Ich hätte da noch mal eine Frage an euch.
Haltet ihr es für zulässig Gewalt mit Gegengewalt zu bekämpfen oder zu unterbinden ?
Ich beschäftige mich gerade mit der buddhistischen Perspektive davon und demzufolge ist es selbst unzulässig mit Wut darauf zu reagieren, unabhängig davon ob diese verbal geäussert wird oder nicht.
Man darf selbstverständlich Grenzen setzen, aber nur solange wie man dabei objektiv, neutral oder sogar mitfühlend sein kann.
Solange auch nur ein klitzekleines Quentchen an Hass oder Rachsucht oder Selbstgerechtigkeit oder Überlegenheitsgefühlen mit seiner Reaktionsweise verbunden ist, solange zieht man beständig neues negatives Karma auf sich welches wieder neue Gewalt nach sich zieht.
Nun, ich finde es auch wirklich eine manchmal zu überwältigende Herausforderung dieses Mitgefühl dauerhaften Gewalttätern gegenüber zu finden.
Man hat doch schon genug damit zu tun seine Verletzungen zu verarzten und so schnell wie möglich wieder ins innere Gleichgewicht zu kommen.
Ich gehöre leider auch zu den Menschen, die verschiedene Arten von Gewalt magnetisch anzuziehen scheinen und zwar oft genug unprovoziert wenn ich eigentlich nur in Frieden mein Ding tun will.
Der Buddhismus sagt mein Karma, also ich selber bin dafür verantwortlich, selbst wenn die Ursachen lange zurück liegen und jetzt nicht mehr nachvollziehbar sind.
Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass das Ignorieren von Gewalt dieses immer verschlimmert im Gegensatz zu der Meinung dass alles was man nicht beachtet früher oder später von alleine verschwindet.
Also habe ich gelernt zurückzuschlagen weil ich einfach zu viel gelitten habe.
Dieses Zurückschlagen fühlt sich defintitiv nicht gut an, aber jeder, der einem Gewalttäter schon mal versucht hat mit Logik oder positivem Denken gegenüber zu treten weiss wie aussichtslos das erscheint.
Also wie nun, sich effizient wehren und negatives Karma auf sich ziehen oder zum Sandsack und Fussabtreter für jeden werden, der Bedarf danach hat ?
Der Buddhismus sagt die langfristige spirituelle Entwicklung muss immer im Vordergrund stehen, was leichter gesagt ist als getan.
Im Endeffekt gibt es wohl keinerlei karmischen Unterschied zwischen "nur" innerem (Selbst)-Missbrauch, Selbstgewalt, Unterdrückung des Selbst und nach aussen gerichteter Gewalt.
Bitte vergesst nicht: Auch negative Gedanken und Gefühle sind eine Form von (Selbst)Gewalt. Verurteilung seiner selbst oder von anderen ist Gewalt.
Ausgrenzung von anderen oder Teilen seines Selbst ebenso.
Ich habe ganz viele Möglichkeiten auf das zu antworten, was Du schreibst.
Eine:
Zum Pflichtenheft des aus Indien kommenden Buddhismus, also genauer
gesagt, einer kleineren Strömung innerhalb des bunt schillernden Buddhismus,
der in tausenden Varianten im fernen Osten kurisert, noch genauer gesagt, in
dem, was Westler meinen im Buddhismus zu verstehen und wozu sich auch
manche buddhistische Missionare hinreißen lassen, zu dem, was da an seltsamem
Konstrukt zwischen Karma und Dharma herumschwabbert, zwischen dies
muß so sein und das darf nur so sein,
nun,
zu diesem den Menschen knebelnden, klein machenden Wirrwarr
an Halbwahrheiten habe ich nur einen einzigen Satz übrig:
Fuck off thisBuddhismus!
(Obwohl man das ja aus Gründen des Karma nicht sagen darf
).
Warum?
Ich liebe Lehrer, die das, was sie gelernt haben und als hilfreich erachten
durch ihr eigenes Leben weitergeben. Ich war mehrmals beim Dalai Lama.
Der ist ein Buddhist. Aber nicht so einer, die ich oben kritisiere, sondern einer
der mich auffordert, die Weisheit meiner eigenen Religio
zu finden. Und
eigene Religio
kann zwar auch die christliche Religion sein, aber es kann auch
sein, dass es diese Kirche nur in Deinem Herzen gibt und dort sind der Pfarrer,
die Priesterin, der Gläubige und die Dienerin ein und die selbe Person: Du (ich).
Jeder der etwas über Karma sagt, hat einen Teil der Wahrheit. Meistens ist auch
noch Unwahrheit dabei, oder es ist so, dass sich im Laufe der Zeit Teile der
Wahrheit geändert haben. Das alles will erkannt sein und kann nur und nur und
nur durch eigene Erfahrung und Prüfung geschehen. Kein philosophieren über
Karma wird Dir jemals was nützen, denn es kann so, so oder so sein. Möglich.
Aber wie es ist, wirst Du erleben. Schritt für Schritt. Wenn Du etwas nicht spürst,
dann bitte darum, dass Deine Wahrnehmung in diesem Bereich geschärft wird,
wenn dies Deinem Wachstum jetzt dienlich ist. Es kann nämlich auch sein, dass
es Gnade ist vieles nicht zu spüren. Wenn Dieb sofort spürt, was er da tut, dann
läßt er es sofort. Wenn aber alle klauen und so tun, als sei dies normal, dann wird
sich fast jeder irgendwann von seinem inneren Impuls wahrhaftig und ehrlich zu
sein trennen und ebenso ein Dieb wie alle. Auf dem Weg zurück wird es ähnlich
schwierig, denn, dann bin ich mal ehrlich und mal diebisch, was sehr schwer
auszuhalten ist, wenn ich sehe, wo ich diebisch bin UND es nicht lassen kann.
Selbst ein Küsschen kann man klauen.
Hohe und hehre spirituelle, absolute Wahrheiten haben in der relativen Welt in
der wir leben einen verheerenden Charakter: es sind unerfüllbare Forderungen.
Es ist unrealistisch, allen Hass aus mir auszukehren und von Buddha kann diese
Lehre niemals sein, denn er wußte darum, dass selbst ein Meister noch Spuren
der Lieblosigkeit in sich hat.
Der Teufel, der Zerwerfer, hat sich jeder Religion angenommen und hat ein wenig
daran gedreht, damit wir daran verzweifeln können.
Man kann, ohne alle Lieblosigkeit abgetragen zu haben, so viel positives Karma
haben, dass man von hier, der relativen Ebene, nicht wegkommt, bevor man
sein positives Karma durch negatives Karma ausgeglichen hat. Davon höre ich nie.
Aber es ist so. Wenn auch selten. ICH bin nicht so. Nur dass das klar ist. ;-)!
Gott hat von uns nie Selbstlosigkeit verlangt.
Der Teufel schon.
Gott hat von uns nie Selbstverleugnung verlangt.
Der Teufel schon.
Gott hat von uns nie Selbstaufopferung verlangt.
Der Teufel schon.
etc.