nizuz:
hey liebe Maria,
freu mich, daß du wieder da bist und aus der Schatzkiste erzählst. 
Aber nicht jeder kann *perfekt* hebräisch, griechisch, aramäisch...von der Ebene der Zahlen ganz zu schweigen...ich auch nicht...hab nur ein leises Spüren für die Worte.
Das, was du woher auch immer weißt, erfährst, erlebst über den Pfad ins Wort, die Sprache, finde ich immer wieder sehr inspirierend, andere kennen halt nur lange überlieferte und fest eingetrichterte Vorurteile....
Du bist irgendwie ein bisserl *streng* geworden....finde ich...
wenn du beginnst aus dem Wort zu erzählen....dann fließt es wieder 
*lach* ach, ich freue mich auch, wieder etwas Zeit fürs Forum zu haben und euch alle wiederzusehen...
ja, streng... ist auch eine Eigenschaft von mir... die lasse ich nicht so raushängen, normal... aber ist halt so wie das mit dem "strafenden" oder gar "hassenden" Gott...
normal ist das nicht *brüüüülllll*
oder... wie es im AT heißt:
Jesaja 28:21 (eigene Übersetzung)
Denn die EWIGE wird sich aufmachen wie bei dem Berge Perazim, wie im Tale zu Gibeon wird sie zürnen: um ihr Werk zu tun - befremdend ist ihr Werk! - und um ihre Arbeit zu verrichten, - außergewöhnlich ist ihre Arbeit!
Das Zürnen und Strafen und Hassen Gottes ist sehr "befremdend" in der Tat.
Oder wenn man nimmt: "Mein ist die Rache" ... spricht Gott.
Ein rächender Gott?
Alle diese Dinge gehören wirklich zum spirituellen Abi und nicht in die erste Klasse *lach*
Gott in sich ist in allen Eigenschaften erfahrbar, und natürlich in der Dualität auch in den als negativ empfundenen, die, die man nicht so ohne weiteres mit "lieb" und "nett" bezeichnen kann.
Dabei könnte man über die Mystik der deutschen und der hebräischen Sprache eigentlich leicht Zugang finden...
zürnen kommt von Zorn, und ist verwandt mit dem hebräischen "zur", dem Felsen. So kommen zwei Begriffe zueinander, der Zorn und der Fels. Fels ist erstarrter Gesteinsfluss, Zorn ist erstarrter Gefühlsfluss... - ist kein Aufbranden wie die Wut, so ein schnelles Aufflammen, was dann wieder ausbrennt, sondern Zorn ist ein rotglühender Flammenwerfer, der alles anzündet, was auch nur halbwegs brennbar ist...
Was ist eine Strafe? Eine festgelegte negative Konsequenz.
sie kommt von straff sein, das ist ein festes Muster.
nicht locker, leger, luftig, leicht und flockig, heute so, morgen so, sondern klar definiert wenn-dann.
Wobei mir selber für den strafenden Gott wirklich am ehesten die Natur einfällt. Wer so dumm ist, und einem wegfließenden Meer bei einem Tsunami hinterherläuft, der hat die Konsequenz des Ertrinkens.
Die Natur ist nicht gnädig, sie hat klare Konsequenzen.
Wer vom Berg abstürzt und nicht fliegen kann oder weich landet, verletzt sich oder kommt um.
Die Schwerkraft hat da keine besondere Bosheit in sich, dass sie nun sich vornimmt, jemanden zu bestrafen, weil er abstürzt, nein, es ist einfach eine logische Folge.
Die Schwerkraft behandelt auch alle gleich, jeden nach seinem Gewicht.
In derselben unnachgiebigen Weise bestrafen bestimmte geistige Gesetze bestimmte Handlungen.
Da die Natur auch ein Teil des Gottes ist, gehört eben dieser Teil auch zu Gott und ist nachvollziehbarer Weise mit bestimmten klaren Regeln und Konsequenzen namens Naturgesetzen ausgestattet.
Und dasselbe gilt - wie unten so oben - eben auch für die geistigen Welten.
Woher kommt der Hass?
lustigerweise vom Verb "haben". Scherzhaft wird dies mal angewandt in "hast/hasst du X ?"
Es ist die Haltung des Habenwollens.
Erich Fromm hat ein schönes Buch geschrieben "Haben oder Sein".
