Wie ich aufhörte zu rauchen

I

Isisi

Guest
Rauchen ist an Situationen und Gewohnheiten gebunden. Ich habe fast dreißig Jahre lang 60 Zigaretten am Tag geraucht - ich weiß also wovon ich rede.:D

Als ich aufhörte habe ich versucht die jeweiligen Situationen ohne rauchen zu meistern.

Mal ein zwei Beispiele:

Meine Freundin:
- wenn sie morgens wach wurde setzte sie sich im Bett auf, steckte sich eine Zigarette an und rauchte sie im Bett
- danach zum Klo und Hände waschen
- dann Kaffee aufsetzen und während der durchlief eine Zigarette
- dann Kaffee trinken und Zigarette

Sie hatte also drei Rauchsituationen (natürlich mehr, ist aber nur als Beispiel gedacht):
1. Im Bett
2. Während der Kaffee kocht
3. Beim Kaffee trinken

Ich:
- aufstehen, zum Klo und Hände waschen
- Kaffee aufsetzen
- Kaffee trinken und Zigarette

Ich hatte also morgens eine Rauchsituationen: Kaffee trinken

Es wäre völlig unsinnig dass ich mir einen Kopf mache über "aufwachen" und "Kaffee aufsetzen".
Was ich damit sagen will: jeder hat andere Rauchrituale und jeder muß individuell vorgehen.

Ich habe versucht meine Rauchsituationen und meine Rauchorte zu indentifizieren und sie vom Rauchen zu trennen. Dabei bin ich folgendermaßen vorgegangen:

Ich habe mir ein kleines Oktavheft gekauft, welches ich samt Kuli immer dabei hatte.

Schritt eins:
Zwei Wochen lang habe ich mit jedesmal bevor ich mir eine ansteckte die Uhrzeit notiert. Nicht abends im Nachhinein rekapituliert, sondern immer vorher. Ohne Wertung und ohne schlechtes Gewissen. Das nahm mir erst mal die Angst. Ich brauchte ja nur die Uhrzeit zu notieren und durfte weiterrauchen.
Dadurch wurde mir aber zumindest jedesmal bewußt dass ich rauche und ich qualmte keine mehr so unbewußt vor mich hin.
Nach zwei Wochen hatte sich mein Konsum immerhin von 60 auf ca. 50 reduziert. Obwohl ich mir das nicht zum Ziel gesetzt hatte.

Schritt zwei:
Zwei Wochen lang habe ich mir zur Uhrzeit auch die Situation notiert. Bei mir waren es folgende:
- Kaffee trinken
- Auto fahren
- Nachdenkpause bei der Arbeit
- telefonieren
- TV schauen
- lesen
- unterhalten mit Freunden
- nach dem Essen

Schritt zwei:
Zwei Wochen lang habe ich mir zur Uhrzeit und Situation auch noch den Raucherort notiert. Bei mir waren das folgende:
- Wohnzimmer
- Küche
- Auto
- Raucherraum Arbeit

Und dann hatte ich alles erstmal identifiziert und hatte tatsächlich von 60 auf 40 Zigaretten reduziert - wieder ohne es bewußt zu wollen. Ein paar Zigaretten waren nicht zuzuordnen, die habe ich erstmal so stehen gelassen.

Und dann kam die harte Arbeit. Ich habe mir überlegt was ich in den Rauchsituationen anderes tun konnte.
Beim telefonieren zum Beispiel auf einem Block rumzumalen.
Beim lesen einen zuckerfreien Lolly und auf dem Stiel hab ich dann auch noch stundenlang rumgekaut.
In der Küche während das Essen kochte Kreuzworträtsel.

Das habe ich sehr lange gemacht, ca. vier Wochen.

Und dann habe ich die Orte reduziert: zu Hause nur noch auf dem Balkon oder bei schlechtem Wetter zumindest in der offenen Balkontür stehend. Bei der Arbeit war es sowieso nur der Raucherraum.

Ich habe also nichts mehr beim rauchen sonst gemacht. Entweder rauchen und rumstehen oder nicht rauchen und was schönes machen. Mein Ziel war es dass das Rauchen mit nichts schönem mehr zusammenhing. Nur das nackte rauchen.

So war ich dann von 60 auf ca. 10 bis 15 Zigaretten gekommen.
 
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Immer wenn ich doch zum Beispiel beim TV rauchen wollte statt auf den Balkon zu gehen, habe ich mir diese Versuchung als einen Rauchteufel vorgestellt.
Mein Rauchteufel hieß Klaus-Edgar, war klein, hatte einen Schmierbauch, unheimlich eklig fettige Haare. Er sah einfach nur lächerlich aus und war in keinster Weise attraktiv. Klaus-Edgar wollte mir immer einreden dass er es gut mit mir meinte wenn er mich zum Rauchen auf der Couch animierte. Aber er war nicht nur äußerlich ein häßlicher Schmierlappen sondern hatte auch einen widerlichen Charakter. In Wirklichkeit wollte Klaus-Edgar nämlich dass ich an Krebs sterbe. Ich habe ihn in Gedanken draußen auf den Balkon verbannt. Und wenn er mich durch die Scheibe hindurch lockte ihn wieder reinzulassen, habe ich ihm nur die Zunge rausgestreckt.

