"Einzig Kamala war ihm lieb,war ihm wertvoll
gewesen-aber war sie es noch?
Brauchte er sie noch, oder sie ihn?
Spielten sie nicht ein Spiel ohne Ende?
War es notwendig, dafür zu leben?
Nein, es war nicht notwendig!
Dieses Spiel hiess Sansara, ein Spiel für Kinder,
ein Spiel, vielleicht hold zu spielen, einmal,
zweimal, zehnmal- aber immer und immer wieder?"
aus "Siddharta" von Hermann Hesse
Stella und Mahoud waren nun im Hotel Hilton von Abu Dhabi. Wieder umgeben vom Reichtum und Luxus der Emirate.
Stella trat ans Fenster und sah hinaus in die Nacht, unruhig. Da war ein Teil von ihr, der wollte Miguel Angelo nicht anrufen, aber im Grunde wusste sie genau, sie musste es jetzt endlich hinter sich bringen. Man konnte es nicht noch weiter auf schieben. Sie war nur unschlüssig, was sie ihm sagen sollte.
Mahoud, ich rufe jetzt Miguel Angelo an.
Du bist sehr erregt.
Er stand auf, mixte an der Bar zwei Bourbon mit Eis und reichte ihr ein Glas davon.
Hier, trink. Es wird dich beruhigen.
Danke, Mahoud.
Sie kippte den Whisky herunter und wählte Miguel Angelos Telefonnummer. Es läutete auf der anderen Seite. Sie hielt Mahoud ihr leeres Glas hin.
Hallo.
Hallo, Miguel Angelo.
Stella? Wo bist du? Ich erwarte dich seit einer Woche zurück, was ist los?
Mahoud hatte das Glas nachgefüllt und reichte es ihr. Sie trank einen großen Schluck.
Ich bin im Hilton in Abu Dhabi.
Auf der anderen Seite der Leitung erst einmal Pause.
Mahoud hatte sich gesetzt und beobachtete sie.
Endlich schien Miguel Angelo sich gefasst zu haben.
Abu Dhabi? Was machst du dort?
Ich bin hier mit meinem neuen Freund, wir lieben uns, Miguel.
Was? Um Himmels Willen!, schrie er ins Telefon. Bist du völlig durchgedreht?
Nachdem Stella die Hälfte des zweiten Glases geleert hatte, fühlte sie endlich entspannende Wärme. Ihr Körper beruhigte sich spürbar.
Das gleiche hätte ich dich im Dezember fragen können, antwortete sie.
Pause. Miguel schien zu überlegen.
Ich komme am sechzehnten Februar und rufe dich von Paris aus an. Mach dir keine Sorgen. Es geht mir bestens.
Sie war entschlossen, das Gespräch schnell zu beenden, kompromisslos und ohne Gefühlsregungen.
Stella.
Am sechzehnten von Paris aus, in Ordnung?
Das ist überhaupt nicht in Ordnung!, schrie er. Was machst du in Saudi Arabien?
Ich bin nicht in Saudi Arabien, sondern in den Emiraten.
Ach, das ist doch alles das gleiche. Du bist mit einem Araber zusammen.
Das geht dich nichts mehr an, antwortete sie kühl. Du machst auch, was du willst. Ich lege jetzt auf.
Stella, Stella!
Auf Wiedersehen. Sie legte auf, trank erleichtert ihr Glas leer und setzte sich zu Mahoud.
Er hatte sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Von dem Gespräch verstand er nicht viel und war verstimmt, ließ sich aber nichts davon anmerken.
Warum sind Männer immer so besitzergreifend? Sie seufzte.
Mahoud zuckte mit den Schultern. Er stand auf, um ihre Gläser noch einmal zu füllen.
Sie trank einen Schluck. Die Wirkung des Alkohols machte sich stärker bemerkbar.
Mahoud. Ich brauche frische Luft.
Wir machen eine kleine Fahrt auf der Autobahn, schlug er vor. Der Abendwind wird dich erfrischen.
Text von Karuna
