Es ist m.A.n. fast umgekehrt. Wir urteilen auf der Basis dessen was wir Wissen nennen, aber bloß Überzeugungen mit persönlichem Bezug sind. Persönlicher Bezug bedeutet, dass es Dich irgendwie emotional berührt. Wir funktionieren ja kein bisschen objektiv, gerade nicht wenn wir urteilen, sondern automatisch. Würde ich Dich kennen und wüsste z.B. von einer Situation, in der Du sehr verletzt wurdest, oder von etwas worunter Du gegenwärtig leidest, würden Stichworte reichen um Dein Denken ins Urteilen zu bringen. Und Deine Urteile, würdest Du ihnen freien Lauf lassen, basieren auf dem was Du Wissen nennst. Und die "härtesten" kann man kaum hinterfragen, weil Du einfach sagen würdest: ER/SIE/ES IST ABER DOCH SO! ICH ERFAHRE DAS DOCH DAUERND! Das ist ein sehr negativer Mechanismus in uns.... den ich da gerade verurteile
....weil das die Quelle des eigenen Leidens ist.
Wir "müssen" m.A.n. alle urteilen. Wir tun es dauernd.. aber es ist ein "mehr oder weniger", je bewusster man mit seinen Gedanken umgeht, desto klarer wird einem das man eben nicht dieses Wissen hat, auf das sich Urteile stützen sollten. Man geht in Distanz dazu und handelt nicht mehr danach. Angenommen, ein Freund erzählt von einem Streit, bleibt klar, dass man die Situation nicht wirklich kennen kann. Die Perspektive des Freundes ist "gültig"... wird nicht verurteilt.. aber es bleibt klar, dass man nur eine Seite der Medaille erfährt.
Und ein Richter... im Idealfall würde er auf Distanz gehen. Ein richterliches Urteil (als Ideal) würde nicht auf dem Automatismus (unbewussten und emotional-aufgeladenen Überzeugungen) basieren, sondern auf der Basis von Fakten. Aber... da gibt es zwei Probleme: Ein Richter ist ein Mensch und mehr oder weniger voll von diesen Automatismen (wenn er es erkennt und aufrichtig damit umgeht, erklärt er sich selbst für befangen) und die vermeintlichen Fakten werden im tendenziös zugetragen. Er hat nie das ganze Bild und seine Zuträger (Staats/-Anwälte) beeinflussen natürlich massiv und gewollt emotional, manipulieren teilweise natürlich sehr bewusst. Daher glaube ich, dass das richterliche Urteil im Ideal dem was ich meine, nicht unterworfen "wäre"... aber es ist natürlich trotzdem so. Gerechtigkeit, so wie wir sie oft (urteilend) empfinden, gibt es nicht. Urteile sind nie wirklich gerecht. Philosophisch gesehen könnte man wieder sagen: Alles ist immer gerecht. Ist aber ein harter Satz, wenn man es durchdenkt und verführt sicherlich einige zu urteilenden Gedanken