Umfrage: Sexueller Missbrauch!!!!

Bist DU schon mal sexuell angegriffen bzw. sexuell missbraucht worden?

  • Nein, noch niemals!

    Stimmen: 26 21,7%
  • Nein, aber ich kenne jemanden der sexuell missbraucht wird/wurde

    Stimmen: 24 20,0%
  • Ja, aber nur verbal (Sprüche/Fragen/Antworten mit extremen sexuellem Inhalt)

    Stimmen: 19 15,8%
  • Ja, ich wurde schon mal/schon öfters ungewollt angefasst

    Stimmen: 40 33,3%
  • Ja, ich wurde einmal vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich wurde mehrmals vergewaltigt

    Stimmen: 10 8,3%
  • Ja, ich werde/wurde regelmäßig missbraucht

    Stimmen: 9 7,5%
  • Ich wurde von jemanden sexuell missbraucht, den ich kenne

    Stimmen: 22 18,3%
  • Ja, ich wurde BEINAHE vergewaltigt

    Stimmen: 11 9,2%
  • Ich habe den Täter angezeigt

    Stimmen: 2 1,7%

  • Umfrageteilnehmer
    120
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
stimmt, blind und auch taub. wird mir immer klarer, besonders jetzt beim umzug. ich will alles allein machen, ja keine hilfe annehmen, ja nicht zugeben, dass ich auch schwächen habe, ja niemanden an mich heranlassen.
ein ehemaliger arbeitskollege hilft mir möbel zusammen bauen, am wochenende war ich so fertig, bzw. ich habe mich selber fertig gemacht durch meinen perfektionismus, habe nur geheult. da hat der mich umarmt und folgendes zu mir gesagt: Ja, ist schon hart, wenn man sich mit seinem ärgsten feind auseinandersetzen darf. Warum führst du krieg gegen dich selber?

lg
petra

ganz genau Petra - so ist es - alles glaubt man alleine zu können, man hat schliesslich in der Kindheit auch nicht um Hilfe geschrien(zumindest nicht laut) sondern "musste" da alleine durch. Dass man sich damit selbst überfordert will man ja auch nicht sehen und jemandem um Hilfe zu bitten, in welchem bereich, auch immer ist auch so ein Stolperstein. nu hat man es selbst erstmal erkannt, dass es einem gut tut auch mal Hilfe anzunehmen, hat man wieder einen Schritt nach vorne gewagt.

Ich glaubte auch immer, dass es mein Hang zum perfektionismus war, der mich so handeln ließ, heute weiß ich dass es einfach die Angst war Hilfe anzunehmen, weil man evtl. zeigen musste, dass man schwach ist. Wo man dann wieder beim Punkt "Vertrauen" anlangt. Einem anderen seine Hilflosigkeit anzuvertrauen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, wenn man das erkennt fällt es einem immer leichter, auch mal um Hilfe zu bitten.

LG manu
 
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um hilfe geschrien, doch das habe ich schon, nur hat mich keiner gehört, mir keiner geglaubt. meine schlussfogerung daraus und die habe ich heute noch in mir drin: du musst ein so ein schlechter mensch sein, du hast es so verdient. mein ärgster feind, das bin ich selber, "bestraf" mich ständig selbst.

