Emotionen Pause machen

Ein Bedürfnis zu haben ist doch nicht unnatürlich!
Jeder Säugling hat welche, Bedürfnisse nach Nahrung, nach Zuwendung, nach Kontakt. Auch das Bedürfnis nach Autonomie ist absolut natürlich, sonst würde kein Kind die Welt entdecken wollen und rausgehen, andere Menschen kennen lernen, Erfahrungen machen und reifen wollen.

Ja, das seh ich auch so.


Was, wenn Bedürfnisse nur als Ergebnis einer Entfremdung von unserem eigenen Selbst entstanden sind?????

Ich finde, dass es bei den Bedürfnissen schon angebracht ist, zu unterschieden. Bedürfnisse, auch emotionale (im Sinne von vorwärts bewegend, dem physischen Wachstum dienend;)), stehen wohl primär in Zusammenhang mit unserem physischen Dasein. Nur wird eben durch die Selbst-Entfremdung im Laufe unserer Entwicklung so manches später als Bedürfnis wahrgenommen, was eigentlich gar kein echtes Bedürfnis ist, sondern mehr der Kompensation von echten Bedürfnissen dient.
 
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Um den Gedanken von vorhin noch zu Ende zu führen:

(er ist ganz gut, glaub ich)...

Was, wenn Bedürfnisse nur als Ergebnis einer Entfremdung von unserem eigenen Selbst entstanden sind?????

Bsp: Als Kinder leben wir im Einklang mit dem was wir wollen und was andere wollen... wir würden nie schlechte Gedanken haben weil der eine was anderes will als ich. Aber dann wurden wir gebrochen... also zb unsere gefühle, unser sein ignoriert..unser wille verdreht...usw usf.
Und daraufhin entwickeln wir 'Bedürfnisse', all dieses neurotische Zeugs von dem zB auch die GfK redet. Bedürfnis nach Authentität, nach Verbindung, nach Autonomie usw. und wir denken im weiteren Leben, es ist völlig normal, sauer oder traurig zu sein wenn unser 'Bedürfnis' nicht erfüllt wird.
Aber hallo?!????? Fällt uns nicht auf wie neurotisch das ist...... dass es eigentlich völlig unnatürlich ist, NICHT im EInklang mit anderen zu leben.... sondern zu glauben wir haben einen eigenen indivuellen Willen (falsche Wortwahl..find keinen anderen Begriff momentan);.... usw.....

Wenn wir zwei uns nun als Dreijährige um ein Stück Schokolade streiten wollen wir dasselbe und gleichzeitig was anderes.
Das gibt Konflikte, denn entweder verzichten wir auf unser Eigeninteresse oder der andere muss verzichten.

Diese Art von Konflikt findest du nun überall im täglichen Leben und hat absolut null mit gelungener oder verkorkster Erziehung zu tun.
In jedem Moment deines Lebens triffst du Entscheidungen, nach verschiedenen Kriterien, mit eher kurzfristigem oder langfristigem Nutzen.

Gefühle/Emotionen sind nur ein Aspekt von vielen.
Erziehung ist nur ein Teilaspekt.

Ein Kind ist von Natur aus liebend und authentisch, hat einen ganz spezifischen Charakter und Willen.

Ich vergleiche ein Kind mit einem Samenkorn. Verschiedene genetische Anlagen sind da, eine bestimmte Region ist da (Familie, Geburtsland) und dann kommt es nur noch darauf an für dieses Samenkorn die idealen Lebensbedingungen wie ein bestimmter Nährboden, Temperatur, genug Licht und Wasser bereitzustellen.

So wie aus einer Rose durch Erziehung keine Eiche werden kann ist es einfach nur wichtig sich beim Kind die Grundpersönlichkeit anzuschauen und ihm zu helfen diese harmonisch in seinem Lebensumfeld zu leben.

Gefühle/Emotionen sind wie ein Thermometer der Selbsterkennung.
 
Ein Gefühl ist für mich einfach immer authentisch, mal vollkommen unabhängig davon ob es Reaktion auf Aussen-oder Innenreiz darstellt.

Das Kramen in der Kindheit ist ja schön und gut, nur was hilft das jetzt ?

Jetzt bin ich liebend, traurig, wütend, jetzt muss ich Lösungen für ein harmonisches Leben finden.

Ich lebe mich also soweit aus wie es die Umstände der Umgebung zulassen, manchmal entsteht Reibung und dann geht man in den Nachdenkensprozess hinein.
Ist eine bestimmte Aktionsweise/Reaktionsweise eher gesund, pragmatisch, fühlt es sich innerlich stimmig an oder führt es zu Chaos und Dauerkonflikt ?

Die Gefühle sind nicht falsch, vollkommen unabhängig davon ob sich jemand anders dadurch gestört fühlt weil er natürlich keinen Zugang zu meiner speziellen Lebensrealität besitzt.

