Hallo zusammen,
ich habe ein bisschen gezögert hier etwas ganz privates von mir herein zu schreiben, vielleicht hilft es der einen oder anderen Frau, die zu Hause sitzt und Gewalt erträgt.
Als ich gerade 16 Jahre alt geworden war, begegnete ich meiner, so dachte ich damals, großen Liebe:
Rolf, 7 Jahre älter als ich, ein Sunny Boy!
Obwohl ich damals IMMER die Pille nahm, war ich Ruck Zuck schwanger - im November 84 brachte ich meinen Sohn Sascha mit gerade mal 17 zur Welt. Rolf war am toben, der Rest der Welt auch.
Nachdem sich der erste Sturm gelegt hatte, durfte ich für einige Monate eine Art Familien Glück erleben, denn ich zog mit Rolf zusammen.
Die Zeit verging, ich wurde 18 Jahre alt und heiratete den Vater meines Sohnes gegen den Willen meiner Eltern. Die Heirat mit Rolf war einer der größten Fehler meines Lebens, denn erst am Tage unserer Hochzeit erfuhr ich, wen ich da geehelicht hatte. Mein Mann war der älteste Sohn eines Drogenhändlers und Nachtclubbesitzers zwischen Düsseldorf und Köln ich landete ziemlich in der Scheiße! Bis zu meiner Hochzeit habe ich nichts davon gewusst und für mich ging eine Welt unter. Die ganze feine Familie meines Ehemannes bestand aus Psychopathen. Sein Onkel hatte seine Frau ermordet, zerstückelt und in der Tiefkühltruhe aufbewahrt (vermutlich für schlechte Zeiten), sein Vater war ein bekannter Zuhälter mit einem Strafregister welches länger war als eine Tapetenrolle. Der Rest meiner neuen Verwandtschaft glänzte durch Kleinkriminalität. Ich war in den besten Kreisen gelandet. Im Juni hatte ich geheiratet und im Dezember lief ich meinem Mann davon! Rolf hatte seit der Hochzeit sein wahres Gesicht gezeigt. Er schlug mich, wann immer es ihm passte. Ohne Anlass, einfach so.
Alles war für ihn Grund genug mich zu schlagen holte ich ihm nicht schnell genug einen Kaffee, RUMMS, hatte ich seinen Handabdruck im Gesicht, aber der Hauptgrund war wohl das ich ihm geistig überlegen war, das machte ihn schier wahnsinnig! Für Rolf war es wohl eine Art Sport, mich zu quälen und zu demütigen wann immer es ihm passte! Anfangs konterte ich noch und versuchte zumindest mich zu wehren, aber irgendwann begriff ich dass sich dieser Mann niemals ändern würde und ich dort schleunigst weg musste.
Ich lief ihm davon!
Nach einigem Hin und her hatte ich eine kl., eigene Wohnung -
Dann kam etwas, von dem ich hätte wissen müssen, dass es kommt. Mein Ex Rolf! Er wollte mich unbedingt zurück und all sein Betteln ich möge doch zu ihm zurückkommen, er würde sich bessern usw. fruchtete nicht mehr bei mir. Ich war tatsächlich immun gegen seine leeren Versprechungen geworden. Wurde auch Zeit!
Leider gab er nicht auf, an einem WE stand er vor meiner Wohnungstür. Meinen Sohn hatte ich bei einem Babysitter untergebracht, da es das erste Wochenende war wo mal richtig einen drauf machen wollte.
Stattdessen bekam ich eine drauf und eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens: Lass´ die Tür immer zu und frage vorher wer dahinter steht! Rolf schubste mich in meine Wohnung, zur Begrüßung bekam ich eins auf die Nase! Es folgten drei schlimme Tage, in denen ich getreten, gefesselt und windelweich geschlagen wurde. Zigaretten und Zigarren wurden auf meinem Körper ausgedrückt. Dabei wurde ich nicht nur körperlich, sondern auch seelisch fast zugrunde gerichtet. Es ist schwer, hier mit ein paar Buchstaben zu verdeutlichen, wie sehr er damals versuchte meinen Willen zu brechen. In jenen Tagen lernte ich Menschen von ihrer bösartigsten Seite kennen. Ich lag auf meinem Bett, war gefesselt als Rolf merkte, dass er mit allen Schlägen dieser Welt nichts bei mir ausrichten konnte. Er schrie mich an, ich sollte betteln, um gehen zu dürfen - ich schwieg. Er nahm Zigaretten und drückte sie auf meinem Körper aus ich schwieg. Er nahm ein Messer und ritzte mir in den Hals und in die Brust- ich schwieg. Selbst als er sich auszog und mich gegen meinen Willen nahm, schwieg ich.