lg
petra
 
Sicherf reagieren Menschen in verschiedenen Situationen unterschiedlich und jeder verarbeitet es auf seine Weise.
Aber manchmal habe ich den Eindruck, daß der eine oder andere, ich schreib jetzt nicht von Vergewaltigung oder extremer Brutalität gegenüber Kindern oder auch Erwachsenen, aus der berühmten Mücke einen Elephanten macht.
Mir hat auch schon jemand auf den Hintern geklatscht, als ich an der Theke stand. Und? Ich hab mich rumgedreht und dem Rückhand eine geknallt. Da der Typ als Schläger bekannt war, hab ich ihn noch nen moment im Auge behalten und gleichzeitig den schönen, großen Glasaschenbecher... Hätte der Kerl nur gezuckt, er hätte den Ascher gefressen, aber er war ganz brav. Am nächsten Tag hab ich ihm dann gesagt, daß ich auf solche Aktionen überhaupt nicht stehe. Von ihm kam nur kleinlaut "Das hab ich gemerkt"
Ich seh so was eher als amüsante Anekdote, aber sicher kann man da anderer Ansicht sein.
Natürlich hab ich als Kind mal nen klaps bekommen und ein einziges mal ne richtige saftige Ohrfeige, und da mußte ich dann schnell raus, um mich schlappzulachen, weil´s einfach so´ne typische B-movie Situation war.
Wenn sich jemand mit mir anlegen will oder versucht, mich anzupacken, braucht er einen guten Arzt.
Es gibt einfach Situationen, wo nonverbale Kommunikation angesagt ist.



Sage
 
ich weiss nicht, ob gelernte Muster durch Alkoholentzug aufgelöst werden??? :confused: Aber vielleicht ist es wirklich extrem in der Gegend da, wobei Armutsbekämpfende Massnahmen und entsprechende Aufklärung auch nicht schlecht kämen...
 
Pornographie ist es für mich auf jeden Fall, wenn die sexuelle Lust auf Kosten, durch Erniedrigung eines Menschen (Tieres, was auch immer) entsteht. Denn da verschiebt sich das Weltbild gewaltig.
Ich war mal mit einem (wirklich lieben) Mann zusammen, der NULL Erfahrungen mit realen Frauen hatte, in einer bestimmen Phase seines Lebens zuviele Pornos geschaut hatte. Sein Weltbild bzgl. Sex und meine Problematik - puh, das ging natürlich nicht gut. Er hat sich echt bemüht, aber er hätte erst mal jemanden gebraucht, der in der Lage ist, innerhalb seiner Weltsicht die Dinge etwas geradezurücken. Er ist sich seiner Problematik durchaus bewusst gewesen - konnte aber auch nicht über den eigenen Schatten springen.

(und da hockten wir beide in unserem Eck - und keiner konnte wirklich auf den anderen zugehen)

LG
Ahorn
 
Bitte entschuldige, aber irgendwie sieht das so aus, als würden manche Menschen die Verantwortung für ihre Einstellungen vollständig an etwas anderes abgeben.

Dann hast Du leider bisher noch nicht alles verstanden von dem, was ich Dir sagen möchte.

Ja - wir alle sind Opfer. Ja - unsere Umwelt hat uns stark geprägt. Ja - wir sind ständig am reagieren. Ja, ja, ja. Doch wo bleibt man selbst ? Was ist mit der eigenen Haltung ? Dem Teil aus einem selbst, der auch mit Ursache für eine Einstellung ist ? Gibt es den nicht auch ?

Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe auch keine Ahnung, was Du eigentlich erwartest. Für mich sind diese Erkenntnisse alle noch recht neu. Es brach erst vor ein paar Wochen auf. Ich glaube in dieser Phase ist man erstmal damit beschäftigt, all das zu verarbeiten, was da auf einen einstürzt.
Klingt das auch wieder nach: ich will mich wieder rausreden?
Ich glaube nicht. Wenn Du nach einem Unfall zu Dir kommst und die Schmerzen spürst, denkst Du in diesem Moment auch nicht daran, daß Du selbst für Deine Gesundung verantwortlich bist. Dann sind da erstmal nur Schmerzen, die irgendwie bewältigt werden müssen. Hat man das unter Kontrolle und wieder einigermaßen Kraft, dann kann man weiter sehen.

Es geht dabei nicht um Stagnation sondern um eine extreme, selbstzerstörerische Hoffnungslosigkeit ...

Was habe ich geschrieben, daß Dich so denken läßt? Kannst Du es mir zitieren?

