Petition an Alle der in "Liebe"

Sie zog an ihrer Zigarette, beobachtete die aufleuchtende Glut. Und sie fragte sich ob sie feige sei, dass sie es ihm nicht sagte...
Oh nein. Ich bin Realist, denn er würde mich nie gehen lassen. Er wird mich nicht einmal vermissen. Ich fühlte mich in den letzten Jahren meiner Ehe wie lebendig begraben.
Ich gehe mein lieber Stein. Sieben Jahre habe ich dir alles anvertraut. Liebevoll strich sie mit den Fingern über das poröse Gestein, fühlte seine Muschelablagerungen. Du warst bestimmt einmal in der Tiefe des Meeres und ich frage mich, was du erlebt hast... wie alt magst du sein?
Und Michelle dachte an die Urzeiten der Erde, als die Eiszeit nach und nach die Landstriche in Küstennähe freilegte. Wie der Meeresspiegel durch das Abschmelzen der Eisdecke
wieder gestiegen war und das Land unter der See überspülte…

Meerespflanzen und Muschelbänke siedelten sich um den Stein an, Fische nisteten dort und der Stein blieb einige tausend Jahre unter Wasser.
Begonnen hatte alles mit einer riesigen Naturkatastrophe vor elftausend Jahren, als ein Meteorit sich der Erde näherte und als feuerroter Ball in den Puerto Rico Graben einschlug.
Der Meteorit durchstieß die Erdkruste und schlug in den Magma Kern ein.
So wird es gewesen sein, überlegte Michelle. Der Untergang von Atlantis... vielleicht schreibe ich einmal eine Geschichte darüber.
Es folgte eine Reihe von Kettenreaktionen, die alle Vulkane im Atlantik ausbrechen ließen und einen gesamten Erdteil mitten im Atlantik innerhalb einer Nacht und eines Tages untergehen ließ. Dann kamen die Flutwellen und der Regen, wochenlang, monatelang. Und es folgte die Dunkelheit. Hervorgerufen durch die giftigen Gase.
Zweitausend Jahre lag der Stein, im Südwesten der Iberischen Halbinsel in der Dunkelheit. Bedeckt von einer dicken Eisdecke.
Ganz allmählich ging der Meeresspiegel zurück und legte den Stein wieder frei. Es kamen die Pflanzen, die Tiere und dann der Mensch. Feuerstellen wurden errichtet und große heilige Steine aufgestellt, wo man Fruchtbarkeitsrituale vollzog und sich nachts am Feuer die Geschichten alter vergangener Zeiten, von der Sintflut erzählte.
Die Urmenschen, die Lusitanos, waren die ersten Menschen in Portugal. Dann kamen die Westgoten, die Phönizier, die Wikinger und die Römer.
Vor siebenhundert Jahren eroberten die Mauren das Land, sie blieben siebenhundert Jahre und hinterließen dreissig Prozent genetischen Anteil ihrer Rasse in den Einwohnern der Algarve. Al-Garb, so nannten die Mauren ihr Land damals, das bedeutet ganz im Westen.

