Nur mal zwischendurch zur Unterscheidung:
Im griechischen Urtext ist von
Agape die Rede, und damit ist die
all-umfassende weltumspannende Bruderliebe, also die
wahre Nächstenliebe gemeint, die über Aussehen, Geschlecht, Alter, Rasse, sozialem Rang und Religion etc. hinweg sich dem
Menschen verbunden sieht und ihm in seiner eigenen Seele Raum geben will. Der wahrhaft Liebende ist ein
Christ - oder mit anderen Worten: Ein
Menschen-Freund.
Auf der nächstunteren Stufe des Liebe-Prinzips befindet sich
Philia, wo die Seele sich durch Sympathie bestimmten Menschen-Gemeinschaften oder -Gesellschaften zuneigt bzw. durch Antipathie sich von ihnen abwendet. Somit mag etwa ein
Philanthrop, dem die Menschen im Allgemeinen sympathisch sind, durchaus ein
Freund der Menschen sein, ist aber umgekehrt deshalb nicht notwendig ein Menschen-
Freund. 
Die unterste Stufe des Liebes-Plans ist der
Eros, die durch die Triebe und Begierden, aber auch durch die
Blutsbande entzündete Liebe. Hier spielen die rein physische und die sexuelle Anziehung zu einzelnen Menschen und die an das Blut gebundene intime familiäre Eltern- und Geschwisterliebe die Hauptrolle. So verwundert es z.B. nicht, dass
inzenstiöse Verbindungen innerhalb von Familien, deren Blutsbande durch Religion oder Kultus gepflegt und gefördert werden, nicht eben selten sind und man demgemäß solche dort als normal betrachtet.
Wer nicht bereit oder willig ist,
Vater und Mutter zu verlassen, gemahnt Christus, der ist dessen nicht würdig. - Diese sonderbare, ja geradezu ehrverletzend erscheinende Aussage ist erst vor dem oben erwähnten Hintergrund von seinem eigentlichen Sinn her recht zu verstehen: Zumindest muss zunächst der
Eros, die
trieb- und
blutgebundene Nächstenliebe, die im Grunde nur eine maskierte Form der
Selbst-Liebe ist und an das seelisch-geistige Menschen-
Wesen gar nicht
heranreicht, überwunden werden. Hat man sich davon bewusst gelöst und ent-bunden, ist man frei und fähig, durch die aktive Teilhabe am Christ-Sein in der Liebe zur Menschheit aufzugehen...