Das sage ich auch nicht. Es ist aber in aller Regel so, dass dies einem vielleicht 1-2 Male passiert. Spätestens beim dritten Mal sollten aber die Alarmglocken anfangen zu schrillen.
Ich hatte noch nicht wirklich viele Männer in meinem Leben... Mittlerweile ist mir bewusst, dass gewisse Erlebnisse aus meiner Kindheit in einem Zusammenhang mit meinem Liebesleben stehen. Dieses abwechselnde Idealisieren und Abwerten kenn´ ich nämlich auch aus meinem Elternhaus, wenn auch nicht in Form der Bestrafung mit Schweigen und Ignoranz.
Meine Mutter war bei ihrer Heirat noch recht jung und wollte nicht lange mit dem Nachwuchs warten. Während andere Frauen in ihrer Verwandtschaft und ihrem Freundeskreis schwanger wurden und gesunden Kindern das Leben schenkten, war meinen Eltern dieses Glück lange nicht vergönnt. Obwohl meine Mutter sehr vorsichtig war und jederzeit auf ihre Gesundheit achtete, hatte sie mehrere Fehlgeburten, ehe ich 8 Jahre nach der Hochzeit meiner Eltern zur Welt kam. Es ist ein Wunder, dass meine Eltern 8 weitere Jahre später noch ein zweites gesundes Kind bekommen haben. Außerdem war die Schwangerschaft für meine Mutter sehr problematisch, so dass sie große Verlustängste entwickelte.
Meine Eltern schenken mir viel Liebe, Zeit und Aufmerksamkeit, aber insbesondere meine Mutter hat es mit ihrer Fürsorge häufig übertrieben. Sie hat mich erdrückt. Andere Kinder gingen bereits im Vorschulalter alleine in den Kindergarten, wenn die Entfernung sich in Grenzen hielt, und in der Grundschule liefen die meisten Mitschüler schon nach wenigen Tagen ganz alleine zum Schulgebäude. Ich durfte unsere Wohnung nicht ohne die Begleitung meiner Mutter verlassen, bis ich ca. 9 Jahre alt war. Mit dem Rad durfte ich erst mit 14 alleine auf der Straße bzw. zur Schule fahren, und die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ohne Begleitung der Eltern wurde mir erst gestattet, als ich schon volljährig war. Meine Klassenkameraden gingen als Teenager am WE auf die Piste, machten Party, tanzten in Clubs und Discos, ich saß die ganze Zeit traurig bei meiner Mutter, die mich für sich haben wollte.
Und natürlich hatte ich zu funktionieren. Ich war jahrelang ein Mensch ohne eigene Meinung, Eigenständigkeit war kein Teil meiner Persönlichkeit... weil es mir zu Hause verwehrt wurde. Ich musste mich bis zur Pubertät kleiden wie meine Mutter es wollte, meine Haare nach ihrem Geschmack frisieren, typisch griechischen Goldschmuck tragen, obwohl ich das schon immer gehasst habe... ich hatte keine richtige Identität. Und wenn ich nicht funktionierte, wurde ich abgewertet und musste mir von meinen Eltern so manchen verletzenden Spruch anhören. Einerseits waren sie total stolz auf mich, dass ich es aufs Gymnasium geschafft hatte und haben ständig in Gegenwart anderer Leute mit meinen Leistungen angegeben. Dasselbe Spiel, als ich später mit dem Lehramtsstudium begonnen hatte. Andererseits warfen sie mir vor, ich würde nur rumsitzen und mich in Bücher vergraben, während sie immer "richtiger" Arbeit nachgegangen sind... und "richtige" Arbeit war ihrer Ansicht nach nur körperliche Arbeit. Mein Studium war in ihren Augen sowohl etwas Besonderes, womit sie prahlen konnten als auch der Beweis dafür, dass ich faul war und keine Lust auf Arbeit hatte - sehr widersprüchlich, finde ich.
Meine Mutter betont noch heute, wie sehr sie sich immer um mich gekümmert hat... als ich ein Baby/Kleinkind war, hat sie das auch getan. Sie hat mich auch nie an irgendwelche Babysitter abgeschoben oder in eine Ganztags-Kita gegeben. Vielleicht wäre das besser gewesen, um bereits in jungen Jahren etwas Eigenständigkeit zu entwickeln. Wegen ihrer Angst durfte ich nie auf der Straße mit anderen Kindern spielen und musste immer zu Hause sein, wenn ich nicht im Kindergarten oder in der Schule war. Meine Mutter war zwar fast immer anwesend, aber in erster Linie kümmerte sie sich um ihren Haushalt. Ihre höchste Priorität war die Sauberkeit in der Wohnung. Sie hat mir nie Geschichten vorgelesen und eher selten mit mir gespielt.
