Ist Erziehung möglich?

Ist Erziehung möglich?

  • Ja, sicher.

    Stimmen: 20 62,5%
  • Ja, ich habe da auch schon einiges anderen anerzogen.

    Stimmen: 6 18,8%
  • Nein, aber manchmal versuche ich es, obwohl ich weiß, dass es nicht geht.

    Stimmen: 2 6,3%
  • Nein, ich gebe anderen Liebe und vertraue, dass sie alles alleine meistern.

    Stimmen: 4 12,5%

  • Umfrageteilnehmer
    32

martina weigt

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21. August 2005
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1.533
Ort
Bremen
Das Thema "Nest verlassen" hat mich zu diesen Thread geführt. Ich denke, Eltern versuchen Kinder zu erziehen, ihnen eine Richtung zu geben. Ich als Elternteil habe das weniger getan, tue es heute auch nicht mehr. Meine beiden großen Kinder wohnen bei ihrem Vater, meine Kleine (16) bei mir. Die Großen bekommen keine Ausbildung, mein Sohn (23) bemüht sich aber auch in keinster Weise, na und. Mir ist es egal. Das ist denke ich ein Ding zwischen Vater und Sohn, die natürlich auch ihre Auseinandersetzungen deswegen haben. Ich sehe das auch so, dass hier niemanden zu etwas gezwungen, genötigt oder sonst was kann. Sondern jeder kann hier nur bei sich anfangen. Er-ziehung gibt es für mich deshalb überhaupt nicht, ich liebe meine Kinder sowie sie sind, und versuche auch nicht sie zu verändern, ich mache ihnen nur klar, dass sie selbstverantwortlich sind und ich mich nicht um sie kümmere, das müssen sie schon selbst.
 
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martina weigt schrieb:
ich mache ihnen nur klar, dass sie selbstverantwortlich sind und ich mich nicht um sie kümmere, das müssen sie schon selbst.
Was verstehst du unter kümmern und nicht kümmern?
Ich meine, eine gewisse innere Anteilnahme ist auch ein kümmern... Einfach Interesse zeigen am eigenen Kind...
Selbstverantwortung und alleine gelassen sein halte ich nicht für das selbe...

lg Kalihan
 
Hallo Martina,

Er-ziehung gibt es für mich deshalb überhaupt nicht, ich liebe meine Kinder sowie sie sind, und versuche auch nicht sie zu verändern, ich mache ihnen nur klar, dass sie selbstverantwortlich sind und ich mich nicht um sie kümmere, das müssen sie schon selbst.

Da kommt mir die Geschichte einer Frau in den Sinn.Das war auf einem Spielplatz ihre kleine Tochter fiel um und weinte.Die Frau sagte nur "Hilf dir selber dann hilft dir Gott."

Es geht mir nicht um die religiöse Seite.Eigenverantwortung ist gut.Doch nicht die ganze Zeit.Kinder müssen auch Grenzen kennen lernen.

Der Mensch wird. Vorher ist er nichts anderes
als das Produkt seiner Erzieher.
;)...............


lg
Keane
 
Kinder sorgen in der Regel sowieso für sich selber. Babys schreien, wenn sie Hunger haben, und meine Tochter sagt mir auch, ich habe Hunger. Ich sage dann, mach dir was zu essen, kümmere dich drum. Ich mache nichts. Oder ich sage, ich habe gekocht, gibt gleich was. Ich kümmere mich um mich selber und für meine Tochter fällt was ab, mehr oder weniger. Sicher koche ich auch für sie. Grad habe ich sie z.B. gefragt, ob sie Hunger hat und sie sagt, ja und wir reden dann dadrüber, was sie essen möchte, was ich anzubieten habe.
Oder z.B. Schule, sie muss sich darum kümmern, dass sie für die Schule lernt, selbständig, das tut sie auch, haben alle meine Kinder getan. Wenn sie eine schlechte Note schreibt, oder überhaupt schlecht ist, haben oft versucht Lehrer uns in die Pflicht zu nehmen, damit wir unser Kind unterstützen, kontrollieren mit ihm lernen. Das habe ich nie getan, ihr Vater schon. Er wollte auch, dass ich es tue. Dadurch dass meine jüngste bei mir wohnt, ist sie die selbständigste geworden, (grins: mein Abbild), im Gegensatz zu meinen großen Kindern, die sich entweder alles vorschreiben lassen oder rebellisch sind, sich widersetzen, aber im Prinzip nicht eigenverantwortlich handeln. Obwohl das ist ja auch schon eine Handlung, die sie natürlich eigenverantlich tun. Es ist ja eh alles nicht zu werten, es ist schon gut, sowie es ist. Ob da nun einer dem anderen was zeigen muss oder nicht.
 
