Das alles hat mit meditativer Versenkung in jedlichem buddhistischen Kontext absolut garnichts zu tun. Und selbst wenn solche Phänomene mal im Kontext einer korrekt ausgeführten Meditation aus dem buddhistischen Bereich auftreten werden sie als völlig unwichtiges Nebenprodukt angesehen, das nicht erstrebenswert ist. Nämlich weil es hier um das Beseitigen von Verblendungen geht, und solche Meditationsphänomene wie hier beschrieben sind einfach Verblendungen die sich manifestieren.
Ich hab mal nachgeschlagen. Das fünfte Jhana im Therevada-Buddhismus ist die Erfahrung von endlosem, leerem Raum (Englisch: "Boundless Space"). Das sechste Jhana ist das Jhana des unbegrenzten Bewusstseins (Englisch: "Boundless Consciousness"). Ich zitiere Daniel M. Ingram bezüglich des 5. Jhanas:
Daniel M. Ingram schrieb:
Forms then slip away like ghosts into thin air, and the mind turns to boundless space, the fifth jhana, as the object of concentration.
This jhana is often called Infinite Space, as the next one is often called Infinite Consciousness, but I prefer the word boundless because it is much closer to the actual experience of these stages. People imagine that they might simultaneously perceive the whole of space, but what actually happens is that the perceptual boundaries drop away and a very unitive openness prevails. This open quality itself becomes the primary focus rather than what is unified in that openness. This aspect was already present in the 4th Jhana, but now it comes to the fore. The same is true of the next formless realm.
This is not necessarily as perfectly clean as it sounds, depending on how solidly one in this state, but it still quite spectacular. When this state is really cultivated, all or most images and sense of a body are gone, and almost all that is left is vastness. There is still thought and the illusion of a separate self, i.e. duality, but the mind is extremely quiet and the duality subtle.
Mein Fehler war es zu behaupten, dass die Wahrnehmung des endlosen Raumes dunkel sei - tatsächlich gilt das natürlich nur dann, wenn man mit geschlossenen Augen meditiert.
Wie sieht es nun im Mahamudra aus? Ich zitierte Geshe Kelsang Gyatso ("Mahamudra Tantra - Der erhabene Herzjuewel Nektar"):
Von den drei subtilen Winden, die die drei subtilen Geistesarten tragen, ist der am wenigsten subtilste derjenige, der den Geist der weissen Erscheinung trägt. Dieser Geist wird "weisse Erscheinung" genannt, weil alles, was wahrgenommen wird, eine Erscheinung von weissem, eeren Raum ist. Er wird auch "leer" genannt, weil der Geist der weissen Erscheinung diesen weissen Raum als leer wahrnimmt. Auf dieser Stufe sind die Erscheinung von weiss und die Erscheinung von leer von gleicher Stärke.
Wenn der Wind, der den Geist der weissen Erscheinung trägt, sich auflöst, entsteht der zweite der drei subtilen Geistesarten, der Geist der roten Vermehrung. Der Wind, der diesen Geist trägt, ist subtiler als derjenige, der den Geis er weissen Erscheinung trägt. Dieser Geist wird "rote Vermehrung" genannt, weil sich die Erscheinung von rotem Raum vermehrt. Er wird auch "sehr leer" genannt, weil die Erscheinung von leer stärker ist als beim vorherigen Geist. Auf dieser Stufe ist die Erscheinung von leer stärker als die Erscheinung von rot.
Auch hier gilt also die Einschränkung, dass die Wahrnehmung des Raumes zwar nicht dunkel ist, sondern zuerst "weiss" und dann "rot", aber in beiden Fällen wird ganz eindeutig Raum wahrgenommen.
(Übrigens entspricht all das, was ich hier sage, auch meiner eigenen Erfahrung.)
Im Therevada - und das habe ich bereits gesagt - wird wiederholt betont, dass diese Konzentrationstechniken nicht zu Einsicht in die drei Daseinsmerkmale und folglich auch nicht zu Erwachen/Befreiung führen. Diese Art zu meditieren basiert auf zunehmender Konzentration und ist nicht Vipassana.
Im Mahamudra ist die Sache bisschen komplizierter. Die hier genannten Erfahrungen von weisser Erscheinung und roter Vermehrung sind für sich genommen nicht wirklich relevant. Selbst das Erscheinen des Geistes des beispielklaren Lichts ist für sich genommen relativ wertlos. Aus diesem Grunde wird - korrigiert mich, falls ich hier was falsches erzähle - dann mit dem Geist des beispielklaren Lichts über Leerheit meditiert. Der Meditierende soll in der Lage sein, zum Zeitpunkt, wo der Geist des klaren Lichts auftaucht (also wie richtig gesagt beispielsweise beim Sterben), diesen überhaupt wahrzunehmen - und dazu dient diese Meditation.
Diese Art zu meditieren basiert jedoch sehr wohl vorwiegend auf Konzentration, und zwar gilt es kraft der eigenen Konzentration mittels Visualisation die Tropfen im Zentralkanal zum schmelzen zu bringen.
Folglich stimmt folgende Aussage...
sorry, liegend und mit geschlossenen Augen einen lichtlosen Raum wahrzunehmen ist überhaupt keine meditative Versenkung... Und mit Hilfe von Konzentration quasioptische Phänomen, die man auch ganz platt als Haluzinationen bezeichnen könnte zu erzeugen auch nicht. Auch nicht im Dzogchen...
Das alles hat mit meditativer Versenkung in jedlichem buddhistischen Kontext absolut garnichts zu tun
...nicht.
Ich kenne Dzogchen weniger gut als das Mahamudra, aber so weit mir bekannt ist, gibt es sehr ähnliche Techniken auch dort.
(Zum Thema liegen: Ob man nun liegend oder sitzend oder stehend oder rennend die Tropfen im Zentralkanal schmilzt bzw. über das 5. Jhana meditiert ist komplett egal. Allerdings ist es mit einer korrekten Meditationshaltung bei weitem einfacher als, sagen wir mal, im Stehen.)