Wie ist Gott entstanden?

Wobei es schon trügerisch ist zu meinen, man hätte etwas in den Händen, wenn man die Einsicht hat, das es ausser dem, was gerade ist, nichts Weiteres gibt. Nein, nichts hat man sicher in den Händen, man kann den Moment nicht in den Händen halten, es gibt keinen Moment. Ich kann nichts auf solche Art begreifen, dass es zu einem starren, unveränderlichen Wissen werden kann für mein Begriffsvermögen. Und doch gibt es eine sehr innige Vertrautheit mit den Dingen, auch wenn sie nicht eine Sekunde dieselben Dinge sind. Diese unglaublich innige Vertrautheit mit den Dingen ist für mich sehr nahe an Gott. Begründen kann ich sie nicht, sie ist nicht greifbar, sie ist widersprüchlich, trügerisch, wenn man sie mit den Gedanken genauer anschaut und doch das Einzige, was da ist.

Mein Begriffsvermögen ist eine fließende Sache, ständig Veränderungen unterworfen. Ich kann, um zu versuchen, die Dinge zu halten, starr wie ein Stein werden und auf meinen Begriffen beharren versuchen. Das Starre wird zur Materie, je fester ich auf mein Begreifen beharre, je wahrnehmbarer, desto sicherer fühlt es sich in den Händen an. Ich kann es fassen, ich kann damit etwas anfangen, es scheint nicht dem Wandel unterworfen zu sein, weil es selbst nach langer Zeit immer noch aussieht, wie am Anfang und weil ich, selbst wenn es sich verändert hat, immer noch rekonstruieren kann, wie es am Anfang war, bevor es sich verwandelt hat. Ich habe einmal etwas begriffen und nun halte ich es fest, so erscheint es, als wäre es unverändert, doch der Eindruck der Unveränderlichkeit ist selbst ständig im Wandel. Trotzdem, auch wenn ich diese Unveränderlichkeit gedanklich erkenne, meine gefühlsmäßige Vertrautheit mit der Sache bleibt.

Nehmen wir irgendeinen festen Stoff, einen Stein z.B. Ein Stein ist etwas sehr Klares, Fassbares, scheinbar unveränderliches, sehr Vertrautes. Ich kann ihn in die Hände nehmen, ich kann ihn spüren und sehen, etwas so starr Gewordenes, dass sich scheinbar nicht mehr bewegt. In Wahrheit ist es mein Begreifen, dass starr ist gegenüber dem Stein. Denn ich hantiere mit ihm herum, drehe ihn und wende ihn und sage: das ist immer derselbe Stein, egal, wie ich ihn anschaue. Ich habe ihn mit all meinen Sinnen erfasst, er ist mir vertraut. "Das ist ein Stein" ist zu einer Gewissheit geworden. Also ist mein Begriffsvermögen, das, was auf Unveränderlichkeit beharrt hat, denn etwas über eine Sache zu wissen bedeutet, dass ich es zu einem festumrissenen Begriff gemacht habe. Ich sammle ein paar Steine auf, ich baue daraus ein Haus, ich zerkleinere den Stein, es werden Kiesel daraus, aus den Kieseln mache ich einen Weg usw. usw. Aber immer "weiß" ich, dass es am Anfang ein Stein war, also ist es auch jetzt ein Stein, auch wenn er z.B. ein Teil eines Hauses geworden ist. Also ist der Stein in meinem Begriffsvermögen immer noch irgendwie als Stein da, auch wenn er sich eindeutig in etwas anderes verwandelt hat. Und genau da ist der Trugschluss, der das Leben in der Welt ausmacht, die Dinge, aus denen die Welt ist, die ich begreifbar gemacht habe durch mein eigenes Begreifen. Ohne diesen Trugschluss hätten wir nichts Festes in der Welt, auch uns selbst nicht. Wenn ich aus einem Stein etwas gemacht habe, sei es praktisch oder in Gedanken, so ist es nicht mehr der Stein, der er mal war und doch ist er mir vertraut als "der Stein". Der Stein hat sich zwar schon in dem Moment gewandelt, da ich ihn in die Hand nehme. Und auch ich habe mich gewandelt, da ich jetzt einen Stein in der Hand halte, vorher aber nicht. Dann bin ich nicht mehr derselbe und ebenso ist es nicht mehr der selbe Stein, der da auf dem Boden lag, den ich von Ferne betrachtet habe. In der Hand ist es ein anderer Stein, er ist vielleicht weich oder kantig, leicht oder schwer. Der Stein in der Wand, ist es derselbe Stein, der vorhin noch auf dem Weg lag? Nein, das ist jetzt kein Stein mehr, das ist eine Wand, die aus Steinen besteht. Jetzt ist "Haus" das, was ich begreife, womit ich vetraut geworden bin. Will ich wieder den Stein sehen, so muss ich mein Begriffsvermögen entsprechend ausrichten auf die Feststellung "das ist ein Stein". Und ich bin nicht mehr derselbe wie vorher, als mir die Wahrnehmung der Steinwand noch gar nicht in den Sinn gekommen war. Trotzdem sage ich zu jeder Zeit: "das bin ich".