In der Nähe stieß ein Käuzchen seine heiseren Schreie in die Luft, Michelle fröstelte, sie zog sich ihre Jacke über und dachte an die letzten Monate zurück. Sie hatte sich in einen zwanzig Jahre jüngeren Mann verliebte. Er hatte die dunklen stechenden Augen und die ausgeprägte Nase eines Arabers und das faszinierte sie.
Trotzdem, diese Liebe fand mehr in ihrem Kopf statt, als sonst wo, aber sie machte sie wieder lebendig, sie begann aufzuleben, das Leben zu umarmen. Und vor allem die Entscheidung zu treffen, sich von ihrem Mann zu trennen. Wusste sie mit nun Sicherheit, dass sie ihn nicht mehr liebte.
Ja, die Liebe mit Pedro Alvarez fand mehr in meinen Träumen statt.
Sie lächelte, einmal hatte sie Pedro geliebt. An dem kleinen Felsenstrand unten. Der Mond spiegelte sich auf dem Wasser, ich werde es nie mehr aus meiner Erinnerung verlieren.
Michelle streichelte über den Stein, Pedro will nach Australien nachkommen, aber ich gebe nicht viel drauf, diese Liebe ist nicht mehr als ein Strohfeuer und hat mir geholfen, mich zu befreien. Ich bin in meiner Ehe oft genug betrogen worden und dann war es das wert.
So gehe ich morgen auf leisen Sohlen auf und davon.
Ich hoffe, dass ich die Kinder bald nachholen werde, der Anwalt warnte mich, sie einfach mitzunehmen, das sei Entführung, und außerdem, wie soll ich mir anfangs mein Leben mit zwei Kindern neu aufbauen? Das ist die Ungerechtigkeit, die an uns Frauen von den Männern begangen wird. Wir Frauen sind immer benachteiligt, jetzt soll er mal für die Kinder sorgen.
Nein, ich bin nicht gewissenlos dachte sie und ihr kam jene kalte Novembernacht in den Sinn, wie sie herkam zu ihrem Stein. Der Wind jagte oben die Wolken am Himmel über einen bleichen Mond, das war vor drei Jahren, als sie dahinter kam, dass ihr Mann ein Verhältnis mit einer Freundin von ihr hatte.
„Warum ich?“, schrie sie in die Nacht hinaus. „Nimmt es denn kein Ende mehr? Warum das
Leid?“
Sie kniete damals am Boden und umarmte ihren Stein, fühlte seinen Atem, er hatte den Hauch der Ewigkeit, der ihr wieder Kraft gab, weiterzumachen mit ihrem kleinen Leben.
„Du hast die Ruhe der Jahrtausende, ich will weiterleben, allein um schon zu erfahren, was in meinem Leben geschehen wird.
Damals nach dieser Novembernacht, hatte sie die Weichen gestellt, begann ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.
Morgen fliege ich auf die andere Seite der Erde. Ja, ich weiß, ich nehme mich selber mit, aber ich bin voller Zuversicht.
Sie umarmte lange Zeit den Stein, dann stand sie auf und ging.

Text von Karuna :kiss4: :kiss3: :kiss4:
 
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:tanzen: :schaf: :angel2: Die Fähigkeit des Liebens ist von unserem Vermögen abhängig, erwachsen zu werden und in unserem Verhältnis zur Welt sowie zu uns selbst eine schöpferische Orientierung zu entwickeln. Dieser Vorgang des Sichlösens, des Geborenwerdens, des Erwachens erfordert als notwendige Bedingung eine weitere Eigenschaft: Glauben. Liebe ist im Glauben gegründet. ... :waesche2: :waesche1: :buegeln:

:winken5: :winken5:


Karuna :daisy:
 
hi Karuna na du bist aber fleißig - (ich hoffe das ist für dich keine Beleidigung)

und du siehst seit fünfundzwanzig Jahren kein TV?
ich habe seit 25 Jahren keinen Fernseher, aber ab und zu sehe ich bei Freunden oder so.

ich trinke gerne mal ein Dunkelbier mit mildem Hopfen, auf die bitteren stehe ich nicht so. :beer3: - aber es kann auch mal ein Wein sein :sekt:

ansonsten alles Gute :trost: :trost: :kiss3: Inti
 
Inti schrieb:
hi Karuna na du bist aber fleißig - (ich hoffe das ist für dich keine Beleidigung)

ich habe seit 25 Jahren keinen Fernseher, aber ab und zu sehe ich bei Freunden oder so.

