DruideMerlin schrieb:
Auf meinem Balkon habe ich einen kleinen Futterkasten für die Vögel hängen. Ich habe da schon oft beobachtet, wie einzelne meiner gefiederten Freunde – diesen Kasten gegenüber einer ganzen Schar seiner Artgenossen verteidigt, obwohl das Futter weit mehr ist, als dies der kleine Kerl verzehren könnte.
Ein Verhalten, das man in der ganzen Tierwelt beobachten kann. Es gibt auch eine Reihe von Tieren, die sich Vorräte für den Winter sammeln – um überleben zu können. Sie sammeln dann auch nicht nur das Notwendigste, sondern alles, was sie habhaft werden können. Es ist also ein innerer Trieb, dem sie folgen, der auch durch die Ausschüttung entsprechende Botenstoffe belohnt wird.
Sicher, sehe ich genauso. Lebenserhaltungstrieb, Revierverhalten vielleicht auch "ich war zuerst da". Nur... ich persönlich würde das nicht auf den modernen Menschen übertragen. Natürlich nimmt ein Tier, was es kriegen kann, es hat ja kein Bewusstsein in dem Sinn "das ist viel mehr, als ich fressen kann, und ich werde sowieso versorgt". Futter zu horten, um eine Reserve zu haben für magere Zeiten.
DruideMerlin schrieb:
So ist das auch bei den Menschen, wir freuen uns, wenn wir auf der Straße etwas finden oder in einem Geschäft etwas kaufen. Besonders freuen wir uns, wenn wir den letzten noch vorhandenen Artikel ergattern können. Wie oft kommt es vor, dass wir Dinge kaufen, die wir eigentlich gar nicht brauchen – sondern nur einer augenblicklichen Laune folgen. Dass gerade Frauen gerne Dinge kaufen, liegt in diesen uralten Verhaltensmustern begründet.
Dass wir uns an gekauften Artikeln erfreuen, hat m.E. aber nichts mit "alles haben oder besitzen wollen" zu tun. Das mag für manche Menschen sicher zutreffen, aber mit Pauschalierung gehe ich nicht konform.
DruideMerlin schrieb:
Das Problem liegt heute darin, dass das Sammelgut in unserer Region scheinbar nahezu unbegrenzt vorhanden ist und somit der Sammelwut keine Grenzen mehr gesetzt wird. Wir ignorieren dabei aber den Mangel, den wir mit unserem Verhalten andernorts erzeugen.
Doch. Einer Sammelwut sind sehr schnell Grenzen gesetzt, wenn das Geldbörsel schmal ist.
DruideMerlin schrieb:
Nun ja, der Ausspruch von dem Herrn der IHK geht genau in diese Richtung – wie sollte es auch anders sein? Man soll also den Satten hungrig auf jene Dinge machen – die er eigentlich nicht braucht. Ist das nicht das Credo der Werbeindustrie? Die zügellose Sammelwut ist jedoch kein Kind der Neuzeit, denn auch in der Vergangenheit gibt es Beispiele von unermesslichem Reichtum mit gleichzeitiger Armut.
Auch beim Sammeln von Erkenntnissen folgen wir diesem Muster, denn Wissen verschafft uns Vorteile gegenüber unseren Konkurrenten. Wir sind auch da unersättlich und sammeln Dinge, die wir eigentlich nicht brauchen. Wozu muss ich zum Beispiel etwas vom Urknall oder dem ganzen Konstrukt des Universums wissen? Ich muss auch nicht wissen, woher wir kommen und wohin wir gehen und dennoch suchen wir da unentwegt nach Erkenntnissen.
Wir sind Millionen von Jahren auch ohne diese Erkenntnisse ausgekommen – warum hören wir also nicht einfach auf, Fragen zu stellen? Das ist einfach eine Strategie, die jedem von uns mit auf den Weg gegeben wird und der wir folgen. Eine Erfolgsstrategie, die uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind.
Es gibt keinen evolutionären Grund, warum sich diese Strategie verändern sollte. Wir sind da also Gefangene unser selbst und steuern damit sehendem Auge auf eine Katastrophe zu. Katastrophen haben in der Geschichte der Menschheit sicherlich schmerzhafte Einschnitte bedeutet, aber anderseits sie uns auch den Fortschritt gebracht.
Credo der Werbeindustrie ist für mich zu wenig. Ja, die Menschen werden manipuliert (wenn sie sich manipulieren lassen). Das mag die Werbeindustrie tun, aber die Auftraggeber sitzen woanders. Ich mache den gesamten Kapitalismus, so wie er gelebt wird, dafür verantwortlich. In den Ursprüngen der Menschheit mag es Lebenserhaltungstrieb gewesen sein, der ist aber in unserer heutigen Reichtums- und Konsumgesellschaft nur noch begrenzt aktiv.
Na ob das, was ""wir"" heute sind, so eine Erfolgsgeschichte ist, lasse ich mal dahingestellt sein. Da erhebt sich für mich schon die Frage, was denn das für ein Erfolg sein soll, wenn Mensch, Tier und Natur gequält und ausgebeutet wird nach Strich und Faden. Ich würde das eher als beschämend bezeichnen und der sogenannten Krone der Schöpfung nicht würdig. Aber dieser Konsumwahn wird sich sowieso wieder reduzieren, auch wenn's länger dauert.