Für nichts auf der Welt wollte ich ihm jemals wieder Macht über mich geben, lieber wollte ich sterben, als ihm auch nur noch ein einziges Mal auszuweichen! In dieser Zeit starb ein kleiner Teil meiner Gefühle in mir ich erfror innerlich!
Dies war, bei späterer Betrachtung, der Zeitpunkt, an dem ich mich emotional abschottete. Es dauerte fast 17 Jahre bis ich einem Menschen wieder gestattete, mein Gefühlsleben so zu sehen wie es wirklich war und nicht so wie ich es vorspielte.
Am dritten Tag, als er all seine Wut an mir ausgelassen hatte, zerstörte er meine Wohnung und ging. So plötzlich wie er auftauchte, so verschwand er auch wieder. Nun lag ich da, meine kleine Wohnung war nur noch ein Trümmerfeld. Er hatte alles, aber wirklich alles zerstört, die Wände mit Beleidigungen und Beschimpfungen bekritzelt. Ich war wie gelähmt, nichts ging mehr, ich dachte nur noch: Er ist weg, endlich weg! Ich hatte wirklich durchgehalten, nicht nachgegeben. Nie wieder und für nichts auf der Welt! Ansonsten war in mir alles leer! Gerne würde ich euch schreiben, was noch alles in mir vorging, aber da war einfach nichts nur noch eine übermächtig große Leere!
Meine Nachbarn mussten wohl den Lärm, den er beim abreißen meiner Wohnung gemacht hatte, gehört haben, denn sie alarmierten die Polizei.Diese fand mich in völlig desolatem Zustand vor und ich kam erst einmal ins Krankenhaus, wurde von oben bis unten untersucht und verarztet. Als ich mich einige Wochen später auf den Bildern sah, die von den Polizisten nach der Tat gemacht wurden, war ich schockiert das sollte ich sein? Auf den Bildern war zwar ein Mensch zu sehen, aber dieser Mensch war so verquollen, lila und blau geschlagen, so dass man vom Gesicht nichts mehr erkennen konnte. Das war doch nicht ich? Hatte ich so schrecklich ausgesehen? Das musste doch alles höllisch wehgetan haben? Warum hatte ich über die ganzen 3 Tage keine Schmerzen? Das war nicht normal. Es dauerte einige Wochen bis alle äußerlichen Verletzungen verheilt waren, bis die inneren verheilten, verging eine lange, lange Zeit. Es folgte eine Zeit des Wartens bis zur Gerichtsverhandlung wo er seine Strafe bekam!
In dieser Zeit war mir mein Sohn der größte Trost. Er war es, der mir die Kraft gab, nicht aufzugeben und der mich immer wieder zum Lachen brachte oh wie sehr ich ihn liebte! Dieser kleine Kerl war der einzige Grund, der mich am Leben hielt. Wäre er nicht gewesen, ich weiß nicht was ich getan hätte! Sascha schaffte es immer wieder, mich in meiner größten Not zum Lachen zu bringen.
Meine Eltern waren mir zu diesem Zeitpunkt auch keine Hilfe. Ihr einziger Kommentar: Michaela, daran bist du selber Schuld, du hast es nicht anders gewollt. Hättest du abgetrieben, wäre dein Leben heute angenehmer. Na besten Dank! Super, das war genau das, was ich mir immer als Trost erhofft hatte!!!
Was ich damit sagen möchte:
egal wer Euch misshandelt - seelisch oder körperlich - NIEMAND hat das Recht dazu!
N I E M A N D !!!!!!!!!!!
Es gibt immer andere Wege, Freunde, Eltern, Familie, Frauenhäuser, die Polizei!
Den ersten Schritt müsst Ihr machen, bei den nächsten Schritten bekommt Ihr Hilfe.
Micha