Ja, chocolade,
drum schrieb ich auch von reinen Gefühlsmenschen und sicherlich spielt die persönliche Erfahrung da auch eine Rolle.
Ich meine auch, die Mischung macht es.
Mir ist als Kind beigebracht worden, bloß nie "schlechte Gefühle zu zeigen", also zeigte ich irgendwann gar keine mehr. Denn es lässt sich nicht selektieren, dass man nur Freude empfinden darf und keine Traurigkeit. Aber Freude lässt sich über das Gesicht faken, nachstellen und den wenigsten Menschen fällt das dann auf.
Gleichzeitig war meine Großmutter ein extrem unvernünftiger und hochgradig emotionaler Mensch, was ich als ungemein belastend empfand, da eine kleine Geste schon ausreichte, einen Wutausbruch bei ihr auszulösen. Wobei ihre gute Laune auch unerträglich für mich war, alles viel zu laut, viel zu dramatisch, zu antrengend halt. Unvorhersehbar, chaotisch - da bin ich wirklich sehr negativ geprägt und Menschen, die ihre Gefühle umfangreich an ihren Mitmenschen ausagieren, meide ich. Ich weiß aus Gesprächen mit Freunden, dass ich da sehr viel sensibler gestrickt bin, so bekomme ich im Umgang mit solchen Menschen tatsächlich körperlich Schmerzen.
Später, nachdem ich ausgezogen war, musste ich mühsam zu meinen Gefühlen zurückfinden. Inzwischen steht mir das volle Gefühlsspektrum zur Verfügung, authentisch, sprich, wenn ich wütend oder traurig bin, dürfen es meine Mitmenschen auch ruhig mitbekommen. Ebenso wenn ich gute Laune habe. Hat aber einige Zeit gebraucht, also Jahre.
Ich kenne es auch, richtiggehend wütend auf Menschen gewesen zu sein, die es wagen authentisch ihre Gefühle herauszulassen, ihre Meinung zu sagen, "laut" waren. Im Grunde war ich wohl nur neidisch, dass sie sich nehmen, was ich mich nicht zu nehmen traute.
Und sonst, die Frage, wie viele Gefühle in der "Gesellschaft" gezeigt werden dürfen, ja, meist wird es als unangemessen beurteilt, grad im Job. Da hat Mensch gefälligst niemanden mit seiner Gefühlswelt zu belästigen, immer neutral, sachlich, letztendlich unmenschlich und kalt.
In einem Führungsseminar wurde uns beigebracht, nicht empathisch auf traurige Mitarbeiter zu reagieren. Man soll höchstens ein Taschentuch reichen, mehr nicht. Das verstehe ich bis heute nicht. Ich weigere mich auch, meine Mitarbeiter wie eine Sache zu behandeln.
Ja, wo kommen wir hin, wenn Menschen gezwungen werden, sich selbst gefühlsmäßig zu unterdrücken? Ich
glaube, das ist das eigentliche Thema von maiila.
LG
Any