Die Haltung des nur-haben-wollens ist eine Form des Hasses.
Ich möchte keine Beziehung, ich möchte nur Besitz.
Besitz ist meine Form der Beziehung.
Dann hasse ich, denn Liebe ist doppelt, Liebe hat im Hebräischen diesen Stamm "haw", der ein Imperativ ist, ein Befehl, der gleichzeitig mit "Nimm!!!" und "Gib!!!" übersetzt werden kann.
Haben ist die primitivste Form der Beziehung. Wer hat, der hat... und die Sehnsucht ist gestorben, das Herz ist satt und vergißt Gott leicht.
In den Zeiten des Friedens sind die Gotteshäuser leer, in den Zeiten der Bedrängnis fangen die Menschen fast alle an zu beten. Auch das eine Form des Hasses. Ich hab doch alles, Dach überm Kopf, zu essen, Internet, wat will ich mehr? Es ist ein Hass dem Leben gegenüber. Die anderen? Sollen die doch selber sehen wie sie klarkommen. Hauptsache ich hab meins. Das ist die Beziehungslosigkeit des Besitzdenkens.
Wenn Jesus sagt: "Gib alles was du hast den Armen", dann ist mehr als nur Besitz gemeint. Es bedeutet alles loslassen zu können, alles verschenken zu können.
Lao Tse sagt:
"Der Berufene stellt sein Selbst hintan, und sein Selbst kommt voran."
Auch im Deutschen ist Krieg und Hass verwandt in "ich krieg dich / ich hab dich".
Hassen ist also eine verkümmerte Form der Liebe.
Man könnte eine tägliche Friedensmeditation machen für sich selbst, indem man sich dessen bewußt wird, was man noch so als Besitz für sich festhält... - nur um des Besitzens willen. Vielleicht möchte man es verschenken?
Wenn ich keine Freiheit mehr in mir habe schönes zu geben, dann bleibt nur noch, dem Anderen das Schöne wegzunehmen, es kaputtzumachen.
In dem Gleichnis von den Verwaltern, wo der Herr dem einen fünf Talente gibt, dem zweiten zwei und dem dritten ein Talent, und wo der eine mit dem einen Talent nichts damit anfängt, sondern es lediglich besitzen will, zeigt sich der "Esau", der Hassende.
Esau möchte nur fertig HABEN.
Das Talent - supi - das hab ich schon mal sicher - am besten vergraben.
Und der Hass des LEBENS, der Hass Gottes zeigt sich dann als Echo, wenn der Herr wiederkommt und dem untreuen Verwalter mit dem einen Talent sein Talent wegnimmt und es dem anderen gibt, der schon viele hatte und viel damit gearbeitet hatte.
Und nicht nur, dass ihm sein vergrabenes Talent weggenommen wird, sondern er wird in die Finsternis geworfen, wo Weinen und Zähneknirschen ist.
Es ist dieser Bewußtseinszustand des Besitzstrebens eine Form des Hasses.
Besitzen um des Besitzens willen.
Dieser Bewußtseinszustand erstickt irgendwann an sich selbst. Er erstarrt in der Finsternis, in sich selbst zusammengezogen.
Wer sein Leben bewahren will, der wird es verlieren.
Das ist dasselbe Prinzip.
Das andere Prinzip ist das der Liebe:
"Wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird es zum ewigen Leben gewinnen."
Es geht nicht darum, das Leben an sich wegzuwerfen.
Das Leben ist der Lebenswandel.
Wenn ich meinen Lebenswandel verliere um eines anderen Lebenswandels willen, nämlich eines Wandels im Willen Gottes und in der Freude (evangelion bedeutet "frohe Botschaft"), erhalte ich eine andere Lebensqualität, nämlich eine "zooe aioonion", ein "ewiges" Leben.
Die Ewigkeit ist der Moment des NUN, des Jetzt, des kosmischen Fisches.
Aus dem Leben, das in zeitlichen Bewußtseinszuständen von gestern, heute, morgen und Planung völlig eingebunden ist, in ein Bewußtsein zu gehen, das den kostbaren Moment des Nu kennt, der Großen Göttin "Nui" im altägyptischen Mythos, dem dunklen Himmel, aus dem sich alles gebiert, das ist ein völlig anderes Leben.