Lieber Schreib,
es sollte dich trösten, dass auch Jesus bei seiner Mission nicht immer auf Zustimmung traf und sich manche Niederlage gefallen lassen musste (Kafarnaum, Nazareth, Chorazin oder Betsaida). Wie sagte schon Hosea in 8[7] „Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten ...“
Du siehst, die Geschichte Jesus würde sich auch heute auch wiederholen und dazu möchte ich dir gerne eine kleine Geschichte erzählen, die ich vor Jahren selbst erlebt hatte:
Eines Tages war einmal ein Mann in unserer Fußgängerzone aufgetaucht, der sich wie Jesus kleidete und das Wort Gottes verkündete. Alter, Bart, langes Haar, Sandalen und auch die braune Kutte passten wunderbar zusammen, als wäre Jesus tatsächlich auferstanden.
Er erzählte auch von Nächstenliebe und von Gott. Es war nahezu perfekt, wenn nicht auch von seinem besonderen Verhältnis zum Vatikan und dem Papst die Rede gewesen wäre. Jedem Zuhörer wurde schnell klar, dass dieser unschuldige Geist ein wenig verwirrt war.
Obwohl alle um ihn wussten, hatte er doch immer eine ansehnliche Zuhörerschaft, die ihm interessiert zuhörten. Eventuell war es ja gerade diese Selbstsicherheit und seine unschuldige Sanftmut, die von ihm ausging und die Menschen berührte. Es gab aber auch Passanten, die den Jesus aus der Fußgängerzone beschimpften und ihn aufforderten zu verschwinden.
Mir schien, dass gerade sie zu denen gehörten, die sich gerne als fromme Christen verstehen. Ich denke, dass auch unter ihnen der Verräter zu suchen war, der ihn an die Obrigkeit verraten hatte. Jedoch nicht aus besonderer Nähe, wie dies durch Judas geschah, sondern aus Hass und Intoleranz.
Obwohl er nicht gebettelt oder sich als Jesus bezeichnet hatte, fand nach einigen Wochen sein samstägliches Wirken ein jähes Ende. Zwei Polizisten führten diesen harmlosen Geist für immer aus der Fußgängerzone fort.
Du siehst, auch heute gibt es noch die Pharisäer und Schriftgelehrten und man sollte darauf achten, dass man nicht selbst einer von ihnen wird.
Merlin