milon schrieb:
Danke für das Beispiel,
"ich" bin Schachspieler.
Die Überlegung hat mir
auch schon gezeigt,
wie klein der Verstand ist.
Milon
Hallo Milon,
Ein Schachcomputer, egal wie gut und leistungsfähig er auch immer ist, existiert "in" der Zeit. Das, wovon der Schachspieler hier spricht, ist jenseits der Zeit. Logik gegen Intuition. Eine Maschine kann niemals das, was Kramnik hier als "Verstehen" bezeichnet. Wahres "Verstehen" ist stets jenseits des Logos.
Wir lesen hier im Forum z.B. einen Text von einem anderen Forummitglied und "glauben", diesen Text und das, was der Schreiber gemeint hatte, verstanden zu haben. Ich frage mich sehr oft, ob es überhaupt möglich ist, irgendwas Nicht-Dingliches wirklich zu verstehen. Ich bin eigentlich überzeugt, dass dieses Verstehen gar nicht an ein Ende kommen kann. Wir somit Nicht-Dingliches niemals wirklich verstehen können. Und damit auch nicht verstehen, welche Erkenntnis der Schreiber in seinen Worten zum Ausdruck bringen will. Wir erkennen immer nur das, was unserem aktuellen Wissen/Verstehen bereits entspricht und "glauben" dennoch, die nicht-dingliche Aussage des anderen verstanden zu haben. Wir erkennen somit nicht die Aussage des "anderen" wirklich, sondern immer nur uns selbst wieder (entsprechend unseren eigenen Erkenntnisstand).
Das was wir "Verstehen" nennen, ist eine Art Übereinstimmungsführung mit dem jeweils aktuellen Erkenntnisstand in uns. Was ich damit meine, zeigt mE das von mir reingestellte Interview von Kramnik:
"Ich bin ziemlich talentiert.
Manchmal denke ich, ich hätte eine Stellung verstanden, doch zwei Jahre später erkenne ich, dass ich gar nichts verstanden habe. Das ist das Geheimnisvolle am Schach. Wirklich faszinierend. Man hat ein kleines Brett mit 64 Feldern, doch es ist so tief, dass nicht einmal zehn Kramniks wissen können, welcher Zug der beste ist. Manchmal fühlt man sich einfach nur verloren. Man findet keinen Grund."
Das sind die Worte des Schach-Weltmeisters (!). Er "glaubt" er hätte eine Stellung verstanden, um 2 Jahre später festzustellen, dass er
"gar nichts" verstanden hatte! Man könnte fragen, wie es wohl 5 Jahre später mit dem Verstehen ausschaut. Und: dieses kleine Brett mit "überschaubaren" 64 Feldern ist doch so "tief", dass er sich manchmal einfach nur "verloren" vorkommt.
Und hätte irgendwer, dem Kramnik "vor 2 Jahren" gesagt, "du hast bei dieser Stellung überhaupt nichts verstanden, mein Lieber", dann wäre Kramnik, immerhin amtierender Schachweltmeister zu diesem Zeitpunkt, je nach seiner Mentalität entweder in die Luft gegangen oder hätte den anderen für einen hochnäsigen arroganten Arsch oder doch zumindest für einen bekloppten Spinner gehalten oder sonstwie reagiert. Aber er hätte unmöglich einsehen können, dass er die Stellung in ihrer Tiefe nicht verstanden hat, denn aus seiner Sicht und für sein Verständnis, hatte er sie sehr wohl verstanden, aber eben nur bis zu der "Grenze", welche sein Verstehen zuließ und quasi selbst setzte.
Erst als er selbst 2 Jahre später "tiefer" schauen kann, erkennt er auch selbst, dass sein Erkennen vor 2 Jahren gar kein Erkennen, sondern nichts als "Täuschung" war, denn er glaubte ja, er hätte verstanden.
Was ich grundsätzlich damit sagen will, dass das nicht nur so beim Schachspiel ist, sondern quasi in allen nur denkbaren Lebensbereichen. Und das Erkennen endet niemals, weil die "Tiefe", nämlich das-was-du-bist, nichtdinglich und somit unbegrenzt ist.
Aber:
Was ist, wenn die Partie läuft,
und keiner sitzt am Brett?
Würde bedeuten etwas würde außerhalb von dir existiert. Um dies zu beweisen, brauchst du aber jemanden der dies beobachtet, also ein Subjekt.
Somit ist dies ein Widerspruch, da nur DU es erfahren kannst (bzw der der dies beobachtet).
Bewusstsein ist zwischen NULL (dem fehlende Bezugspunkt) und ZWEI (der Dualität). Das Bewusstsein ist EINS (und alles). Es füllt den unendlichen Raum aus.
Da das Bewusstsein nur EINS ist, ist es nicht teilbar und kann sich somit nicht selbst bewusst machen. Das ist ungefähr so, wie wenn man mit einem PC, welcher 1 MB Festplatte hat, mit einem 1MB großen Programm die Funktion des Programms erkunden möchte. Das Programm kann nur feststellen, dass auf der Festplatte ein Programm vorhanden ist, aber nicht, wie es funktioniert. Nur wenn man das Bewusstsein teilen könnte, dann könnte die eine Hälfte erkunden, was die andere Hälfte ist. Oder, wenn es 2 Bewusstsein gäbe, dann könnte das eine Bewusstsein erkunden, wie das andere ist. Folglich können wir uns mit unserem Bewusstsein das Bewusstsein nicht bewusst machen. Bewusstsein war schon immer da. Wie Bewusstsein entstanden ist, werden wir nie wissen.
Das bleibt die Ausnahme in der Allwissenheit. Fazit: Auch in der Allwissenheit ist die Ausnahme enthalten.
grüße
Gail