Wenn es so wäre würde ich kaum die Lust haben hier zu schreiben. stattdessen würde ich vielleicht apatisch im Bett liegen und das Leben verweigern. Tue ich aber nicht. Ich gehe weiter arbeiten, kümmere mich um mein Leben und auch um mich. Das ist das, was ich momentan tun kann. So hoffnungslos wirkt das auf mich ehrlich gesagt nicht. Wenn da ab und an auch mal selbstzerstörische Tendenzen hochkommen, so gehört das einfach dazu, irgendwie. Es ist scheinbar eine Berg- und Talfahrt. mal voller Zuversicht, dann wieder am Boden zerstört.


Hat ein Mensch denn überhaupt keinen Einfluss auf das, was in ihm vorgeht ? Was er fühlt und denkt ?

Glaube mir, machmal hat er es scheinbar nicht. Nicht umsonst füllen sich die Psychatrien, wo die Personen erstmal vor sich selbst geschützt werden.


Wie wäre es, wenn ein Mensch sich einfach "davonstiehlt" und sich so einfach allem anderen überlässt ? Ist das nicht auch eine Form von "Handeln" ? Trägt man da nicht auch mitschuld an seinem Zustand ? Wenn man eine Sache zulässt - sind da nur die anderen Schuld ? Kann man nicht auch gegen so etwas ankämpfen ?

Worauf willst Du hier hinaus?


Nun, das wäre es für mich nicht. Ein Kind ist auf eine Art sicher unschuldig und unbelastet. Doch reif oder weit entwickelt ist es garantiert nicht.

Dann lies noch mal, was ich schrieb. Ich habe nicht geschrieben, daß die Reife des Kindes gestört und wiedererlangt werden soll, sondern das Vertrauen. Etwas ganz wichtiges, wovon später sehr viel abhängen wird.


Wer in dieser Welt nicht aus seinen Fehlern lernt und sein Verhalten ständig anpasst --- der ist einfach zurückgeblieben und wird immer wieder leiden, immer wieder die selben Fehler erleben --- Entwicklung bedeutet auch Veränderung.

Was ist dann für Dich "normal"? Denn diese ganze Diskusion wurde ausgelöst, weil Du an die "vollkommene Heilung" glaubst und daran, das die Opfer wieder "normal" werden können. Weiterentwickeln werden sie sich wie jeder andere auch. Auf ihre Weise. Glücklich werden sie sein können. Aber auf ihre Weise. Die sich vielleicht von den anderen unterscheiden wird. Vielleicht auch nicht.

Und Du schreibst immer von Fehlern. Ein Kind welches mißbraucht wird hat aber keinen Fehler gemacht, aus dem es lernen kann. Jemand der im Park überfallen wird, schlußfolgert: aha, werde ich in Zukunft vermeiden (wenn gleich ich auch nicht den fehler darin sehe, daß jemand zu "falschen" Zeit am rechten Ort gewesen ist. Das ist kein Fehler, daß ist Zufall oder Schicksal oder Tragik).
Ein Kind was vom Vater mißbraucht worden ist, müßte also schlußfolgern; aha, werde ich in zukunft vermeiden. Erkläre mir mal bitte, wie das Kind hier aus seinen "Fehlern" lernen soll.

Es wird dieser Situation versuchen aus dem weg zu gehen. So wie der Mensch im Park aus diesem Erlebnis lernt, wird auch das Kind "lernen". Nur das es eben ein Kind ist und eine Wiederholung der Tat nicht immer vermeiden kann. Darum wird es geistig flüchten und Verhaltensmuster entwickeln, die es schützen. Denn körperlich kann es sich kaum wehren. So wie der Erwachsene es auch macht, der im Park überfallen wurde, mit dem Unterschied, daß der Erwachsene erwachsen ist und diesen Überfall ganz anders versteht, als ein Kind, welches gar nicht weiß, was da eigentlich mit ihm geschieht.