Wozu denn in den Krieg mit seinen eigenen Gefühlen gehen, sie ständig unterdrücken wollen ?
Wie kann ich ohne Gefühle mein innerstes Wesen verstehen, vollkommen jenseits von richtig oder falsch ?

Wenn ich noch nicht mal mit meinen eigenen Emotionen klar komme, wie bekomme ich einen tieferen Zugang zu der Menschlichkeit anderer ?
 
Was, wenn Bedürfnisse nur als Ergebnis einer Entfremdung von unserem eigenen Selbst entstanden sind?????
...
Finde da grad nicht bessere Worte für, aber evtl verstehts auch so jemand.

Doch, ich verstehe dich. Glaube ich, hoffe ich. :D

Ich finde das Thema Eifersucht (egal auf wen und wieso) zeigt sehr deutlich, wie stark der Einfluss sein kann, gefälligst aber auch eifersüchtig sein zu müssen, als dann später unreflektiert übernommenes Bedürfnis. Dahinter steht dann die emotionale Verstrickung, wie Du es nennst, hier als falsches Monogamiebedürfnis (nur ich darf "bekommen", "haben") getarnt.

Bevor hier eine Diskussion um das Beispiel entsteht, es gibt mit Sicherheit auch ein authentisches Bedürfnis nach Monogamie. ;)

Eifersucht ist, wie ich finde, nur ein sehr deutliches Beispiel, "wie etwas sein soll - wegen des gesellschaftlichen Prinzipes". Da kommt dann von Außen etwas, wie Mensch zu leben hat, was er zu empfinden hat, zu dulden usw.
:)
LG
Any
 
Glaubt ihr, jedes Gefühl ist mit einem Bedürfnis verbunden?


Ich glaube an ein Sowohl als auch.:)

Nehmen wir mal das allererste Lächeln eines Säuglings. Ist es ein reines Gefühl, die reine Daseins-Freude? Ist es Zufriedenheit, was ich dann bereits als Emotion bezeichnen würde, denn die Bandbreite an Emotionen ist - wie ich finde gross - und man kann Emotion auch neutral betrachten, einfach im Sinne von "im Innern bewegend", so etwa wie der Atem)

Oder ist es gar mit dem Bedürfnis verbunden, einfach wahrgenommen zu werden, in eben dieser Einfachheit? Könnte sein, aber wer weiss...
 
Warum bringen so viele Gefühl in Zusammenhang mit negativen, neurotischen Dingen, Verkorkstheit ?
Wer redet uns das ein ? Die Gesellschaft etwa und wenn ja warum lassen wir uns das einreden ?
Gefühlsmenschen sind weniger kontrollierbar, manipulierbar, deshalb sollen wir nicht so sein.

Wenn wir nun alle unsere grundsätzlichen Bedürfnisse wie Liebe, Nahe, Harmonie, Altruismus in uns wiedererkennen, ja wo bleiben sie dann das ganze Konsumdenken und Konkurrenzdenken ?

Wenn wir uns nun alle für kaputte Menschen halten, die ihre Gefühle betäuben müssen, wer profitiert davon ? Die Pharmaindustrie, die Hersteller alkoholischer Getränke, eigentlich die ganze Wirtschaft, die uns Ersatzbefriedigungen anbietet.

Un da die Eltern schuld sind und man nichts mehr daran ändern kann, gibt es dann überhaupt noch eine Hoffnung für das Jetzt, für die Zukunft ?


Ich persönlich liebe es Gefühle zu haben und wünsche das auch jedem anderen.
 
Hm, chocolade,

Gefühlsmenschen, also jene, die einfach nur emotional re/agieren, sind für mich die, die sehr leicht zu manipulieren sind.

Über die Werbung, sich von dort attraktiven Menschen blenden lassen und dann das Produkt kaufen, weil es "sich so schön angefühlt hat"... Marketing ist zum Großteil auf die Gefühle der potentiellen Konsumenten ausgelegt.

Oder ich verstehe dich da nun falsch. :confused: Dann korrigiere mich bitte.

Anders sehe ich es, wenn ein Mensch sich selbst und seine emotionalen Impulse verstehen und zuzuordnen gelernt hat, aber dafür braucht es den Kopf, den Verstand. Damit ein Mensch dann in Ruhe entscheiden und herausfinden kann, was er/sie wirklich möchte, welche Bedürfnisse bestehen.

LG
Any
 
Hm, chocolade,

Gefühlsmenschen, also jene, die einfach nur emotional re/agieren, sind für mich die, die sehr leicht zu manipulieren sind.

Über die Werbung, sich von dort attraktiven Menschen blenden lassen und dann das Produkt kaufen, weil es "sich so schön angefühlt hat"... Marketing ist zum Großteil auf die Gefühle der potentiellen Konsumenten ausgelegt.

Oder ich verstehe dich da nun falsch. :confused: Dann korrigiere mich bitte.