ich trinke gerne mal ein Dunkelbier mit mildem Hopfen, auf die bitteren stehe ich nicht so. :beer3: - aber es kann auch mal ein Wein sein :sekt:

ansonsten alles Gute :kiss3: Inti


Bier, das rate ich dir! :beer3:
Mein letztes Bier trank ich am Münchner Flughafen
im April und das war a Riesnbier! :zauberer2

sonst trinke ich lieber Wein
Wein, das lass sein...
Nein! :sekt: :sekt:

. Oben stand eine Holzhütte mit einem Dach aus Palmenblättern und darin eine Theke voll mit lauter bunten Flaschen. Zuckerrohrliköre in allen nur vorstellbaren Farben, und es spielte Musik von Caetano Veloso und Chico Buarque.
Ich saß mit Stella auf einer von diesen primitiven Bänken, jeder ein Glas Zuckerrohrschnaps mit Eiswürfeln in der Hand. Die Kinder bekamen eine Limonade. Wir schauten hinunter auf das Meer und beobachteten den Sonnenuntergang. Die Erinnerung ist zu schön, fast kitschig. Wie in einem Werbespot. Eine Mischung aus Bacardi Rum und Club Med... Mein Gott, ich sehe das Bild so klar vor mir und frage mich, warum alles so vergänglich ist.

Text von Karuna :kiss3:
 
Das gefällt!!!

Natütlement auch mit mehr als einem Bier...
Gestern Abend waren wir hier im Ort auf einem kleinen Konzert von Carl Verheyen (Supertramp). Eigentlich eher ein Ambiente wie ein kleiner Club mehr wie 300 Leute Passen in diesen kleinen Saal nicht rein.
Nicht nur das es Klasse war...Blues meets Rock....

Nicht wegen des Geldes wurde gespielt (Carl ist mehrfacher Millionär) sondern
wegen der Musik Eintritt war lächerliche 11,00€...

Die Freude die alle hatten....sich Eins fühlen mit der Musik und den Leuten...
Auch das nenne ich Liebe:)

Liebe Grüße Ullili
 
Ullikin schrieb:
Das gefällt!!!

Natütlement auch mit mehr als einem Bier...
Gestern Abend waren wir hier im Ort auf einem kleinen Konzert von Carl Verheyen (Supertramp). Eigentlich eher ein Ambiente wie ein kleiner Club mehr wie 300 Leute Passen in diesen kleinen Saal nicht rein.
Nicht nur das es Klasse war...Blues meets Rock....

Nicht wegen des Geldes wurde gespielt (Carl ist mehrfacher Millionär) sondern
wegen der Musik Eintritt war lächerliche 11,00€...

Die Freude die alle hatten....sich Eins fühlen mit der Musik und den Leuten...
Auch das nenne ich Liebe:)

Liebe Grüße Ullili

Soviel Bier
das rate ich dir!

Ja die Musik :romeo: :gitarre: :drums:

auch ich liebe Musik
und Musik ist Liebe
bringt Liebe in hohe Schwingung

z.Z. höre ich gerne Shade
Cherrys the day...
aber Sting und sogar MENEM
das liegt an meinem Sohn

einmal haben wir zu Weihnachten
an Heilig Abend Metallica gespielt
ich fands herrlich und meinte
dies würde dem Heiligen Geist keinen Abbruch tun...

Karuna sagt prost! :sekt:
 
Die Liebe ist eine aktive Achtsamkeit
gegenüber dem Leben und dessen was
wächst und von uns geliebt wird...

Erich Fromm



„Er wird kommen! Ich fühle es, er muss auf dem Weg hierher sein!“
Es war ein warmer Frühlingstag und der Wind brachte immer wieder Fetzen einer Blaskapelle vom fernen Fjord herüber.
Ellida war unruhig und ging im Garten umher. Wangel wusste, es kam nun die Stunde der Wahrheit. Er musste den Seemann endlich aus ihrem Leben vertreiben.
„Geh ins Haus!“, befahl er. „Ich werde alleine mit ihm reden.“
„Niemals!“, schrie sie wie in einem Wahn. Da ist er!“
Aus ihren Augen brach eine wilde Sehnsucht hervor. Das Blau ihrer Iris begann sich zu verdunkeln, wurde zur tosenden See. Wellenberge türmten sich bedrohlich auf. Blauschwarz mit nach oben hin von hellem kristallklarem durchsichtigem Saphir. Scharfkantige Zacken, die sich in weiβer Gischt hinunterstürzten. Donnernd sich in die Tiefe ergossen. In die unergründliche Tiefe der See… dort, wo nur Stille ist.

