wieder Depressionen

Eberesche

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vielleicht ein bisschen näher dran
Hallo!
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Thread eröffnen soll. Ich möchte keinen beleidigen und auch nicht anmaßend sein. Das mal vorweg.
Ich kenne nicht viele Leute mit Depressionen und kann mir daher nicht wirklich ein Urteil bilden. Doch meine Gedanken gehen in die Richtung, dass es eine Flucht ist. Das Flüchten aus der Verantwortung. Ich habe mich nämlich gerade mit jemandem angelegt, der Depressionen hat. Ich kenne ihn jetzt ca. 9 Jahre, und musste mir schon nach kurzer Bekanntschaft sagen lassen, wenn er wieder in die Psychiatrie kommen würde, läge das an mir. Er hat es in so weit im Griff, nach ca. 5 Aufenthalten in der Psychiatrie hat er sein Leben seit einigen Jahren ohne Medikamente mehr oder weniger im Griff, dass sich ein weiterer Aufenthalt erübrigt.
Ich mache mir jetzt natürlich Gedanken. Er hat viel Belastungen in den letzten Wochen bzw. letzten Jahr erfahren, und mein Verhalten, mich mal zur Wehr zu setzen könnte vielleicht der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen brachte. Ich wurde angelogen, aber jetzt bin ich es leid, immer den Mund zu halten. Aber die Frage, die ich mir hier stelle ist: Ist eine Depression egoistisch? Egoistisch in dem Sinne, ich bin mir wichtiger als meine Kinder. Egoistisch in dem Sinne, ihr müsst nett zu mir sein, weil sonst werde ich wieder krank. Oder ist die Depression eine große Hilflosigkeit gepaart mit der Unfähigkeit mit Kritik umzugehen? Die Person sagt allen, wie sie zu leben haben (bzw. möchte sagen) und ist ziemlich stumpf im Umgang mit anderen. Ist aber gleich beleidigt, wenn jemand zu ihr nicht nett ist. Sie sagt, sie wäre nur ehrlich, kann aber Ehrlichkeit anderer nicht ertragen. Sie kann eigentlich auch keine Nettigkeiten ertragen. Die Person hat damals ihr jüngstes Kind in Obhut der Großmutter gelassen. Einmal ärgert es sie, daß das Kind ein besseres Verhältnis zu Oma hat, andererseits läßt sie keine Gelegenheit aus dem Kind Vorschriften zu machen: tue dies so, laß das sein.... Klar, daß sie so zu dem Kind kein gutes Verhältnis schaffen kann. Ich kann Teile vom Verhalten schon nachvollziehen. Ich überlege jetzt natürlich ob ich mir etwas anziehen würde, wenn sich die Person wieder einweisen lassen würde.
Ich denke nicht, aber Gedanken mache ich mir trotzdem. Ein Flüchten aus der Verantwortung, weil man nicht mit den Gegebenheiten umgehen kann?
Mal ganz nüchtern betrachtet. Es ist nicht böse von mir gemeint. Es interessiert mich einfach.
Eure Eberesche
 
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Hallo,

ich litt Jahre lang unter mittelschweren Depressionen. Mittlerweile habe ich die nicht mehr... aber so manchmal überkommt mich immernoch die Schwermut.

Keine Angst, mit Deinen Überlegungen beleidigst Du zumindest mich nicht. Was Du beschreibst sind recht klassische mögliche (aber nicht zwingende) Symptome einer Depression. Die Ursachen liegen aber woanders.

Da es doch sehr persönlich ist, schreibe ich Dir den Rest jetzt nicht öffentlich sondern via PN.

Viele Grüße
Joey
 
Depressionen kommen einfach so aus scheinbar heiterem Himmel aber nicht von ungefähr.
Es ist keine Flucht. Man sieht keinen Ausweg.
Aber die Schuld kann man auch niemand anders geben.
Du bist definitiv nicht schuld!

Von aussen betrachtet scheint eine Depression sinnlos aus. Man hat das Bedürfnis zu sagen: reiss dich zusammen! Das Leben ist schön, du musst nur die Augen aufmachen!

Aber so einfach ist das nicht wenn alles sinnlos erscheint.
 
Wie Joey schon schrieb: Das sind mögliche, aber nicht zwingende Symptome der Depression.

Es ist doch eigentlich bei vielen Krankheiten so, dass alles davon abhängt, wie man damit umgeht oder inwieweit man die Verantwortung dafür übernimmt. Es gibt immer Möglichkeiten durch seine Krankheit seine Umwelt zu erpressen, oder einen sogenannten Sekundärgewinn zu erzielen:

Da ist der Herzkranke, der seine Familie damit erpresst, dass er sich nicht aufregen darf und deshalb alle nach seiner Pfeife tanzen müssen.

Da ist die Mutter mit Migräne, die erwartet, dass sich alle tagelang nur noch auf Zehenspitzen bewegen, in abgedunkelten Zimmern hausen, usw.

Da ist der Asthmakranke, der Rauchern sogar an der frischen Luft verbieten will zu rauchen.

