Wie ist Gott entstanden?

Um die Frage der Entstehung klären zu können, nicht der Entstehung von Gott, sondern der Entstehung von irgendetwas, z.B. der Entstehung dieses Tages aus dem vorherigen Tag - bleibt uns nichts übrig, als im Zeitstrahl zurückzugehen. Denn Enstehung erfordert zwingend Zeit, sonst macht der Begriff keinen Sinn. Ohne Zeit kann nichts entstehen, nichts andauern und nichts vergehen. Nur etwas, das eine zeitliche Entwicklung durchlaufen hat, kann auf eine Entstehung zurückgeführt werden.

Wir müssen also unsere Auffassung der Zeit betrachten, wenn wir etwas über Entstehung verstehen wollen. Wir müssen uns fragen: was ist Zeit?

Zeit ist eine Beschreibung der Veränderung von einem Zustand x in einen Zustand y. Wir sehen, dass zwischen den Zuständen x und y ein Unterschied ist und wir interpretieren diese Veränderung mit Hilfe der Zeit. Das tun wir, indem wir aufzählen, welche Schritte zwischen den Zuständen passiert sind: erst war das, und dann kam das, und dann kam das, und dann kam das und schließlich kam dass. Zeit ist eigentlich eine "und dann"-Erzählung in unseren Gedanken. Das ist Zeit: eine Erzählung oder Aneinanderreihung von erinnerten Ereignissen, die in ihrer Abfolge eine logische Kette bilden, die in einen bestimmten Zustand führen.
Man könnte Zeit auch bezeichnen als eine Ordnungssystem für unsere momentanen geistigen Eindrücke. Die gesamte Zeit des Universums passt in diesen Moment und nicht umgekehrt.
 
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Die zeitlichen Veränderungen, die uns jetzt einfallen, um aus ihnen einen früheren Zustand zu rekontruieren, finden in diesem Moment unseres Nachdenkens über die Zeit statt. Wenn wir uns beispielsweise an den gestrigen Tag erinnern, so tun wir das eben jetzt und was uns über den gestrigen Tag einfällt ist nicht das, was wirklich am gestrigen Tag war, sondern das, was wir in diesem Moment aktiv über den gestirgen Tag (re)konstruieren. Erinnerte Ereignisse oder aus Erinnerungen schlussgefolgerte Ereignisse, wie etwa die Entstehung der gestrigen Ereignisse, enstehen eben jetzt, da wir aktiv daran denken. Und das heißt nichts anderes, als das wir die gesamte Vergangenheit konstruieren, in dem wir sie aus der Erinnerung und den Schlussfolgerungen unserer Erinnerungen rekonstruieren. Vergangenheit ist dann keine Tatsache jenseits der momentan konstruierten Erinnerung sondern ein immer neu erschaffener geistiger Eindruck, der jetzt entsteht und im nächsten Moment ganz anders aussehen kann.
 
Doch wie ist eigentlich dieser Einblick ins Sein, in das was jetzt ist?
Wie machen wir das eigentlich, das wir sagen können: jetzt ist es so?
Was immer wir über das gegenwärtige Sein feststellen, ist nicht das Sein selber, wie es gerade ist, denn in dem Moment, in dem wir unsere Beschreibung abgeben hat sich das Sein bereits verändert. Was wir über einen vermeintlich vergangenen Zeitpunkt des Seins feststellen ist Teil des jetzigen Seins und ein anderes Sein, als das jetzige gibt es nicht. Es ist ganz und gar unmöglich, eine Abbildung des Seins zu machen und diese Abbildung dann zu betrachten und zu sagen: ja, genau so ist es. Wir gehen irre in der Annahme, unsere Beschreibung würde etwas über das frühere Sein aussagen. Jede Aussage über das Sein ist bereits Teil des jetzigen Seins. Niemals ist es möglich, über einen früheren Zeitpunkt im Sein etwas auszusagen, weil die Aussage selbst eben jetzt geschieht und somit Teil des aktuellen Seins ist. Selbst wenn wir eine Geschichte über die Vergangenheit erzählen, erzählen wir sie im jetzigen Sein und damit ist unsere Erzählung Teil des jetzigen Seins.

Bezogen auf Gott könnte man also sagen, wann immer wir über Gott nachdenken ist Gott Teil des momentanen Seins. Wir können nie über einen vergangenen oder irgendwie entstandenen Gott nachdenken, denn dieser Gedanke an Gott entsteht ja eben jetzt, da wir über ihn nachdenken und somit ist Gott - sofern er uns in den Sinn kommt - immer ein gegenwärtiger, vollkommen aktueller, im jetzigen Sein entstandener Gott. Auch der Gedanke an Entstehung selbst ist dann ein im jetzigen Sein entstandener Gedanke. Gott und die Frage nach Gott entseht also jetzt in diesem Moment. Um die Eingangsfrage des Threads beantworten zu können müssen wir also nur beobachten, wie die Frage nach Gott jetzt in diesem Moment in uns entsteht und dann haben wir die Antwort aus erster Hand.


