Nachdem ich durch all die Selbstvorwürfen gegangen bin, warum ich nicht mehr Zeit mit ihr verbracht habe, warum ich nicht eine bessere Tochter war usw.usw...
Ich versuche es mir zu verzeihen und mich darauf zu fokussieren zu heilen.
Du warst und bist eine gute Tochter, die alles getan hat, was möglich war, bist auf dem Heilungsweg.
Auf dem Heilungsweg kommen immer wieder "alte Sachen" hervor, so wie diese Erinnerung:
Es gibt einen Satz, den sie immer sagte, wenn sie wütend war: "wärst du bloß nie geboren, du hast mein ganzes Leben kaputt gemacht!"
Ich weiß nicht, warum sie das immer sagte. Ich habe sie nie danach gefragt, weil es mir jedes Mal so in der Seele schmerzte, dass ich sprachlos war.
Damals wusstest Du es nicht und warst verständlicherweise geschockt. Heute weißt Du, dass ein betrunkener wütender Mensch sinnlosen Kram von sich gibt, der nichts mit Dir zu tun hat.
Es hatte mit der Krankheit und der Mutter zu tun und hier im Faden wurde schon vermutet, dass es Neid war - das glaube ich auch.
Dass die Aussage an sich falsch ist, hast Du damals schon gefühlt - Deiner Seele tat es weh.
Die Aussage war und ist falsch. Sie wird niemals richtig sein.
Die Situation ist vorüber, sie sagt den Satz nicht mehr.
Aber Deine Erinnerung ist noch da und wenn sie kommt, und Du den Satz wieder hörst, bist Du wieder im Schockzustand.
Im Schockzustand versteht man sachliche Aussagen nicht. Da ist dann nur Schmerz.
Also musst Du aus dem Schockzustand raus, der jetzt da ist. Dann geht der Schmerz wieder.
Aus dem Zustand kannst Du entweder selbst raus oder aber Du lässt Dir helfen von jemandem, der gezielt mit Dir trainiert, wie man sich von traumatischen Erfahrungen und deren Auswirkungen in der Gegenwart befreit.
Ich habe es auch nie verstanden, warum sie unbedingt wollte, dass ich ihr nach Österreich folge, nachdem sie mein Vater verließ. Ich hatte nie eine richtige Beziehung zu ihr. Sie hat mich auch nie gestreichelt, oder umarmt.
Weil sie weniger Kraft und Liebe in sich hatte als Du, nahme sie Dich mit.
Einmal sagte sie sogar "Ich hassendich, wärst du bloß nie geboren, du hast mein ganzes Leben kaputt gemacht!"
Da blieb mein Herz stehen und ich spürte buchstäblich, dass mein Herz brach. Es blieb für ein paar sekunden auch stehen. Danach fielnsie rückwärts auf das Bett und kotzte sich an.
Ich dachte, als ich sie ansah, wenn ich nichts tue, wird sie ersticken. Ich putzte sie und ich las zur Zeit ein Buch über Selbsthypnose. Sie war im Delirium, so sprach ich zu ihr stunden lang, darüber, dass Alkohol schlecht für sie ist, dass sie dagegen allergisch ist, dass sie davon Flecken am Hals kriegt. Ich wollte nicht mehr, dass sie jeden Tag so betrunken Heim kommt. Ich tat das ewiglang. Es sah aus, wie eine Exorzismus, ich ließ sie es wiederholen, es quälte sie und sie schrie mich an, aber ich machte weiter. In der früh fand sie mich neben dem Bett am Boden. Ich musste bewusstlos geworden und hingefallen sein.
Sie meinte, da entachied sie sich nie wieder zu trinken...und sie kriegte tatsächlich rote Flecken am Hals, wenn sie auch nur einen Schluck Alkohol trank.
Denn sie brauchte Dich und gleichzeitig hasste sie sich selbst, dass sie als Mutter eine Tochter zum Bemuttern braucht.
Du warst nämlich nicht nur gute Tochter, sondern auch gute Mutter und gute Freundin und Halt für einen haltlosen Menschen und Therapeutin und Projektionsfläche für einen verwirrten Menschen.
Du warst total überfordert.
Später, wenn sie Gäste hatte, zog sie immer über mich her. Ich schämte mich und blieb in mein Zimmer.
Sie beschämte mich auch immer vor meinen Freunden, dann rief sie sie an und weinte sie sie voll, über mich.
Drehte meine Freunde gegen mich. Ich verlor seit dem das Vertrauen anderen gegenüber und ich habe wirklich Probleme Menschen zu mir zu lassen. Ich kann es einfach nicht.
Als ich 18 war, hatte meinen ersten Freund. Da sagte sie mir, ich wäre wertloser als eine Hure, weil Huren wenigstens Geld für Sex kriegen und ich mache es gratis.
Als ich 20 war und das zweite Mal bei ihr wohnte, hatte sie einen Freund.
Der versuchte mich immer wieder anzufassen.
Du hast Dich für sie mitgeschämt und wieder alle Rollen eines vernünftigen Menschen übernommen.
Ihre eigene Unreife äußerte sich in dem Verhalten, das Du beschreibst.
Sie hat ihren Selbsthass und ihr Gefühl ihrer eigenen Defizite auf Dich projiziert und in ihrem Abwerten Deines Verhaltens hat sie das Sich-Selbst-Entwürdigen verdrängen können.
Es ist das gleiche Muster, das mobbende Menschen anwenden. Mobbende Menschen suchen sich für ihre Fehler jemanden aus, der nicht wie sie rumhackt und der besser ist - denn Neid ist die Motivation für das Verhalten und die Unfähigkeit, selbst so handeln, wie der Gemobbte.
