Krabat, ich kann deine Einstellung verstehen. Aber ich urteile nach rein wissenschaftlichen Kriterien. Wenn man das nämlich nicht macht, dann kann man alles mögliche behaupten und alles möglich hinein interpretieren. Wozu das führt, kann man am besten in den Religion sehen. Aber auch im Schamanismus ist dieses anzutreffen. Wenn der Schamane sich in Trance versetzt, was ja in der Regel mittels Drogen geschieht, dann nimmt er angeblich Kontakt zu übernatürlichen Geistern auf. Aber das geschieht allein in seinem Gehirn und zwar aus dem einfachen Grund, weil er bewusstseinsverändernde Drogen eingenommen hat. Das heißt also, die Kontaktaufnahme mit den Geistern, mit den Ahnen und irgendwelchen Tier- und Menschgestalten, findet in Wirklichkeit nicht statt. Darum sind wissenschaftliche Beweise für mich das einzige Kriterium was zählt, weil sonst nach belieben etwas hinein interpretiert wird.
Ich stelle mir manchmal die Frage, ob spirituelles Bewusstsein nicht Ausdruck einer speziellen Schwingung ist, die wir mittels spiritueller Techniken erzeugen. Ist nicht das ganze Universum Ausdruck irgendwelcher Schwingungen? In der Stringtheorie wird behauptet, dass die kleinsten Elementarteilchen, die eindimensionalen Strings, in einem zehndimensionalen Raum-Zeit-Kontinium schwingen und durch die unterschiedlichen Frequenzen ihrer Schwingungen, die elementaren Bausteine der Atome erzeugen. Weiter wird gesagt, dass sich diese Strings in jedem Punkt des Universums befinden. Ist das Universum also in Wirklichkeit ein Ätherfeld, das aus lauter vibrierenden Strings besteht und dass sich dort, wo die Schwingungen einer speziellen Frequenz entsprechen, die Strings sich verdichten, und Galaxien, Sterne und Planeten entstehen? Kann es sein, dass wir besonders durch spirituelle Praktiken, wie zum Beispiel durch Beten, Meditation, Zen oder Autogenes Training, einen positiven Einfluss auf dieses Energiefeld nehmen können, was dazu führt, dass die Schwingungen dieses Energiefeldes sich harmonisieren? Laut der Chaostheorie, kann bereits der Flügelschlag eines Schmetterlings irgendwo am Amazonas, zu einer Naturkatastophe an einem fernen Punkt der Erde führen. Haben wir also als Menschen die Möglichkeit, selbst durch ein bescheidenes spirituelles Leben, größeren Einfluss auf dieses Energiefeld zu nehmen und dadurch die Geschicke unserer oder zukünftiger Zeit positiv zu beeinflussen? Bisher besteht dieses Modell nur in der Theorie, darum vermag natürlich niemand zu sagen, welche Eigenschaften solch ein Energiefeld besitzen würde oder ob es etwa Ausdruck des Göttlichen wäre.
Nimmt man einmal dieses Ätherfeld als Ausgangspunkt, dann könnte man eventuell theoretisch mittels einer wie auch immer gearteten spirituellen Schwingung, Kontakt mit einem Mitmenschen aufnehmen. So natürlich auch mit der Geliebten bzw. mit dem Geliebten. Ob allerdings das Universum nach diesem vereinfachten Modell besteht, weiß natürlich niemand. Wahrscheinlich ist das Universum nach Gesetzen aufgebaut, die sich vollkommen unserem Verständnis entziehen. und darum halte ich es nicht für zulässig, wenn man irgendetwas hinein interpretiert. Das einzige, was ich für zulässig halte ist, dass man sagt, das wissen wir nicht. Alles andere führt zu falschen Schlussfolgerungen und dient nur das dazu, die Realität dem eigenen Weltbild anzupassen. Und das geschieht aus rein egoistischen Gründen.
Du kannst zwar annehmen, dass über den Gedanken eine Verbindung hergestellt wird, aber so lange wir dieses nicht beweisen können, halte ich deine Behauptung für Spekulation. Es könnte sein, dass deine Theorie richtig ist. Sie könnte allerdings auch ebenso falsch sein. Wir wissen es nicht. Und deshalb meine ich, sollten wir keinerlei Aussagen über solche Phänomene machen. Mitunter habe ich allerdings auch das Gefühl, dass solche Verbindungen möglich sein könnten, denn manchmal habe ich im rechten Ohr einen sehr unangenehmen Pfeifton und dann habe ich das Gefühl, dass jemand wütend auf mich ist. Aber vielleicht ist das gar nicht so, sondern vielleicht finden nur irgendwelche physiologischen Prozesse statt, die zu diesem Pfeifton führen.
Wenn du meinst, dass mittels gedanklicher Übertragungen sexuelle Missbräuche stattfinden, indem man sich z.B. vorstellt, mit dieser oder jener Frau zu schlafen, dann könnte ich mit gleicher Berechtigung behaupten, so etwas gibt es nicht. Wenn man dann aber in der therapeutischen Arbeit dem Patienten einredet, es hätte ein gedanklicher Missbrauch stattgefunden, dann halte ich dieses Verhalten für sehr fragwürdig. Es ist eine beliebige Annahme, für die es keine Beweise gibt. Außerdem besteht die Gefahr, dass man beim Patienten bewusst Ängste in dieser Richtung schürt. Die therapeutische Arbeit in deinem Sinne mag gut gemeint sein, aber sie beruht auf Annahmen, die ich nicht teilen kann.
Ich möchte noch ein paar Worte zur vermeintlichen Unterdrückung der Sexualität sagen. Aber das möchte ich lieber in einem neuen Beitrag machen. Weil der Link zum Raja Yoga entfernt wurde, werde ich den Text über den Raja Yoga ebenfalls in einem neuen Beitrag veröffentlichen.