Die richtige buddhistische Sichtweise auf Karma bezieht sich auf jede unmittelbare Tat, die ich jetzt begehe - nicht in der Zukunft, nicht in der Vergangenheit. Es geht um eine Überprüfung meiner Motive in der Jetztzeit, Entscheidungen zu treffen, nicht um eine metaphysische Spekulation. Im Palikanon gibt es verschiedene Stellen, wo der Buddha jegliche metaphysischen Spekulationen als nicht hilfreich zur Befreiung von Leiden ablehnt. Warum tue ich, was ich tue? Ist das hilfreich für mich und andere?
Darüberhinaus lehnt Buddha auch ziemlich offen alle Spekulationen über das Karma anderer ab. Es ist einfach nicht hilfreich, darüber nachzudenken, warum anderen Leuten was auch immer passiert.
Karma soll nicht gebraucht werden als spekulativer Erklärungsrahmen für die Ereignisse in der Welt, sondern als Hinweis darauf, dass wir selbstverantwortliche, frei entscheidende Wesen sind, die mit ihren Entscheidungen zu leben haben. Meine Taten ziehen irgendwelche Wirkungen nach sich, das ist wohl unbestritten. Welche das sind, weiss niemand im voraus. Aber generell täte ich gut daran, intelligente Taten zu begehen. Wenn ich beispielsweise beschliesse, zu heiraten, dann heisst das, dass ich die entsprechende Verantwortung werde zu tragen haben. Ich werde eine Verantwortlichkeit für eine andere Person ausser mir selbst haben. Das ist Karma. Aber meine Entscheidung ist frei, sie ist selbstverantwortlich. Nicht zu meditieren beispielsweise ist eine freie Entscheidung. Genauso eine freie Entscheidung ist es, zu meditieren. Beides hat Konsequenzen, aber beides steht mir frei.