Bei dem Erwachsenen ist es nun also scheinbar "schlau", Wachsamkeit, Veränderung, Anpassung seiner Verhaltensweisen usw. Und bei dem Kind, welches durchaus auch sein Verhalten seinen Erlebnissen anpaßt, ist es dann "unnormal" und muß geheilt werden?! Das Kind paßt sich doch an, damit es überlebt und weiterlebt und nicht zerbricht. Es verändert sich, es entwickelt sich doch. Aber auf eine Weise, die vom Rest der Gesellschaft als "unnormal" oder "krankhaft" bezeichnet wird. Für das Opfer ist es aber in erster Linie gar nicht unnormal. Das fällt eben erst dann auf, wenn die anderen damit ein Problem haben und logischerweise das Opfer selbst dann auch.


Das brauche ich mir nicht vorstellen, das kann man überall sehen, dass das so ist. Es ist zudem verständlich und ich habe niemals etwas anderes behauptet. Mir geht es immer nur darum, daran zu glauben, DASS eine Heilung möglich ist, und sich nicht daran aufzuhängen, dass es immer einen "Brocken" geben wird, egal wie sehr man sich bemüht. Oder daran, immer "anders" zu sein, unverstanden zu sein - in dem Sinne, dass man den anderen so ihre Möglichkeit abspricht, zu helfen und sich einen Grund schafft, sich weiter abzugrenzen. Und so weiter, wie schon geschildert.

Nicht immer grenzt man sich selber aus. Das ist vollkommen falsch. Klar hat man Verhaltensweisen, die andere abschrecken. Doch es sind dann oft meist die anderen die davonlaufen und sich distanzieren und den Kontakt für immer oder vorrübergehend auf Eis legen. Die meisten Opfer leiden ja irgendwann. Sie wollen sich schützen, sie wollen aber nicht die Umwelt vergraulen. Sie wollen sicher auch Hilfe (sofern sie soweit sind und verstanden haben, daß etwas nicht stimmt), doch drücken es mitunter vielleicht auf seltsame Weise aus, so daß es nicht verstanden wird.

Es ist bestimt nicht das Kind, welches sagt: Ich bin anders. Es sind die anderen Kinder denen dies auffällt und sich dann auch noch entsprechend verhalten. Irgendwann glaubt man dann selbst, daß man anders ist - weil man stets von den anderen ausgegrenzt wurde. Weil bestimmte Verhaltensweisen dazu führten, daß andere nichts mit einem anfangen konnten. Irgendwann ist der Zug dann abgefahren. Man will selbst auch nicht mehr. Weil man sich in der tat unverstanden fühlt und auch gar nicht weiß, was die anderen haben, was man selbst nicht hat. Weil einem die Welt einst genau das zeigte: Dich verstehen wir nicht, du bist komisch, anders, paßt nicht.
Weil jedesmal, wenn man versuchte, Kontakte zu knüpfen, es in die Hose ging. Dann gibt man auf. Und dann braucht es in der Tat Glück, bis etwas geschieht, was einen erwachen läßt. Sei es eine Person die die Verhaltensweisen endlich mal durchschaut oder ein Therapeut den man aufsucht, da ständig was schief läuft im Leben.

Das mit dem Brocken ist schwer. Denn sobald irgendwas geschieht, was der helfenden Person z.B. aufstößt, wird der Helfer das Handtuch werfen (vielleicht) und das Opfer wird den Brocken erneut wieder zu spüren bekommen. Dann hat es "wieder nicht geklappt", hat man wieder einmal die Bestätigung: ich bin anders, ich stoße die Leute ab. Und die Wut ist wieder spürbar.