„Ellida, ich kam mein Versprechen einzulösen“, sagte der Seemann leise, fast unhörbar.
„Willkommen Seemann“, sprach sie leise.

Das Meer ist unersättlich, holte sich, was immer es antraf. Riss es mit sich fort und spülte es später einmal irgendwo wieder an Land. Irgendwo gestrandet vom ewigen Mahlen des Wassers, welches umspült, umarmt, sanft und liebkosend herumwirbelt. Dann wieder hinausträgt, weit hinaus in die Ferne, in die Unendlichen Weiten des Ozeans. In die Grenzenlosigkeit. Dort wo man glaubt zu schweben, frei und ungebunden. Ohne Ziel, ohne Ermahnungen, Erstarrungen…

Ja, sann Ellida nach, ich wurde gekauft von Wangel und ich habe es zugelassen. Ich versuchte es ihm zu erklären, aber er hat mich nicht verstehen wollen, denn er will mich nicht frei geben.

„Bist du bereit mit mir zu kommen?“, hörte Ellida die Stimme des Seemanns wie aus weiter Ferne. Jene rätselhafte Ferne aus der er kam… verlockende Dimension des Seins, verlockend und unbekannt.

„Oh mein Gott, frage mich doch nicht, warum fühlst du mich in solche Versuchung?“ Ellida hörte die Schiffsglocke in der Ferne schlagen und sie dachte: es kommt der Augenblick der Entscheidung. Etwas Unwiderrufbares.
„Die Entscheidung fürs Leben!“, brach es aus ihr heraus und sie rang die Hände. „Die Entscheidung die nie mehr rückgängig gemacht werden kann.“
„Nein! Nie mehr, Ellida! Was ist jetzt? Kommst du oder nicht?“
„Sehen sie nicht selbst, dass sie nicht mitkommt?“, rief Wangel ärgerlich aus. „Sie ist nicht reisefertig.“
„Ich frage nicht nach Reisekleidung oder gepackten Koffern, alles was wir brauchen, habe ich an Bord. Eine Kajüte steht für sie breit.“

Das Schiff schlingerte stark in der See. Möwen begleiteten sie seit Tagen. Der Seemann fragt mich ob ich glücklich sei. „Du wirst mir nun für immer gehören Weib!“ Seine Augen kommen mir immer näher, drohen mich zu verschlingen und ich beginne in einen bodenlosen Abgrund zu fallen. Ohne Halt falle ich in endloser Geschwindigkeit in das Nirgendwo…
Damals habe ich ihm das Versprechen gegeben, dachte sie nach…
„In einer halben Stunde ist es zu spät“, mahnte der Seemann.

Das Meer ist bleiern mit träger Dünung. Eisschollen bedecken jetzt die Wasseroberfläche. Sie weiβ nicht wo das Festland ist, denn die Eisdecke ist trügerisch und verbirgt, wo das Eis endet, wo das Land beginnt. Es ist still und diese Stille hüllt sie ein. Dieses Schweigen in ihr, das die Antwort nicht kennt.