Anders sehe ich es, wenn ein Mensch sich selbst und seine emotionalen Impulse verstehen und zuzuordnen gelernt hat, aber dafür braucht es den Kopf, den Verstand. Damit ein Mensch dann in Ruhe entscheiden und herausfinden kann, was er/sie wirklich möchte, welche Bedürfnisse bestehen.

LG
Any

Das ist eben interessant, dass du und andere, Gefühlsmensch als erstes mit Schwäche oder Labilität in Verbindung bringen würden und das kontestiere ich eben.

Es gibt auch gesunde Gefühlsmenschen, die gleichzeitig noch Verstand besitzen und eher die positive Gefühlsskala leben.
Dazu gehören eine natürliche Lebensfreude, Enthusiasmus, natürliche Herzlichkeit, die frei ausgedrückt werden kann.

Es gibt sie, habe mehrere davon getroffen und bewundert. Diese Menschen stellen für mich ein grösseres Ideal her als ein kühler, kontrollierter Kopfmensch, der immer stolz ist auf seine Rationalität/Vernunft, den du aber nie lachen siehst...

Das letzte Beispiel von dir, ja das braucht jahrelange Innenarbeit um dahin zu gelangen. Wie kommt man dahin wenn man seine negativen Gefühle unterdrückt ?
Ich habe viele Jahre lang geweint und Frust auf dieses Leben geschoben, doch irgendwann ist das aufgearbeitet und man hat ein echtes Leben.
Marionetten sind doch die, die sich nicht trauen sie selbst zu sein.
 
Wer einmal gelernt hat intensive Gefühle zu ertragen braucht keine Angst mehr vor ihnen zu haben.
Kontrollierbarkeit im Ausdruck bleibt natürlich wichtig.

Wer es gelernt hat seine Bedürfnisse zu verstehen und auszuleben (im Rahmen des Machbaren) wird sie nie mehr unterdrücken wollen, denn selbst den auf ersten Blick "schwierigen" Bedürfnissen liegen ganz einfache unerkannte Elementarbedürfnisse zugrunde.

:):):)
 
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Ja, chocolade,

drum schrieb ich auch von reinen Gefühlsmenschen und sicherlich spielt die persönliche Erfahrung da auch eine Rolle.

Ich meine auch, die Mischung macht es.

Mir ist als Kind beigebracht worden, bloß nie "schlechte Gefühle zu zeigen", also zeigte ich irgendwann gar keine mehr. Denn es lässt sich nicht selektieren, dass man nur Freude empfinden darf und keine Traurigkeit. Aber Freude lässt sich über das Gesicht faken, nachstellen und den wenigsten Menschen fällt das dann auf.

Gleichzeitig war meine Großmutter ein extrem unvernünftiger und hochgradig emotionaler Mensch, was ich als ungemein belastend empfand, da eine kleine Geste schon ausreichte, einen Wutausbruch bei ihr auszulösen. Wobei ihre gute Laune auch unerträglich für mich war, alles viel zu laut, viel zu dramatisch, zu antrengend halt. Unvorhersehbar, chaotisch - da bin ich wirklich sehr negativ geprägt und Menschen, die ihre Gefühle umfangreich an ihren Mitmenschen ausagieren, meide ich. Ich weiß aus Gesprächen mit Freunden, dass ich da sehr viel sensibler gestrickt bin, so bekomme ich im Umgang mit solchen Menschen tatsächlich körperlich Schmerzen.

Später, nachdem ich ausgezogen war, musste ich mühsam zu meinen Gefühlen zurückfinden. Inzwischen steht mir das volle Gefühlsspektrum zur Verfügung, authentisch, sprich, wenn ich wütend oder traurig bin, dürfen es meine Mitmenschen auch ruhig mitbekommen. Ebenso wenn ich gute Laune habe. Hat aber einige Zeit gebraucht, also Jahre.

Ich kenne es auch, richtiggehend wütend auf Menschen gewesen zu sein, die es wagen authentisch ihre Gefühle herauszulassen, ihre Meinung zu sagen, "laut" waren. Im Grunde war ich wohl nur neidisch, dass sie sich nehmen, was ich mich nicht zu nehmen traute. :o

Und sonst, die Frage, wie viele Gefühle in der "Gesellschaft" gezeigt werden dürfen, ja, meist wird es als unangemessen beurteilt, grad im Job. Da hat Mensch gefälligst niemanden mit seiner Gefühlswelt zu belästigen, immer neutral, sachlich, letztendlich unmenschlich und kalt.

In einem Führungsseminar wurde uns beigebracht, nicht empathisch auf traurige Mitarbeiter zu reagieren. Man soll höchstens ein Taschentuch reichen, mehr nicht. Das verstehe ich bis heute nicht. Ich weigere mich auch, meine Mitarbeiter wie eine Sache zu behandeln.

Ja, wo kommen wir hin, wenn Menschen gezwungen werden, sich selbst gefühlsmäßig zu unterdrücken? Ich glaube, das ist das eigentliche Thema von maiila.

LG
Any
 
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