Würden Mobber in der Lage sein, gleich vernünftig zu handeln, hätten sie keine Motivation, jemanden zu mobben, der vernünftig handelt.
Einmalnsagte ich das meiner Mutter. Ich hoffte, sie würde mich beschützen. Sie hasste mich dafür und meinte ich hätte ihren Freund verführt. Das war eine Enttäuschung.
Gib die Hoffnung auf, dass Deine Mutter jemals eine gute Mutter sein konnte oder es in einem Winkel ihrer Persönlichkeit war. Sieh sie einfach als Menschen und anerkenne Deine eigene Kraft und Fähigkeit, Dich selbst zu bemuttern.
Erst dann hört das Leiden auf.
Dann hören auch diese Gedanken auf:
Irgendwann stand ich mit einem Brotmesser in der Hand und dachte darüber nach, mir meinen Halsschlagader durchzuschneiden. Ich bin Biologin und weiß, dass das einen sicheren Tod bedeutet.
Ich brach den Kontakt zu ihr ab. Weil ich mich in Wahrheit nicht umbringen wollte, ich war nur zu verzweifelt und sah keinen anderen Ausweg.
Dann fingen die Verfolgungen an und da hetzte sie wirklich jeden gegen mich auf. Ich brach auch alle Kontakte ab.
Ich hatte niemanden.
Aeitdem kann uch werde andere mir nahe lassen, nicht wirklich.
Vor allem denke ich seitdem, dass ich vielleicht nie geboren sein sollte. Dass ich keinen Platz im Leben habe.
Das hat Einfluss auf mein ganzes Leben, auch Job. Ich habe eine gute Ausbildung umd sollte keine Schwierigkeiten haben, einen Job zu kriegen. Nur, da ich keine Beziehung zu meine Kollegen aufbauen kann, fliege ich immer wieder, weil das bald suspekt wird.
Ich sehe das. Ich bin ziemlich empathisch, da ich als Kind und mein ganzes restliches Leben lang einachätzen musste, wann meine Mutter schlechte Laune hatte, um mich in Sicherheit zu bringen. Als Kind verprügelte sie mich immer sehr schwer. Auch wenn ich in den Menschen lesen kann, kann ich nicht zu ihnen gehen.
Du kannst nicht Deine Mutter zu einer Mutter machen.
Du hast genug Empathie und Reife, um ein eigenes Leben zu führen, Du kannst Dich selbst bemuttern und für Dich da sein.
Wenn Du Deine Mutter "entthronst" und keine Erwartungen mehr hast, dass sie doch hätte eine gute Mutter sein sollen, dann kannst Du auch wieder auf andere Menschen zugehen.
Ich brauche Hilfe um meinen Platz im Leben zu finden, Dass ich weiß, dass ich einen Platz im Leben haben darf. Klingt weinerlich, ich weiß. Würde ich auch sagen, wenn ich jemandem zuhören würde, die diese Sachen sagt/schreibt.
Es ist nicht weinerlich und wenn Du weder Dich noch jemand anderen deswegen verurteilst, dann kann Du es Dir auch verzeihen und weiter heilen.
Und ich würde auch sagen, dass sie sich selber helfen soll, sich sagen soll, dass sie einen Platz im Leben hat. Das tue ich auch. Nur hilft es mir nicht und ich bin mit meiner Weisheit am Ende. Ich fühle mich sehr einsam, eingesperrt. Ich will diese Schmerzen nicht haben. Aber sie sind da. Ich weiß nicht, wie ich auf andere zugehen soll mit so viel Schmerz. Vielleicht sollte ich sie zulassen.
Sage es Dir immer weiter, dass Du einen Platz hast hier im Leben und lass es Dir noch hundertmal sagen und schreiben, das ist doch vollkommen in Ordnung. Wenn Du es hundert Mal mehr gehört hast als den Satz, der Dir so wehtat, vielleicht ist es dann besser.
Einen direkteren Weg aus dem Trauma und Schockzustand kann Dir vielleicht ein guter Therapeut zeigen.
Es ist nicht verkehrt, sich unterstützen zu lassen.
Bleib bei Dir, bleib fest dabei.
Den schmerzhaften Satz hast Du so oft gehört, der muss ebenso oft "dementiert" werden im Inneren.
Wie finde ich meinen Platz im Leben? Wie, woher weiß ich ob ich einen Platz im Leben habe? Sein darf?
Genau da, wo Du gerade bist, ist Dein Platz und wo Du hinschaust und hingehen willst und darauf zugehst, da wird Dein Platz sein.
Denn der Satz, Du solltest nicht hier sein, war und ist falsch. Richtig ist ja, dass Du da bist. Dass Du bist und dass es in Ordnung ist.
Keinen Platz in diesem Leben sah Deine Mutter für sich. Die Aussagen galten ihrer Meinung für sie selbst. Aber sie hat sie Dir entgegengeschleudert. Weil es so unfassbar schlimm war, dass sie es selbst nicht ertragen hat und loswerden musste.
In Wahrheit hast Du Deiner Mutter und Dir selbst einen Platz im Leben verschafft. Jetzt brauchst Du Deine Mutter nicht mehr versorgen. Nur noch Dich selbst. Du bist da, also hier im Leben, sie nicht.
Du bist dran
mit Leben.
An erster Stelle - und das ist gut so.
Die andren Menschen finden sich dann von allein ein.
Alles Liebe
Eva