Ellida sah den Seemann forschend an. „Warum bist du so unerschütterlich in deinem Glauben an mich Fremder?“
„Fühlst du nicht das Gleiche wie ich?“, fragte er verständnislos.
„Meinst du wegen des Versprechens?“
„Ein Versprechen bindet niemanden.“ Er lächelte gequält. „Keinen Mann und auch keine Frau. „Wenn ich so unerschütterlich an dir festhalte, wie du es nennst, dann nur aus einem Grund: ich kann nicht anders.“
„Warum kamst du nicht früher?“
„Ellida, was soll das?“, herrschte Wangel seine Frau an.
„Ich fühle eine Kraft, die mich hinweg ziehen will. Ich bin dem Strom der Gezeiten ausgeliefert, der mich holt.“

Der Seemann kletterte über den Zaun, kam durch den Garten bedrohlich näher. Ellida wich hinter Wangel zurück.
„Was willst du von mir Seemann?“
„Ich sehe es in deinen Augen, Ellida. Du wirst dich für mich entscheiden.“


Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
Genie ist Liebeskraft, ist Sehnsucht nach Hingabe.

Hermann Hesse





Ich habe ihm damals geglaubt, dachte Ellida. Ich versteckte den Seemann so gut, dass Vater nichts mitbekam. Sie lächelte. Wir schworen uns ewige Lieb und er versprach zurückzukehren, um mich zu holen. Es war dunkel in unserem Versteck. Noch immer habe ich den leicht modrigen Geruch in der Nase und höre das Donnern der Wellen. Der Seemann war sanft zu mir, wir haben uns geküsst, aber wir haben es nicht getan. Feierlich sagte er zu mir: „Wir wollen damit warten bis ich dich hole.“

„Meine Frau hat hier keine Entscheidungen zu treffen!“, schrie Wangel in aufgebrachtem Ton und trat dem Seemann entschieden in den Weg.


Die Möwen kreischen auf ihrer ewigen Suche nach Futter. Möwen werden nie satt… Ich brachte ihm damals heiβe Suppe in sein Versteck und er erzählte mir, dass er auf der Flucht vor der Polizei sei und sich für einige Tage verstecken müsse.

„Wenn sie nicht sofort verschwinden“, hörte Ellida Wangel in drohendem Ton sagen. „Wenn sie nicht baldigst auβer Landes gehen, wissen sie was ihnen dann blüht?“
„Wangel! Das darfst du nicht!“, schrie Ellida in Panik.
„Ich kann mir denken, was sie mit mir vor haben, mein Herr!“
„Richtig, Seemann, denn ich weiβ alles über den Mord damals in Skoldvik.“
„Oh mein Gott! Wie kannst du nur Wangel!“ In diesem Augenblick zog der Seemann
Einen Revolver und zielte auf Wangel. Ellida aber warf sich blitzschnell schützend vor Wangel.

Da tauchten die inneren Bilder der letzten Jahre vor ihrem Auge auf… Wangel liebevoll und führsorglich zu ihr. Wangel, der sie aufmunterte, wenn sie niedergeschlagen war. Und sie war oft niedergeschlagen, denn das Kind starb bald nach seiner Geburt. Es war ein Junge und er hatte die blauen Augen der See. Dieses tiefe Blau, welches sie an den Seemann erinnerte.
Ellida lebte von da an nicht mehr wirklich in dieser Welt und begann sich langsam zu verabschieden. Sanft glitt sie in eine andere, imaginäre Welt hinein. Ebbe und Flut zogen sie hinaus auf das Meer, zu jenem Fremden, der irgendwo da drauβen war und eines Tages zurückkehren würde…

„Ich werde keinen erschieβen!“, holte sie die Stimme des Seemanns aus ihrer Gedankenwelt. „Weder dich noch ihn. Der Revolver ist allein für mich bestimmt, denn ich will als freier Mann leben und als freier Mann sterben.
„Wangel!“, rief Ellida erregt. „Du kannst mich hier zurückhalten. Du hast die Macht und willst es tun. Ich werde aber nicht mehr bei dir sein. Meine Gedanken kannst du nicht fesseln!“

