Als Urgrund des Seins gibt es im Hinduismus das Brahman als die unpersönliche Gottheit, die ewige, unveränderliche, unwandelbare, transzendente Realität, die im Menschen als das Atman unpersönliche Realität ist. Denn Atman und Brahman sind im Menschen getrennt. letztlich aber Eins. Die die wiederholten Erdenleben überdauernde Seele ist Jiva, die vergängliche persönliche Identität.
Hier liegt der Unterschied zu den monotheistischen Religionen, bei denen es nur den persönlichen Gott gibt, der sich zeigt, spricht, Gehorsam fordert und bestraft. Hier gibt es aber die Mystik, in der von einer unpersönlichen Gottheit als Urgrund des Seins gesprochen wird.
Führt Mystik tatsächlich zu einer 'unpersönlichen Gottheit' als Urgrund des Seins? Die Mystiker Jakob Böhme, Svedenborg, Meister Eckhard, der Heilige Bernhard von Clairvaux, San Juan de la Cruz und Therese von Avila wären dann ja auf einer falschen Spur gewesen...
Zur Klarstellung noch einige Zitate aus der Bhagavad-Gita:
Kapitel 14 - Vers 26
Wer sich völlig in hingebungsvollem Dienst betätigt und unter keinen Umständen zu Fall kommt, transzendiert augenblicklich die Erscheinungsweise der materiellen Natur und erreicht so die Ebene des Brahman.
Erläuterung
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In der vedischen Literatur heisst es: brahmaiva san brahmapyeti: 'Man kann das Höchste Brahman erreichen, wenn man Selbst Brahman wird.'
Das bedeutet, dass man eigenschaftsmässig mit dem Brahman eins werden muss. Wenn man das Brahman erreicht, verliert man jedoch nicht seine ewige Brahman Identität als individuelle Seele.
Vers 27
Ich (Krishna) bin die Grundlage des unpersönlichen Brahman, das die wesensgemässe Stellung endgültigen Glücks, und das unsterblich, unvergänglich und ewig ist.
Erläuterung
Das Brahman besteht aus Unsterblichkeit, Unvergänglichkeit, Ewigkeit und Glück. Das Brahman ist der Anfang transzendentaler Erkenntnis.
Der Paramatma (die Überseele), ist die mittlere, die zweite stufe in der trnszendentalen Erkenntnis, und die Höchste Persönlichkeit Gottes (Krishna), ist die endgültige Erkenntnis der Absoluten Wahrheit. Daher sind sowohl der Paramatma als auch das unpersönliche Brahman in der höchsten Person enthalten.
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Im Srimad-Bhagavatam heisst es: 'Selbst wenn jemand bis zur Stufe des unpersönlichen Brahman aufsteigt, ist sein Bewusstsein immer noch nicht völlig klar, solange er nicht fortschreitet und die Höchste Person erkennt"
(Krishna=Höchste Person, beinhaltet männlich und weiblich in Einheit).
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Wenn man die Persönlichkeit Gottes, das Behältnis aller Freude, Krishna, versteht, erlangt man tatsächlich transzendentale Glückseligkeit.'
Mein Kommentar dazu: dies soll kein Glaubensbekenntnis von mir darstellen, ich versuche lediglich die so häufig missverstandenen Begriffe zu ordnen durch diese Zitate.
Brahman ist also kein Gott (Brahman als Gott des Urgrundes allen Seins - siehe Zitat ELi), sondern eine Seins Ebene, von der man erst zur Höchsten Persönlichkeit Gottes (Krishna) gelangen kann, ist also in Krishna enthalten, ohne selbst Krishna zu sein.
Krishna stellt sich nicht als eine der persönlichen Gottheiten dar, die eifersüchtig sind, wie Jehova, Gottvater (wer ist das?) oder Allah.
Die höchste Persönlichkeit Gottes (der Begriff 'Persönlichkeit' ist für mich irreführend, ich vermute der Übersetzer meinte Individualität, diese Unterscheidung scheint es im sanskrit nicht zu geben) kann nicht eifersüchtig sein - auf wen oder was denn? Er ist ja die Quelle aus der alles entsprang.
Lieber ELi, fühle dich bitte nicht irgendwie angegriffen, ich schätze die meisten deiner Beiträge sehr!
Die Thematik, die du in diesem Thread angegangen bist, ist ja, wie du an der Beteiligung siehst, auf guten Boden gefallen.
Vielleicht finden wir gemeinsam zu einer Antwort auf die Frage des Threads. Ich sehe, dass wir uns bereits herantasten an ein Mysterium, welches es vielleicht gar zu hüten gilt.