Für meinen Vater war ich lange Zeit seine kleine Prinzessin, die er abgöttisch verehrte... bis ich in die Pubertät kam und rebellierte. Ich stand ihm näher als meiner Mutter, weil er mir mehr körperliche Wärme gegeben und viel öfter mit mir gekuschelt hat als sie. Meine Mutter ist nämlich - ähnlich wie der besagte junge Mann - der Meinung, dass ich den ersten Schritt machen muss, wenn ich von ihr gedrückt werden möchte. Und zwar weil ich die Jüngere bin und sie sich unterwürfig fühlen würde, wenn sie die Initiative ergreift. Manchmal ist sie auch gar nicht drauf eingegangen, wenn ich es versucht habe... meistens lautete die Begründung sie sei zu müde und erschöpft.
Mein Vater war auch nicht immer einfach. Er war sehr stolz auf mich, konnte aber auch sehr abwertend sein, wenn ich seine Erwartungen nicht erfüllte. Sowohl er als auch meine Mutter haben mir schon mehrmals gesagt, dass ich dumm sei, nichts in der Birne hätte, krank im Kopf sei und es nie zu etwas bringen würde - wenn ich eben nicht funktionierte. Deshalb hatte ich schon als Kind mit heftigen Schuldgefühlen zu kämpfen.
@Cayden: Ich habe schon nachgeschaut, in unserer Stadtbibliothek gibt es das Buch nicht. Für neue Bücher wird der Platz in meiner Wohnung langsam knapp, aber ich schau´ mal was sich machen lässt.
Mir ist schon aufgefallen, dass viele Männer von ihrer "Traumfrau" reden. Ich kenne aber kaum Frauen, die ein konkretes Bild von einem "Traummann" haben. Um ehrlich zu sein habe ich wenig Verständnis für so eine engstirnige Vorstellung. Natürlich habe auch ich meine Go´s und No Go´s, aber meinem Gefühl nach sind Frauen in dieser Hinsicht weitaus kompromissbereiter als Männer. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass der Großteil der Männer ihre Partnerinnen gemäß der eigenen Vorstellungen verbiegen möchte... insbesondere nicht, wenn es sich um Männer handelt, die eher schlechte Karten beim eigenen Geschlecht haben. Aber du hast Recht, ich lasse mich nicht so einfach verbiegen. Meine Eltern haben mich ihren Wünschen entsprechend geformt, aber ich bin längst erwachsen und habe eine eigene Wohnung. Wozu soll ich jetzt wieder nach der Pfeife eines anderen Menschen tanzen? Früher war ich der Besitz meiner Eltern, und jetzt soll ich mich von einem Mann besitzen lassen, damit er die Kontrolle über mich hat? Nein danke, darauf kann ich gut verzichten.
@Rosiengel: Wie gesagt, ich habe ihn lange für einen reifen jungen Mann gehalten. Inzwischen ahne ich wie es weitergegangen wäre, wenn ich wir noch Kontakt hätten. Ich hätte mich entschuldigt, er wäre mir entgegengekommen... und beim nächsten Fehler meinerseits hätte er mich wieder mit Rückzug bestraft, bis ich erneut angekrochen wäre. Das Spiel wäre dann weitergegangen mit zwei Möglichkeiten einer Aussicht auf das Ende: 1.) Mir wäre es eines Tages zu blöd gewesen, und ich hätte den Kontakt eingestellt. Daraufhin wäre ich in seinen Augen die Böse gewesen, die ihm nicht genug Zuwendung geschenkt hat (vermutlich glaubt er das jetzt auch, weil ich gar nichts mehr von mir hören lasse und auch nicht gefragt habe, warum er auf einmal nichts mehr schrieb). 2.) Er hätte mich mit sehr harten und beleidigenden Äußerungen in die Wüste geschickt, wenn ich meinen Stolz aufgegeben hätte.
Natürlich kenne ich auch Männer, die sich nicht so widersprüchlich verhalten und mit denen ich ein Leben auf Augenhöhe führen könnte. Ich war in 2 solche Männer verliebt, aber sie hatten beide kein Interesse an mir. Mit beiden Männern steh´ ich nach Jahren immer noch in regelmäßigem Kontakt, und beide haben mich immer sehr respektvoll behandelt. In diesen Freundschaften gab es nie einen überlegenen und einen unterlegenen Part, das sind echte Freundschaften auf Augenhöhe. Nur interessieren sich solche Männer eben nur rein freundschaftlich für mich. Ich weiß nicht, ob ich mit meiner Vorgeschichte überhaupt eine Chance habe, jemals eine Partnerschaft mit einem "normalen" Mann ohne Verhaltensstörung zu führen.