Oder anders ausgedrückt: wenn Du wirklich helfen willst, ich glaube dann sollte es geschehen, weil Du helfen möchtest. Und nicht weil Du irgendwelche persönlichen Erwartungen an den Menschen stellst, dem Du helfen willst. Z.B. Du möchtest einer Person helfen die Dir sehr nahe steht und Dir viel bedeutet, weil Du eine glückliche Beziehung mit ihr haben möchtest. Das ist an sich nicht verkehrt, denke ich, wenn auch schwierig, da Emotionen eine Rolle spielen (die ein Therapeut dem Patienten gegenüber nicht hat, weshalb er das ganze mit einem gewissen Abstand betrachten kann).
Allerdings wird das nie klappen, wenn Du die Person nicht verstehen (oder nachvollziehen) kannst oder willst und sie dann Dinge tut, die an Deinem Ego kratzen, weil Du sie auf Dich beziehst. Oder weil es nicht in Dein Weltbild oder Deine Vorstellung einer Beziehung paßt. Und es wird nie funktionieren, wenn Du diese Person drängst (wie z.B. Du mußt doch an Heilung glauben, Du mußt, Du mußt...), weil Du Dir ausgemalt hast, innerhalb eines Jahres sollte es sich erledigt haben, denn dann willst Du eine Familie gründen. Auch Deine Vorstellungen wie eine Heilung auszusehen hat, kannst Du wahrscheinlich getrost auf den Müll werfen - denn das "Opfer" hat seine eigenen Vorstellungen. Und auch handlungsweisen die das "Opfer" mitbringt, kannst Du nicht einfach blockieren. (z.B. das Opfer hört eine bestimmte Art der Musik, von der Du meinst, die zieht nur runter und die schlimmsten Dämonen an. Bestimmte Freunde des Opfers, gegen die Du vielleicht eine Abneigung hast, weil Du eigene Traumatas evtl. doch nicht aufgelöst hast.) Denn alles was diese Person tut, KANN einen bestimmten Grund haben oder einen bestimmten halt darstellen oder etwas bestimmtes ausdrücken oder bestimmte Empfindungen auslösen - all das kann total unverständlich für Dich sein, und ja, vielleicht auch abstoßend. Doch dieser Mensch braucht es vielleicht vorübergehend.

So wie ich es bisher mitbekomme bei psychisch "kranken" Menschen, geht es erstmal um diese selbst. Diese werden vom Therapeuten stabilisiert. Diese sollen sich durchsetzen und auf jeden Fall "ihr Ding" machen, egal, was die anderen denken. Ich erlebe es grad mit, auch wenn es sich nicht um ein Mißbrauchsopfer handelt. Da erlebt man mitunter die erstaunlichsten Dinge, wo andere sagen würden (und ich dachte es auch, bis mir erklärt wurde, warum sich die Person jetzt grade so verhält): wie egoistisch. Das ist es aber nicht. Das ist dann die Heilung, wo etwas "fremdes" (Ansichten, Vorstellungen wie etwas zu sein hat) ganz einfach nichts zu suchen haben.
 
Ich denke, zum Helfen gehören immer zwei. Einer der es tut, und einer der es annimmt und zulässt.

Sicher.

Du brauchst diese Angst nicht zu erklären. Ich kenne sie nur allzugut. Gerade die letzte Zeit musste ich immer wieder damit kämpfen. Und nun ist es eingetreten - die Person ist weg gegangen. Und DAS ist wirklich ein Alptraum. Dagegen ist die Angst ein Klacks. Für mich klingt das völlig eindeutig nach Gefühlen, die man hat, wenn man sehr sehr stark verliebt ist. Weil ich selbst diese Gefühle kenne und auch habe.

Dann hast Du in diesem Falle leider nicht verstehen können, was ich sagen wollte. denn das ist es ja grade. Diese Person muß man gar nicht geliebt haben. Vielleicht war man mit ihr zusammen. Vielleicht gab es Dinge, die man brauchte (Sicherheit, z.B.) und was man dort fand. Vielleicht gab es einen Sinn im anderen, den man finden konnten, weil man selbst keinen für sich gefunden hat bisher. Vielleicht war es Gewohnheit. Vielleicht war es auch Liebe. Vielleicht war es eines davon, vielleicht alles zusammen. Jedenfalls bezieht sich die Angst (oder Panik) dann auf: ich werde nicht alleine existieren können. Nicht weil man eine Liebe verloren hat, sondern weil man denkt, es alleine nicht zu schaffen. Die Sicherheit bricht weg, die man in sich selbst nicht finden kann. der Sinn bricht weg, denn für sich selbst braucht man nicht leben. Plötzlich ist man alleine.