So ist das mit dem, was man jetzt hat. Man hat zwar nichts, weil alles sich andauernd verändert, aber zugleich hat man alles, weil ich starr werden kann im Begreifen, die Wandlung gewissermaßen einfrieren kann in ein Gefühl der Vertrautheit, dem Wissen über das Begriffene. So ist ein jeder Augenblick zugleich starr und vertraut in begrifflichem Sinne sowie eine Entstehung von etwas völlig Neuem, selbst wenn dieses Neue im Begreifen wie etwas Bekanntes aussieht. Es ist einfach eine natürliche Vertrautheit da, die einen sicher sein lässt: ja, das ist so. Dies ist die vertraute Welt. Und zugleich gibt es überhaupt nichts Vertrautes im Sinne von Unveränderlichkeit, dies ist das Unwissbare, Ungreifbare. Vertraut sein mit Gott mag vielleicht sein, wie vertraut sein mit der Unbegreiflichkeit von Gott.
 
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@Bibo
danke für deine Zeilen
Was du da schreibst erscheint mir als wär es Teil eines Romans, ein paar Gedanken aufs Papier gebracht.
Eine Betrachtung von Veränderlichkeit in der Unveränderlichkeit oder umgekehrt, alles unfassbar so wie Gott.
Am Stein macht sichs fest - die Basis unserer Physis.

Mich selber hat folgendes besonders angesprochen:
Und ich bin nicht mehr derselbe wie vorher, als mir die Wahrnehmung der Steinwand noch gar nicht in den Sinn gekommen war. Trotzdem sage ich zu jeder Zeit: "das bin ich".
Wir, als der besondere einzigartige Mensch, als den wir uns wahrnehmen, der verändert sich, von der Geburt, vom Kind zum Manne zum Sterbenden und doch gibt es eine durchgehende gleichbeibende innerer Gewissheit, dass ich immer der "ichbin" war/bin. An dem Gefühl zu mir selber hat sich durch die Zeit nicht viel geändert (denn ich bin immer ich geblieben), nur mein Gefühl zu meiner Umwelt hat sich verändert.

LGInti
 
Man kann nur im relativen Sinn aussagen, wie etwas entstanden ist. Irgendwann stößt man da auf gedankliche Grenzen und es wird auch langweilig, weiter nach etwas zu fragen, dass nicht gewusst werden kann. Wie ist dieser Stuhl hier enstanden? Nun ja, man schaffe zuerst ein Universum, darin einen Planeten, der Bäume hervorbringt aus denen man das Holz gewinnt, aus dem der Stuhl ist, dazu noch einen Zweibeiner, der sitzen kann, mit Hirn und Händen, um aus dem Holz einen Stuhl machen zu können usw. Wissen ist ja eine innere Gewissheit, die sich mit den Worten ausdrückt "ja, so ist es". Und das kann man in Bezug auf Entstehung eben niemals mit letzter Sicherheit sagen. Dafür gibt es den Glauben, der ja gerade für solcher Art Fragen gut ist: wo das Denken nicht weiterkommt setzt man ein Glaubensbekenntnis, ein "ja, so ist es, das glaube ich". Gut, wenn das das funktioniert! Die Frage ist, ob es einen reitet, wissen zu wollen was passiert, wenn der Glaube selbst der Frage nach Entstehung, also dem Wissen-Wollen unterworfen wird, wenn eben nicht mehr geglaubt oder an auf eine höhere Macht vertraut werden kann, weil die Frage nie eine befriedigende Antwort hervorgebracht hat. Vielleicht auch einfach nur, weil die Einsicht gekommen ist, dass das Leben auch ohne diese Frage sehr gut funktioniert. Mag sein, dahinter steckt ein wesenhafter Gott, der alles lenkt, ich hätte nichts dagegen, doch wissen tu ichs einfach nicht.


