Du warst und bist eine gute Tochter, die alles getan hat, was möglich war, bist auf dem Heilungsweg.
Auf dem Heilungsweg kommen immer wieder "alte Sachen" hervor, so wie diese Erinnerung:
Damals wusstest Du es nicht und warst verständlicherweise geschockt. Heute weißt Du, dass ein betrunkener wütender Mensch sinnlosen Kram von sich gibt, der nichts mit Dir zu tun hat.
Es hatte mit der Krankheit und der Mutter zu tun und hier im Faden wurde schon vermutet, dass es Neid war - das glaube ich auch.
Dass die Aussage an sich falsch ist, hast Du damals schon gefühlt - Deiner Seele tat es weh.
Die Aussage war und ist falsch. Sie wird niemals richtig sein.
Die Situation ist vorüber, sie sagt den Satz nicht mehr.
Aber Deine Erinnerung ist noch da und wenn sie kommt, und Du den Satz wieder hörst, bist Du wieder im Schockzustand.
Im Schockzustand versteht man sachliche Aussagen nicht. Da ist dann nur Schmerz.
Also musst Du aus dem Schockzustand raus, der jetzt da ist. Dann geht der Schmerz wieder.
Aus dem Zustand kannst Du entweder selbst raus oder aber Du lässt Dir helfen von jemandem, der gezielt mit Dir trainiert, wie man sich von traumatischen Erfahrungen und deren Auswirkungen in der Gegenwart befreit.
Weil sie weniger Kraft und Liebe in sich hatte als Du, nahme sie Dich mit.
Denn sie brauchte Dich und gleichzeitig hasste sie sich selbst, dass sie als Mutter eine Tochter zum Bemuttern braucht.
Du warst nämlich nicht nur gute Tochter, sondern auch gute Mutter und gute Freundin und Halt für einen haltlosen Menschen und Therapeutin und Projektionsfläche für einen verwirrten Menschen.
Du warst total überfordert.
Du hast Dich für sie mitgeschämt und wieder alle Rollen eines vernünftigen Menschen übernommen.
Ihre eigene Unreife äußerte sich in dem Verhalten, das Du beschreibst.
Sie hat ihren Selbsthass und ihr Gefühl ihrer eigenen Defizite auf Dich projiziert und in ihrem Abwerten Deines Verhaltens hat sie das Sich-Selbst-Entwürdigen verdrängen können.
Es ist das gleiche Muster, das mobbende Menschen anwenden. Mobbende Menschen suchen sich für ihre Fehler jemanden aus, der nicht wie sie rumhackt und der besser ist - denn Neid ist die Motivation für das Verhalten und die Unfähigkeit, selbst so handeln, wie der Gemobbte.
Würden Mobber in der Lage sein, gleich vernünftig zu handeln, hätten sie keine Motivation, jemanden zu mobben, der vernünftig handelt.
Gib die Hoffnung auf, dass Deine Mutter jemals eine gute Mutter sein konnte oder es in einem Winkel ihrer Persönlichkeit war. Sieh sie einfach als Menschen und anerkenne Deine eigene Kraft und Fähigkeit, Dich selbst zu bemuttern.
Erst dann hört das Leiden auf.
Dann hören auch diese Gedanken auf:
Du kannst nicht Deine Mutter zu einer Mutter machen.
Du hast genug Empathie und Reife, um ein eigenes Leben zu führen, Du kannst Dich selbst bemuttern und für Dich da sein.
Wenn Du Deine Mutter "entthronst" und keine Erwartungen mehr hast, dass sie doch hätte eine gute Mutter sein sollen, dann kannst Du auch wieder auf andere Menschen zugehen.
Es ist nicht weinerlich und wenn Du weder Dich noch jemand anderen deswegen verurteilst, dann kann Du es Dir auch verzeihen und weiter heilen.
Sage es Dir immer weiter, dass Du einen Platz hast hier im Leben und lass es Dir noch hundertmal sagen und schreiben, das ist doch vollkommen in Ordnung. Wenn Du es hundert Mal mehr gehört hast als den Satz, der Dir so wehtat, vielleicht ist es dann besser.
Einen direkteren Weg aus dem Trauma und Schockzustand kann Dir vielleicht ein guter Therapeut zeigen.
Es ist nicht verkehrt, sich unterstützen zu lassen.
Bleib bei Dir, bleib fest dabei.
Den schmerzhaften Satz hast Du so oft gehört, der muss ebenso oft "dementiert" werden im Inneren.
Genau da, wo Du gerade bist, ist Dein Platz und wo Du hinschaust und hingehen willst und darauf zugehst, da wird Dein Platz sein.
Denn der Satz, Du solltest nicht hier sein, war und ist falsch. Richtig ist ja, dass Du da bist. Dass Du bist und dass es in Ordnung ist.
Keinen Platz in diesem Leben sah Deine Mutter für sich. Die Aussagen galten ihrer Meinung für sie selbst. Aber sie hat sie Dir entgegengeschleudert. Weil es so unfassbar schlimm war, dass sie es selbst nicht ertragen hat und loswerden musste.
In Wahrheit hast Du Deiner Mutter und Dir selbst einen Platz im Leben verschafft. Jetzt brauchst Du Deine Mutter nicht mehr versorgen. Nur noch Dich selbst. Du bist da, also hier im Leben, sie nicht.
Du bist dran
mit Leben.
An erster Stelle - und das ist gut so.
Die andren Menschen finden sich dann von allein ein.
Alles Liebe
Eva