Stimmt
 
Das, was wir auf eine Frage sagen, entspricht unserem Wissen aus erster Hand, auch wenn es vielleicht angelesen ist oder gelogen. Aus erster Hand heißt, wir können gar nicht anders, als zu antworten, wie wir es tun. Wir können nicht anders denken, als wir denken. Sobald wir eine Frage beantworten, egal, aufgrund welcher Vorraussetzungen, ist unsere Antwort auf die Frage zwingend das, was wir momentan zu wissen in der Lage sind. Wissen ist das, was wir spontan sagen, wenn uns jemand eine Frage stellt. Es kann falsches oder richtiges Wissen sein, es kann selbst gedacht oder nur nachgeplappert sein. In dem Moment, da wir beim Antworten auf die Frage oder auf das Problem selbst ein Gefühl von Wissen haben, handelt es sich für uns um Wissen aus erster Hand.

Nachträglich kann dieses Wissen von uns selbst oder anderen als fehlerhaft, nachgeplappert, gelogen oder nur zum Teil richtig angesehen werden. Doch im Moment unserer Wissensbekundung ist es Wissen aus erster Hand, weil es unmittelbar ist, weil wir es im gegenwärtigen Moment äussern, weil wir dabei ein Gefühl von Überzeugung haben, weil wir dem, was wir sagen, Glauben schenken, wenn auch nur für einen kurzen Moment, bis wir von anderen darauf hingewiesen werdne oder selbst darüber nachdenken, dass unser Wissen irrig ist.
Dann verwandelt sich unser altes Wissen blitzschnell und den Erfordernissen der Situation entsprechend in ein neues Wissen.

Die Eingangsfrage des Threads ist: Wie ist Gott entstanden? Und wenn wir nun anschauen, was wir auf diese Frage spontan antworten, im ersten Moment, da wir die Frage lesen, das ist unsere authentische Antwort und das ist unser Wissen zu der Frage aus erster Hand - das zeigt das, was wir authentisch zu der Frage denken, sei es nun korrekt, logisch, falsch, verfehlt oder sonstwas.

Nachher werden wir vielleicht neue Fragen erhalten, unsere erste, authentische Antwort hat die Frage noch nicht aufgelöst. Dann werden wir wiederum mit unserem spontanten, authentischen Wissen auf die Frage antworten. Und das wiederholt sich und geschieht so lange, wie wir Wissen zu dieser Frage haben.

Unser Wissen erschöpft sich mit der Zeit. Es kommt ein Punkt, an dem wir nicht mehr mit Wissen auf diese Art Fragen reagieren können, weil sich unser Wissen darüber erschöpft hat. Wenn das passiert, das kein Wissen mehr zu dieser Frage spontan erscheint, dann bleibt nur noch die Frage stehen. Und da die Frage kein Wissen mehr hervorruft, löst sie sich schließlich auf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

lassen wir hier doch IHN selbst zu Wort kommen... Er spricht im Koran:


112.1. Sprich: "Er ist Gott, der Einzige.
112.2. Gott, der allein Anzuflehende.
112.3. Weder zeugt Er, noch ist Er gezeugt worden.
112.4. Ihm gleicht niemand."


Er, der Anfang aller Dinge, hat selbst kein Anfang. Oder nach Plato: "Der Anfang ist ungeworden".


Der Anfang ist ungeworden.

Aus dem Anfang ist notwendig alles Gewordene entstanden,
der Anfang selbst ist aus Nichts geworden.
Denn wenn auch der Anfang ais einem anderen werden sollte,
so würde nichts aus dem Anfang geworden sein.
Und da er ungeworden ist, so muss er auch unzerstörbar sein.
Denn wiederum, wenn der Anfang verginge, so könnte weder
ein Anfang, noch irgend etwas aus dem Anfang geworden sein,
da alles aus dem Anfang kommen muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

lassen wir hier doch IHN selbst zu Wort kommen... Er spricht im Koran:


112.1. Sprich: "Er ist Gott, der Einzige.
112.2. Gott, der allein Anzuflehende.
112.3. Weder zeugt Er, noch ist Er gezeugt worden.
112.4. Ihm gleicht niemand."


Er, der Anfang aller Dinge, hat selbst kein Anfang. Oder nach Plato: "Der Anfang ist ungeworden".


Der Anfang ist ungeworden.

Aus dem Anfang ist notwendig alles Gewordene entstanden,
der Anfang selbst ist aus Nichts geworden.
Denn wenn auch der Anfang ais einem anderen werden sollte,
so würde nichts aus dem Anfang geworden sein.
Und da er ungeworden ist, so muss er auch unzerstörbar sein.
Denn wiederum, wenn der Anfang verginge, so könnte weder
ein Anfang, noch irgend etwas aus dem Anfang geworden sein,
da alles aus dem Anfang kommen muss.
Was sagt es dir?
Was ziehst du für dein Leben daraus?
 