Nach ungefähr sechs Monaten habe ich dann mit den restlichen Zigaretten aufgehört. Zu der Zeit war ich mir über mein Rauchverhalten bewußt, habe mir nichts mehr vorgemacht und das Rauchen nicht mehr idealisiert.

Die meisten sagen man sollte sich keine Hilfsmittel holen. Ich habe es aber getan indem ich die Menge Nikotin, die ich jetzt noch durchs Rauchen zu mir nahm in Form von Nikotinkaugummi zu mir nahm. Von den Gewohnheiten war ich ja schon weg und nun reduzierte ich die Nikotinkaugummis schrittweise.

Der letzte Schritt war trotzdem nicht ganz leicht. Nachdem ich gar kein Nikotin mehr bekam wurde ich nach einer Woche ganz weinerlich wegen jeder Kleinigkeit und war gleichzeitig gereizt.

Wichtig ist wirklich aufhören zu wollen. Solange man noch nach Argumenten sucht wie schön das rauchen ist, will man auch nicht aufhören und dann tut man es auch nicht.

Erst wenn man raucht obwohl man es selbst widerlich findet gelingt es. Und deshalb hat auch das Einreden auf Raucher keinen Nutzen und macht auch keinen Sinn. Ich habe trotz des voll gelabert werden von anderen dreißig Jahre lang nicht aufgehört. Erst als ich mich selbst voll laberte hat es geklappt.
 
Ich finde es immer wieder aufbauend, dass es zu schaffen ist.

Irgendwann kann ich auch eine Erfolgsstory erzählen......aber das dauert noch (ein bisserl):wut1:
 
@isisi: gratuliere dir, das find ich toll, und superspannend, wie du das gemacht hast. Auch die geduld, die du mit dir hattest, beeindruckt mich - das finde ich persönlich etwas ganz wichtiges, geduld mit mir selbst... Wie schön :)

Ich hab von einem tag auf den andern aufgehört, völlig ungeplant, kippe aus nachts um halb eins (ein mittwoch wars) und die restlichen zigaretten fortgeworfen (ich war auf dreissig bis vierzig zigis pro tag). Hatte zwei wochen ein verdauungspuff, nachher war wieder gut. Dafür hab ich mein sportpensum von dreimal auf siebenmal die woche erhöht, was ich nun schon zwei jahre durchzieh.

Ich denk, jeder hat so seine art, mit sucht umzugehen. Und in anderen "suchtgefährdeten" bereichen bin ich auch mehr am verstehen lernen was ich tu, und kann nicht einfach aufhören damit.

Was ich jedenfalls auch so erlebt hab ist, dass man genau dann aufhört, wenn man selber will, und ermahnungen von aussen nix bringen :D

Ich freu mich für dich! :umarmen:

Kona
 
Mir haben damals Atemprobleme dabei geholfen aufzuhören.
Hab auch ca. 15 Jahre lang geraucht und ein Problem mit der Schilddrüse. :D

Jetzt bin ich seit 03.2009 ohne - hab aber immer noch manchmal Phasen jetzt (wieder), wo ich gern eine rauchen würde, es bis jetzt aber nicht gemacht hab. Hab letztens sogar eine volle Schachtel Gauloise vor Rewe gefunden, die ich an der nächsten Tram-Haltestelle einer älteren RAUCHENDEN Frau geschenkt hab.


Das ist wahrscheinlich aber nicht mit deinem zu vergleichen, 60 Zigaretten am Tag sind schon ganz schön heftig!
Umso schöner, wenn man es dann schafft ganz von loszukommen! :thumbup:
 
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Ich hab von einem tag auf den andern aufgehört, völlig ungeplant, kippe aus nachts um halb eins (ein mittwoch wars) und die restlichen zigaretten fortgeworfen (ich war auf dreissig bis vierzig zigis pro tag). Hatte zwei wochen ein verdauungspuff, nachher war wieder gut.

Ich glaub so war das bei mir auch, die ersten ca. 3 Wochen zu überstehen ist das Wichtigste/Schwierigste, und dann is gut, so ungefähr.
Hab auch von heut auf morgen aufgehört und es später nur einmal kurz probiert, die hat dann eklig geschmeckt, und danach nie wieder.

Umso erstaunlicher, dass nach 5 Jahren immer noch so Phasen kommen können, wo ich gern eine rauchen würde.
Eine Verkäuferin meinte mal, "einmal Raucher, immer Raucher" ... :o:D


EDIT: Auch wenn ich gerade nicht sicher bin, was mit "VerdauungsPUFF" gemeint ist.
 
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