Es sollte auch daran erinnert werden, dass es lange Zeit generell verboten war, überhaupt öffentlich über sexuelle Themen zu schreiben. Als Havelock Ellis zwischen 1896 und 1928 in sieben Bänden sein Werk "Studies in the Psychology of Sex" veröffentlichte, wurde es von Kritikern als obszön bezeichnet und rief alsbald die Gesetzeshüter auf den Plan. Ein Buchhändler wurde daraufhin angeklagt, welcher sich zu seiner Verteidigung auf den wissenschaftlichen Wert des Werks berief. Der Richter verwarf jedoch diese Argumentation mit der Begründung, es handle sich nur um einen Vorwand, um eine schmutzige Publikation zu verkaufen. Die Folge dieses Skandals war, dass das Werk in England und den USA nicht legal zu erhalten war und der Öffentlichkeit bis 1935 vorenthalten blieb. Nur Ärzten war es gestattet ein Exemplar zu erwerben.
Man kann also davon ausgehen, dass sexuelle Aufklärung und wissenchenschaftliche Untersuchungen erst seit etwa Mitte des letzten Jahrhunderts möglich sind.
hallo,
nichts gegen wissenschftliche oder besser naturwissenschaftliche Untersuchungen, nur sollte man auch immer bedenken, dass eben nicht alles messbar ist. Chan hat hier bereits darauf hingewiesen, wobei er auf den prozesshaften Charakter gegenständlicher Phänomene anspielt.
Daneben kann man aber noch feststellen, dass rein geistige Werte ebensowenig messbar sind. Z.B. ist Wahrheit nicht messbar. Wahrheit lässt sich nicht messen. Natürlich kann man jetzt bezweifeln, dass es Wahrheit kontextunabhängig überhaupt gibt, so dass sie schon deswegen nicht messbar sein kann. Nur fragt sich dann, warum Menschen sich nach Wahrheit im Sinne von wahrer Wahrheit also keine theoretische Wahrheit sehnen und z.B. auf allen möglichen und unmöglichen spirituellen und nicht spirituellen Wegen danach suchen.
Ich will damit sagen, dass man in Bezug auf die Enthaltsamkeit auch ganz gut ohne naturwissenschaftlichen Beweis auskommen kann.
Es ist ja doch so, dass wir die Naturwissenschaften in unserem Denken an die Stelle der Religion gesetzt haben, in der Hoffnung, sie könne uns die ersehnten Antworten liefern, die uns die organisierten Religionen nicht geben konnten. Problematisch ist daran nur, dass die Wissenschaft regelmäßig Antworten liefert, jedoch für jede Antwort 10 neue Fragen aufwirft.
Daher sollte man sich nicht zu sehr den Naturwissenschaften anbiedern.
Und ich weiß auch, dass Wissenschaft niemals so neutral, leidenschaftslos und vorurteilsfrei ist, wie sie zu sein scheint.
Hinter jeder Studie und Forschung steckt ein Mensch oder eine Gruppe, der oder die ein bestimmtes Erkentnisinteresse hat. Und das haben diese Leute niemals nur aus neugier und Spaß an der Forschung.
Dahinter steckt immer ein ganzes Interessenbündel. Enthaltsamkeit wird nicht erforscht, weil es Geld kosten würde und mit den Erkentnissen wohl kaum Geld zu verdienen wäre.
Andererseits wissen wir auch, dass die Bush Regierung mit staatlichen Mitteln versucht, die Heranwachsenden zu Sexlosigkeit, zumindest vor der Ehe zu erziehen. Wenn mir irgendein Bushvertreter ewas von den Segnungen der Enthaltsamkeit erzählen würde und dann mit einer Studie ankäme, die belegt, dass Sex Krebs erregend ist, dann würde ich sicher auch sagen, "lass ma`stecken alter".
Ich will jetzt weder dich noch irgendjemanden anderen hier angreifen, im Gegenteil ich finde deine Beiträge gut, nur wie gesagt, Wissenschaftlichkeit ist kein Kriterium für Wahrheit an sich.
Deshalb ist viel wichtiger, welche Erfahrungen man mit der Sexualität hat und ob man wirklich das Glück damit erlangt, das man sich davon verspricht. Ich glaube, dass die erotische Liebe letztlich jeden frustriert, weshalb zum Beispiel in Deutschland mittlerweile jede dritte Ehe geschieden wird, kam heute im Radio. Ständig geht es nur um irgedewelche scheiß Beziehungskisten.
Aber, diese Erfahrungen sind es, die uns weiser machen. Der Erkenntnisgewinn der sich aus genau diesen Erfahrungen ziehen lässt, kann keine Studie der Welt aufwiegen. Du selbst bist auch lange süchtig hinter dem erotischen Kick hergelaufen, stimmts?
Nur wenn man die grundsätzlich frustriende Natur des Ganzen durchschaut, kann man davon loskommen.
Jeder Junkie braucht, bevor er von der Droge loskommen kann, die Einsicht, dass er überhaupt süchtig ist. Fehlt diese Einsicht in das Suchtverhalten, dann nützen auch die besten Ratschläge nix.
Grüße
namor