Ich denke nicht, dass hinterfragen langweilig wird. Ich tue das schon seit einiger Zeit, 3 Jahre glaube ich und fad ist mir noch nicht geworden.
 
Vertraut sein mit Gott mag vielleicht sein, wie vertraut sein mit der Unbegreiflichkeit von Gott.
Vertraut sein mit Gott ist für Gläubige notwendig.
Sogar Liebe und Hingabe zu Gott wie Konzentration auf ihn.
Anders ist die Loslösung nicht möglich.
Eine wirkliche Vertrautheit ist etwas persönliches und hat nichts mit der Kirche oder Bibel zu tun.

Man lässt sich von der Liebe und Hingabe lenken nicht von anderen Personen oder Bücher.
Man glaubt nichts aber verwirft auch nichts.
Selbst Jesus verschwindet aus deinen Leben nur Gott alleine und deine Beziehung zu ihm zählt.
Gott ist dann auch nicht mehr ein Gott in der Ferne sondern dein Geliebter.

Bis du dann mit deinem Geliebten eins wirst.
Dann gibt es nur noch dich oder Ihn wie man es sehen will.

Und erst dann kommt das zur Wirkung von dem du schreibst.
Du begreifst das man nichts begreifen kann, dass es nichts zu wissen gibt.
Nur zu leben.
Mit unserem Leben bringen wir alles zum Vorschein was Ist ist und es wandelt sich wieder und wieder und..........

Und doch bleibt eine Vertrautheit, eine Liebe und Hingabe aber sie wird dann im alltäglichen gelebt. :umarmen::)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke nicht, dass hinterfragen langweilig wird. Ich tue das schon seit einiger Zeit, 3 Jahre glaube ich und fad ist mir noch nicht geworden.
Glaube ich dir, im Mund leben ist auch einiges interessanter als im Inneren leben.
Geht mir auch so.
Von Zeit zu Zeit ziehe ich mich dann aber wieder ins Innere zurück.:)
 
Vertraut sein mit Gott ist für Gläubige notwendig.
Sogar Liebe und Hingabe zu Gott wie Konzentration auf ihn.
Anders ist die Loslösung nicht möglich.
Eine wirkliche Vertrautheit ist etwas persönliches und hat nichts mit der Kirche oder Bibel zu tun.

Man lässt sich von der Liebe und Hingabe lenken nicht von anderen Personen oder Bücher.
Man glaubt nichts aber verwirft auch nichts.
Selbst Jesus verschwindet aus deinen Leben nur Gott alleine und deine Beziehung zu ihm zählt.
Gott ist dann auch nicht mehr ein Gott in der Ferne sondern dein Geliebter.

Bis du dann mit deinem Geliebten eins wirst.
Dann gibt es nur noch dich oder Ihn wie man es sehen will.

Und erst dann kommt das zur Wirkung von dem du schreibst.
Du begreifst das man nichts begreifen kann, dass es nichts zu wissen gibt.
Nur zu leben.
Mit unserem Leben bringen wir alles zum Vorschein was Ist ist und es wandelt sich wieder und wieder und..........

Und doch bleibt eine Vertrautheit, eine Liebe und Hingabe aber sie wird dann im alltäglichen gelebt. :umarmen::D



Das man nichts begreifen kann erkannten schon alle, die an Sokrates glaubten - auch wenn sie nicht an Gott glaubten.
 
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