Hallo Martina
Das was Du sagst, ist für mich geradezu eine klassische Aufforderung zur totalen Verdrängung.
Du hast mich überhaupt nicht verstanden, habe ich das Gefühl.
Ich bin die allerletzte, die wenig Tiefgang an den Tag legt und keine tiefgehenden zwischenmenschlichen Beziehungen um sich hat, die auch schon jahrelang konstant und wunderschön sind und an denen ich sehr gewachsen bin und bei denen ich auch sehr bewusst dabei bin und die ich sehr genieße.
Zu denen musste ich aber auch erstmal kommen.
Aber es gibt Situationen im Leben, da landet man, warum auch immer, am falschen Ort, bei den falschen Menschen, in falschen Jobs, in falschen Situationen.
Ich hab dann zwei Möglichkeiten: ich nehme mir das furchtbar zu Herzen und kränke mich und tue mir ganz lange selber weh. Oder ich kann das aushalten, und probiere aus, ob ich woanders vielleicht besser aufgehoben bin.
Bei mir war es bei den Malen, wo es "nicht gut lief", tatsächlich so, dass ich versucht hatte, wo anzuknüpfen, wo es aus der Sicht von heute tatsächlich nicht "richtig" gewesen wäre. Damals konnte ich das auch nicht so erfassen. Heute, wenn mir sowas passiert, ist das eine Möglichkeit, die ich sofort ins Auge fasse: "Möglicherweise gibt es etwas anderes, dass ich noch entdecken muss, der Weg geht weiter". Und da, wo ich dann durch das mehr oder minder "von außen erzwungene Ausweichmanöver" dann tatsächlich gelandet bin, daraus haben sich wunderbare Dinge ergeben, die auch Bestand haben.
Ich war auch mal so, dass ich mir alles furchtbar zu Herzen genommen habe und sehr auf mich bezogen habe.
Bis ich einmal die andere Verhaltensweise ausprobiert habe. Und siehe da: die andere war besser. Es gab andere Menschen, die mich annehmen wollten und die auch ich annehmen wollte.
Davor habe ich auch Tage, Wochen und Monate auf meinem Fensterbrett verbracht und geweint, geschmollt und war tottraurig.
Jaguar hat ja explizit erwähnt, er war
nicht verliebt in diese "Chataffäre".
Aber er nimmt sich zu Herzen, dass die plötzlich von ihm nichts mehr wissen will.
Das ist eine logische Reaktion darauf - erstmal.
Ich kann aber weitergehen in meinem Fühlen, Denken, Erleben und erkennen, dass das nicht zwingend was mit mir zu tun hat und ich einfach aufgefordert bin, mir ein Herz zu fassen und weiterzugehen und mich im Leben umzusehen, ob es nicht etwas zu bieten hat, wo ich Fuss fassen kann und wo Menschen, Situationen, Jobs und Erlebnisse sind, die zu mir gehören, und die mich so annehmen, wie ich bin und mich dafür auch noch lieben, zu mir stehen und mich unterstützen.
Wenn zwischen den beiden schon mal Beziehung gewesen wäre, wäre das natürlich noch ein Stück schwieriger. Aber sie waren ja noch gar nicht so weit.
In meinen Augen ist es hilfreicher, Jaguar aufzuzeigen, dass es nicht zwingend was mit ihm zu tun hat und das es auch anders funktionieren kann.
Ich kann ihm aber natürlich auch raten: Durchlebe das Ganze nochmal wie mit der Seelenverwandten und quäle Dich, zweifle an Dir selber und verbringe wieder vier Jahre in Trauer.
Einstellungssache.

Es kommt eben darauf an, wie man es selber lebt.
Und ich habe ihm ja auch geraten, er möge sich einmal in normalen zwischenmenschlichen Kontakten üben. "Egal" und "spielen" waren leichte Ausdrücke - das gebe ich zu - aber der Sinn dahinter, den kann man erkennen und aber halt nicht erkennen wollen. Beziehungen müssen nicht immer sehr "schwer" sein. Wiewohl sie auch mir nicht immer leicht fallen. Aber wenn ich versuche, leichter an die Sache heranzugehen, dann sind sie tatsächlich leichter.
Den Tipp mit der Familienberatungsstelle finde ich übrigens sehr gut - ich habe auch das Gefühl, nachdem irgendwie durchkommt, er hätte allgemeine Kontaktscheue, dass eventuell Beratung eine Möglichkeit wäre. Aber um soetwas zu raten, müsste man mehr wissen.

Oder ich zumindest.
Herzliche Grüße,
Chimba