Keine Ahnung, wo das herkommt. Mal angenommen man hat als Baby eine Mutter, die sich nicht kümmert, die das Kind ablehnt oder die krank wird oder dergleichen. Und dieses Kind schreit, aber niemand kommt. Kannst Du Dir die Panik vorstellen, die dieses Kind haben muß? Es fühlt sich in seiner gesamten Existenz bedroht, weil es ja abhängig ist von seiner Umwelt. Und dann kommt vielleicht jemand, aber kalt und ohne Liebe, schreit das Kind vielleicht noch an, es soll doch endlich das maul halten. Oder schlägt es. Oder wickelt es vielleicht ganz eng ein, damit es sich nicht mehr rühren kann (um es zu bestrafen). Läßt es weiter schreien, macht die Tür zu und geht wieder raus.
Irgendwann wird dem Kind dann vielleicht mal lieblos eine Flasche in den Mund gestopft. Und das sind die ersten Erfahrungen, die dieser Mensch machte und die sich über die restliche Erziehung ausdehnen werden. Was meinst Du, was für ein Mensch wird das werden? Wie einfach wird eine Heilung sein?

Habe grad heute sowas erlebt. Im Bus. Kind im Kinderwagen, Vater und Mutter saßen. Er ein Bier in der hand, sie auch recht lustig drauf. Die haben einen Lärm gemacht, sich gegenseitig angepöbelt, das Kind "geneckt" (ich würde eher sagen genervt) und einen Mist gelabert, daß einem echt schlecht werden konnte. Wenn man die Tageszeit bedenkt (Vormittags), will ich nicht wissen, wie es nachmittags ist. Das Kind lutschte auf einem Handy rum.

Zweites Beispiel auf dem Rückweg. Vater mit einem kleinen, winzigen, schreienden Baby auf dem Arm. Mutter, die am Kinderwagen rumhantierte. Irgendwann schrie sie ihren Mann an : "NEIIIIN!!!" und heulte. Das Kind wurde noch unruhiger, der Vater wußte nicht, was er machen sollte und wirkte eher sehr verletzt. Gut, vielleicht war es eine Situation, die sich nicht wiederholen wird. Ansonsten sind das auch nicht grad die optimalen Bedingungen für einen Start ins Leben, finde ich. Oder siehst Du das anders? Kann man auf diese Weise ein glückliches Kind heranziehen?


Aber genau das ist es doch, was normalerweise zu einer innigen Liebesbeziehung gehört - das Gefühl, abhängig zu sein, sterben zu müssen, wenn er weg geht - nichts anderes geht in einem Menschen vor, wenn er über alle Massen verliebt ist. Das ist das Leid, welches mit der Liebe verbunden ist, wenn man sie zulässt. Das sind die persönlichen Schwächen, die dann zum Vorschein kommen. Und an denen man dann arbeiten muss. Das ist genau das, was ich empfinde, es tut so weh, aber das ist nun mal der Preis, den man zahlen muss. In meiner letzten Beziehung hatte ich mindestens ein halbes Jahr lang andauernd, andauernd das Gefühl, innerlich zu sterben. Jede Sekunde war ein kleiner Tod - voller Angst, Trauer, Wut, Eifersucht, Hilflosgkeit, Erregung ... es war die Hölle - doch im Gegenzug dafür erhielt ich so viel Erfüllung und später waren viele dieser Schwächen um ein Vielfaches gereinigt. Heute kann ich Liebe bedeutend schmerzfreier zulassen - auch wenn es immer noch irre qualvoll ist.

Dazu kann ich nichts sagen.
Außer das es in meinem Fall vermutlich nicht zwingend auf eine Liebesbeziehung übertragbar ist. Ich hätte mich z.B. auch auf meine Schwester einlassen können. Oder auf eine Freundin (in einer WG z.B.), oder so. Auf irgendwen, der für mich DIE (oder die einzigste) Vertrauensperson darstellt. Wäre diese dann gegangen, wäre das gleiche ausgelöst worden. da bin ich mir recht sicher.

