Lieber Merlin, wie kommt es, dass Du hier Pendeln, Orakeln und Karten legen mit Hexerei und Zauberkunst gleichsetzst? Mit andern Worten, hätte Jesus ein paar hundert Jahre später gelebt, wäre tausend Mal auf dem Scheiterhaufen der Inquisition verbrannt worden - denn er war doch einer, dessen Wunder Dir wie Zauberei vorkommen müssen!?
Lieber Syrius,
warum wäre – ist er nicht ein Opfer des Sanhedrins geworden und wurde deshalb ans Kreuz genagelt? Als gläubiger Jude hatte er sich jedoch mit diesen Künsten sicherlich nicht beschäftigt, denn ihm war bestimmt bewusst, dass dies für seinen Vater ein Gräuel gewesen wäre.
Nein, zu den Zauberern gibt es in der Bibel zu viele Beispiele, die eine klare Position der Juden erkennen lässt. Die Zuwendung zu den Zauberern würde zudem die Abkehr vom monotheistischen Weltbild und Zuwendung zum Heidentum bedeuten.
Die Wundertaten Jesus haben auch nichts mit den Zauber- und Hexenkünsten zu tun, sondern ist ein Teil seiner Heilsgeschichte, die ihm einen göttlichen Status geben soll. Dazu gibt es unzählige Beispiele in den Geschichten anderer Heilsbringer.
@ Syrius: Heute jedoch sollten wir in der Lage sein, die Dingeetwas differenzierter zu betrachten.
Wir nennen es mediale Kräfte, die zur Erzeugung von Effekten wie das Pendeln, Karten legen aber auch Brotvermehrung, Geistheilung, gehen über Wasser oder Materialisation des Geistleibes Christi, verantwortlich sind. Wie alle Kräfte können auch diese sowohl zu guten wie üblen Taten verwendet werden.
Die Tatsache, dass im AT explizit von Zauberinnen gesprochen wird - wobei es natürlich nicht weniger Zauberer gegeben hat, resultiert daraus, dass der eine wahre Gott beinahe nur in Israel bekannt und anerkannt wurde. An fast allen anderen Orten wurden diese Kräfte zu negativen Zwecken eingesetzt. Daher die Generalverurteilung.
Das ist doch einfach nicht wahr, sondern eine Haltung des Klerus der Juden und Christen. Die Hagazussen (Hexen) waren ursprünglich die Hof- und Schutzgeister der Germanen. Frauen, die sich in diesem Sinne verdienten, wurde dann selbst als Hagazussen bezeichnet. Gut, den göttlichen Status hat sie dann mit der Christianisierung verloren, aber die Sorge um die Menschen und die Verbindung zu der Anderswelt ist ihnen geblieben (z. B. Hebammen).
Die Zauber- und Hexenkünste nun an die Fahnen des Juden- und Christentums heften zu wollen finde ich schon etwas kühn. Hier in unserer Region gab es schon lange Zauberer und Hexen, bevor überhaupt etwas vom Judentum bis hierher vorgedrungen war. Ich möchte an dieser Stelle auch noch an die Hexenverfolgung erinnern. Nein, der christliche Klerus hatte nichts ausgelassen, um diese für die damalige Gesellschaft wichtigen Frauen zu diskreditieren.
Dass sich diese Künste bis heute erhalten konnten, lag bestimmt nicht am Christentum, sondern an den elementaren Bedürfnissen der Menschen und der Anpassungsfähigkeit dieser Frauen. Schau dir einmal diese Künste genauer an, dann wirst Du auch ihren Zweck erkennen.
Es geht da nicht um die Lobpreisung eines Gottes, vielmehr ist hier das Heil eines Menschen der zentrale Mittelpunkt. Zum Trost all jener, die sich gerne diesen Künsten zuwenden und dennoch Christ bleiben wollen, möchte ich sagen, dass sich auch der christliche Klerus gerne aus dieser Kiste bediente.
@ Syrius: Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen diese Kräfte betreffend. Und es kommt darauf an, sie positiv nutzen zu wollen.
Eventuell sollte sich auch ein mancher Christ an diese Geisteshaltung erinnern, wenn es um die Inhalte ihrer Lehre geht. Unabhängig davon muss ich jedenfalls nach keiner Erklärung oder Rechtfertigung suchen, wenn ich mich diesen Künsten zuwenden möchte.
In diesem Sinne noch eine weitere Regel zu den Zauber- und Hexenkünsten: „Alles, was von dir ausgeht, fällt dreifach auf dich zu zurück!“
Merlin