Das, was wir auf eine Frage sagen, entspricht unserem Wissen aus erster Hand, auch wenn es vielleicht angelesen ist oder gelogen. Aus erster Hand heißt, wir können gar nicht anders, als zu antworten, wie wir es tun. Wir können nicht anders denken, als wir denken. Sobald wir eine Frage beantworten, egal, aufgrund welcher Vorraussetzungen, ist unsere Antwort auf die Frage zwingend das, was wir momentan zu wissen in der Lage sind. Wissen ist das, was wir spontan sagen, wenn uns jemand eine Frage stellt. Es kann falsches oder richtiges Wissen sein, es kann selbst gedacht oder nur nachgeplappert sein. In dem Moment, da wir beim Antworten auf die Frage oder auf das Problem selbst ein Gefühl von Wissen haben, handelt es sich für uns um Wissen aus erster Hand.

Nachträglich kann dieses Wissen von uns selbst oder anderen als fehlerhaft, nachgeplappert, gelogen oder nur zum Teil richtig angesehen werden. Doch im Moment unserer Wissensbekundung ist es Wissen aus erster Hand, weil es unmittelbar ist, weil wir es im gegenwärtigen Moment äussern, weil wir dabei ein Gefühl von Überzeugung haben, weil wir dem, was wir sagen, Glauben schenken, wenn auch nur für einen kurzen Moment, bis wir von anderen darauf hingewiesen werdne oder selbst darüber nachdenken, dass unser Wissen irrig ist.
Dann verwandelt sich unser altes Wissen blitzschnell und den Erfordernissen der Situation entsprechend in ein neues Wissen.

Die Eingangsfrage des Threads ist: Wie ist Gott entstanden? Und wenn wir nun anschauen, was wir auf diese Frage spontan antworten, im ersten Moment, da wir die Frage lesen, das ist unsere authentische Antwort und das ist unser Wissen zu der Frage aus erster Hand - das zeigt das, was wir authentisch zu der Frage denken, sei es nun korrekt, logisch, falsch, verfehlt oder sonstwas.

Nachher werden wir vielleicht neue Fragen erhalten, unsere erste, authentische Antwort hat die Frage noch nicht aufgelöst. Dann werden wir wiederum mit unserem spontanten, authentischen Wissen auf die Frage antworten. Und das wiederholt sich und geschieht so lange, wie wir Wissen zu dieser Frage haben.

Unser Wissen erschöpft sich mit der Zeit. Es kommt ein Punkt, an dem wir nicht mehr mit Wissen auf diese Art Fragen reagieren können, weil sich unser Wissen darüber erschöpft hat. Wenn das passiert, das kein Wissen mehr zu dieser Frage spontan erscheint, dann bleibt nur noch die Frage stehen. Und da die Frage kein Wissen mehr hervorruft, löst sie sich schließlich auf.



Aber wir können diese erschöpfung hinauszögern.
 
Aber wir können diese erschöpfung hinauszögern.
Solange ich denken kann, hat mich die Frage nach dem Ursprung und dem Sinn des Seins beschäftigt. Ich kann nicht finden, wie diese Frage aufgekommen ist, warum sie so wichtig geworden ist und ich mich so lange damit beschäftigt habe. Das ist ebenso unergründlich, wie die Frage selbst. Diese Unergründlichkeit war mir immer unheimlich und jetzt ist sie die natürlichste Sache der Welt. Wie konnte das passieren? Wie ist mir als Kind die Frage eingefallen, was Gott ist, was der Sinn des Lebens ist, woher alles Sein stammt? Ich könnte viele Geschichten dazu erzählen ohne je den Anfang und den Grund für die Entstehung dieser Frage nennen zu können. Genauso wenig kann ich jetzt sagen, warum die Frage verschwunden ist. Ich nehme daher das Wort "Erschöpfung", weil es mir noch am plausibelsten erscheint. Vielleicht, weil ich des Fragens überdrüssig geworden bin ist die Frage einfach verschwunden. Selbst das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Nur, dass sie nicht mehr da ist, dass ich keine Kraft mehr darin investiere, diese Fragen zu stellen, das kann ich mit Gewissheit sagen. Ob sie vielleicht eines Tages wieder zurückkommt, ich weiß es nicht. Jedenfalls ist es eine riesige Erleichterung, dass sie nicht mehr da ist, tonnenschwere Gedankengebäude sind von mir abgefallen und ich fühle eine Erleichterung, dass diese Frage mir nicht mehr in den Sinn kommt. Das Sein, so wie es ist, ist ein einziges staunenswertes Wunder, ohne die Frage, ob es einen Sinn oder Urheber hat. Der Sinn des Seins liegt im Sein selbst begründet, so wie es sich zu jedem Moment zeigt, so wie es ist, so ist es genug, es reicht völlig aus, so wie es ist.
 
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