Wenn ich es mit dem Beispiel von oben vergleiche, so ist es vielleicht die Erinnerung an eine Szene, wo die Mutter nicht kam. Oder der Vater abhaute, weil die Eltern sich haben scheiden lassen. Und diese Panik wird später auf andere Menschen übertragen. Diese anderen sollen diese Muterliebe ersetzen oder so. Werden dafür verantwortlich gemacht, daß man selbst am Leben bleibt. Es ist tatsächlich fast so, als wenn ich dann dieses kleine Kind bin, welches denkt, ohne diese Person werde ich nicht überleben (weil sie es ja ist, die mich ernähren soll). Aber jetzt bin ich erwachsen und kann mich um mich selbst kümmern. Das weiß ich auch, verstandesmäßig. Doch die Emotionen und Gefühle befinden sich noch irgendwo im Kindesalter?!

Aber, ich will mich da ja nicht hineinsteigern und aus der Mücke einen Elefanten machen. :schnl:


Ich kann also sehr gut verstehen, wieso ein Mensch sich auf diese emotionale Achterbahn nicht einlassen will. Insofern haben wir also beide - Opfer und Nicht-Opfer - vielleicht etwas gemeinsam. Wir beide haben Sehensucht danach, uns auszuliefern und uns zu 100% in eine Beziehung und Gefühle zu stürzen. Wir beide leiden unsägliche Qualen, wenn wir dies zulassen. Doch Du ziehst es lieber vor, Dich zurück zu ziehen, während ich in den Schmerz hinein renne. Irgendwie komisch - weil es so gesehen genau umgekehrt ist. So bin ich derjenige, der dem Leid in die Arme rennt, und Du diejenige, die ihm aus dem Weg geht. Verrückt, oder ?

Weiß ich nicht. Vielleicht mußt Du das Leid noch lernen und ich habe es schon kennengelernt und weiß mich zu schützen (habe mich schon entwickelt). :foto:


Es ging mir nicht ums Jammern sondern darum, sich in den Gedanken hinein zusteigern, es wäre alles hoffnungslos.

Tue ich das denn?

Andere jammern rum, wenn sie eine Wohnung oder ein haus ausräumen und sanieren müssen. Es ist immerhin Arbeit. Vielleicht werden sie diese ganzen Sortierarbeiten auch ewig vor sich hinschieben, stöhnen und sich bemitleiden und stattdessen lieber was anderes machen, was mehr Spaß macht. Bis dann der "Chef" auf den Tisch haut und sagt: Jetzt aber los, mein Freund, das dauert mir alles zu lange. Dann beginnt der Mensch vielleicht endlich mit der verhaßten Tätigkeit, weil der Druck von außen zunimmt.
- Warum sollte es mir da anders gehen? :winken2:


Du hast recht, das hatte ich falsch verstanden. Dies ist dennoch nicht weniger schrecklich. Eigentlich grauenvoll. Es ist also eine Art "Racheakt" ? Dem anderen eins auszuwischen für das Leid, das man erlebt ?

Ähm, wie kommst Du darauf, daß es ein Racheakt ist? kannst Du mir aufschreiben, was Dich das denken läßt?


Aber weisst Du, wenn Du solche Dinge tun musst, damit Dein Partner Dich liebt, dann ist er nicht der Richtige.

Du hast mich nicht verstanden. Kann es sein, daß Du das vielleicht gerne so sehen würdest?

