Hi Loop.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich dem zustimmen kann, was du schreibst.
Du sprichst Jahrtausende der Unterdrückung an. Dabei betrachtest du diese Jahrtausende aber aus einem heutigen Blickwinkel.
Um sich unterdrückt zu fühlen bedarf es aber ein Bewusstsein dafür und ich würde ganz stark anzweifeln, dass es dieses Bewusstsein seit Jahrtausenden gibt.
Ich halte es für einen grundsätzlichen Trugschluss die Vergangenheit nach heutigen Maßstäben zu bewerten.
Ich habe deinen Beitrag schon gelesen, als du ihn geschrieben hast und dann nicht weiter hier geantwortet, weil ich mir wirklich die Zeit zum behirnen nehmen wollte.
Ich kann nicht anders, als zu oben skizzierten Schluss kommen, jedenfalls nicht im Moment.
Den Feminismus muss man schon im jeweiligen kulturellen Kontext sehen. Eine "Kampf-Emanze" hier kann ihr Verhalten hier nicht mit den Zuständen z.B. im arabischen Raum begründen.
Sicherlich haben es nicht alle Frauen so empfunden, es waren sicher auch viele davon überzeugt, daß es so seine Richtigkeit hat, weil sie es so gelernt und an ihre Töchter wieder weitergegeben haben.
Manche haben es aber sicher auch als sehr ungerecht empfunden, daß sie nicht bestimmen durften über ihr Leben, daß sie nicht erben durften, daß es keine Möglichkeit gab, gewalttätiges Verhalten seitens ihrer Ehemänner zu sanktionieren, daß ihr Wort nicht gezählt hat, daß sie nicht studieren durften, und so weiter.
Es ist noch nicht so lange her, daß Frauen hier in Europa gleichberechtigt sind.
Meine Mutter ist noch zu einer Zeit geboren worden, wo eine Frau ohne Erlaubnis ihres Mannes nicht arbeiten gehen durfte, wo Frauen in der Schweiz noch lange kein Wahlrecht hatten, wo Gewalt und Vergewaltigung in der Ehe kein Straftatbestand waren, und so weiter. Das ist gerade mal eine Generation her, wenn ich es von mir aus betrachte. Viele Leute hier sind in einem ähnlichen Alter wie ich oder älter, die sind noch näher dran.
Was den kulturellen Kontext betrifft, natürlich kann man den nicht übertragen, aber für das Empfinden macht es nicht viel Unterschied, besonders, wenn man sich mit der anderen Person, der Ungerechtigkeit widerfährt, identifiziert. Das ist eigentlich etwas sehr wertvolles, dadurch werden Missstände auch von Personen, die selber nicht betroffen sind, erkannt und angegangen.