Menschen brauchen keine Grenzen, die gibt es nicht. Alles ist möglich. Keine Werteerziehung. Die Liebe leben, den Kindern die Lebenslust vorleben. So habe ich es getan, deswegen habe ich mich von meinem Mann getrennt. Meine große Tochter hat gestern zu mir gesagt, sie findet es gut, dass wir das getan haben und beide tolle neue Partner haben, die sie akzeptiert und die sie akzeptieren.
 
Wann sollte man aufhören zu erziehen?;)

Gestern erlebt: Ich musste mit meiner Kleinen (2,5 Jahre alt) zum Kinderarzt. Dort sollte ich sie ausziehen und auf den Topf setzen, da der Urin ins Labor musste.
KATASTROPHE: sie wollte sich nämlich nicht ausziehen, weder von mir noch allein, nicht auf den Topf setzen.NEIN! Ich war so fertig, wusste nicht mhr was ich tun sollte. Also mussten wir wieder ins Wartezimmer (nachdem ich schon 1 Stunde gewartet hatte mussten wir nochmal warten, weil Madame bockig war).
Was hättest Du gemacht? Irgendwann klappte es dann, sie war auch richtig glücklich, dass sie wieder lieb sein konnte.
Der Arzt sagte dann zu mir ich solle mir nicht auf der Nase rumtanzen lassen und mich mal durchsetzen. Gut gesagt, aber recht hat er.:)

Wo fängt Erziehung an und wo hört sie dann wieder auf? Hätte ich sie alleine machen lassen sollen? Sie wäre nackt auf die Strasse gerannt.

Meine Kinder werden ihren Weg gehen, sollen sie auch, aber erst wenn sie soweit sind.
 
martina weigt schrieb:
Menschen brauchen keine Grenzen, die gibt es nicht. Alles ist möglich. Keine Werteerziehung. Die Liebe leben, den Kindern die Lebenslust vorleben. So habe ich es getan, deswegen habe ich mich von meinem Mann getrennt. Meine große Tochter hat gestern zu mir gesagt, sie findet es gut, dass wir das getan haben und beide tolle neue Partner haben, die sie akzeptiert und die sie akzeptieren.


Da bin ich anderer Meinung.....Kinder brauchen Grenzen damit sie lernen wie Weit sie gehen können-eben wo die Grenze ist...Grenzen zeigen ist auch eine Form von liebe.
 
Spätestens wenn mein Kleiner mich schlägt, weil ich nicht weiss, wo SEINE Panini-Bilder sind, muss ich ne Grenze setzen... :zauberer1
 
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Ich habe nichts angeklickt, weil da gibt es nichts, was meiner Antwort entspricht. Und wenn ich das hier so lese, stößt mir manchens auf. Nun dachte ich, ich hab das mit der Erleuchtung so einigermaßen auf die Reihe gekriegt, und stelle fest, wieder wars nichts. Erinnert mich an meine Versuche, Algebra und Gleichungen zu verstehen. Ob das zusammen hängt?

Nun gut, jetzt zum Thema.

martina_weigt schrieb:
Er-ziehung gibt es für mich deshalb überhaupt nicht, ich liebe meine Kinder sowie sie sind, und versuche auch nicht sie zu verändern, ich mache ihnen nur klar, dass sie selbstverantwortlich sind und ich mich nicht um sie kümmere, das müssen sie schon selbst.

(Ich muß aufpassen, sonst werd ich ein wenig emotional). Ich sehe das nicht als Erziehung, sondern ich nenne es "seine Kinder führen". Meine sechs Töchter sind zwar alles meine Kinder, aber jede hat ihren eigenen Charakter. Wenn ein Kind geboren wird, bringt es schon gewisse Grundtendenzen mit. Außerdem kommen noch die Gene der Eltern dazu, die sich auch auswirken und dann ist da der Lebensplan eines Kindes. Ich verhätschel meine Kinder nicht (wenn auch manche Leute das öfter so sehen) und sie sind im Grunde gezwungen, selbständig zu sein, weil ich gar nicht ständig hinter allen her sein kann.