Der nachtblaue Himmel war so dunkel, dass man nicht zu unterscheiden vermochte, wo das Wasser war und wo der Himmel endete. Die Stille war unwirklich… diese Stille, dieses Schweigen. „Stirbt man so, Wangel?“, flüsterte sie. „Ist das der Tod der Seele?“

„Ich sehe es ein, Ellida!“ Wangels Stimme klang gequält. „Du scheinst mir zu entgleiten, ich
Kann dich nicht mehr halten. Dein Verlangen nach Grenzenlosigkeit und dieser Blick von dir,
der in die Unendlichkeit strebt, wird dich zerbrechen!“

Die Nacht legt tröstend ihre Schwingen um Ellida. Nichts mehr denken, nichts mehr wissen.
Lautloses Schweigen und hinab gleiten in die Tiefe, die Tiefe der See.

„Soweit darf es nicht kommen!“ hörte sie Wangels Stimme, wie aus weiter Ferne. Aber Ellida glitt hinab in die Nacht.

„Ellida!“, rief Wangel eindringlich. „Hörst du mich? Ich löse unsere Bindung auf und gebe dich frei. Du kannst gehen.“

Es begann langsam zu dämmern. Die Sonne stieg lautlos aus einem Meer wie flüssiges Blei.
Sie schmeckte das Salz auf ihren Lippen. Köstliches, Lebend spendendes Salz.

„Ellida, Liebste, hörst du mich?“
Langsam drehte sich Ellida zu Wangel und sah ihn lange an.
„Ist es wahr?“, fragte sie ihn schlieβlich. „Sagst du das aus vollem Herzen?“
„Ja, aus vollem Herzen. Aus Liebe zu dir!“
„Sind wir uns doch so nahe gekommen, Wangel?“
„Wir sind durch die gemeinsamen Jahre, aneinander gewachsen.“
„Warum nur, habe ich das nie bemerkt?“

Sie blickte ihn wehmütig an. Wie er da vor ihr stand,
umgeben vom satten Grün des Gartens und dem Blühenden Kirschbaum. Sie bemerkte den hellblauen Himmel darüber, wo einige Federwölkchen dahin zogen. Der Kirschbaum steht in voller Blüte, dachte sie. Das wird eine gute Ernte.

„Deine Gedanken sind in den letzten Jahren andere Wege gegangen, Ellida. Ich gebe dich frei.
Du kannst in voller Eigenverantwortung entscheiden.“
„In Freiheit und eigener Verantwortung?“ In der Ferne erklang erneut die Schiffsglocke.

Das Meer ist weit dort unten, dachte sie. Sanft fallen die Hügel ab hinunter bis zum Fjord, dort wo das Schiff im kleinen Hafen liegt.

„Hörst du Ellida? Die Schiffsglocke läutet zum letzten Mal, komm endlich!“
Sie wendete sich ihm zu und sah ihm dabei fest in die Augen.
„Nach dem, was geschah, werde ich nicht mit ihnen gehen.“ Ihre Stimme war machtvoll und lieβ keinen Zweifel zu.
„Du kommst nicht mit mir?“
Ellida stellte sich neben Wangel und nahm seine Hand.
„Nein, Fremder! Niemals nach allem was geschah.“


Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
Und wenn ihr nur horcht in die Stille der Nacht,
werdet ihr sie schweigend sprechen hören:

„Unser Gott, der du bist unser Engel selbst,
es ist dein Wille in uns, der will.
Es ist deine Sehnsucht in uns, die sich sehnt.
Es ist dein Verlangen in uns, das unsere Nächte,
die dein sind, in Tage zu verwandeln verlangt, die ebenfalls dein sind.
Um nichts können wir dich bitten, denn du kennst
unser Bedürfnis; und indem du uns mehr und mehr von dir gibst,
gibst du uns alles.“

