Der bedeutende Physiologe, Prof. Eugen Steinach, hat Experimente durchgeführt, die eindeutig gezeigt haben, dass die innere Sekretion der Keimdrüsen (Hoden), nachdem sie vom Blutkreislauf aufgenommen wurden, hauptsächlich im Gehirn und Rückenmark gespeichert werden. Steinach spritzte einer Reihe von kastrierten Fröschen, Auszüge aus dem Gehirn und Rückenmark von anderen Fröschen, die in der Brunst waren. Einer zweiten Reihe von kastrierten Fröschen spritzte er Auszüge aus dem Gehirn und Rückenmark von ebenfalls kastrierten Fröschen. In der ersten Serie wurde ein guter Klammer-Reflex beobachtet, während bei der zweiten Versuchsreihe keine Änderungen eintraten. (Bei mehreren Froscharten ist der Klammerreflex sehr stark ausgeprägt, der die Männchen befähigt, sich stunden- oder sogar tagelang an einem Weibchen festzuhalten.) Steinach stellte fest, dass Injektionen von anderen Organen der Frösche, die in der Brunst waren, nicht in der Lage waren, den Klammerreflex bei den kastrierten Fröschen auszulösen. Daraus zog er den Schluss, dass die primäre Aktion der inneren Sekrete der Hoden (die Spermien), nachdem sie das Blut passiert haben, darin besteht, dass sie auf das zentrale Nervensystem einwirken, welches durch lokale Veränderungen der Durchblutung, Effekte in verschiedenen Teilen des Körpers bewirken.
Der Physiologe Nussbaum, leitete ähnliche Experimente, auf dessen Grundlage er zu dem Schluss kam, dass die inneren Sekrete des Hodens, die Spermien, in einer bestimmten Art nur auf das Nervensystem wirken, welches darauf Impulse zu den verschiedenen Organen sendet, worauf sich der Stoffwechsel dieser Organe in einer bestimmten Richtung verändert. Er beobachtete, dass sich beim männlichen Frosch, bei der Annäherung an die Brutzeit, die Haut des Vordergliedes verdickte. Dies ging mit einer Zunahme der Entwicklung des Unterarmmuskels einher. Diese Veränderungen sind für die Kopulation (den Geschlechtsverkehr) beim Frosch erforderlich. Wenn der männliche Frosch kastriert ist, wird die Haut nicht gebildet und der Unterarmmuskel entwickelt sich nicht. Nussbaum stellte fest, dass dann, wenn Spermien eines Frosches in den dorsalen Lymphknoten eines zuvor kastrierten Frosches injiziert (eingespritzt) werden, sich bei diesem kastrierten Frosch, die sekundären Geschlechtsmerkmale, wie bei einem normalen Frosch, entwickeln. Er kommt zu dem Schluss, dass die Spermien eine wichtige Funktion für bestimmte Gruppen der Ganglienzellen haben und dass der Einfluss der Spermien auf den Stoffwechsel der veschiedenen Gewebe durch das Nervensystem beeinflusst wird. (Ein Ganglion ist ein knotenförmiges Gebilde des Nervensystems außerhalb des Zentralnervensystems, in dem Zellkörper von Nervenzellen angehäuft sind.)
Langer Rede kurzer Sinn: Die Spermien haben offensichtlich eine wichtige Bedeutung für das Nervensystem, welches durch die Spermien Einfluss auf den Stoffwechsel nimmt. Werden die Spermien durch sexuellen Verkehr in ihrer Anzahl oder in ihrer Qualität gemindert, dann hat dies unmittelbaren Einfluss auf den Stoffwechsel und damit auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen.
Quelle:
The physiological value of continence