Frauen und das Zölibat I
Fast die gesamte Weltgeschichte hindurch sind die Frauen ohne Bildung und Erziehung geblieben, im alten Persien, in China und Indien, dort sogar bis in unser Jahrhundert hinein (man schaue sich auch die islamischen Staaten an), in Griechenland, in sämtlichen Hochkulturen. Der englische Philosoph und Mathematiker
Bertrand Russel, er war als Agnostiker (Agnostizismus bezeichnet die philosophische Ansicht, dass bestimmte Annahmen, insbesondere theologischer Art, welche die Existenz oder Nichtexistenz eines höheren Wesens, wie beispielsweise eines Gottes betreffen, entweder ungeklärt, grundsätzlich nicht zu klären oder für das Leben irrelevant sind), Pazifist (der Pazifist lehnt Krieg und Gewalt ab) und Friedensaktivist bekannt, der eine anarchistisch-pazifistische Grundhaltung besaß (sein erstes Buch schrieb Russel 1896 über die deutsche Sozialdemokratie, 1927 gründete Bertrand Russell mit seiner damaligen Frau Dora im Süden Englands eine libertäre (antiautoritäre) Internatsschule, 1950 erhielt er als eine Anerkennung für sein vielseitiges und bedeutungsvolles Wirken, mit dem er als Vorkämpfer der Humanität und Gedankenfreiheit hervortritt den Nobelpreis für Literatur) und in Cambridge, Oxford, London, an der amerikanischen Harvard University und in Peking lehrte, bemerkte dazu: In den meisten zivilisierten Gesellschaften wurde den Frauen verwehrt, die Welt und das, was auf ihr geschah, zu erleben. Man hat sie künstlich dumm, und damit uninteressant gehalten. Aus den Gesprächen (des griechischen Philosophen, 427 bis 347 v.Chr. in Athen) Platos gewinnt man den Eindruck, dass er und seine Freunde den Mann als das einzig angemessene Objekt ernsthafter Liebe ansahen. Das ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß alles, wofür sie sich interessierten, für die angesehene Athenerin unzulänglich war.
Dieser Mangl an Bildung spiegelte sich in mangelndem sexuellen Wissen wieder, das den Frauen zugestanden wurde. Man hielt die Frau nicht nur ohne Bildung, sondern auch ohne Sexualität. Gelegentlich war es in der Geschichte anders, aber im allgemeinen wurde die Sexualität der Frauen nur insoweit beachtet, als sie beim Mann eine sexuelle Reaktion auslösen konnte. In der Geschichte ist der Frau jedes Laster und jede Tugend zugeschreiben worden. Von der gemeinen Verführerin bis zur überirdischen Heiligen und wieder zurück, hat die Frau sämtliche Stadien durchlaufen. In vielen Religionen wurde den Frauen sexuelle Macht jeder Art zu- und dann wieder aberkannt. Ein beredtes Beispiel dieser Zwiespältigkeit finden wir im Christentum, wo eine Frau (Eva) die Ursache der Erbsünde und des Verlustes der Gnade ist, und eine andere (Maria) der Anlass für alle Frommen zur Reinheit, auch für das Zölibatäre der Priesterschaft. (Eine weiße Lilie gilt z.B. als Hinweis auf die Gottes Mutter Maria, auf ihre Reinheit, Keuschheit, Unschuld und ihre reine Seele.)
Geschichtlich gesehen war (ist) die Frau sozial und wirtschaftlich vom Mann abhängig, nicht jedoch sexuell. Sie war sexuell unabhängig, weil man sie nicht für sexuell hielt. Einige Forscher sind der Meinung, dass sei deshalb so, weil eine sexuelle Reaktion der Frau für die Fortpflanzung nicht erforderlich sei. Nur der Orgasmus des Mannes ist notwendig, und folglich bestand die einzig wirklich sexuelle Funktion der Frau darin, Samenbehälter zu sein, wie die amerikanischen Sexualwissenschaftler Masters und Johnson es despektierlich nannten. Da die weibliche Sexualität nie losgelöst von den ehelichen Pflichten und der Mutterschaft betrachtet wurde, beachteten die Frauen ihre sexuellen Wünsche nicht, und auch von Seiten der Männer wurde ihren Bedürfnissen keine Aufmerksamkeit geschenkt. Die Folge war, dass die Frauen entweder lernten, nicht sexuell zu sein, oder aber überhaupt niemals lernten, sexuell zu sein. Es ist beachtlich, daß, obwohl die jüngste Forschung auf dem Gebiet der Sexualität, das große sexuelle Vermögen der Frau deutlich gemacht hat, eine Orgasmusfähigkeit, die sich als weit stärker erwies, als die des Mannes, es keine Anzeichen dafür gibt, daß die Frau das erlebt hat, was man gemeinhin als sexuelle Frustration bezeichnet. Da sie die eigene sexuelle Reaktion nicht kannte und auch nicht gedrängt wurde, ein sexuelles Leben zu führen, war sie offenbar nicht enttäuscht. Die amerikanische Schriftstellerin und Gesundheitsaktivistin
Barbara Seaman vertritt nachdrücklich die Ansicht, dass die viktorianischen Frauen, die sexuell vollkommen unbewegt waren, trotzdem oft ein ganzes Leben lang in ihre Ehemänner verliebt und nicht bewußt frustriert waren.
Zölibat und Bewusstsein I
Zölibat und Bewusstsein II
Das alte Zölibat
Das neue Zölibat I
Das neue Zölibat II
Das neue Zölibat III
Das neue Zölibat IV
Das neue Zölibat V
Das neue Zölibat VI
Quelle:
The new celebacy - Deutsch:
Liebe ohne Sex