Khalil Gibran



Alte Liebe...neue Liebe



Angela saβ am Vidigal- Strand und blickte mit verweinten Augen in eine Ferne, die jenseits der Wirklichkeit lag. Sie bemerkte weder die Inseln, die über dem ruhigen Wasser schwebten, noch die üppige Vegetation an den Hängen der Steilküste. Auch nicht die golden angestrahlten Hochhausfassaden von Ipanema, die in das Licht der untergehenden Sonne getaucht waren.
Seit Torsten vor einem Monat an einem Herzinfarkt gestorben war, kam Angela oft und setzte sich ans Wasser. Ich will einfach nicht gegen die Tränen ankämpfen, dachte sie. Langsam erst beginne ich zu begreifen, dass er tot ist.
Hier brauchte sie nicht zu lächeln, sie musste nicht lügen mit dieser Maske, die sie seit Wochen aufgesetzt hatte.
Angela schluchzte auf, die Tränen rannen ihr Gesicht herunter. Der Schmerz war tief, saβ in ihrer Brust und sie wollte sich dagegen aufbäumen gegen seinen Tod. Doch sie wusste, sie konnte es nicht. Erinnerungen durchfluteten ihr ganzes Sein, zwangen sie in einen Tunnel der Seelenqualen hinein. Tiefer und tiefer.

Ich sehe immer noch seine Augen, sie blickten mich an. Langsam verlosch das Leben in ihnen… Sie brachen und erstarrten. Er war auf einmal nicht mehr vorhanden. Wohin ging er? Welchen unsichtbaren Weg nahm er, auf dem ich ihm nicht folgen konnte?
Nur eine leblose Hülle blieb zurück. Ich begleitete seinen toten Körper nach Deutschland. Wie unter Schock stand ich an seinem Grab. Neben mir fremde Menschen und ich selbst war mir ebenso fremd. Es war, als wäre ich Zuschauer und beobachtete. Ich beobachtete wie der Pfarrer predigte und auf das Jenseits hinwies mit seinen Versprechen. Erde fiel auf den Sarg, erst eine Hand voll und dann mehr und mehr, bis Torsten verschwand, drei Meter unter dem Erdboden. Ich nahm damals alles um mich herum besonders intensiv wahr, nur war es so als ob es mich nicht betreffe. Ich war unter Schock, konnte nicht einmal weinen. Aber ich roch den Duft der vielen Blumen, der frischen Erde, hörte das Rascheln verdorrter Blätter, die der Wind wahllos herum blies. Wir sind auch wie Blätter und werden wahllos durch das Leben getrieben, sinnlos und ohne Ziel.

Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
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"You may say I'am a dreamer
But I'am not the only one
I hope someday you'll join us
An the world will be as one..."

John Lennon


Eine Woche später saβ ich an meinem Informations- Desk im Hotel Sheraton in Rio und beantwortete die Fragen meiner Gäste. Ich verkaufte ihnen Stadtrundfahrten, brachte Urlauber zurück zum Flughafen, verabschiedete mich von ihnen und schenkte ihnen mein Lächeln.
Angela atmete einmal tief die salzige Luft ein. Ja, das hier und jetzt hat mich eingeholt, dachte sie. Das Geschäft des Tourismus darf nicht stehen bleiben und meine Trauer interessiert keinen Menschen.
Ich weiβ, ich kann ihn nicht mehr zurückholen, aber Torsten ist für mich noch gar nicht gegangen. Es ist, als ob er jeden Augenblick um die Ecke kommt und fragt, ob die Maschine aus Frankfurt pünktlich landet. Seine Präsenz war so stark und er hat mir diese Sicherheit gegeben, die ich vermisse und mich ins Leere fallen lässt.
Die Zeit wird die Wunde heilen, aber das Traurige daran ist, Torsten, dass du dich mir dadurch immer mehr entfernst. Jeden Tag ein wenig mehr, wirst du hinüber gehen über dieses Meer und in der Unendlichkeit verschwinden. Du bist ja nicht mehr wirklich da… nur noch in meinen Erinnerungen die eines Tages verblassen werden. Erinnerungen ohne Wurzeln in der Weite des Raumes, dachte sie und nahm eine Hand voll Sand.
Sie hörte auf zu weinen und blickte zum Horizont, lieβ langsam den Sand durch ihre Finger rieseln.