Es geht nicht darum, daß ich diese Dinge tue, damit mein Parntner mich liebt. Es geht darum, daß ich sehen kann, wie er sich sorgt, damit ich für mich die Bestätigung bekomme, daß er mich liebt. Daß er mich liebt, daß kann ich durchaus zu 100% wissen und erkennen. Doch manchmal ist es so, daß es irgendwie bewiesen werden muß, so blöd das auch klingt. Und zwar auf meine Art, nicht auf seine.
Meist werden diese "Anfälle" durch bestimmte Situationen ausgelöst, die ebenso unlogisch sind, wie alles andere. Z.B. der Partner kommt nicht rechtzeitig nach hause. Oder er trifft sich mit anderen, man selbst bleibt alleine (was man durchaus auch so wollte, sich dann aber doch ärgert).
Oder er reagiert auf irgendwas nicht oder macht irgendwas "falsch". Statt zu sagen, was stört oder was er tun soll, reagiert man dann ganz unlogisch und übertrieben und hat es in diesen Augenblicken kein bißchen unter Kontrolle. Es ist wie ein Affekt. Das schreckliche Gefühl wurde ausgelöst (und das kann schon der kleinste Anlaß sein) und man rennt wie angestochen aus der Wohnung. Irgendwo hin, egal wohin. Und das in der Hoffnung, daß der andere folgt oder sich wahnsinnige Sorgen macht. Nicht aus Rache, es ist Hilflosigkeit und Wut. Nicht auf den Partner, meist auf sich selbst. Ich ärgere mich dann zumindest meist über mich selbst und hasse mich dafür, mich nicht so ausdrücken zu können, wie ich gerne will. Oder einfach nur klare Ansagen zu machen. Doch gleichzeitig habe ich es bisher nie geschafft (obwohl ich es jetzt schon einigermaßen durchschaut habe), mich in diesem Moment zu überwinden und aus mir wieder heraus zu kommen. Bin ich einmal da drinnen, dann ist es schwer, wieder raus zu kommen. Obgleich es sich schon gebessert hat.
 
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Nein, nein. Natürlich nicht. Wachsamkeit beurteilt eine Situation immer wieder neu, entsprechend der bekannten Begebenheiten und Umstände. In diesem Beispiel schaut man z.B. ob viele Leute da sind oder keiner. Wenn wenige, dann welche. Stinkt es vielleicht nach Bier ? Hört man was auffälliges ? Stinkt es ? Was ist es für ein Wochentag ? Ist gerade ein Fest in der Nähe ? Und so weiter. Wird bei Dir nicht viel anders sein, oder ? Dann trifft man eine Entscheidung, ob sie nun angemessen ist oder nicht. Aber im Zweifelsfalle wird ein vernünftiger Mensch eine Situation meiden, die er nicht sicher einschätzen kann.

Wenn es ihm möglich ist, dann schon. Wenn man ein Kind ist, wird es schwierig. Meine Schwester und ich hatten uns dann zwar auch alle möglichen Dinge ausgedacht, wie wir unserer Mutter aus dem Weg gehen können, wie wir ihre Launen einzuschätzen haben, usw. Dennoch war sie täglich da, weil sie in dergleichen Wohnung wohnte. Da hilft im Endeffekt alle Achtsamkeit nichts, da manches sich einfach nicht vermeiden läßt.


Tja, was man da machen kann ? Vielleicht indem man bewusst auf dicke, angetrunkene Männer zugeht, um zu verstehen, dass diese normalerweise keine Gefahr darstellen (hey - das könnte aber gefährlich werden.... oder? ;) ) - es gibt ja auch Angsttherapien, bei denen man mit dem Angstobjekt ganz behutsam konfrontiert wird. ZB Spinnen. Das soll bei einigen Leuten ganz gut klappen. Solange die Spinnen nicht giftig und aggressiv sind natürlich ^^ ---- hast bestimmt schon von solchen Therapien gehört, oder ? Was hälst Du davon ?

Du willst mir jetzt z.B. erzählen, wenn Du ein Problem mit z.B. stinkenden, trinkenden "Gesocks" hast (sorry für den Ausdruck), daß Du Dich einfach mal mit zu ihnen auf die Bank am Bahnhof setzt, um diese Abneigung (und alles was hinter dieser Abneigung steht - Angst?) aufzulösen? Wie leicht oder schwer würde Dir das fallen?

Habe mich ehrlich gesagt noch nicht mit Angsttherapien beschäftigt. Inwiefern würde eine solche Therapie bei Kindesmißbrauch für Dich Sinn ergeben?


Ja, es ist bedauerlich, wie empfindlich wir Menschen sind.

Ach, sieh es einfach als Lernerfahrung. :clown: Halb so wild.
 
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