Also ich kann mich nur noch sehr dunkel an diesen Tag erinnern. Meine größte Sorge während des Gottesdienstes war, dass eines der Kinder nachlässig mit seiner Kerze umgehen würde und Wachs auf meinen neuen Anzug tropfen könnte.
Ich erinnere mich auch daran, dass die Religionslehrerin mehrmals die Reihen der Jungs abging, um diese zur Ruhe und Einkehr zu ermahnen. Die Mädels hatten da einen besseren Zugang zu dem Geschehen und verhielten sich deshalb sittsamer.
Ein paar Jahre später hatte mein Cousin Erstkommunion, der auf dem Land lebte und das Ganze weit strenger gesehen wurde, wie in der Stadt.
Am Tag zuvor musste er in die Kirche, um seine Beichte abzulegen. Ich sollte ihn auf dem langen Weg durch die Felder begleiten. Auf halbem Weg meinte mein Cousin, dass er den Rest des Weges auch alleine gehen könne und ich an einem kleinen Wäldchen auf ihn warten könne.
Er musste nicht lange bitten, denn ich hatte auch kein großes Verlangen eine Beichte ablegen zu müssen. Gesagt, getan, ich wartete also an dem Wäldchen eine längere Weile, bis er wieder zurückkam. Alles schien in bester Ordnung. Noch am Abend vertraute ich meiner Mutter an, dass ich an der Beichte nicht teilgenommen hatte, für sie war das jetzt kein großes Thema.
Am nächsten Morgen pilgerte also die ganze Gesellschaft über die Wiesen zur Dorfkirche. Dort gab es dann plötzlich eine große Aufregung, denn der Pfarrer hatte bemerkt, dass mein Cousin am Tag zuvor die Beichte geschwänzt hatte.
Die Mutter meines Cousins war völlig außer sich und auch ich musste mir anhören, dass ich ihn doch als der ältere begleiten hätte müssen. Am Ende hatte sich dann der Pfarrer den Delinquenten zu einer hochnotpeinlichen Beichte vorgenommen. So blieb also meiner Tante und meinem Cousin, die Schmach des Ausschlusses von der Kommunion vor dem ganzen Dorf erspart.
Ich denke, dass sich zumindest den Jungs in diesem Alter den eigentlichen Sinn der Erstkommunion nicht wirklich erschlossen hatte.
Merlin