„Alô. Ist alles in Ordnung mit dir?“ Sie erblickte einen zwanzigjährigen Jungen in T-Shirt und Shorts. Er hatte sich zu ihr in den Sand gehockt.
Sie nickte nur.
Er sah ihre verweinten Augen, blaue Augen und fand sie trotzdem hübsch. Sie muss Anfang zwanzig sein, dachte er. Und sie hatte lange blonde Haare, die sie hinten zusammengebunden trug.
„Warum so traurig, kann ich dir helfen?“

Angela wendete sich dem Jungen zu. Ein ungefähr zwanzigjähriger Mulatte mit Wuschelhaar und braunen Augen, die sie aufmerksam musterten.
„Mach dir keine Sorgen um mich, mir geht’s gut.“
„Bist du im Urlaub?“ Er schüttelte den Kopf. „Rio ist so schön und du weinst, warum?“ Da sie nichts darauf sagte, versuchte er es anders: „Aber sag mal, woher kannst du so gut Portugiesisch?“
„Ich habe es gelernt.“ Sie lächelte schwach. „Auβerdem bin ich nicht im Urlaub, sondern arbeite oben im Hotel.“

Eigentlich sollte ich nicht mit ihm reden, überlegte sie. Man hat uns zur Genüge gewarnt. Rio gilt als eine der gefährlichsten Städte der Welt. Überfälle passieren Tag und Nacht…
„Ich weiβ ganz genau was du denkst.“ Er lachte hell auf und holte sie aus ihren Überlegungen. „Nicht alle Menschen in unserem Land sind gefährlich. Meine Freunde und ich, wir spielen hier am Strand Fuβball und haben unseren Spaβ, mehr nicht.“
„Gut, ich glaube dir. Ich habe so wieso keine Wertsachen dabei. Und wie heiβt du?“
„Diogo“, antwortete er. „Und du?“
„Angela.“

Die anderen Jungs riefen zu Diogo herüber, er winkte ab und bedeutete ihnen, dass sie ohne ihn gehen sollten.
„Woher kommst du?“, wollte er wissen.
„Aus Deutschland.“
„Deutschland? Oh, die spielen gut Fuβball!“ Er strahlte. „Oliver Kahn ist einer der besten Torhüter der Welt.“
„Du denkst vor allem an Fuβball, oder? Was machst du sonst noch auβer Fuβball spielen?“
„Ich sollte auch zur Schule gehen, meine Mutter rennt ständig mit den Lehrbüchern hinter mir her.“ Aber ich helfe ein wenig bei uns im Club. Eines Tages werde ich sowieso berühmt werden“, meinte er verschmitzt. „Mein Traum ist in den Flamengo Club aufgenommen zu werden. Zico ist mein groβes Vorbild.“
„Zico?“ Sie musste darüber lächeln, wie selbstsicher er das von sich gab. „Und du meinst, du hättest Chancen? Gibt es in Brasilien nicht noch einige Millionen Jungens, die den gleichen Traum haben wie du?“
Er nickte seufzend. „Ja das stimmt. Man muss gut sein und fleiβig. Morgen werde ich beim Flamengo vorspielen dürfen.“
„Na denn.“ Angela erhob sich. „Ich wünsch dir viel Glück.“ Sie sah ihn an. „Es wird schon dunkel, ich muss gehen.“
„Tchau“, rief er ihr noch zu. „Wir sehen uns bestimmt einmal wieder. Ich komme öfters her.“


Text von Karuna :kiss3: :kiss4: :kiss3:
 
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