klein zu zerreißen und wie Spreu untereinander zu werfen? – O ihr dummen Gottstehunsbei! Was wollt ihr denn hier dem stinkenden Dreck für eine Wohltat erweisen?!“
[BM.01_003,12] Der Engel spricht: „Kehre dich wieder zu mir und ärgere dich nicht; tatest du doch dasselbe, als du noch der äußeren Naturwelt angehörtest! Lassen wir das Tote den Toten begraben; du aber wende dich von all dem ab und folge mir, so wirst du zum Leben gelangen!“
[BM.01_003,13] Der Bischof fragt: „Wohin aber soll ich dir folgen? Bist du etwa gar mein Namenspatron, der hl. Bonifazius, daß du dich nun so sehr um mein Heil zu kümmern scheinst?“
[BM.01_003,14] Spricht der Engel: „Ich sage in des Herrn Jesu Namen: du sollst mir zu Jesus folgen! Der ist der rechte Bonifazius aller Menschen; aber mit deinem Bonifazius ist es nichts, und ich bin es schon ganz und gar nicht, wofür du mich anzusehen scheinst, – sondern ein ganz anderer!
[BM.01_003,15] Folge mir aber, d.h. tue, was ich dir nun sagen werde, so wirst du fürs erste alles fassen, was dir bis jetzt begegnet ist, und wie, durch was und warum. Fürs zweite wirst du dich sogleich auf einem besseren Grunde befinden; und endlich fürs dritte wirst du eben daselbst den Herrn quo-ad personam kennenlernen, durch Ihn den Weg in die Himmel, und danebenher auch mich, deinen Bruder!“
[BM.01_003,16] Spricht der Bischof: „Rede, rede, ich möchte schon lieber fliegen als gehen von diesem langweiligsten Orte!“
[BM.01_003,17] Spricht der Engel: „So höre! Lege sogleich dein lächerliches Gewand ab und ziehe da diesen gemeinen Bauernrock an!“
[BM.01_003,18] Spricht der Bischof: „Nur her damit; hier vertausche ich dies langweilige Kleid gerne mit dem gemeinsten Fetzen!“
[BM.01_003,19] Spricht weiter der Engel: „Gut – sieh, schon bist du im Bauernrocke; nun folge mir!“

weiter mit der Geschichte geht es hier:
http://www.neuoffenbarung.de/jakob-lorber/bm/4-7.htm
 
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