Da ist der Mensch mit orthopädischen Problemen, der nicht mehr viel selber machen "kann" und alle Familienmitglieder und Freunde nehmen darauf Rücksicht, tragen die Einkaufstüten, im Urlaub die Koffer, übernehmen den Hausputz...aber siehe da: Plötzlich geht der Mensch in einen Sportverein und die Knochen machen mit.

Dafür gibt es viele Beispiele. Menschen, die ihre Umwelt kontrollieren wollen oder herrschsüchtig sind, werden gerne ihre Krankheit dafür ausspielen. Egal, was für eine Krankheit es ist. Und wenn er sich der Pflichten und Verantwortung entziehen will, dann kommen etliche Krankheiten gerade Recht. :)
 
hallo eberesche,
würde mal sagen eine depression sind gegen sich gerichtetet aggressionen, da man nie die aggressionen nach aussen leiten durfte - man will immer allen alles recht machen, traut sich nicht die meinung zu sagen oder eben nur sehr zaghaft. ausserdem, wenn man in der familie wen mit depressionen hatte, dann ist die wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass es einen nachfolgenden auch trifft. wenn man sich selbst lieben anfängt, sich seine meinung sagen traut ohne immer auf alle rücksicht zu nehmen, dann ist man am besten wege aus dem ganzen raus. selbstliebe ist glaub ich sowieso das um und alles bei jeder krankheit - denn wir bekommen doch krankheiten, weil wir was daraus lernen sollen,leider sehen manche menschen nur die krankheit und nicht die botschaft dahinter.
und ich bin fest davon überzeugt, dass jede krankheit heilbar ist...
alles liebe mysticeagle
 
depression ist mE ein überbegriff für die unterschiedlichsten psychischen störungen und befindlichkeiten.
es gibt nicht DIE depression, und daher gibt es auch nicht DIE erklärung dafür, wie sie entsteht und wie sie sich auswirkt.

die freundin meines sohnes z.b. nahm sich mit 26 jahren das leben....sie hatte ganz bestimmt eine andere form der depression als ich nach dem tod meines mannes und meines sohnes.

und ich wehre mich vehement dagegen, dass ich mit meinen depressionen jemanden erpressen wollte, sie war lediglich ausdruck des schmerzes.....

lg
sandy
 
Hallo Eberesche ( mein Lieblingsbaum, mein Baum im Baumhoroskop)

Im Grunde genommen sind viele Erkrankungen die immer wieder kommen, gelindert werden, um neu auszubrechen, ein Ergebnis das der Mensch das eigentliche Problem nicht erkannt hat, und es weiter und immer wieder lebt!

So kannst du immer wieder dir Spritzen abholen, die nicht mehr greifen, weil dein Körper dir sagen möchte, schau doch mal, das ist ein Zorn in dir, vor dem du deine Augen verschließt! Du kannst so viel wegschauen wie du willst, es juckt dich doch! Dieser Zorn läßt dich weinen, ob du willst oder nicht!

Schau dir den Zorn an, oder wer macht dich wütend, oder was macht dich wütend?

Was kommt jedes Jahr was du weg haben möchtest? Was sich dann eine Zeit lang verflüßigt?

lg Pia

Möchte dir nur was zeigen!

Eine Depression ist Jahre langes Schlucken von Traurigkeit!
Es kann sich dahinter eine Opferrolle verbergen!

Alles liebe Pia
 
und musste mir schon nach kurzer Bekanntschaft sagen lassen, wenn er wieder in die Psychiatrie kommen würde, läge das an mir.
Ich mache mir jetzt natürlich Gedanken. Er hat viel Belastungen in den letzten Wochen bzw. letzten Jahr erfahren, und mein Verhalten, mich mal zur Wehr zu setzen könnte vielleicht der Tropfen sein, der das Fass zum überlaufen brachte.

Ich möchte/kann die Krankheit dieser Person nicht Frage stellen, aber was du da schilderst ist nichts anderes als emotionale Erpressung (Manipulation durch Schuldgefühle), und das ist ein ganz übles Scheißspiel, mit dem jemand Macht über andere ausüben will - und meistens kann.

Mach dich mal weniger über Depression schlau, als über emotionale Erpressung, damit du lernst die Mechanismen zu entlarven und die Situation für dich richtig einzuschätzen.

Ruhepol
 
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Hallo,
erst einmal danke ich euch allen für die Antworten. Und auch für die PN´s :umarmen:.
und ich wehre mich vehement dagegen, dass ich mit meinen depressionen jemanden erpressen wollte, sie war lediglich ausdruck des schmerzes.....
Nein, das wollte ich auch nicht sagen.
Die Person hat auch schon einiges mitgemacht, das weiß ich und das habe ich auch im Hinterkopf. Die Gedanken sind mir schon vorher mal gekommen. Ich hatte das Gefühl es ist wie ein kurzzeitiges wegbeamen.
mysticeagle schrieb:
...man will immer allen alles recht machen, traut sich nicht die meinung zu sagen oder eben nur sehr zaghaft. ausserdem,...
...ersteres ja, das glaube ich auch, zweites nein, die Person sagt allen alles und die Meinung in einer sehr unschönen Form...und nicht zaghaft...
gut, die Nachfolgenden sehen es ja, und leben ja oft die/den Eltern nach.
Schlaft schön.
Eberesche
 
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