Aaaaaaaber... ein Kind hat ein Recht auf eine gewisse Fürsorge. Meine Oma sagte immer, Kinder brauchen ihre Ordnung. Und nach meinen Erfahrungen hat sie damit recht. Es gibt Kindern von grundauf Sicherheit, wenn sie gewisse Dinge erleben: z.B. daß sie nicht alles dürfen, daß sie zu einer gewissen Zeit ihr Essen haben, daß man ihnen zum Schlafengehen einen Gute-Nacht-Kuß gibt, daß ihre Wäsche ordentlich im Schrank liegt (auch wenn sie dabei mithelfen, wenn sie alt genug sind).

Sicherlich sollen sie lernen, ihre Hausaufgaben selbständig zu machen. Aber es gibt immer wieder Dinge, die noch nicht verstanden wurden und dann kann man als Eltern das erklären, oder wenn das nicht geht, kann man dafür sorgen, daß sich jemand findet, der es erklärt. Ansonsten würde man das Kind ja im Regen stehen lassen.

Sicherlich sollen sie sich um eine Ausbildung kümmern, aber es ist nicht schlecht, wenn man sie dabei unterstützt. Schließlich haben sie noch nicht die Erfahrungen eines Erwachsenen und alles ist Neuland.

Ein Kind könnte den Eindruck gewinnen, daß es seinen Eltern nicht wichtig ist, daß es für die Eltern egal ist, ob es existiert oder nicht. Oder es könnte Schuldgefühle entwickeln, weil es glaubt, etwas verbockt zu haben, was das vermeintliche Desinteresse ausgelöst hat.

Ich weiß nicht, im Moment sitz ich hier etwas händeringend und Martinas Beiträge erinnern mich an die Zeit, als die antiautoritäre Erziehung so "in" war. Erstmal müssen Kinder lernen, wo die Grenzen sind, damit sie entscheiden können, welche Grenzen für sie nicht relevant sind. Nicht jeder ist erleuchet (sorry) und nimmt das Leben so, wie es ist.

Ich hatte eine Mutter, die ihre eigenen Interessen durch gesetzt hat und "ihr eigenes Ding" gemacht hat. Wir Kinder waren eher eine Randerscheinung und ich kann sagen, dieses Verhalten hat mich ordentlich irritiert. Bei meiner Oma hatte ich diese gewisse Ordnung und es hat mir gut getan. Bei meiner Mutter hatte ich sie nicht, es war eher Chaos. Leider hat das Verhalten von meiner Mutter tiefere Eindrücke hinterlassen und ich bin immer noch dabei das Chaos in mir zu ordnen. Oft finde ich keine Linie und drehe mich im Kreis. Bei manchen Kindern kann man vielleicht so handeln, wie Martina das hier erzählt, aber viele Kinder geraten gerade dadurch ins Schleudern. Viele Kinder brauchen eine gewisse Führung. Erziehung bedeutet nicht, daß man das Leben der Kinder kontrollieren soll, sondern für mich bedeutet es, die Fähigkeiten meiner Kinder zu stärken und sie ins Erwachsenenleben zu führen.

Vielleicht hab ich ja was falsch mitgekriegt, aber so sehe ich das.

Meine Jüngste hat das, was viele eine alte Seele nennen. Aber auch sie und gerade sie braucht eine gewisse Konsequenz und Kontinuität. Meine Älteste hat oft ganz konkret ihre Grenzen gefordert. Hätte ich mit Gleichgültigkeit reagiert, hätte sie das in großem Maß verunsichert. Meine vierte Tochter ist von sich aus sehr selbständig und aufmerksam und sieht oft viel, was auch ich übersehe. Sie wirkt sehr erwachsen, aber sie braucht genauso Fürsorge. Sie sagt es nicht, aber ich merke es, wie sie reagiert.

Selbst Tiermütter erziehen ihre Kinder und bringen ihnen bei, was sie brauchen. Und sie zeigen ihren Jungen ebenso die Grenzen. Ich hab das auch beobachtet, wenn unsere Katze Junge hatte oder in freier Wildbahn sieht man das ebenso.

Alles einfach laufen lassen ist nicht immer der Weg.

Alles Liebe
Moonrivercat
 
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